Full Metal Jacket

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Murillo
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Full Metal Jacket

Beitrag von Murillo »

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GB 1987, R: Stanley Kubrick
D: Vincent D'Onofrio, Lee Ermey, Matthew Modine, Adam Baldwin

Sechzehn Jahre nach «Uhrwerk Orange» griff Stanley Kubrick das Thema der Cliquengewalt mit unverminderter Schärfe, aber unter veränderten Vorzeichen erneut auf: keine satirische Betrachtung einer futuristischen Gewaltentwöhnung mehr, sondern eine ultrarealistische Dokumentation darüber, wie eine Gruppe US-Marines «produziert» wird. Ausbilder Sergeant Hartmann (Lee Ermey) schreit und pöbelt seinen Frischlingen ins Gesicht und tritt sie in den Dreck, um sie für den Dschungel fit zu machen. Zu ihnen gehören der literarisch ambitionierte Joker (Matthew Modine) und der schwächliche Pyle (Vincent D'Onofrio). Auch ihn schleift Hartmann durchs Klassenziel und darüber hinaus: Der militärische Drill hat aus dem sensiblen Nichtsportler eine Zeitbombe gemacht, die noch vor dem ersten Kampfeinsatz explodiert. Aber auch der Rest des Platoons ist zu einem Arsenal atmender Waffen geworden: Als 1968 die TET-Offensive des Vietcong beginnt, erledigen sie ihren Job mit der Präzision eines «full metal jacket», eines Stahlmantelgeschosses. Regisseur Kubrick wollte kein Kriegsabenteuer: Er verzichtete für seine Vietnamszenen auf exotische Originalschauplätze und filmte statt dessen in den trostlosen Londoner Docks. Das Feindesland wirkt hier auch fast völlig menschenleer, denn die wahren Gegner sind die tödlichen Stereotypen, zu denen sie der entwürdigende Drill gemacht hat. Die enthusiastischen Rekruten haben in ihrer Gruppe Namen und Identität verloren und sind zu Abziehbildern wie «Payback» und «Joker» geworden. Der mehrfach prämierte Film handelt so nicht nur vom Schrecken der Schlachtfelder, sondern von der gezielten Entmenschlichung, die jeden Krieg erst möglich macht. (www.cinema.de)
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Ein genialer Anti-Kriegsfilm, bei dem vor allem die erste Stunde, die eine Grundausildung der Marines während des Vietnamkrieges zeigt, sehr interessant ist. Vincent D'Onofrio, der sich hier als Private Pyle, der wohl legendärste Rekrut der Filmgeschichte, als Zeitbombe entpuppt, zählt seitdem zu meinen Lieblingsschauspielern.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ist auch ziemlich gut. Allerdings gibt es sowohl bessere Anti-Kriegsfilme als auch bessere Filme von Stanley Kubrick.


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Tja, selten so gelacht in einem Kriegsfilm(vor allem die erste >Hälfte..)
Es ist schlimm wenn jemand nicht mal einen Antikriegsfilm hinbekommt...
Die Sprüche des Kommandeurs (oder wat der auch war) sind in den normalen Sprachgebrauch in unserer Clique hinübergewandert.
Darf man eigentlich keinem erzählen...tztztzzz


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
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Beitrag von dr. gnir sinep »

der erste teil des films ist ja wohl mehr als lohnenswert...

im zweiten hätte man durchaus etwas mehr erschrekende grausamkeit (realismus oder wie auch immer) erwarten können... (in dem film ist nur dürftig was von den damals geschehenen kriegsverbrechen zu sehen...)
dennoch haben mich die atmosphäre dieser mächtigen, zerfallenden gebäude, die bedrohlichkeit und die untermalung mit finsteren sounds (so kurz vor ende in dem bunker/haus/whatever wo sie die scharfschützin übern haufen schiessen) echt schwer beeindruckt...

klar gibt es bessere, aber der ist auch schon ein klassiker für sich... das lässt sich wohl kaum bestreiten...


