Blau ist eine warme Farbe

La vie d'Adèle

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Blau ist eine warme Farbe

Beitrag von Detlef P. »

Bild

F, 2013
Regie: Adellatif Ke­chiche
Darsteller: Adèle Exarchopoulos, Léa Seydoux, Salim Kechiouche, Aurélien Recoing, Catherine Salée, Benjamin Siksou, Mona Walravens, Alma Jodorowsky, Jérémie Laheurte

"Der neue Film des in Frankreich auf­gewachsenen Tunesiers Adellatif Ke­chiche ("Couscous mit Fisch") erzählt von einer 17-jährigen Schülerin, die sich in eine Kunststudentin verliebt. Sein dreistündiges Beziehungsdrama ist so mitreißend und intensiv, dass Steven Spielberg als Jury-Präsident von Cannes kurzerhand die Regularien des Festivals über den Haufen warf: Nicht nur der auf einer Graphic Novel basierende Film, auch die Darstellerinnen wurden mit der Golde­nen Palme ausgezeichnet. Auch diesmal verdichtet Kechiche die Handlung auf relativ wenige Schlüssel­szenen. Die ungezwungene Inszenierung und die Verletzlichkeit, mit der Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux ihre Rollen verkörpern, verleihen der Geschichte eine atemberaubende Natürlichkeit. Dass die Kamera selbst im Moment der größten Ekstase nicht wegschaut, schafft eine elektrisierende Nähe zu den Figuren. Und eine Intimität, die auch an den Dar­stel­lerinnen nicht spurlos vor­überging: Léa Seydoux hat die Dreharbeiten im Nachhinein als Leidenszeit beschrieben. Nie wieder, sagt sie, wolle sie mit diesem Re­gisseur arbeiten. Gemeinsam haben sie ein unvergessliches Meis­terwerk geschaffen." (http://www.cinema.de)

Man kann Steven Spielberg ja einiges vorwerfen, aber der Mann hat definitiv Geschmack. :lol: :coffee:
Tja, ich weiß gar nicht so recht was ich zu dem Film sagen soll.
Einer der definitiv allerschönsten und eindrucksvollsten Filme des gesamten Kinojahres.
Wirklich wunderbar, kurz vor Jahresende noch so einen Kracher zu Gesicht bekommen zu haben.
Das Schauspiel von Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux ist wahrlich atemberaubend.
So unglaublich echt und einfach natürlich fühlt sich alles an, was nicht zuletzt auch an der grandiosen Regie und den wahnsinnig tollen Kamerabildern liegt.
Dass dann bei dem Film - der insgesamt 3 Stunden geht - nicht einmal lange Weile aufkommt, spricht einmal mehr für den Regisseur Adellatif Ke­chiche, der mich bei "Couscous mit Fisch" schon so in seinen Bann gezogen hat, obwohl auch der insgesamt 2½ Stunden lief.

Aber irgendwie - ich weiß nicht wie - schafft er es mit einer minimalen Geschichte diese unglaubliche Lauflänge zu beschreiten, ohne dass es langweilig werden würde. Ganz im Gegenteil sogar!
Man sitzt wie gebannt da und sieht sich den Verlauf der Geschichte, den Verlauf der Leben in seinen Filmen an.
Ich kann nur vermuten, dass es eine Mischung aus dem natürlich wirkenden Stil und der faszinierenden Beschreibung alltäglicher Abläufe und - ganz wichtig - Entwicklungen sind.
Eine andere Erklärung habe ich für dieses "Paradoxon" nicht.
Die Dialoge, die Situationen, die Charaktere, die Stimmung, die Atmosphäre - alles wirkt einfach echt.
So als würde man einen ganzen Abend mit Freunden zusammen sitzen und einfach ein bisschen nett plaudern und dadurch viel über sie erfahren.
Und genau das möchte man auch hier!

Ich weiß noch, dass ich, als der Film ungefähr zur Hälfte durch war, da saß und mir gar nicht vorstellen konnte, dass er irgendwann enden würde. Das klingt jetzt komisch, ich weiß, aber genau das habe ich gedacht.
Ich konnte mir nicht vorstellen nicht mehr zu erfahren wie es mit Adèle und Emma weitergeht, wie ihr weiterer Lebensweg aussehen würde und was mit ihnen noch so alles passieren würde.
Ich fühlte mich ihnen fast so verbunden wie ich mich Freunden oder Bekannten verbunden fühle, wenn ich mit ihnen zusammen bin.
Mit Menschen mit denen man eine Verbindung aufrecht erhalten möchte, weil sie einem wichtig sind und irgendwie am Herzen liegen.
Und genau das dachte ich bei den beiden auch. Sie waren mir total ans Herz gewachsen, und das innerhalb von 1½ Stunden...

Deswegen finde ich es auch so schade, dass einige Leute den Film auf seine, zwar tatsächlich expliziten, aber für die Laufzeit doch relativ wenigen Sexszenen reduzieren werden.
Das hat dieser Film definitiv nicht verdient.
Sowas kann man meinetwegen bei Transformers machen, wenn Megan Fox mit ihrer aufgespritzten Fresse und ihrem Plastikvorbau in Hotpants durch's Bild wackelt.
Oder bei irgendeiner grottenschlechten Sitcom, bei der die Röcke und Ausschnitte der Schauspielerinnen so kurz und tief sind wie es nur geht, damit überhaupt wer zuguckt, die Sendung nach 5 Folgen aber eh abgesetzt wird.
Aber bitte nicht bei einem Film, der sich so unglaublich echt, so unglaublich schön, so unglaublich zärtlich, so unglaublich liebevoll und so unglaublich nah am Leben anfühlt.

Ein Meisterwerk von Adellatif Ke­chiche!
Vermutlich sogar DAS Meisterwerk von Adellatif Ke­chiche, das für ihn sehr schwer zu übertreffen sein wird.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten