Der Untergang

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Detlef P.
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Der Untergang

Beitrag von Detlef P. »

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D, 2004
Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch

"Der neue Film von Oliver Hirschbiegel ist im Grunde eine in monströse Dimensionen erweiterte Fortführung seiner vorletzten Regiearbeit "Das Experiment": Es geht um eine Gruppe schicksalhaft aneinander geschmiedeter Menschen, die in klaustrophobischer Zwangslage einer eskalierenden Konfliktsituation ausgeliefert sind. Nur dass es sich diesmal bei den Eingeschlossenen um Adolf Hitler und den letzten Rest seiner Getreuen handelt.


Beginnend mit Hitlers letztem Geburtstag am 20. April 1945 und endend mit dem Tag der Berliner Kapitulation am 2. Mai 1945, beschreibt die Kino-Apokalypse "Der Untergang" Zerfall und Agonie des Tausendjährigen Reiches. "Wir waren so knapp davor," klagt der von Bruno Ganz dargestellte Hitler, während draußen vor dem Bunker schon die Salven der Roten Armee einschlagen. "Wir hätten die Weltherrschaft erringen können." Es spricht ein Barbar, der sich noch in den Stunden seines Niedergangs in grenzenloser Verblendung maßlos selbst überschätzt und der bereit ist, sein gesamtes Volk zu vernichten, weil es ihm nicht den Sieg geschenkt hat.




Mit "Der Untergang" ist dem deutschen Film endlich wieder ein großer Wurf von internationalem Format gelungen. Basierend auf einem Buch des Historikers Joachim Fest und den Memoiren von Hitlers Privatsekretärin Traudl Junge, taucht der Film tief ab in die dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte, und dass zu diesen dunklen Stunden auch und vor allem die Schuld des Holocaust gehört, braucht Hirschbiegel und Eichinger niemand zu erzählen. Ihr Film ist von jeglicher Verklärung der Deutschen zu den eigentlichen Opfern des Krieges so weit entfernt wie Adolf Hitler von jeder Menschlichkeit.




Doch wie verfilmt man die Abgründe des Bösen, ohne davon nicht über die Länge von zweieinhalb Stunden hoffnungslos erschlagen zu werden? Hirschbiegel und Eichinger fanden einen geschickten Ausweg aus der Düsternis-Falle. Ihre Hauptfigur ist die damals 25-jährige Traudl Junge, die zum Zeitpunkt des Sturms auf Berlin seit drei Jahren Hitlers Sekretärin war. Junge wurde zwar 1947 als "jugendliche Mitläuferin" entnazifiziert, schwor aber in ihrem späteren Leben ihrer Vergangenheit ab und veröffentlichte 2002 das Buch "Bis zur letzten Sekunde", in dem sie Fragen nach persönlicher Schuld und Sühne aufwarf.




Im Film spielt Alexandra Maria Lara die Traudl Junge, und mit ihrer mädchenhaft unschuldigen Ausstrahlung fungiert sie als moralische Instanz der Bunker-Endspiele. Wenn Junge etwa nach dem Verbleib der sechs kleinen Goebbels-Kinder fragt, keine Antwort erhält und ihre Augen sich darauf im erkennenden Schrecken weiten, brechen auch in der jungen Frau Welten zusammen. Die kurz darauf folgende Szene, in der Magda Goebbels (Corinna Harfouch) mit roboterhaft starrer Miene ihre Kinder tötet, ist in ihrer gigantomanen Perversion beinahe unerträglich.