der fernseher ist mein fenster zur welt. ;)
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Voland
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Beitrag von Voland »

Ich fand es immer schon schade, dass Kubrick sich auf den ersten Teil eingelassen hat. Es war wohl ein Fehler. Denn dadurch wird der Film zu einem Film für die typischen Jugendlichen, die nach Action, Kult und coolen Sprüchen geifern. Tja, aber leider ist das so geworden und ich muss ständig meinen Kopf schütteln, wenn ich höre, wie schlecht doch die zweite Hälfte des Films gegenüber dem ersten ist.

Aber dem ist nicht so!
Der zweite Teil ist Kubrick in Reinskultur. Er ist genau das, was wir in 2001 zu sehen bekommen. Er ist auch das, was uns in Eyes Wide Shut gezeigt wird. Es ist die Ruhe und die Menschlichkeit. Kubrick ist der Regisseur der Menschen. Alles bei ihm dreht sich darum. Ich suche mal schnell einen Text zu Full Metal Jacket, da habe ich das schon mal behandelt.

Ja, ein brillianter und vor allem beliebter Kriegsfilm ist das - Full Metal Jacket von Stanley Kubrick. Aber was genau ist beliebt? Es ist schrecklich zu hören, dass sich jemand schon wieder den ersten Teil von Full Metal Jacket "reingezogen" hat, weil er so "geil" ist. Der Film hat zwei Teile und das nicht ohne Grund. Das wäre ja beinahe, als würde man sich als Nazi American History X angucken, sich immer nur mit den ersten Szenen begnügen und ihn dann auch noch fantastisch finden. Sowas macht nicht viel Sinn, da man nämlich eben diesen durch Weglassen des zweiten Teils verfälscht.
Full Metal Jacket - in gewohnten Bildern voller Kraft und auch Gefühlskälte. So wird uns erst der Krieg, oder besser gesagt, die Vorbereitung auf einen Krieg, gezeigt. Menschen werden gebrochen um als Kampfmaschinen zu funktionieren. Ihre Seele wird an den Teufel verkauft, "das Herz gehört Gott, aber der Arsch dem Marine Corps". Doch so geht das nicht, wo bleibt denn hier die Menschlichkeit?
Erst im zweiten Teil erkennen wir, dass die Ausbildung fehlgeschlagen ist. Was in der Theorie klappt, funktioniert in der Realität niemals. Man kann einen Menschen nicht umpolen. Es geht nicht, dass man menschliche Gefühle abtötet und Roboter, Killermaschinen, aus den Soldaten macht. Denn wenn es darum geht, jemanden zu töten, so versagt so manch menschlicher Finger.
Man wirft Kubrick oft vor, er ließe seine Figuren nur Marionetten sein, würde ihnen kein Leben einhauchen. Er könnte wohl nie warmherzige Filme drehen. Doch ich denke nicht so. Sieht man sich sein Oeuvre an, so erkennt man überall eine gewisse Frage der Menschlichkeit. Überall taucht dieser Begriff visuell umgesetzt auf. Sei es in Uhrwerk Orange, Wege zum Ruhm oder eben Full Metal Jacket. Dies ist mir erst vor kurzem bewusst geworden. Denn so sehr Kubrick teilweise seine Protagonisten im Hintergrund gelassen hat, wenn es um Gefühle ging - so sehr versetzte er seinen Filmen im Gesamten eine Botschaft. Ich mag ja hier jetzt wie ein Priester klingen, aber das würde wohl jeder, der das Wort Menschlichkeit so oft in den Mund nimmt, wie ich in dem Absatz.
Full Metal Jacket ist ein Kriegsdrama - ein schonungsloser Bericht über ein Soldatenleben. Er ist kein "cooler" Kriegsfilm...


