Die besten Kinofilme 2015

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Detlef P.
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Die besten Kinofilme 2015

Beitrag von Detlef P. »

So, es folgen meine Film-Highlights aus dem Jahr 2015.

1. Ich und Earl und das Mädchen

Wow, was für eine absolut wundervolle kleine Indie-Perle hier doch alle anderen Filme hinter sich lassen sollte und sogar meinen Platz 2 verdrängt hat, der sich ganz krass mit diesem um den ersten Platz geprügelt hat.
Aber, wie wir spätestens seit "Highlander" wissen: Es kann nur einen geben :mrgreen:
Wie bitte hätte ich diesen Film nicht lieben können? Eine so schräge, witzige und zugleich tieftraurige Geschichte mit so wahnsinnig tollen Charakteren muss man einfach ins Herz schließen.
Die talentierten und vor allem unverbrauchten Gesichter tun ein Übriges und die gekonnt zurückhaltende Regie gibt ihnen genügend Raum, sich zu entfalten.
Das Sahnehäubchen auf dem Ganzen sind natürlich die bekloppten Filmparodien, die Greg die ganze Zeit über mit Earl dreht und über die ich mich heute noch kaputt lachen könnte.
Aber das Herzstück ist natürlich die Freundschaft zwischen Greg und Rachel, die leider nur tragisch enden konnte, aber ohne deren Ausgangssituation sich beide niemals kennengelernt hätten. Oh Mann, ich werde gerade echt ganz melancholisch, während ich das hier schreibe... .
Unterm Strich ist dieser Film ein unglaublich schönes Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit.
Und gibt es universellere Themen als diese?

2. Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Ladies und Gentlemen, Iñárritus bester Film seiner gesamten Laufbahn!
Alles an diesem Film ist der Wahnsinn. Angefangen bei den Schauspielern, allen voran tatsächlich ein Michael Keaton, dem ich so eine Leistung im Leben nicht zugetraut hätte und der sich durch diese eine Rolle völlig zu Recht nach Jahrzehnten zurück in die Oberliga katapultiert hat.
Neben ihm glänzen andere Talente wie Edward Norton, Naomi Watts oder Emma Stone und zeigen absolute Höchstleistungen.
Dann die Machart, die wie ein einziger One Take aussieht, von Iñárritu und seinem Kameramann Emmanuel Lubezki perfekt inszeniert.
Und dann ist die Geschichte noch so herausragend gelungen, sowohl als Kommentar zum großen, künstlerischen Schaffen an sich, als natürlich auch als einmaliger Meta-Kommentar im Bezug auf Michael Keatons Karriereverlauf :mrgreen:
Der sogenannte magische Realismus, den Iñárritu an gewissen Stellen einsetzt, rundet die Sache perfekt ab.
Verdient mehrfach ausgezeichnet!

3. Die Peanuts - Der Film

Ich liebe die Peanuts abgöttisch!
Den unnachahmlichen Humor, die Charaktere, die erwachsenen und teilweise existenziell-tiefgründigen Dialoge - einfach alles!
Die DVD-Box mit allen Folgen bekam ich zum 21. Geburtstag geschenkt. Das wohl schöne Geschenk, das ich je bekommen habe.
Ich hatte wirklich Bedenken, als es hieß, dass es einen neuen Kinofilm im 3D-Format geben sollte.
Als ich dann die ersten Bilder sah, war ich wirklich erleichtert. Und als ich den Film im Kino sah erst recht.
War das eine wahnsinnig tolle Modernisierung. Besser kann man es einfach nicht machen.
Und auch wenn es an manchen Stellen wirkte, wie ein Best Of, habe ich mich trotzdem so unglaublich amüsiert und über diesen Film gefreut.
SO überträgt man alte und lieb gewonnene Dinge in die Neuzeit. So und nicht anders!

4. It Follows

Meine Güte, wenn das nicht mal einer der absolut hammergeilsten Horrorfilme des kompletten Jahrzehnts war.
Alleine die grandiose Atmosphäre, die aufgebaut wird. Dann die wirklich guten Darsteller, die teilweise echt umwerfende Leistungen vollbringen.
Überhaupt mochte man die Charaktere von der ersten Sekunde an und wenn das ganze Horror-Drumherum nicht gewesen wäre, hätte man mit genau diesen Figuren eine abgefahrene Indie-Komödie über die Generation Z machen können.
Aber zum Glück gab es den ganzen Horror und wir werden Zeuge eines der spannendsten, schonungslosesten und zugleich vielschichtigsten Horrorfilme der letzten Jahre, der ja jetzt schon fast als moderner Klassiker gilt.
Das ambivalente Ende setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Einfach bemerkenswert!