"Der Untergang" macht wie kaum ein Film zuvor den nihilistischen, destruktiven Wahn des Hitler-Regimes greifbar und lässt erahnen, warum die auf Feigheit und Opportunismus gründende innere Funktionsweise des Systems selbst dann noch tagelang blind weiterlief, nachdem der Oberschlächter längst Wurmfutter war. Und Bruno Ganz, der großartige Bruno Ganz, trägt in der Rolle des Diktators das Seine dazu bei, dass selbst hirnloseste Neonazis an diesem Hitler-Film keine Freude haben werden" (www.cinema.de)

Nieder mit dem Faschismus :mad:

Userkritik (Damien3)


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Nachdem ich die Kritik von Damien3 las, hatte ich zunächst die Befürchtung, es könnte sich hierbei um einen 08/15-Mainstream-AuslandsOscar-Nazifilm handeln, der die Zuschauer im Westen zu Tränen rührt.
Ich hatte fast schon mit einem Film gerechnet, in dem Hitler sich unter Tränen und zu kitschiger Hollywoodmucke die Kugel gibt.
Glücklicherweise passiert genau das Gegenteil.
Dieser Film ist dreckig, abgefuckt und hässlich.... und das muss in diesem Fall auch So sein.
Man könnte sagen, es handelt sich hierbei um den ersten 3.Reichs-Film, der im Grunge-Stil gedreht wurde.
Ich verneige mich vor diesem wunderbaren Film.


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Ich vernieg mich auch.
Habe selten in einem Anitkriegsfilm so gelacht.
Seid ihr sicher das Ganz das war oder hat Helge schon mal vorweg geübt???
Eine peinliche hundertmal gesehene Abrechnung...mit dem natürlich nicht fehlenden armen kleinen Jungen...


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Der Junge war überflüssig., da gebe ich Dir recht.
Aber hey, immerhin werden alle seine kleinen Freunde abgeschlachtet, das verleiht dem Ganzen doch schon etwas mehr Authentizität.

Aber nenn mir bitte mindestens einen ernstzunehmenden Film (keine Komödie), in dem Hitler so gezeigt wird.
"Der Pianist" war ein ähnlich schmieriger WK2-Film, lag in der Thermatik aber noch etwas anders.
Schließlich hat sich "Der Untergang" so gut wie gar nicht mit dem Holocaust und auch nur sehr sporadisch um das deutsche Volk gekümmert.
Dafür ging es um so mehr um das Schicksal der Parteieliten. Gerade das war neu und interessant aus meiner Sicht.
Also nochmal, lieber Damien:
Nenn mir bitte mindestens einen ernstzunehmenden Film (keine Komödie), in dem Hitler so gezeigt wird.


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

mit hundertmal gesehen meinte ich nicht Hitler. Der war tatsächlich einmalig lustig.
Ich finde nur das dieser Film einfsch nichts neues bringt und es ist peinlich das wir nur einen Nazi im Film haben und sofort sind wir Oscarnominiert..
Die Blechtrommel
Der Untergang
Sophie Scholl
Das Boot
und überall werden nur irre herumlaufende Hühner gezeigt die nicht alle auf den Latten haben und wirres Zeug reden.
WARUM sind 80 Millionen deutsche Mitgerannt?
WARUM sind diese gebildeten Menschen zu Tötungsmaschinen geworden???
Kann man nicht ein genaues Psychogramm über diese Serienmörder stellen wie in anderen Psycho Filmen auch???
Nein, wir werden alle als blond blöd und judenabschlachtblödmänner dargestellt und dieser Film macht da definitiv keine Ausnahme...


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Beitrag von Murillo »

Ich stimme Dir zu, Damien, dass es schade und beschämend ist, wenn Filme, die über den Nazi-Bonus verfügen, bei den Oscarverleihungen bessere Chancen haben.
Dies als Totschlagargument gegen "Der Untergang" zu gebrauchen halte ich jedoch für vermessen.
Dann müsstest Du schon so konsequent sein und ALLE Filme dieser Art (einschließlich "Das Boot" und "Die Blechtrommel") ebenso verdammen.