Es tut mir immer wieder sehr weh, wenn ich solche Regisseure wie Kubrick unverstanden sehe. Gewiss, ich weiß auch nicht was Kubrick genau dachte - aber dafür gibt es seine Werke, die zusammen seine Gedanken und Empfindungen entwirren.


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Dass die zweite Hälfte schlecht ist, hat ja auch niemand behauptet. Was da gezeigt wird, hat man nur in einigen anderen Filmen schon besser gesehen. Wobei dieser Teil auch wirklich gut, ich sehe mir den Filme grundsätzlich komplett an und würde es niemals wagen ihn in der Mitte auszuschalten.
Für mich als Kubrick-Fan grenzt das an Blasphemie. :huld:

Die erste Hälfte ist allerdings meiner Meinung nach doch aussergewöhnlicher. Etwas derartiges habe ich in keinem anderen Film erlebt, höchstens in meinem Leben :mrgreen: .
Und dabei meine ich nicht nur die Sprüche, sondern einerseits die erschreckend überzeugende Darbietung von Lee Ermey und Vincent D'onofrio, andererseits die drastische Darstellung von Entmenschlichung und Demütigung während einer Grundausbildung. So wie es hier dargestellt wurde, kann das wirklich nur Kubrick hinbekommen.


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Voland
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Beitrag von Voland »

Da muss ich Dir Recht geben.

Übrigens ist es erschreckend, dass damals meine Ausbildner beim Heer teilweise "Full Metal Jacket" scherzhalber zitiert hatten. Und manche wiederum haben versucht dem Gunnery Sergeant nachzueifern - das war noch witzloser als die Zitate. Manchen hätte ich gerne mal eine Diskussion zu dem Film aufgebrummt. Aber worüber soll man mit solchen Hirnis da diskutieren? Die sind doch schon gut, wenn sie den Namen schreiben können. ;-)


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Beitrag von Voland »

Shitting! Ich vergesse immer die Hälfte!

Also man hat zwar schon bessere Sachen über Vietnam gesehen als die zweite Hälfte von FMJ. Aber genau das ist es ja, was ich versuche zu erklären. Man hat kaum einen besseren Film über Vietnam gesehen als FMJ! Und FMJ ist von Anfang bis Ende des Films. Der erste Teil ist sinnlos ohne den zweiten und der zweite ist sinnlos ohne den ersten. Genau so läuft das ab und man darf den Film nicht in zwei Hälften teilen. Zumindest nicht zur Bewertung. Der zweite Teil ist genau an den ersten Teil angepasst. Wäre er aggressiver, wäre FMJ nicht mehr das, was es ist. Die Ruhe und diese vollkommen andere Sichtweise in der zweiten Hälfte ist doch gerade der springende Punkt.


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Beitrag von Murillo »

Du sprichst mir aus der Seele :mrgreen: .

Ich hatte das selbe Problem mit meinen Ausbildern. Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten, aber die zitieren srändig aus Kriegsfilmen, meistens natürlich aus dem hier.
Beim Waffenreinigen, Block fluten und auf Zugabenden wurde immer die selbe Musik gespielt: "Full Metal Jacket", "Platoon", "Apocalypse Now" O.S.T.. Man muss sich das mal vorstellen. Der "Walkürenritt" und "Hello Vietnam" beim Waffenreinigen.
Und im Dienstzimmer meines Zugführers hing eine amerikanische Drill Seargent-Uniform.:lol:
Die haben echt alle einen Schaden. Offensichtlich auch bei euch. :wink:


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Beitrag von Voland »

Ich glaube das ist überall so. Eigentlich würde ich es nicht mal Schaden nennen. Aber es ist ein gutes Experiment. Gib jemandem die Vollmacht über einen anderen und sieh zu was rauskommt. Es ist doch meist das Gleiche. Sehr wenige Personen nutzen diese Situation nicht aus. Ich pflegte immer zu sagen, dass es traurig ist, von so einem Heer verteidigt zu werden.