5. Wild Tales

Eine absolut irre Episoden-Tragikomödie aus Argentinien, die mehrere Episoden von Menschen zeigt, die in Extremsituationen durchdrehen.
Auf gekonnt witzige Weise hält uns der Film so den Spiegel vor und zeigt eine regelrechte Achterbahnfahrt völlig irrer Prämissen - von saukomisch, über spannend und fast schon actionreich, bis hin zu dramatisch und traurig.
Mal versteht man die Reaktionen der Figuren, mal sind sie absolut nicht nachvollziehbar.
Trotzdem packt einen der Film mit jeder einzelnen Episode erneut.
Tolles internationales Kino!

6. Sicario

Denis Villeneuve liefert hier einen absolut packenden Thriller ab.
Das Thema Drogenschmuggel an der US-mexikanischen Grenze wird so voller Hochspannung erzählt, dass man die ganze Zeit über wie gebannt zusieht.
Atmosphärisch dicht und schonungslos direkt werden die verschiedenen Seiten in diesem Kampf ausführlich beleuchtet.
Mit wahren Hochklasse-Leistungen von Emily Blunt, Josh Brolin und ganz besonders Benicio del Toro, der im Anschluss sogar noch ein eigenen Spin off-Film bekommen sollte.
Gekonnt und auf absolut hohem Niveau!

7. Der Marsianer

Ich bin ja wirklich kein großer Fan von Ridley Scott, aber wenn der Mann einen guten Film macht, muss ich das einfach anerkennen.
Hier liefert er einerseits eine echte Matt Damon-One Man Show, aber zeigt andererseits auch die Bemühungen des Teams, dass helfen soll, den auf dem Mars Gestrandeten nach Hause zu holen.
Science-Fiction für Leute, die keine Science-Fiction mögen, da hier wirklich der menschliche Aspekt, die Pflicht und der Drang zu helfen und der bloße Wille zum Überleben im Mittelpunkt stehen.
Das gelungene, überraschend witzige Skript wurde von Scott, der seinen Film mit etlichen Stars spickte, gekonnt umgesetzt, sodass man bis zum Schluss mitfiebert, obwohl man eigentlich schon weiß, wie es ausgeht

8. Avengers: Age of Ultron

Auch wenn der Film leider nicht der ganz große Wurf war, der von vielen erhofft wurde, ist er trotzdem eine Art gelungener Mittelteil zwischen der Einführung des Teams und dem großen Showdown, der dann ja später sogar in zwei Teilen über die Leinwände flimmern sollte.
Es gibt ein paar (fast schon zu viele) richtig coole One Liner, die Darsteller tragen die Figuren mittlerweile wie eine zweite Haut und der Film ist bombastisch inszeniert worden.
Das einzige Problem war, dass zu viele irrelevante Nebenhandlungen die Geschichte etwas verwässern. Aber das wird im Laufe des Films trotzdem gut überspielt.
Immer noch großes Blockbuster-Kino, auch wenn der Aha-Effekt dieses Mal nur noch bedingt greift.

9. The Imitation Game

In einer wirklich famosen Leistung von Benedict Cumberbatch als Alan Turing, wird dessen Kampf gegen die Nazis und deren Enigma-Maschine im zweiten Weltkrieg gezeigt.
Dabei verkommt der Film jedoch nie zum bloßen Spionage-Thriller, sondern ist im Kern ein zutiefst menschliches Drama um Turing und seine unterdrückte Homosexualität.
Mit Keira Knightley als kongeniale Partnerin und einigen britischen A-Liga-Stars in Nebenrollen wird das prämierte Drehbuch vom norwegischen Regisseur Morten Tyldum zum Leben erweckt.
Eines der besten Biopics der letzten Jahre.

10. Spectre

Trotz des, meiner Ansicht nach, wirklich misslungenen dritten Aktes taucht der Film an Ende doch in meiner Jahres Top 10 auf. Wie kommt das?
Ganz einfach: Wenn der Film so hervorragend weitergegangen wäre, wie zu Beginn, hätte er in der Liste wirklich ganz weit oben gestanden.
Es hätte tatsächlich nach "Casino Royale" der beste Bond mit Craig werden können, weil Craig hier wirklich seine komplette Lässigkeit ausspielen kann und die Nebenfiguren auch endlich vollständig etabliert wurden.
Hinzu kommen eine der wohl besten Pre-Title-Sequenzen der Reihe überhaupt und nach Jahrzehnten die Rückkehr von Blofeld und Spectre.
Schade, dass das am Ende regelrecht versaut wurde. Trotzdem sind die ersten zwei Akte so grandios, dass ich das nicht außer acht lassen kann.


