Der Fan

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6835
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Der Fan

Beitrag von Detlef P. »

Bild

D, 1982
Regie: Eckhart Schmidt
Darsteller: Désirée Nosbusch, Bodo Staiger

"Simone ist derart von einem Popsänger fasziniert, dass sie ihn bedingungslos anbetet. Bei einer Autogrammstunde steht sie ihm sogar gegenüber. Sie fällt in Ohnmacht und wird von ‘R’, wie der Künstler sich nennt, mitgenommen. Die bieden schlafen miteinander, doch als er ihr zu verstehen gibt, dass er sie nicht liebt, gerät Simone außer Kontrolle." (http://www.moviepilot.de)

Nach diesem Film werde ich die deutsche New Wave-Musik der 80er wohl für immer mit anderen Augen sehen, bzw. mit anderen Ohren hören :lol:

Ich wollte diesen Film sehen, seitdem Damien ihn damals in seiner brillianten "E.T."-Kritik während seiner Liebeserklärung an 1982 erwähnt hatte.
Vorher kannte ich den Film gar nicht.
Ich weiß noch, dass ich damals, als ich all die Titel las, dachte: "Wieso schreibt er denn "Der Fan" hier rein? Ist der nicht von 1996? Und wieso schreibt er "Der Fan" und nicht "The Fan?".
Als ich dann nachschaute, entdeckte ich, dass er mitnichten den Hollywoodfilm mit De Niro und Wesley Snipes meinte, sondern den Underground-Arthaus-Exploitation-Kultfilm (oder wie man auch immer ihn bezeichnen sollte) mit Désirée Nosbusch.
Ich las dann eine kurze Beschreibung des Films und war sofort auf dem Trip und wollte den Film seither unbedingt sehen.
Tja, und gestern war es endlich soweit.

Ich habe den Film tatsächlich durch einen saublöden Zufall bei Youtube in kompletter Fassung gefunden.
Witzigerweise weiß ich gar nicht mehr, wonach ich eigentlich gesucht habe, bin aber fast hinten rübergefallen, als ich feststellte, dass es echt der richtige Film ist.

Nachdem ich ihn jetzt gesehen habe, weiß ich noch gar nicht so recht, was ich eigentlich dazu sagen soll.
Ich habe viele positive und auch negative Kritiken im Netz gefunden, die ich alle nachvollziehen kann.
Kurios finde ich, dass sich alle Figuren im Film aufführen als wären sie völlig betäubt.
Noch kurioser finde ich, dass es irgendwie zum Film passt. Zu dem Stimmungsbild, das eingefangen wird und zu der kühlen Musik, die gespielt wird.
Am kuriosesten ist jedoch die Tatsache, dass man Désirée Nosbusch den Wahn, dem sie unterliegt in jeder Minute abkauft.
Gerade deshalb, weil sie so unterkühlt agiert und sich nicht aufführt wie eine Furie, bekommt man den Eindruck, dass sie sich bereits vollständig in ihrer eigens erschaffenen Welt verloren hat und zu 100% glaubt, was sie sich selbst vorgaukelt.
Deshalb ist das recht überraschende Ende (zumindest für all die Leute, die nicht in jeder Zeitschrift gelesen haben, wie es endet :lol: ), wenn man sich ihre Entwickung ansieht, sogar irgendwie nachvollziehbar.
Natürlich nicht wirklich nachvollziehbar, für einen normal denkenden, geistig gesunden Menschen, aber nachvollziehbar in dem Sinne, dass es nicht allzu krass aus der Luft gegriffen erscheint, bloß um das Publikum zu schockieren.
Wahnsinn, dass die blutjunge Désirée echt so einen Film alleine tragen konnte.

Der wortkarge Film lässt einen am Ende durch die konsequente Inszenierung, die betäubende Atmosphäre und das Schockende sogar ziemlich verstört zurück.
Zumindest ich fand den Film verstörender, als viele andere Filme, die ich in meinem Leben gesehen habe.
Vermutlich dadurch, dass man im Film tatsächlich recht wenig sieht und durch das totale Auslassen einer vollständigen Erklärung.
Ach ja, und vielleicht auch durch den Schlusstwist, der unter den gegebenen Umständen umso perverser erscheint.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten