Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Woodstock

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Moderator: Damien3

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Murillo
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Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Beitrag von Murillo »

Woodstock

Endlich habe ich es geschafft, die vor langer Zeit hier angekündigte Review fertigzustellen und möchte Euch diese natürlich nicht vorenthalten. Für alle, die jetzt schon sehr sehnsüchtig darauf gewartet hatten: Ich habe nicht übertrieben, das Teil ist wirklich viel länger geworden, als erwartet. 6500 Worte. Es gibt Erstsemesterstudenten, die daran scheitern, in den Semesterferien so viel Text zusammenzuplagiieren. Ich habe es in 3 Wochen geschafft. Nehmt das, ihr Influenzakids. Papa Muri zeigt Euch jetzt mal, wie man einen Filmpraise so richtig genailt bekommt und dafür hart abgefeiert wird. Den geneigten Lesern, die wirklich interessiert sind, würde ich also empfehlen, mindestens 10 Minuten für das Lesen dieser Kritik einzuplanen.
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Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Musikenthusiast bin, der Musik sowohl in großen Mengen konsumiert, als auch selbst produziert. Nun ja, eigentlich in erster Linie eher ersteres, wenn man ehrlich ist. Die Rockstars hier im Forum sind ja bekanntermaßen Andere. Daher ziehe ich mir auch bei jeder Gelegenheit alle möglichen Dokus und Konzertfilme rein, bzw. besuche Konzerte und Festivals im echten Leben, insofern dies möglich ist. Leider, leider befinden wir uns gerade im verflixten Jahr 2020 und jeder Musikkonsum ist bedauerlicherweise für den Moment auf die digitale Methadontherapie im Wohnzimmer reduziert worden.

Der legendäre 1970 veröffentlichte Kinofilm über das Woodstockfestival 1969 nimmt unter den Musikfilmen für mich eine ganz besondere Rolle ein. Ich habe diesen Film seit meiner Jugend immer mal wieder und in unterschiedlichen Versionen gesehen. Ich habe als Teenager ein Buch und später diverse Artikel darüber gelesen, was mich nicht unbedingt zu einem Experten macht, aber zum Ausdruck bringen soll, wie sehr mich das Thema Festivals auf der einen Seite, sowie Woodstock 1969 auf der anderen Seite fasziniert. Und dieser Film fasziniert mich auch heute noch. Daher habe ich mich dazu entschieden, diesem Film endlich eine etwas ausgiebigere Filmkritik zu widmen.
L: Yasgur’s Farm, 1969. R: Bauernhof in Gütersloh, 1999
L: Yasgur’s Farm, 1969. R: Bauernhof in Gütersloh, 1999
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Festivals sind für mich nicht erst seit der aktuellen Corona-Pandemie mit einer großen Sehnsucht verbunden. Als ich noch ein Teenager war, waren Festivalbesuche zwar sehr attraktiv, aber aus verschiedenen Gründen für mich nicht machbar. Das Geld war knapp und die nächstgelegenen und dennoch schwer zu erreichenden urbanen Zentren mit Strahlkraft für die "großen" Bands hießen Dortmund und Hannover. In die ostwestfälische Provinz war ja seit Nirvana 1989 gefühlt nie wieder irgendeine coole Band gereist. Der erste richtige Konzertbesuch, an den ich mich noch erinnern kann, war die Band Reamon. REAMON. So blieb mir also die meiste Zeit nichts anderes übrig, als die richtigen Festival-Liveübertragungen im "Rockpalast" oder auf VIVA2 zu verfolgen, zumindest so lange bis ich alt genug und finanziell dazu imstande war, mir regelmäßige Konzerte und Festivalbesuche leisten zu können. Wie gerne wäre ich also in die Zeit zurückgereist in das Jahr 1969, um diese legendären Auftritte, die Schlammrutschen und all die Exzesse live mitzuerleben und an ihnen teilzuhaben. Denke ich etwas länger darüber nach, wäre es auf Grund der chaotischen Umstände wahrscheinlich aber dann doch nicht so toll und ich würde meine Zeitreiseskills eher dazu einsetzen, um im Jahr 2000 mein Taschengeld in Amazon Aktien zu investieren, oder Hitler zu töten oder sowas in der Art.