Ebenfalls gut waren:

Mission: Impossible - Rogue Nation
Irrational Man
Ex Machina
Der große Trip - Wild
Die Maisinsel
Cobain: Montage of Heck

Größte Überraschung des Jahres:

Sebastian Schippers One Take-Film "Victoria", der tatsächlich als richtiger One Take über zwei Stunden gedreht wurde, hat es tatsächlich leider ganz knapp verpasst, in die Top 10 aufgenommen zu werden. Daher möchte ich hier nochmal einen der innovativsten Filme des Jahres ehren, mit dem ich so definitiv nicht gerechnet hätte, und sagen, wie sehr es mich gefreut hat, dass so ein Film aus deutschen Landen kommen und international so eine Aufmerksamkeit bekommen konnte.
Und auch, wenn ich mich über das deutsche Kino nicht beschweren möchte, finde ich es ganz große klasse, dass so ein Experiment mal gewagt und dadurch viel gewonnen wurde.

Größte Enttäuschung des Jahres:

Nachdem im Vorjahr schon der erste Teil des Finales bescheiden ausfiel, hatte ich gehofft, dass "Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 2" die Reihe gut abschließen würde.
Naja, es war zwar nicht kompletter Müll, aber nach dem guten ersten und dem hervorragenden zweiten Teil - nach denen ich wirklich gespannt wie Katniss' Flitzebogen war, wie es weitergehen würde - wird das ganze doch eher lahm, brav und unausgegoren zum Abschluss gebracht.
Warum man dann auch noch ausgerechnet den dritten und letzten Roman, der bei den Fans ohnehin als schwächstes der drei Bücher gilt, als Zweiteiler im Kino zerdehnen musste, wird wohl für immer ein Geheimnis der Produzenten bleiben, aber ich vermute, dass das doch eher was mit Geld zu tun hat, als mit der groß angekündigten Absicht, den Fans die Geschichte so akkurat wie möglich erzählen zu wollen :cityofgod:

Kurzweiligster Unsinn des Jahres:

Ich hätte den Film nie geguckt, wenn ich was dafür hätte zahlen müssen, aber ich war in den paar Monaten, in denen ich in einem Jugendclub gearbeitet habe, mit den Jugendlichen in unserem Ferienprogramm in Amy Schumers "Dating Queen" im Kino :lol:
Und der Film war echt unterhaltsam. Eine typische Judd Apatow-Komödie!
Mit Bill Hader, Tilda Swinton(!) und Brie Larson auch in Nebenrollen toll besetzt, haben dann auch noch Leute wie John Cena, LeBron James, Daniel Radcliffe oder Marisa Tomei Gastrollen übernommen und sichtlich viel Spaß an der Sache gehabt, die sich auch auf das Publikum überträgt.
Kein großer Wurf, aber kurzweiliger, etwas zotiger Quatsch für Zwischendurch sieht genau so aus :popcorn:

So, das war es mit 2015.
Fortsetzung folgt mit dem nächsten Jahr...


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Re: Die besten Kinofilme 2015

Beitrag von Murillo »

Auch hier kenne ich leider mal wieder nur einen Film aus Deiner Top 10, nämlich...
Detlef P. hat geschrieben: Sa 26. Dez 2020, 17:10 3. Die Peanuts - Der Film
Und der war ziemlich cool.
Den Rest der Liste nehme ich mal (wie bei den anderen Jahresthreads) als Anregung für Filme, die ich während der Arbeit im Homeoffice gucken kann. :beer:
Später kann ich dann hoffentlich mehr dazu schreiben.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Re: Die besten Kinofilme 2015

Beitrag von Detlef P. »

Ja bitte :smile:
Zumindest Nummer 1, 2 und 4 sollten Dir definitiv gefallen.


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Re: Die besten Kinofilme 2015

Beitrag von Damien3 »

Öööööhm das absolute Meisterwerk des Jahres ohne EINE Erwähnung??

THE REVENANT anyone????

Ich kann den schauen bis zum umfallen. Ich finde einfach alles gigantisch. Die Schauspieler...die Kamera...die Ideen...die geschichte....den Bären-----


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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Re: Die besten Kinofilme 2015

Beitrag von Detlef P. »

Damien3 hat geschrieben: Do 21. Jan 2021, 09:10 Ich kann den schauen bis zum umfallen.
Ich nicht!
DiCaprio und Tom Hardy spielen gut und er wurde gut inszeniert und vor allem gefilmt.
Da hört es dann aber auch schon auf, denn die Geschichte ist absolut nichts besonderes, zieht sich an ganz vielen Stellen und hat - wie so häufig bei "wahren Begebenheiten" - so überhaupt nicht stattgefunden.
Ich habe ihn einmal gesehen und das reicht mir für's Leben.

Das Beste war sowieso DiCaprios "Bitte gebt mir endlich einen Oscar"-Blick, mitten in die Kamera am Ende des Films.
Muhahahahahahahahahahahahahahahahahaha


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