
BRD 1986
Regie: Jörg Gfrörer
Darsteller: Günter Wallraff, Jörg Gfrörer
Handlung: Das Ruhrgebiet im Jahr 1983: Der Undercover-Journalist Günter Wallraff setzt sich eine Perücke auf und malt seine Haut an, um sich als türkischer Gastarbeiter Ali Sigirlioğlu auszugeben und lebt zur Tarnung in einer Sozialwohnung. Nachdem er in Zeitungen Anzeigen schaltet, in denen er seine Dienste als billige Arbeitskraft für schwere und schmutzige Tätigkeiten anbietet, wird er schon bald als Zeitarbeiter bei Thyssen in Duisburg eingestellt. Dort wird er de Reihe nach von Vorarbeitern und anderen Vorgesetzten übers Ohr gehauen und ausgebeutet. All dies hält Günter a.k.a. Ali allerdings mit Hilfe seines Freundes und Regisseurs Jörg Gfrörer per versteckter Kamera fest. Wird es Ali gelingen, als Gastarbeiter eine menschenwürdige Behandlung und angemessene Bezahlung zu erfahren...?
Ich bin ein großer Fan von Günter Wallraff und hatte bereits mehrere seiner Reportagen gelesen (u.a. die absolut brillanten "13 unerwünschte Reportagen" und "Der Aufmacher – Der Mann, der bei Bild Hans Esser war"), als ich von diesem Film erfuhr.
Die Filmaufnahmen sind während der Arbeit an seinem Bestseller "Ganz Unten" entstanden und wurden später noch mit einigen Interviews, sowie natürlich dem Off-Kommentar angereichert. Hier werden absolut schockierende soziale Missstände dokumentarisch offenbart und spektakulär bloßgestellt.
Dies war nicht das erste mal, dass Wallraff Undercover bei Thyssen anheuert, dort war er bereits in den 60ern tätig gewesen. Jedoch tat er es diesmal besser vorbereitet und mit einem ganzen Film-Team im Rücken.
Nach Erscheinung war die Wirkung dann auch genau so, wie vermutlich zuvor von Wallraff und seinem Team erhofft. Der Film wurde auf Festivals ausgezeichnet, es kamen Unterlassungsklagen von Thyssen (welche erfolglos blieben) und einer der im Film gezeigten und besonders skrupellosen Manager landete sogar vor Gericht und wurde verurteilt.
Das Erfolgsrezept dieses Filmes hat man dann später versucht zu kopieren, jedoch nie mit dem selben durchschlagenden Erfolg des Films. Ich glaube irgendwann hatte Wallraff sogar seine eigene Show auf irgendeinem Privatsender, was mit diesem Glanzstück hier aber absolut nicht vergleichbar ist.
Insgesamt ein richtig guter und auch sehr unterhaltsamer Undercover-Dokumentarfilm.