Im richtigen Leben gab es dann also irgendwann Ende der 90er Jahre den Woodstock-Film auf VHS im Saturn Bielefeld zu kaufen und ich schlug natürlich sofort zu, weil ich einige der auf der Rückseite genannten Bands (Jimi Hendrix, The Who) kannte und gerne mal live auf VHS performen sehen wollte. Andere genannte Bands (z.B. CSNY, Canned Heat) waren mir zu diesem Zeitpunkt komplett unbekannt und ich habe sie erst durch den Film kennen gelernt. Bereut habe ich das selbstverständlich nie. Der historische Hintergrund der thematisierten Veranstaltung war mir damals jedoch noch mehr oder weniger komplett fremd. So holte ich mir den Festivalgenuss also erstmals ins Kinderzimmer und war dann erstmal dementsprechend überwältigt. Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass mir die Musik in dem Film zur damaligen Zeit viel mehr hängengeblieben ist, als die vielen Szenen dazwischen, in denen mir einfach zu viel gelabert wurde und deren Bedeutung mir erst viel später richtig klar wurde, was vielleicht auch an meinen damals eher begrenzten englischen Sprachkenntnissen lag. Nachdem ich den Film dann mehrere male gesehen hatte und im Laufe der Zeit das Gesehene auch viel besser einordnen konnte, betrachtete ich viele Dinge und im Film dargestellte Details plötzlich mit ganz anderen Augen.

Nun also endlich zum Inhalt des Films. "Woodstock" ist ein Dokumentarfilm, der 1970 in die Kinos kam und das gleichnamige Festivals aus dem Vorjahr im Film festhielt. Eine der ersten Musikdokumentationen überhaupt, die einem größeren Kinopublikum präsentiert wurden. 1994 erschien ein Director's Cut, der den originalen Film um einige musikalische Auftritte erweitert, den ursprünglichen Kinofilm ansonsten aber nicht wirklich verändert hat. Da man im Jahr 2020 eigentlich nur noch an den Director’s Cut drankommt, bezieht sich meine Filmkritik auf diese Fassung des Films.
Gleich zu Beginn sehen wir idyllische Szenen auf der Farmlandschaft, welche nach langen Komplikationen in der Ortswahl ausgewählt worden war, um das Festival zu beherbergen.
Es handelt sich dabei um die Farm des Milchbauern Max Yasgur in Bethel, New York. Dieser Festivalort war ziemlich kurzfristig ausgewählt worden, nachdem Anwohner im namensgebenden Woodstock und anschließend in Wallkill erfolgreich gegen die Veranstaltung des Festivals in ihren Dörfern vorgegangen waren. Diese idyllischen Landschaftsszenen bilden im Grunde bereits einen Gegenpol zu den Schlussminuten des Films, in welchen dieselbe Landschaft zu einem riesigen Müllberg transformiert wurde und kaum wiederzuerkennen ist. Auch wird hier von Anfang an der Split Screen eingesetzt, ein technisches Stilmittel, das zu diesem Zeitpunkt zwar wohl nicht mehr ganz neu war, aber dennoch ungewöhnlich, auch in einem Dokumentarfilm. Der Hauptgrund dafür, dass sich die Macher dazu entschieden, dieses Stilmittel zu verwenden war die gigantische Menge an Rohmaterial, von welchem möglichst viel in dem Film untergebracht werden sollte. Am Ende des Festivals hatte das Team rund 120 Stunden Material beisammen, welches sie nun in den Film pressen sollten. Das Filmteam, das für diesen Berg an Filmrollen verantwortlich war, bestand aus einer 70-köpfigen Crew um Michael Wadleigh, die unter anderem auch Martin Scorsese und Thelma Schoonmaker umfasste. Beide waren später auch maßgeblich am Schnitt beteiligt. Dieses Filmteam wurde ziemlich kurzfristig zusammengestellt und mit der Dokumentation des Festivals betraut, nachdem die Organisatoren und deren Geldgeber die Film- und Vermarktungsrechte am Festival an Warner Brothers verscherbelt hatten, was sich aus finanzieller Sicht später als riesiges Eigentor herausstellen sollte. Trotz einiger organisatorischer Herausforderungen schaffte es das Filmteam also, vor allen anderen am Festivalort einzutreffen und mit etwas Geschick genügend Equipment zusammenzukratzen, um das Ereignis überhaupt auf Film festhalten zu können. Es wäre ein kaum vorstellbarer Verlust für die Film- und Musikwelt gewesen, wenn ihnen dies nicht gelungen wäre.

Bevor die ersten Auftritte von Musikern zu sehen sind, geht der Film dann auch relativ ausführlich auf das offensichtliche Chaos im Vorfeld und zum Festivalbeginn ein. Dabei wird es dem Zuschauer - d.h. an dieser Stelle zumindest mir - nie langweilig. Wir sehen, wie eine Horde von Besuchern unter teils überwältigten Blicken der ländlichen Anwohner zum Festivalgelände anreist, während aus der Vogelperspektive leicht zu erkennen ist, dass alle Zufahrtswege hoffnungslos verstopft und zugeparkt sind. Einer der vom Kamerateam befragten Anwohner vergleicht die Szenen mit einem Straßenfest aus dem vorhergehenden Jahr und stellt dann den ökonomischen Nutzen des Events heraus. Jerry Garcia, dessen musikalischer Auftritt nicht im Film gezeigt wurde (dazu aber später mehr) vergleicht den Besucheranstrom mit Szenen aus der Bibel. Kurz darauf hält er stolz seinen frischgebauten Joint in die Kamera. Bill Graham (nicht der evangelikale TV-Priester, sondern der Rock-Promotor aus San Francisco und Besitzer des Filmore West, welcher persönlich dafür gesorgt hat, dass die von ihm gemanagte und zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannte Band Santana auf dem Festival auftreten darf) gibt den Kameraleuten derweil praktischen Rat, wie er die Menschenmenge dazu zwingen würde, trotz der nicht rechtzeitig fertig gewordenen Umzäunung den Eintrittspreis zu bezahlen; nämlich indem man einen Graben mit Öl um das Gelände zieht und diesen in Brand setzt. Das meint er an dieser Stelle natürlich alles todernst. Festivalkoordinator Michael Lang, der sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits ärgert, Bill Graham nicht als Berater engagiert zu haben, bleibt vor den Kameras jedoch erst mal demonstrativ cool und erklärt, dass man zwar erhebliche Verluste im Millionenbereich machen werde, dies aber auf Grund der historischen Bedeutsamkeit der Veranstaltung nicht so schlimm sei. Ihm selbst kann es eigentlich auch relativ egal sein, denn ein Großteil des finanziellen Risikos wird von den Investoren des Festivals aus New York City getragen.
Der geheime Star des Festivals
Der geheime Star des Festivals
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Es folgen die ersten Soundchecks, während zu sehen ist, wie Musiker und deren Equipment per Helikopter eingeflogen werden. Der Bühnenansager entschuldigt sich für den Lärm des "Choppity-Choppity", bevor der der Reihe nach scheinbar routiniert Durchsagen aller Art verliest: Vermisstenmeldungen, Botschaften von besorgten Eltern, und dass das Brown Acid nicht so gut sei. Dabei stellt er aber auch gleich klar: "Das Acid ist nicht vergiftet, es ist einfach nur schlechtes Acid!" Der Bühnenansager mit dem langen Bart und der monotonen Stimme (Chip Monck) ist eigentlich der Lichttechniker und macht den Job nur, weil die Organisatoren es verpeilt haben, rechtzeitig einen professionellen Ansager zu engagieren.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits eine große Menschenmenge angesammelt und die Veranstalter mussten improvisieren, da einige Bands es entweder gar nicht, oder nicht rechtzeitig zum Festivalgelände geschafft hatten. So wollte es wohl das Schicksal, dass Richie Havens ganz notgedrungen die Ehre zuteilwurde, das Woodstock Festival musikalisch zu eröffnen. Als er mit seinem Set durch ist, gibt man ihm von draußen per Handzeichen zu verstehen, dass er doch bitte weitermachen solle, da sonst immer noch niemand bereit sei, nach ihm zu spielen. So improvisiert er ganz einfach vor Hunderttausenden einen neuen Song. Das muss man sich auch erst mal vorstellen. Ich mach mir schon in die Buxen, wenn ich einen Vortrag vor 150 Leuten halten soll oder werde nervös, wenn ich in einer Kneipe vor 50 Leuten auf der Bühne stehe. Und dann kommt dieser Richie Havens - im Nachthemd und mit Sandalen bekleidet, als wäre er vor dem Frühstück direkt aus dem Hotelzimmer auf die Bühne geflogen worden - und schüttelt mal eben so eine neue Nummer aus den Ärmeln. Er wurde auf diesem Weg zur Legende.

Nach diesem ersten musikalischen Highlight offenbaren die Split-Screens immer deutlicher, wie weit die Organisatoren den Menschenanstrom unterschätzt hatten. Menschen klettern vereinzelt über die Zäune, bis der Zaun schließlich komplett eingerissen wird und Hundert Menschen hinter ihnen einströmen, alles wunderbar von der Kamera festgehalten. Das wäre mit den brennenden Ölgräben wohl nicht passiert. Michael lang und seine Crew stehen, so suggeriert es zumindest der Film, daneben und schauen dem Treiben etwas verblüfft zu. Vorher noch demonstrativ cool ob der fehlenden Einnahmen, lässt sich die Sorge und Anspannung in ihren Gesichtern nun kaum noch verbergen. Ich glaube, dass ihnen spätestens hier bewusst geworden ist, dass sie, bzw. ihre Schuldiger finanziell noch lange an dieser Veranstaltung zu knabbern haben werden. Kurz darauf hören wir dann auch schon die berühmte Bühnendurchsage, in der das "Free Festival" ausgerufen wird. Wenn man dem Film Glauben schenken mag, ging das alles ziemlich fix. Tatsächlich war dies allerdings ein Vorgang der sich über mehrere Wochen hinzog. Das der Veranstaltungsort erst relativ spät feststand, reisten die Organisatoren ungefähr zur selben Zeit an, wie die ersten Besucher, die sich schon früh in ihren Zelten auf den Feldern und Wiesen niederließen. Realistisch betrachtet hatte man so kaum noch eine Chance, das Gebiet effektiv zu umzäunen und Ticketbuden aufzustellen. Jetzt konnte also einfach jeder kommen und sich das Festival umsonst reinziehen, und das scheinbar ohne große Gegenwehr der Veranstalter und somit ganz anders als bei späteren Festival-Veranstaltungen, in denen dieser Konflikt viel deutlicher ausgetragen wurde. Was der Film nicht zeigt: zu diesem Zeitpunkt liefen einige der Agenten komplett Amok und forderten die Vorauszahlung der Auftritts-Gagen für ihre Künstler. Einige Auftritte wären wohl geplatzt, wenn man nicht veranlasst hätte, dass eine Notfall-Finanzspritze in Form eines vollen Geldkoffers mit dem Helikopter eingeflogen wurde.
Während die Organisatoren und Agenten sich streiten, überbrücken viele der Künstler die Wartezeit im Backstagebereich auf ihre Weise. Die Exzesse waren bei solchen Veranstaltungen natürlich 1969 bereits üblich und bei einigen der Teilnehmer legendär. In einer Zwischenszene sehen wir zum Beispiel Tim Hardin, wie er im Backstage-Bereich herumtaumelt. Er ist nicht der einzige Künstler, dessen Auftritt auf Grund des Konsums diverser Genussmittel sein volles Potenzial nicht ganz entfalten konnte und daher, wohl aber auch aus anderen Gründen, im Kinofilm nicht gezeigt wurde. Es folgt ein denkwürdiger Auftritt von Canned Heat, in welchem ein Typ aus dem Publikum auf die Bühne kommt und Sänger Bob „The Bear“ Hite um Zigaretten anschnorrt. Eine Szene, die auf Konzerten in den 60er Jahren durchaus nicht ungewöhnlich war, hier aber wunderbar filmisch festgehalten wird.
Joan Baez, im 6. Monat schwanger, nutzt die Gunst der Stunde und die ihr natürlich vollkommen bewusste Bühne der Öffentlichkeit, um ihren sich wegen Kriegsdienstverweigerung im Gefängnis (und im Hungerstreit) befindlichen Ehemann im Kampf gegen die Wehrplicht und den Vietnamkrieg politisch zu unterstützen. Das Abspulen ihres Liedguts ist für sie dann trotz der widrigen Umstände natürlich Routine. Sie hatte bereits seit mehreren Jahren auf vielen Protestmärschen gespielt und diese teilweise selbst organisiert. Jetzt konnte sie sich vor Hunderttausenden präsentieren. Bei ihrem Auftritt sieht man dann auch erstmals deutlich, wie es angefangen hat zu regnen, was die Show jedoch nicht wirklich beeinträchtigt, sondern diese im Film sogar noch eindrucksvoller erscheinen lässt. Auch wenn die Auftritte des Freitags, welche durch akustischen Folk dominiert waren, teilweise deutlich durch den Regen beeinträchtigt wurden und einige Bands dazu bewegten, ihre Show zu verschieben oder abzukürzen, waren es erst die Rock-Headliner am Samstagabend, die unter den richtig argen technischen Problemen zu leiden hatten.

Die auf Joan Baez folgende Szene, in welcher der Auftritt von The Who eingeführt wird, sieht zunächst seltsam zusammengeschustert aus, auch wenn dies im Endeffekt sehr gut funktioniert. Das hat allerdings seine Gründe. The Who wollten nämlich auf keinen Fall gefilmt werden und drohten dem Kamerateam sogar mit Schlägen, falls diese es doch tun sollten. Der Legende nach soll Pete Townsend ausgerechnet den Regisseur Michael Wadleigh persönlich mit einem Arschtritt von der Bühne befördert haben. Dessen Team hielt sich allerdings nicht an die Drohungen ungehobelter Künstler und schaltete die Kameras später einfach heimlich ein. Ein Großteil ihrer auf dem Festival präsentierten Rockoper "Tommy", sowie der Abbie Hoffman Vorfall (Der Antikriegsaktivist Hoffmann kam auf die Bühne, entwendete das Mikro und wurde anschließend von Pete Townsend mit dessen Gitarre von der Bühne geprügelt, der noch hinterherrief "Fuck off! Fuck off my fucking stage! "The next fuckin' person that walks across this stage is gonna get fuckin' killed! You can laugh, I mean it!". Lauter Applaus aus dem Publikum) sind daher heute leider nur auf der Audiospur dokumentiert. Am Ende werden wir Zeuge des Gitarrenzerstörungsrituals, dass bei der Band zwar seit 1965 bei jedem Auftritt Gang und Gebe war, hier jedoch erstmals einem weltweiten Kinopublikum demonstriert wurde.
Nach dem Auftritt von The Who folgt ein längeres Interview mit zwei Teenagern aus einer Hippie-Kommune. Sie beschreiben ihre Kommunikations-Probleme mit den fundamental-christlichen und anti-kommunistischen Eltern, sowie ihre Suche nach Freiheit und Selbst-Entfaltung. Sie wollen keine Revolution oder systemischen Umsturz, was ihnen oft vorgeworfen werde. Sie wollen ganz einfach nur in Ruhe ihr Leben leben. Vom Festival selbst sind sie offensichtlich ziemlich überwältigt. Sie können sich gar nicht vorstellen, dass Hunderttausende einfach nur so zum Musikhören zusammenkommen. Sie sind der Überzeugung, dass da ein viel tieferer spiritueller Sinn hinter stehen müsste. Ein Gedanke, der aus heutiger Sicht leider etwas naiv klingt. Aber der Raubbau der Industrie an der Rockmusik und der Hippiekultur war zu dieser Zeit wohl noch nicht so offensichtlich und es sollte noch einige Zeit dauern, bis das kommerzielle Potenzial der Rockfestivals richtig erkannt und voll ausgeschöpft wurde. Tja, inwiefern gerade dieser Film dazu beigetragen haben könnte, sollte besser jeder für sich selbst beurteilen.
Wir sehen daraufhin den Guru Swami Satchidananda, der die Eröffnungsrede hielt und sich darin ebenfalls sehr beeindruckt von der Menschenmenge und der freundlichen Atmosphäre dem Publikum präsentiert. Er konstatiert "America is becoming a whole" und wird frenetisch bejubelt. Der vermeintliche Einfluss fernöstlicher Spiritualität auf die zeitgenössische Jugendkultur wird dann auch nochmals im Film verdeutlicht, als wir einem Kundalini Yogakurs zu sehen bekommen, erst vor der Hauptbühne, dann etwas abgeschiedener auf dem Campingplatz. Atemübungen um den Solar Plexus zu umgehen. In der sich darauf anschließenden Szene erleben wir Joe Cocker auf beiden Splitscreens in absoluter Ekstase, bevor er total verschwitzt von der Bühne wankelt.

Dann fängt es an zu regnen und es folgt, zumindest im Narrativ dieses Filmes, der Teil des Festivals, der nicht nur für viele der Besucher, sondern auch für die Bands und Veranstalter zur absoluten Kraftprobe werden sollte. Als die Wolken sich plötzlich öffnen, versucht der Bühnenansager noch die Magie der Masse zu nutzen, um den Regen aufzuhalten, während man sieht, wie das Bühnenteam hektisch versucht, die bereits davonfliegenden Planen zu befestigen und Leute von den Türmen herunterzuholen. Gerade als die Masse zu "No Rain" anstimmt, fängt es aber dann richtig an zu regen. Man könnte fast meinen, die Natur wollte hier ein Exempel statuieren ob des Übermutes der euphorisierten Menge. Sie verlangte nun die Demut der unverschämten Meute auf unerbittliche und brutalste Weise zurück, indem sie das gesamte Festivalgelände in eine riesige Schlammhölle verwandelte. Es folgen Szenen, die wir auch heute in ähnlicher Weise von Konzerten, Festivals und anderen Freiluftveranstaltungen kennen: Menschen nutzen den Regen, um sich abzuduschen oder als Anstoß, um sich öffentlich zu entkleiden. Andere wiederum sind weniger begeistert, flüchten panisch unter wasserdichte Planen oder wollen sofort wieder nach Hause fahren. Und wieder andere verbreiten tatsächlich Verschwörungsmythen, dass Flugzeuge der Regierung die Regenwolken versprüht hätten. Manche Dinge ändern sich halt nie. Die Folge des Regens jedoch, die dieser Film am prominentesten darstellt, sind die gewaltigen Schlammrutschen. Wir sehen komplett mit Schlamm überzogene Festivalbesucher, die aus der Not eine Tugend machen und unter improvisierten Trommel-Instrumenten einen Hang im Schlamm herabrutschen, als seien sie auf einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Die Menschen trotzen der Natur, indem sie sich komplett im Schlamm suhlen. Diese ekstatischen Partyszenen werden von tanzenden und klatschenden Menschen begleitet und durch Barry "The Fish" Melton (Lead Gitarrist der legendären Haight-Ashbury Band Country Joe and the Fish und in vielen Filmszenen als eine Art Maskottchen an Bildrand zu sehen), der Freibierdosen ins Publikum wirft.
