
Also, dann fangen wir mal an.
Zwei Dinge liebe ich, die ich mit dieser Review voll ausleben kann.
Märchen im Allgemeinen, aber besonders von den Gebrüdern Grimm (nicht umsonst habe ich selbst mal eine Kurzfilm-Adaption von "Hänsel und Gretel" gedreht

Ich habe früher schon gerne verschiedene Verfilmungen von Märchen, Romanen oder auch einfach Originalfassung und Remake miteinander verglichen, weil ich es einfach spannend finde, wie unterschiedlich - und auch unterschiedlich gut - die verschiedenen Adaptionen ausfallen können.
Ich habe es allerdings noch nie fertig gebracht zwei Verfilmungen des selben Stoffes an einem Tag zu schauen.
Normalerweise habe ich mir dafür immer ein paar Tage Zeit gelassen.
Dieses Mal jedoch nicht! Vor zwei Tagen sah ich mir beide Filme (mit ein paar Stunden Zeit dazwischen) an.
Und beide Filme könnten wohl kaum von unterschiedlicherer Qualität sein.
Das Witzige ist nur, wenn ich vorher hätte sagen müssen, welcher von den beiden Filmen versagen würde, hätte ich all mein Geld auf den Film gesetzt, der mich am Ende total positiv überrascht hat.
Spieglein, Spieglein:
Hier hätte ich tatsächlich ein Fiasko erwartet. Vor allem, weil der von diesem Tarsem Singh kommt, der in seinem Filmen ständig so einen total überstilisierten Mist reinbastelt, sodass die Filme meist lediglich gut aussehen und sonst nichts weiter.
Aber ich musste mich wirklich eines besseren Belehren lassen.
Insgesamt kommt die Verfilmung dem Märchen sogar verhältnismäßig nah.
Natürlich wurde alles recht Hollywood-Kinderfilmtechnisch ausgeschmückt und es finden sich auch einige alberne Elemente in der Geschichte wieder (besonders der "verzauberte" Prinz ging mir hier auf den Sack), aber unter´m Strich ist der Film - trotz typischer Elemente und absoluter Vorhersehbarkeit - tatsächlich unglaublich kurzweilig geworden.
Das ist vor allem der sehr schönen, zurückhaltenden, aber trotzdem fantasievollen Regie und dem unglaublichen Spaß der Hauptdarsteller - der allen wirklich ins Gesicht geschrieben steht - geschuldet.
Besonders Julia Roberts merkt man die Spielfreude als böse Königin deutlich an.
Und eine Lily Collins passt einfach optisch wie Arsch auf Eimer in die Rolle der porzellantaintartigen, schwarzes Ebenholzhaartragenen Schneewittchen.
Fantasievoll, aber nicht zu übertrieben bunt oder süßlich und insgesamt überraschend gut getroffen.
Snow White and the Huntsman:
Uff, wer hätte jetzt - nach dem gar recht ansehnlichen Trailer - gedacht, dass sich dieser Film so unglaublich heftig auf die Schnauze legen würde?!
Ich weiß ganz ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll.
Fangen wir mal beim Kinopublikum an. Für welche Zielgruppe ist der Film eigentlich gemacht?
Bei "Spieglein, Spieglein" ist das relativ klar, aber hier?
Für Kinder bei weitem(!!!) zu krass und gruselig, für Erwachsene zu uninteressant, für Märchenfans viel(!!!!!) zu weit von der Vorlage weg und für Fantasyfans zu schlecht von "Herr der Ringe" und anderen Fantasyepen der letzten paar Jahre geklaut.
Kristen Stewart spielt die Hauptrolle.
Eigentlich habe ich nichts gegen diese junge Dame - wirklich nicht. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir die "Twilight"-Reihe immer gespart habe.
Ich kenne sie eigentlich nur als junges Ding in "Panic Room" und dann noch aus "Into the Wild" und "Adventureland".
Und in allen drei Filmen war sie echt passabel bis sogar ganz gut. Es war jetzt nie was überragendes von ihr zu sehen, aber ich konnte mich auch nicht über ihr Unvermögen beschweren. Das wäre nicht fair gewesen.
Aber nach diesem Film kann ich die ganzen Memes im Internet nur allzu gut verstehen:
http://imgace.com/wp-content/uploads/20 ... tewart.jpg
http://www.quickmeme.com/img/fa/fad6b60 ... e4a871.jpg
http://weknowmemes.com/wp-content/uploa ... othing.jpg
http://cdn.funnie.st/wp-content/uploads ... art-15.jpg
Ich weiß nicht, was hier passiert ist, aber in diesem Mistfilm zeigt die junge Frau Stewart leider nicht mehr Ausdruck als eine Zimmerpflanze. Ich habe wie gesagt nichts gegen sie, aber hier geht einem der immer gleiche blöde und völlig leere Geschichtsausdruck nach spätestens der Hälfte des Films so auf die Nerven, dass ich sogar Steven Seagal mehr mimisches Talent bescheinigen würde.
Egal ob sie wütend, entsetzt oder erschrocken ist - man sieht immer die gleiche blöde Fresse. Da kann doch was nicht stimmen.
Charlize Theron macht es da auch nicht so viel besser, da sie das absolut gegensätzliche Extrem total ausreizt und die ganze Zeit über ein total überzogenes und dermaßen nervtötendes Overacting an den Tag legt, dass man bei Rob Schneider schon fast von einem minimalistischen Arthaus-Mimen reden könnte.
Allerdings würde ich der guten Charlize hier nicht die Schuld geben.
Die Schuld gebe ich eindeutig dem vollständig grottigen Drehbuch und der komplett stümperhaften Regie.
Denn wenn ich mich mit einem Stoff wie dem Märchen der Gebrüder Grimm beschäftige, muss ich jawohl ein Mindestmaß an Gespür für Timing und den Tonus des Films haben.
Und genau das war nicht vorhanden.
Ganz im Gegenteil sogar, denn diese total pathetische Scheiße, die da am Ende bei rausgekommen ist, hat nicht mehr das geringste mit der Vorlage zu tun.
Da ist sogar Tim Burtons "Alice im Wunderland" näher am Original gewesen als dieser zusammengeklaute Haufen Müll.
Hinzu kommt noch, dass die blöden und übertriebenen Effekte - wie zum Beispiel wenn Theron mit dem Spiegel spricht - hier einfach nur fehl am Platze wirken.
Was bitte sollte das für ein dämlicher Kaputzenmann sein?????????
So einem Blödsinn hätte ich eigentlich bei Tarsem Singh erwartet, der das Ganze aber zu meiner Überraschung sehr nett und stimmig umgesetzt hat.
Und um nochmal auf´s Drehbuch zurück zu kommen:
Was bitte sollte eigentlich diese total schrottige "Snow White is bigger than Jesus"-Story?
Wieso vergewaltigt man eine so wunderschöne Vorlage so grausam, bis nahezu nichts mehr davon übrig ist und füllt die Adaption dann auch noch mit Szenen an, die ganz eindeutig Eins zu Eins aus Meisterwerken wie "Prinzessin Mononoke" geklaut sind???
Angeblich wurde das ja gemacht, weil jener Anime-Meilenstein von Miyazaki - laut dem Regisseur Detective John Blödman (hab grad´ keinen Bock den echten Namen nachzugucken) - als Vorlage für die Story gedient haben soll.
Also wenn ich Miyazaki wäre, würde ich mir nach diesem Müll ziemlich verarscht vorkommen.
Ach, und nur mal so ganz nebenbei, wenn es sich um eine Verfilmung von Schneewittchen handelt, wäre es dann nicht vielleicht besser AUCH SCHEIß SCHNEEWITTCHEN ALS VORLAGE ZU GEBRAUCHEN???????????????????????????????
Der Einzige, der den Film noch ein ganz kleines Bisschen rettet ist Chris Hemsworth, das sympathische Muskelpaket.
Seine Präsenz hat mich einige wirklich fürchterliche Sequenzen gerade so überleben lassen.
Aus den Zwergen hätte man auch etwas wirklich cooles machen können, aber KEINER(!!!) von ihnen kommt irgendwie zur Geltung, obwohl fast alle von A-Liga-Leuten gespielt werden.
Aber da hat Singh bei "Spieglein, Spieglein" den Zwergen und ihren Persönlichkeiten noch mehr Platz eingeräumt als Detective John Blödman es hier getan hat.
Umso bedauerlicher, dass der große Bob Hoskins der Anführer der Zwerge war und selbst er da nichts reißen konnte, weil ihm einfach nicht die Möglichkeiten gegeben wurden.
Und ich gucke mir diesen Mist auch noch am Tag seines Todes an, ohne zu wissen, dass er verstorben ist.

Nach diesem Film ist der gute Bob übrigens in den Ruhestand gegangen. Ich frage mich warum!

Scheißdreck, was für ein Mistfilm.
Die Adaption von Singh war dagegen aber sehr unterhaltsam.
