Bonnie und Clyde

Bonnie and Clyde

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Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

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Murillo
die graue Eminenz
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Bonnie und Clyde

Beitrag von Murillo »

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USA 1967, R: Arthur Penn
D: Warren Beatty, Faye Dunaway

Kaum dass Clyde Barrow aus dem Gefängnis entlassen wurde, kehrt er zu seiner Tätigkeit als Bankräuber zurück. Er trifft Bonnie Parker - und beide bilden eine Gang, die der us-amerikanische Südwesten noch nicht gesehen hat.
Sie plünderen, stehlen Autos, rauben Banken aus und schießen auf alles, das sich ihnen in den Weg stellte. Sie werden in den USA zur Zeit der Depression zu Berühmtheiten, die Schlagzeilen der Presse gehören ihnen.
Bonnie Parker und Clyde Barrow waren das berüchtigste Liebes- und Gangsterpaar der 20er Jahre - bis sie von Polizeikugeln buchstäblich zerfetzt wurden ...
(http://www.djfl.de)
[hr]

Diesen Thread eröffne ich eigentlich nur, um Detlef zu ärgern, der diesen Film glaube ich ungefähr so genial findet, wie "Kids" und "Außer Atem". Muhahahaha.
Allerdings ist das hier wirklich ein gekonnter und gewagter Streifen, der Elemente der Pop-Art und Nouvelle-Vague sehr beeindruckend in einem Hollywood-Film unterbringt.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
Homer
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Beitrag von Homer »

Also ich mag den Film sehr.

Vielleicht kein absolutes Meisterwerk von Arthur Penn (das schaffte er später mit "Little Big Man"),
aber durch seine pessimistische Haltung, die Figurenzeichnung und die für damals recht brutale Machart
(besonders das genial niederschmetternde Ende, von dem sich bestimmt auch Sam Peckinpah inspirieren ließ)
auf jeden Fall ein wegweisender Klassiker, insbesondere für's New Hollywood Kino.

Allerdings ist Robert Altman mit dem von der Thematik ähnlich gelagertem Film "Diebe wie wir" wahrscheinlich das realistischere Dokument dieser Zeit gelungen.
Dafür aber transportiert "Bonnie und Clyde" ziemlich authentisch den Zeitgeist der späten 60s.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Gääähn!
Geniales und wirklich wegweisendes Ende, der Rest ist eine wahre Ödnis.
"Little Big Man" schlägt diesen hier (allein schon wegen Dustin Hoffman) um Längen.


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Webster
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Bonnie und Clyde

Beitrag von Webster »

Inhalt:
Bonnie (Faye Dunaway) führt ein langweiliges Leben als Bedienung im Texas der späten 20er Jahre, bis ihr eines Tages Clyde (Warren Beaty) über den Weg läuft und sich prompt als Krimineller outet. Um dem tristen Alltag zu entfliehen, schließt sich Bonny dem Fremden an und die beiden beginnen, als Gangsterduo Banken auszurauben. Bald schließen ihnen der minderbemittelte Mechaniker C.W. Moss (Michael J. Pollard) sowie Clydes Bruder Buck (Gene Hackman) nebst Gattin Blanche (Estelle Parsons) an und die Bande wird zu Medienstars in den von der großen Depression gezeichneten USA. Doch die Polizei ist ihnen stets auf den Fersen...

Meine Meinung:
Zu Recht war ich neugierig auf diesen Film, der als Meilenstein der Filmgeschichte angepriesen wird. Und was soll ich sagen: Zu recht! Selten habe ich einen Film gesehen, der Action, Komik und Romantik trotz eines so ernsten Themas so leichtfüßig und doch in seiner Konsequenz so abschreckend darstellt. Schauspierlisch glänzen vor allem die beiden Hauptakteure, die zwar Mörder und Räuber sind, aber stets die "Helden" bzw. Sympathieträger. Estelle Parsons als hysterische Frau von Clydes Bruder hat für ihre wirklich überzeugende Darstellung (die Biederkeit springt ihr förmlich aus dem Gesicht) sogar einen Oscar bekommen.

Was den Film wirklich faszinierend macht ist die Liebesbeziehung zwischen Bonnie und Clyde, die nie zu dick aufgetragen wird, sondern die wirkliche Tragik der Figuren verdeutlicht: Bonnie, das einfache, hübsche Mädchen, der "Sexual Predator, der einen Ausweg aus dem langweiligem Alltagsleben sucht und sich so sehr in einen Verbrecher verliebt, dass sie für (und mit) ihm mordet. Clyde, der notorische Gangster, der nie etwas anders als die Kriminalität kannte, der Impotente, der über Leichen geht. Die Botschaft ist unmissverständlich: When we go down, we go down together!

Der Höhepunkt (obwohl eigentlich Abschluss) ist auch das legendäre Ende, in dem Bonnie und Clyde in ihrem Auto von einem Polizeihinterhalt gestoppt und mit Maschinenpistolen durchsiebt werden. Die Szene kommt so aus dem nichts, ist so brutal (vor allem für die Zeit der Entstehung!) und so unglaublich in Szene gesetzt, dass man währenddessen unwillkürlich den Atem anhält. Das danach augenblicklich der Film aufhört, ist eine geniale Metapher für Bonnie und Clydes leben: So schnell wie das schöne Gangsterleben gekommen ist, so aprupt kann es auch wieder vorbei sein.

Der perfekte Film? Nein, so ist es nun auch nicht. Das einzige, was ich den Film vorwerfen kann, sind ein paar Längen und teilweise ein paar unnötige Szenen. Etwas Straffung hätte gut getan, aber er bleibt auch so ein wahrer Klassiker der Filmgeschichte.


"Let them hate me, so long as they fear me." - Caligula
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Murillo
die graue Eminenz
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Beitrag von Murillo »

Hallo Webster,
Herzlich Willkommen bei uns im Forum!
Es gab schon einen "Bonnie und Clyde"-Thread. Deswegen habe ich die Themen mal zusammengeführt und das plakat aus Deinem Beitrag entfernt.

Der Film hat mir auch sehr gefallen, vor allem stilistisch. Mit seiner Schnittechnik war er durchaus bahnbrechend für seine Zeit. Un auch inhaltlich war der Film sehr innovativ. In dieser Hinsicht hat er viel Ähnlichkeit mit "Easy"Rider.


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