Was Deine These betrifft, dass dieser Film nichts "neues" enthalte:
Es ist nunmal ein Film, der ein historisches Ereignis betrachtet, irgendwann ist man das Ambiente, wie es meistens anhand glaubwürdiger historischer Forschungen rekonstruiert wurde und daher oft auch sinnvoll ist, so sehr gewöhnt, dass man das Gefühl bekommen könnte - und bis zu dieser Stelle gebe ich Dir auch Recht- , die Filmemacher könnten sich nichts neues ausdenken.
Jedoch wäre es in meinen Augen nicht vertretbar und den Opfern dieser Zeit nicht gerecht, wenn man alle Protagonisten in Bermudashorts rumlaufen lassen würde und dazu coole Surfmusik im Hintergrund spielt.
Was ich damit sagen wollte: Manche Genres sind ganz einfach nicht unbedingt dafür geeignet, dass man sie stylistisch revolutioniert.
Und jetzt der eigentliche Hammer:
Trotz der Einschränkungen, denen dieser Film unterliegt, schafft er es tatsächlich noch Dinge zu zeigen, die in vorhergehenden Filmen dieser Art fehlen.
1. Die Konzentration auf die "Geschäftsführung". Zwar haben die Filme über die Nürnberger Prozesse bereits versucht, ein Licht auf führende Personen des NS-Regimes zu richten und manche Personen kehren auch in "Der Untergang" wieder (Bsp.: Speer, Jodl, Keitel etc.), jedoch wagt es "Der Untergang", von den eigentlichen Hauptverantwortlichen (Hitler, Göbbels), ihren Sekretärinnen und ihren Familien (!) ein sehr eindringliches Bild zu zeichnen.
Alleine die Szene, in der Frau Göbbels ihre Kinder umbringt, ist mehr wert, als jeder Oscar es honorieren könnte.
2. Er blendet das Schicksal der Juden im 2. Weltkrieg komplett aus, ein Unterfangen, dass, wenn ich mich recht entsinne, noch nichtmal in "Stalingrad" (der an der Ostfront spielt (!)) gelungen ist.
3. das Geschehen ist ganz punktuell auf einen sehr geringen Ort (Führerbunker) beschränkt, wo es sich 2einhalb Stunden nicht wegbewegt und trotzdem immer schön spannend bleibt. Etwas ähnliches hat bisher nur "Das Boot" geschafft.
4. Wenn ich mich recht entsinne, hat sich Hermann Göring in diesem Film kein einziges mal sehen lassen. Trotzdem wurde oft über ihn und seine Untaten gesprochen.
Das ist wie bei "Herr der Ringe", wo der Bösewicht (Sauron) sich auch nie sehen lässt.
Es gibt also, wie ich finde, einige Dinge, die Neu sind und so vorher noch nie gezeigt wurden.

Jetzt kommt die Feinarbeit:
Damien3 hat geschrieben:WARUM sind 80 Millionen deutsche Mitgerannt?
Ein Problem, über das in den verschiedensten wissenschaftlichen Fachrichtungen schon einige, jedoch keineswegs ausreichende Forschung betrieben worden ist.
In der Soziologie werden solche und ähnliche Probleme unter dem Begriff der "bystander intervention" thematisiert und erforscht.
Warum greift Niemand ein, wenn Frauen auf Bahnsteigen vergewaltigt oder Ausländer in der U-Bahn von Neonazis zusammengeschlagen werden?
Menschen, die sich in einer unorganisierten Menge befinden, können nicht wissen, ob ihre Handlungen (z.B. dem Opfer helfen) von den räumlich und zeitlich anwesenden Mitmenschen unterstützt werden:
die Aggregation dieser Menschen ist kollektiv nicht handlungsfähig.
Wie soll ich als Individuum mit solch einem Problem umgehen?
Dies soll aber nicht Thema dieses Beitrages sein.
Daher ein konkretes Gegenbeispiel: Es gab Wiederstandsgruppen im 3.Reich, die kollektiv handlungsfähig waren und daher im kleineren Rahmen Erfolge erzielen konnten.
D.h.: Nicht Alle sind mitgerannt, nur Diejenigen (und das war leider die Mehrheit), die sich dafür entschieden haben.
Damien3 hat geschrieben:WARUM sind diese gebildeten Menschen zu Tötungsmaschinen geworden???
Kann man nicht ein genaues Psychogramm über diese Serienmörder stellen wie in anderen Psycho Filmen auch???
Nein, wir werden alle als blond blöd und judenabschlachtblödmänner dargestellt und dieser Film macht da definitiv keine Ausnahme...
Dem möchte ich zumindest teilweise wiedersprechen.
Nicht alle Protagonisten werden als blonde, blöde "Judenabschlachtblödmänner" dargestellt.
Gerade bei Göbbels kann man hier beobachten, dass er ein Mann mit ernsthaften emotionalen Problemen und Interaktionsstörungen war.
Auf viele Andere trifft das Klischee des blonden, blöden "Judenabschlachtblödmannes" jedoch zu und warum sollte es in dieser Darstellung nicht halbwegs realistisch erscheinen?
Um in eine der höheren Behörden dieses Systems einzutreten war nunmal eine gewisse ideologische Befangenheit und tiefe Identifizierung mit den Werten und Zielen des Regimes (d.h. alles was auf die von dir beschriebene charakterliche Darstellung hinausläuft) vorausgesetzt.
Ich sehe also nicht Dein Problem, obgleich ich Deine Einwände teilweise nachvollziehen kann.

