[TV-Serie] The Leftovers

Hier kann man sich über aktuelle oder klassische TV-Serien und sonstige Themen rund um die Mattscheibe unterhalten.

Moderator: Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6835
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

[TV-Serie] The Leftovers

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA, 2014-2017
Idee: Damon Lindelof, Tom Perrotta
Darsteller: Justin Theroux, Amy Brenneman, Christopher Eccleston, Carrie Coon, Ann Dowd

"In der US-amerikanischen Drama-Serie The Leftovers aus dem Hause HBO wird die Welt von einem Ereignis unfassbaren Ausmaßes erschüttert. Urplötzlich verschwinden über 140 Millionen Menschen, was beinahe zwei Prozent der aktuellen Weltbevölkerung entspricht. Wenngleich sich diese zwei Prozent nach einer überschaubaren Menge anhört und bei der Betrachtung des Gesamtbildes kaum ins Gewicht fallen dürfte, verändert sich das Leben auf der Erde radikal. Angefangen bei der Tatsache, dass niemand dieses außergewöhnliche Phänomen rational erklären kann, bis hin zur apokalyptischen Vorahnung, dass dies erst der Anfang einer Reihe von unverständlichen Ereignissen ist: Die Welt, wie wir sie kennen, befindet sich im Wandel.

Der Tag des Jüngsten Gerichts ist im übertragenen Sinne eingetroffen. Die Erlösten befinden sich nun an einem anderen, möglicherweise besseren Ort. Der Rest der Menschheit (sprich die Leftovers) muss sich nun neu arrangieren und lernen, mit der befremdlichen Situation umzugehen. In ihrem Fortgang folgt die Serie dem Schicksal unterschiedlicher Menschen. Dazu gehört unter anderem Polizeichef Kevin Garvey (Justin Theroux), der verzweifelt versucht, seinen Kindern ein Stück der alten respektive normalen Welt zu bewahren. Allerdings hat sich in den vergangenen drei Jahren das Leben der Zurückgebliebenen gewaltig verändert und in Anbetracht der jetzigen Lage scheint ein weiterer Akt der Erlösung beziehungsweise des Verschwindens nicht einzutreffen." (www.moviepilot.de)

Letzten Herbst habe ich es endlich geschafft, diese Serie komplett durchzugucken.
Lange Zeit hatte ich es mir schon vorgenommen und vor knapp drei Jahren hatte ich damit auch schon mal begonnen, hatte aber - aus zeitlichen Gründen - lediglich die ersten fünf Episoden geschafft.
Und was ich da sah, hatte mich schon zutiefst beeindruckt.
Dabei wusste ich eine Sache sofort ganz genau: Dies ist eine Serie, für die man sich wirklich Zeit nehmen und nicht wie dieses übliche Drecks-Fastfood wegbingen sollte, wie die x-te Teenieserie von Netflix oder die neueste Superhelden-Serie von wem auch immer.
Sondern das hier ist wie ein Drei-Gänge-Menu in einem sehr feinen Restaurant, für das man sich Zeit lässt und das man genießt.

Nun habe ich dieses Werk endlich zu Ende schauen können und bin zutiefst begeistert.
Selten habe ich es erlebt, dass eine Serie mich so tief berührt hat und einen die Sinnlosigkeit, die Trauer, die Wut, die Verzweiflung über den Verlust von geliebten Menschen so intensiv hat spüren lassen.
Die Serie nur darauf zu beschränken, wäre jedoch ein fataler Fehler.
Es geht hier vor allem auch um das Verhalten eines Kollektivs in einer extremen Situation, die weder einfach so lösbar, noch wirklich erklärbar ist.
Und es wird gezeigt, was so ein Ereignis mit Menschen in einem eventuell ohnehin schon fragilen Alltag anstellen kann.

Darüber hinaus durchleben die Protagonisten, neben des langsamen Scherbenaufsammelns und Reparierens ihrer früheren Existenz oder des Weitermachens in einer ganz neuen Existenz, Momente der Übernatürlichkeit - man könnte es auch Wunder nennen - wobei nie wirklich klar ist, ob diese Ereignisse tatsächlich eine Form von Wundern sind oder ob diese nur merkwürdige Zufälle sind und sich auch rational erklären lassen.

Eigentlich kann ich die Essenz dieser Serie mit so einer Kritik überhaupt nicht einfangen.
So eine Genialität habe ich wirklich lange nicht mehr in einer Serie gesehen.
Daher war dies auch die erste Serie seit fast 10 Jahren, die es geschafft hat, einen Platz in meiner Top 10 der Lieblingsserien zu bekommen.
Das brillante Spiel, die Geschichte, die Bilder, die Figuren, die Musik - alles fügt sich zu einem einzigen, großen Meisterwerk zusammen.

Nicht umsonst wird "The Leftovers" in vielen Listen als eine der unterschätztesten Serien der letzten Jahre, wenn nicht sogar aller Zeiten geführt.
Ich kann nur jedem ganz dringend empfehlen, diese großartige Serie zumindest einmal auszuprobieren.
Ich habe die Serie jetzt schon anderen empfohlen, die sie dann teilweise auch wieder weiterempfohlen haben und nahezu alle waren wirklich restlos begeistert, hatten jedoch vorher noch nie etwas davon gehört.

So sieht nämlich ein echtes Meisterwerk des zeitgenössischen Fernsehens aus.
Und nicht wie dieser ganze andere Rotz, der teilweise auf mehrere Staffeln gedehnt wird, weil es gerade stärker "In" ist, eine TV-Serie denn einen Kinofilm zu machen.
Ich danke Damon Lindelof für diese bravouröse Umsetzung und verneige mich in Ehrfurcht vor der Genialität dieses Meisterwerks :huld: :huld: :huld:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Benutzeravatar
Murillo
die graue Eminenz
die graue Eminenz
Beiträge: 3515
Registriert: Sa 9. Okt 2004, 15:31
Wohnort: Budapest
Kontaktdaten:

Re: [TV-Serie] The Leftovers

Beitrag von Murillo »

Absolut geniale Serie. Ich kann eigentlich allem so zustimmen, was eingangs geschrieben wurde.
Ich hätte die Serie auch nie gesehen, wenn Herr P. sie mir nicht empfohlen hätte. Und dann hätte ich ganz gewaltig etwas verpasst.
Mittlerweile gucke ich viel mehr Serien, als das früher der Fall war.
Und auch ich muss sagen, dass "The Leftovers" locker eine der besten Serien der letzten Jahre ist. :huld:

Man merkt ziemlich deutlich, dass einer der Macher von "Lost" (Lindelof) am Script mitgeschrieben hat, und dass nicht nur an dieser widerkehrenden Obsession mit Australien... :lach:
Und ich hatte auch den Eindruck, dass man aus einigen "Fehlern" bei "Lost" gelernt hat und das Serienende in diesem Fall daher viel runder und schlüssiger wirkt. Das fand ich sehr erfrischend.
Nichtsdestotrotz ist es immer noch sehr schwere intellektuelle Kost und kein locker-flauschiger Spaß für Zwischendurch.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
Antworten