American History X

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Detlef P.
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American History X

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA, 1998
Regie: Tony Kaye
Darsteller: Edward Norton, Edward Furlong, Beverly D'Angelo, Jennifer Lien, Ethan Suplee, Fairuza Balk, Avery Brooks, Elliott Gould, Stacy Keach, William Russ

"Nachdem der Skinhead Danny (Edward Furlong) in der Schule einen Aufsatz über Hitlers ‘Mein Kampf’ abgeliefert hat, in dem er die Inhalte dieses Buches unkritisch übernommen hat, gibt ihm der Schuldirektor eine letzte Chance, um nicht von der Highschool zu fliegen: Er muss einen ganz persönlichen Kurs mit dem Titel “American History X” belegen, und als erste Aufgabe einen Aufsatz über seinen Bruder Derek (Edward Norton) schreiben, der wegen Totschlag an zwei Schwarzen drei Jahre im Gefängnis verbrachte, und heute wieder frei kommt.
Bevor Derek verurteilt wurde, war er der Anführer einer Skinhead-Gang. Im Gefängnis jedoch erkannte Derek, dass sein Rassismus falsch war und kommt als geläuterter Mann zurück in die Freiheit. Verzweifelt versucht er, seinen Bruder vor denselben Fehlern zu bewahren, die einst sein Leben ruinierten." (www.moviepilot.de)

Ein unglaublich starker Film des 90er Jahre Kinos.
Edward Norton gibt hier eine wahnsinnig intensive schauspielerische Vorstellung und wurde zu Recht für einen Oscar nominiert.
Aber auch ein Edward Furlong zeigt eine wirklich gute Leistung.
Der Film selbst ist ein echter Drahtseilakt, der aber ausgezeichnet funktioniert, was zum Großteil ebenfalls Edward Norton zu verdanken ist.
Nicht nur, dass er die Wandlung vom rechten Neo-Nazi zum reuezeigenden "Bekehrer" außergewöhnlich glaubhaft verkörpert.
Er war es auch, der den Film in seine endgültige Fassung brachte, mit der Regisseur Tony Kaye bekanntermaßen überhaupt nicht einverstanden war, die aber - zumindest strukturell gesehen - deutlich besser funktioniert, als die Fassung, die Kaye im Kopf hatte.
Dafür hat der jedoch ganze Arbeit geleistet, was die Inszenierung angeht.
Gerade die Rückblenden im kontrastreichen Schwarz-Weiß haben etwas so abstoßendes, so dreckiges und widerliches an sich. Und das nicht nur, weil Derek da noch mit seinem kaputten Gedankengut große Reden schwingt.
Die Welt, die wir sehen, wird als etwas ekliges und abartiges dargestellt.
Erst in den Szenen, die in der Gegenwart in Farbe spielen, blitzt ein bisschen Hoffnung durch.
Klar ist es an sich kein Geniestreich und erst recht nicht neu, Rückblenden in Schwarz-Weiß zu zeigen.
Aber so wie Kaye hier die Szenen intensiviert hat, hätte es nicht jeder geschafft.
Ein ganz großer und heute umso wichtigerer Film um ein, nach wie vor, sehr ernstes und brisantes Thema.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Re: American History X

Beitrag von Murillo »

Genialer Film, den ich allerdings fast schon wieder vergessen hätte.
Die DVD habe ich mir den Kratzern nach anscheinend aber häufiger angesehen.

Eigentlich ist er fast perfekt. Das einzige, was mich ein bisschen gestört hat, war das Ende.
Spoiler
Nachdem Derek seinen kleinen Bruder Danny in mühevoller Arbeit davon überzeugt hat, dass es falsch ist, Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe auszugrenzen, wird Danny von einem farbigen Gangmitglied erschossen. Wäre ich ein rechter Fascho (was ich nicht bin) würde ich das wohl dankend aufgreifen und behaupten, dass die finale Botschaft des Filmes alle Vorurteile bestätigt.


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Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Detlef P.
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Re: American History X

Beitrag von Detlef P. »

Bezüglich des Endes gab es auch ein alternatives Ende in dem
Spoiler
Derek sich danach wieder den Kopf rasiert, was wohl bedeuten soll, dass er sich wieder dem rechten Spektrum zuwendet.
Das wurde zum Glück gestrichen, wodurch das Ende zumindest offen bleibt.
Allerdings wird ja auch ganz am Ende, wenn ich mich richtig erinnere, ein Zitat aus dem Aufsatz, den Dereks Bruder geschrieben hat, vorgelesen, wechles wohl tatsächlich ein Zitat von Lincoln gewesen ist:

Wir sind keine Feinde, sondern Freunde. Wir dürfen keine Feinde sein. Leidenschaft mag die Bande unserer Zuneigung anspannen, aber zerreißen darf sie sie nicht. Die mystischen Klänge der Erinnerung werden ertönen, wenn – und das ist sicher – die besseren Engel unserer Natur sie wieder berühren.

Dies soll wohl - im Bezug auf das Ende - zeigen, dass es Hass auf beiden Seiten gibt und immer geben wird und beide Seiten etwas tun müssen, um dagegen anzukämpfen.
Aber ja, ich gebe Dir Recht, dass das Ende zumindest etwas merkwürdig anmutet.


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Damien3
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Re: American History X

Beitrag von Damien3 »

Ich werde niemals das "schreien" vergessen als er den Kopf auf den Bordstein legen muss. Ich hatte den zufällig in der Hand und wir hatten Besuch.
Es war eine gemeinschaftliche Spannung dabei zu spüren wie sie nie wieder war....mein Gott war das ekelig.


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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