Ich wünsche eine ausführliche Rechtfertigung. :mrgreen:


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Beitrag von Damien3 »

Gääähn
der <Film war scheiße.


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Beitrag von Detlef P. »

Ich schließe mich Murillo, bzw. Murillo schließt sich mir in allen Punkten an. Muhahahahaha :lach:

Bei einer Sache muss ich dich jedoch berichtigen.
Murillo hat geschrieben:4. Wenn ich mich recht entsinne, hat sich Hermann Göring in diesem Film kein einziges mal sehen lassen. Trotzdem wurde oft über ihn und seine Untaten gesprochen.
Göring ist aufgetreten, aber nur zwei oder drei Mal ganz kurz und er hat kaum etwas gesagt. Er war z.B. der Typ der gegen Ende mit den Russen verhandelt hat.
Deine anderen drei Punkte und auch deine restliche These sind absolut genial :beer:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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Beitrag von Murillo »

So, ich habe mir mal wieder die deutsche Version von 'The Office' angesehen und muss mich mal wieder dazu auslassen.
Dabei fällt mir auf, dass wir bereits vor 3 Jahren eine recht interessante und ausführliche Diskussion zu dem Film geführt haben, an die ich mich so gar nicht mehr erinnern kann. Aber egal...

Verglichen mit diesem Film sind "Sophie Scholl" und "Das Boot" der letzte Dreck und verdienen es nicht, mit diesem Meisterwerk in einem Namen genannt zu werden.
Ich muss nach mehrmaliger Betrachtung aber einräumen, dass der Film einige (ob gewollt oder nicht) lustige Szenen zu bieten hat (und damit eher 'Der Pianist' ähnlich sehr nahe kommt, wobei ich einfach mal unterstelle, dass diese Komik bei Polanski so gewollt war, bei diesem Film hier bin ich mir da aber nicht so sicher).
Man nehme da zum Beispiel die mehrfach auf Youtube parodierte "Ein Angriff Steiner ist nicht erfolgt"-Szene, in der Hitler seine Generäle zurechtweist, oder die Szene am Schluss, als in Folge der Bekanntgabe der Kapitulations-Bekanntgabe ein Teil der verschanzten Generäle wie mechanisch Selbstmord begeht.
Der Film ist außerdem gespickt mit genialen Dialogen
("Warum wollen Sie unbedingt überleben?" - "Warum wollen sie unbedingt sterben?"....oder...."Mein Führer, ich wusste gar nicht, dass wir noch solche Reserven haben"), aber auch überaus genialen Schauspielern.
Selbst wenn Bruno Ganz mit seiner in jedem Sinne historischen Darbnietung alle in den Schatten stellt, können ihm einige seiner Kollegen zumindest beinahe das Wasser reiche.
Man nehme da zum Beispiel Ulrich Matthes und seine absolut atemberaubende Interpretation von Göbbels ("Ich kann kein Mitgefühl empfinden"), oder Juliane Köhler, die Eva Braun erschreckend glaubwürdig darstellt.

Ich bitte dich Damien, gib diesem Film doch bitte noch eine Chance...


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