Ein Toter hing im Netz

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Detlef P.
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Ein Toter hing im Netz

Beitrag von Detlef P. »

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BRD, 1960
Regie: Fritz Böttger
Darsteller: Alexander D'Arcy, Barbara Valentin, Harald Maresch, Rainer Brandt, Elfie Wagner, Dorothee Glöcklen, Helga Franck, Helga Neuner, Gerry Sammer, Eva Schauland, Helma Vandenberg, Walter Faber

"Für eine Revue in Singapur werden in New York Tänzerinnen gesucht und der Manager Gary veranstaltet zu diesem Anlass ein Casting. Schon bald wird deutlich, welche Auswahlkriterien für diesen Job gelten. Qualifiziert doch eher eine dralle Figur und eine gewisse Zeigefreudigkeit die Mädchen, als eine tänzerische Ausbildung. Schnell sind acht Kandidatinnen ausgewählt, wobei der imposanten Babs schon eine Drehung auf der Stelle genügt, um eine Zusage zu bekommen. Der Flug verläuft ganz anders als geplant, denn das Flugzeug stürzt ab. Wie durch ein Wunder überleben Gary, sein Gehilfe und alle acht Mädchen unverletzt und treiben in einem Schlauchboot in der Südsee. Bevor ihnen der Durst die Sinne raubt, sichten die Schiffbrüchigen eine Insel am Horizont und schon bald erreichen sie das rettende Ufer. Zunächst scheint die Insel ein kleines Paradies zu sein. Als die Gruppe aber das Häuschen eines Geologie-Professors findet, machen sie eine schreckliche Entdeckung: Der Professor hängt tot in einem riesigen Spinnennetz. Doch die Mädchen lassen sich die Laune nicht verderben, räumen das Haus auf und feiern mit zwei Mitarbeitern des toten Professors, die inzwischen auf der Insel angekommen sind, ein rauschendes Fest. Der nächste Schreck läßt aber nicht lange auf sich warten. Als Gary nämlich auf Erkundungstour geht, wird er von einer ekeligen Riesenspinne angegriffen und gebissen. Doch Gary ist nicht tot, vielmehr verwandelt er sich in ein Wesen, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Werwolf hat und fortan die Gruppe der Mädchen dezimiert." (www.moviepilot.de)

Nachdem wir letztens erst hier eine interessante Diskussion über die Qualität des deutschen Kinos hatten, dachte ich mir, dass ich die Qualität dessen doch nochmal mit diesem Meisterwerk unterstreichen könnte :lach:
Ich meine, hey, welcher deutsche Film kann schon von sich behaupten, dass er mal in der IMDb Bottom 100 drin war (aber leider auf Grund von zu wenigen Stimmen wieder rausgeflogen ist) UND sogar mal bei "Mystery Science Theater 3000" unter dem englischen Titel "Horrors of Spider Island" gelaufen ist :aosjao:
Das hat dieser komplett hanebüchene Unsinn auch mehr als verdient.

Hierbei handelt es sich nämlich um einen der wenigen, deutschen Versuche einen "krassen" Exploitationfilm als Creature Feature-Variante zu drehen, die früher so zahlreich in den Bahnhofskinos zu sehen waren.
Dagegen wirken jedoch selbst die alten Edgar Wallace-Streifen aus den 60ern mit ihrer betulich-unterhaltsamen Art so spannend wie der neueste Nagelkauer-Thriller von David Fincher, da der ganze Quatsch hier etwa so ruhig und gemächlich daherkommt, wie der neueste Schmunzelkrimi im ARD-Vorabendprogramm oder der sonntägliche Besuch bei Oma im Altersheim.
Kein Wunder, wenn erstens das Monster so

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aussieht und zweitens dieses über weite Strecken des Films überhaupt nicht in Erscheinung tritt, sondern die Mädels auf der Insel doch recht locker, trotz des Wissens um selbiges, mit zwei Blödmännern, die später noch dazu kommen, im Dschungel rumhampeln und eine Party feiern :lol: :knifehead:
Ganz am Ende gibt es nochmal für zwei Minuten ein bisschen Rumpeldipumpel im finalen "Kampf" und der Schwachmatenkram ist vorbei.

Allerdings muss ich sagen, dass der Film keinesfalls langweilig ist.
Das dumme Rumgebitche der Weiber auf der Insel und der ständige Zickenkrieg - vor allem im Angesicht der "Gefahr" durch das Monster - sind für sich schon unterhaltsam genug.
Natürlich rennen diese, da es ein Exploitationfilm oder vielmehr der Versuch dessen ist, ständig in Bikinis rum, damit es auch genug zu gucken gibt.
Atmosphärisch betrachtet ist der Film sogar ziemlich nah an so einem kleinen Reißer aus den 60ern oder 70ern dran, auch wenn dadurch keinerlei echte Spannung um die Charaktere erzeugt wird. Aber immerhin ist der Film definitiv nicht dröge.
Bekannte Leute sucht man hier auch mehr oder weniger vergebens. Einzig Barbara Valentin dürfte einigen ein Begriff sein, da diese später tatsächlich noch tragende Rollen in einigen Filmen von Rainer Werner Fassbinder spielen durfte.
Ach so, und in der Tat spielt hier der König der Kalauer-Synchro Rainer Brandt einen der zwei Typen, die gegen Ende auf die Insel kommen.
Aber das war es auch.
Wer also Bock auf totalen Trash hat oder mal sehen will, wie der deutsche Versuch eines Exploitationfilms aussieht, sollte diesen Film unbedingt mal ausprobieren.


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