Spur der Steine

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Murillo
die graue Eminenz
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Spur der Steine

Beitrag von Murillo »

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Spur der Steine

DDR 1966
Regie: Frank Beyer
Darsteller: Manfred Krug, Eberhard Esche, Krystyna Stypulkowska

Handlung: Die Bauarbeiter in der Brigade von Hannes Balla (Manfred Krug) haben sich in der sozialistischen Planwirtschaft ein effektives Regime errichtet, um die politischen Vorgaben an ihre Arbeit zu erfüllen. Dabei haben sie sich in ihrer Nische ein relativ komfortables Leben eingerichtet. Trotz zweifelhafter Methoden werden sie dafür von ihren Vorgesetzten geduldet. Doch dann kommt der neue Parteisekretär Werner Horrath (Eberhard Esche) auf die Baustelle und legt sich bald mit Balla und seinen Leuten an. Darüber hinaus finden Horrath und Balla Gefallen an der Ingenieurin Kati (Krystyna Stypulkowska), was die Situation zusätzlich verschärft. Wird es Horrath und Balla gelingen, ihre Differenzen zu überwinden und zum Wohle der Planwirtschaft zusammenzuarbeiten...?


Ich politisiere ja nur ungern. Aber nachdem in der DDR so gut wie jeder verfolgt, vertrieben, zu Tode gefoltert oder weggesperrt wurde, der nicht systemkonformen und furzlangweiligen Scheiß im Sinne der amtlichen Würdenträger produziert hat, ist es sehr erfrischend zu sehen, dass Frank Beyer hier einen - gemessen an den Umständen - sehr mutigen, progressiven und systemkritischen Film machen konnte.

Kennengelernt hatte ich ihn erst vor ein paar Jahren durch einen Arbeitskollegen, der selbst in der DDR aufgewachsen ist und "Spur der Steine" als seinen Lieblingsfilm betrachtet, gerade auf Grund der kritischen Elemente. Der hat ständig aus dem Film zitiert und ist mir damit halt so lange auf die Nerven gegangen, bis ich mich irgendwann hab breitschlagen lassen. Und danket dem Herrn, ich habe das in keinster Weise bereut!

Zwar war ich zunächst etwas skeptisch: Manfred Krug, ist das nicht dieser übergewichtige Tatort-Kommissar, der in den 70ern schlechte Ost-Schlager gesungen und dann später für die Telekom schlechte Werbespots gedreht hatte.
Aber hier ist er tatsächlich absolut genial.
Auch wenn der Film an einigen Stellen seine Längen hat (diese Dreiecksbeziehung hätte man etwas abkürzen und weniger melodramatisch darstellen können) ist das ein absolut starker und beeindruckender Film. Meiner Meinung nach der beste überhaupt, den die DDR-Filmindustrie hervorgebracht hat.
Allerdings kenne ich zu wenige Filme aus der DDR, um das abschließend und fair beurteilen zu können.


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Detlef P.
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Re: Spur der Steine

Beitrag von Detlef P. »

Ja, ich kann Dir im Prinzip zustimmen.
Auch ich fand den Film insgesamt ziemlich gut und an sich auch ganz unterhaltsam.
Allerdings hätte der Film, meiner Ansicht nach, tatsächlich auch etwas kürzer gekonnt.
Die etwa zweieinhalb Stunden Laufzeit waren da schon recht übertrieben.

Leider kenne ich auch noch deutlich zu wenige Filme aus der DDR.
Besonders von den großen Leuten wie Frank Beyer, Konrad Wolf, Heiner Carow oder Hermann Zschoche.
Am besten gefiel mir bisher wohl "Die Schlüssel" von Egon Günther.


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