The Lobster

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Murillo
die graue Eminenz
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The Lobster

Beitrag von Murillo »

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The Lobster

Irland/UK/Griechenland/Frankreich/Niederlande/USA 2015
Regie: Yorgos Lanthimos
Darsteller: Colin Farrell, Rachel Weisz, Jessica Barden, Olivia Colman, Ben Whishaw

Handlung: David (Colin Farrell) wird in ein abgelegenes Hotel gebracht, in welchem die Besucher innerhalb von 45 Tagen einen Partner finden müssen. Falls ihnen dies nicht gelingt, werden sie nach Ablauf der Zeit in ein Tier ihrer Wahl verwandelt. Nach erfolgreicher Partnersuche werden die Paare separat und privilegiert behandelt, müssen aber unter besonderer Beobachtung unter Beweis stellen, dass sie zueinander passen. Der Hotel-Alltag ist geprägt von Schulungen, in denen die Singles lernen sollen, mit anderen zu interagieren und in Partnerschaften zu leben. Ein weiteres wesentliches Highlight unter den vom Hotel organisierten Freizeitaktivitäten ist die "Jagd", in welcher die im Wald lebenden "Loner"-Menschen erlegt werden sollen. Durch das Erlegen der Loner sichern sich die Singles im Hotel zusätzliche Tage Zeit, um einen Partner zu finden. Wird es David gelingen, nicht in ein Tier verwandelt zu werden...?


Zunächst einmal mein Rant zum deutschen Titel dieses Filmes, welchen ich in diesem Thread aus PROTEST nicht verwende.
Warum? WARUM müssen die deutschen Filmvertriebe fast jedem Film einen total behinderten Zweittitel geben, als wäre es ein billiger Fernseh-Dreiteiler aus dem ZDF? Auch hier wieder. Der Film hat laut IMDB folgende 2 Titel in Deutschland erhalten: "The Lobster: Hummer sind auch nur Menschen" und "The Lobster: Eine unkonventionelle Liebesgeschichte" ERNSTHAFT??? Ne Leute, da mache ich nicht mit. :fuckU:

Und jetzt zum eigentlichen Film: ich bin hier der Empfehlung von Detlef gefolgt (nochmal Danke dafür!) und habe die diesbezügliche Diskussion zwischen ihm und Johnny mit großem Interesse verfolgt. Da ich die Grundidee des Films ohnehin unglaublich interessant war, habe ich mir diesen dann auch fast unmittelbar darauf angesehen. Und ich muss sagen, dass ich in diesem Fall eher bei Detlef bin.

Der Film ist, ebenso wie "The Favourite" ziemlich stark und es fällt mir schwer zu sagen, welcher von den beiden nun wirklich besser ist. Was mich bei beiden Filmen ein bisschen gestört hat, war das Ende. Das war in beiden Fällen fast so, als wüsste Lanthimos am Schluss nicht so richtig, wie er das ganze jetzt abrunden soll und dementsprechend kommt dann etwas irgendwie offenes mit "Interpretationsspielraum" dabei raus.
Abgesehen davon sind aber beide Filme sowohl schauspielerisch, als auch visuell absolut grandios.

Ich würde sagen, dass "The Lobster" auf Grund der fantastischen dystopischen Story ganz knapp die Nase vorn hat. Und dass obwohl dem Film ca. ab der Hälfte tatsächlich ein bisschen die Puste ausgeht und gerade bei den Szenen im Wald das Potential nicht so ganz ausgeschöpft wird.
Darüber hinaus ist der Film an einigen Stellen wirklich unglaublich komisch (ob von den Machern so beabsichtigt oder nicht ist eine andere Frage) und ich fand mich bei einigen Szenen auch stark an "The Shining" und "Clockwork Orange"erinnert, an letzteren gerade wegen der Newspeak-artigen Dialoge ("lie-in" als Synonym für Geschlechtsverkehr etc.). Auch haben mich viele Aspekte stark an die Serie "The Leftovers" und an die 2-3 Episoden mit dem Hotel (International Assassin u.a.) erinnert. Würde mich nicht wundern, wenn man dort voneinander abgeguckt hätte. Beides erschien ja ungefähr zur gleichen Zeit.

Fazit: ein sehr beeindruckender Film mit absolut genialer Story und großartigen Schauspielern.


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Detlef P.
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Re: The Lobster

Beitrag von Detlef P. »

Haha, geil!
Die Parallele zu "The Leftovers" und dem Hotel habe ich noch gar nicht gezogen.
Passt aber sogar irgendwie.
Ob die voneinander abgeguckt haben, weiß ich nicht, da ja beides exakt zur selben Zeit rauskam und es so, glaube ich, gar nicht möglich war etwas abzugucken.

Zum Film selbst hier mein Zitat aus dem Thread zu "The Favourite":
Detlef P. hat geschrieben: Mi 3. Mär 2021, 17:41 "The Lobster" fand ich, wie gesagt, richtig geil. Völlig abgefahren, teilweise traurig, gleichzeitig so bizarr komisch, dass man sich nicht mehr halten kann und zusätzlich noch sehr zum Nachdenken anregend und an einigen Stellen unglaublich interpretierungswürdig.
Das Ende fand ich damals übrigens ziemlich passend, weil man nicht weiß, ob er wiederkommt, bzw. wie er sich entschieden hat und man jetzt selber rätseln kann.


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