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Beitrag von Murillo »

Voland hat geschrieben:... man darf den Film nicht in zwei Hälften teilen...
Das ist natürlich wahr. In den Kriegsszenen wird ja erst deutlich, wie die Grundausbildung die Menschen verändert hat, dass sie sich nur mit den von ihren Ausbildern verpassten Spitznamen (Joker, Cowboy...) anreden und absolut emotionslos töten (v.a. "Animal Mother").


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Beitrag von Voland »

Es töten aber eben nicht alle emotionslos. Genau das ist der Fakt, der mir so gefällt an dem Film. Selbst Marines sind keine Tötungsmaschine, so hart die Ausbildung auch war.


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Re: Full Metal Jacket

Beitrag von Murillo »

So, ich hatte den Film vor einiger Zeit nochmal gesehen und muss sagen, dass gerade die letzten 20 Minuten mit dem Sniper-Showdown im zerbombten Hue für mich der eigentliche Höhepunkt des Film ist. Wobei die erste Hälfte des Films insgesamt trotzdem besser ist, als die zweite.


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Re: Full Metal Jacket

Beitrag von Detlef P. »

Als ich diese Diskussion gerade noch einmal gelesen habe, viel mir wieder ein, dass ich mich damals sehr gewundert habe, dass Voland sich hier so sehr über Leute aufregt, die den zweiten Teil des Films immer weglassen und sich nur die erste Hälfte ansehen, da davon ja niemand hier geredet hatte.
Als ich dann mal etwas später in irgendeinem anderen Forum (weiß gar nicht mehr wo) herumgestöbert habe, gab es dort auch eine Diskussion zu "Full Metal Jacket", in der GENAU das Verhalten von mehreren Usern genannt wurde, weil die erste Hälfte so geil und die zweite Hälfte so langweilig sei.
Bis dato dachte ich tatsächlich, dass Voland einfach etwas übertreiben würde in seiner Formulierung.

Welche Hälfte jetzt besser oder schlechter ist, liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber es ist tatsächlich absolut hirnrissig, einen Film nach der Hälfte auszumachen.
Gerade in so einem Fall wie hier.
Und das vergleichende Beispiel von Voland passt hier ebenfalls sehr gut.
Guck "American History X" nur zur Hälfte und Du hast einen Nazi-Propagandafilm.
Guck "Full Metal Jacket" nur zur Hälfte und Du hast einen Pro-Kriegsfilm :knifehead:


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Re: Full Metal Jacket

Beitrag von Murillo »

Ich bin der Ansicht, dass es grundsätzlich legitim ist, nur einen bestimmten Teil eines Films zu gucken, insbesondere dann, wenn man den Film zuvor bereits in Gänze gesehen hat. Die letzten 20 Minuten von "Constantine" wären da so ein entsprechender Kandidat. :mrgreen:

Im Fall von "Full Metal Jacket" würde ich das aber niemals so handhaben, denn beide Teile des Films sind großartig.


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Re: Full Metal Jacket

Beitrag von Detlef P. »

Hm, es ist nicht falsch, was Du sagst.
Mir kommt es jedoch trotzdem sehr befremdlich vor.
Entweder mag ich einen Film und gucke ihn komplett oder ich finde ihn bloß so o.k. (oder gar schlecht) und gucke ihn nicht nochmal.
Aber dieses Rumgehüpfe zwischen den Szenen erinnert mich zu sehr an irgendwelche hibbeligen Spinner, die durch die Fernsehprogramme zappen müssen.
Und wenn ich einen Film nicht so gut fand, dann brauche ich auch nicht eine bestimmte Szene aus dem Film nochmal zu gucken, weil mir der Kontext ja total abhanden kommt.
Und das bezieht sich jetzt nicht nur auf "Full Metal Jacket", sondern auch auf andere Sachen.
Bevor ich mir ein Best Of der Filmszenen bei Youtube angucke, gucke ich halt lieber den ganzen Film.
Aber das ist nur meine Meinung.


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