Der Melonen-Mann
Der Melonen-Mann
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Auf die Schlammrutschen-Partyszene folgt auf einem Screen eine Sex-Szene im Feld, während im anderen Screen Lang und sein Organisationspartner Artie Kornfeld interviewt werden, denen zu diesem Zeitpunkt natürlich längst klar ist, dass die Organisatoren mit dem Festival ein paar Millionen Dollar Verlust gemacht haben. Jedoch scheinen sie diesbezüglich ihre Coolness wiederentdeckt zu haben und betonen, dass dieses historische Ereignis viel wichtiger sei, als ihre eigenen materiellen Sorgen (bzw. die finanziellen Sorgen anderer). Als diese Szenen 1970 im Kino gezeigt und dort auch ziemlich gut besucht wurden, knallten allerdings bei Warner Brothers bereits die Sektkorken. Denn dort hatte man sich ja mit relativ geringem Risiko die Filetstücke in Form der Filmrechte gesichert und war somit besonders lukrativ aus der Veranstaltung hervorgegangen.
Die Drogen spielten im Jahr 1969 natürlich eine wesentliche Rolle. Viele der Musiker betonten dies auch sehr deutlich. Viele von ihnen betrachten die Bewusstseinserweiterung als Notwendigkeit für eine friedvolle Koexistent und zum Schreiben guter Songs. Der Film macht daraus keinen Hehl und zeigt nun einige Szenen, die diesen lockeren öffentlichen Umgang mit Drogen verdeutlichen sollen. Country Joe and the Fish stimmen ihren "Marihuana" Chant an., bevor Arlo Guthries Musik mit einer beeindruckenden Collage filmisch unterlegt wird, sicherlich einer der absoluten Höhepunkte dieses Films. Man sieht Haschpfeifen, zahlreiche Joints, die in der Menge herumgereicht werden. Menschen, die stark husten, einen Security-Mann der sich etwas Koks einzieht, sowie den Polizisten, der ein Eis am Stiel konsumiert. Arlo Guthrie erzählt der Menge anschließend - selbst offensichtlich nicht mehr ganz fahrtüchtig - dass er sie ihm Dunkeln nicht richtig sehen könne und davon, dass die Bundestraße zum Festivalgelände gesperrt sei (obwohl das eigentlich nicht stimmte und später historisch widerlegt wurde). Aus der Dunkelheit ertönt dann die erst kurz vor dem Festival gegründete Supergroup Crosby, Stills and Nash. Neil Young war zwar auch da, drohte dem Filmteams aber ebenfalls Prügel an, falls man ihn filmen würde. Stephen Stills beichtet den Zuschauern sein Lampenfieber, sieht dabei aber nicht sonderlich ernst aus. Beim sich darauf anschließenden Auftritt von Ten Years After wird der Doppel-Splitscreen dann erstmals zum Dreifach-Splitscreen und als Kaleidoskop-artiges Stilmittel eingesetzt. Dies sehen wir im ganzen Film eigentlich nur bei 3 Auftritten (Ten Years After, Santana, und Sly & The Family Stone).

Nach der "Interfuckingmission", also der bis in die 70er Jahre durchaus üblichen Toilettenpause für Kinofilme mit Überlänge, treten dann Jefferson Airplane auf, morgens um 8 Uhr! Heutzutage würde garantiert kein Festivalveranstalter mehr auf die Idee kommen, die Headliner, oder gar irgendeine Band, zu so einer Uhrzeit auftreten zu lassen. Allerdings hatte man hier kaum eine andere Wahl. Nachdem der Anfang am Freitagnachmittag sehr schleppend verlaufen war und viele Bands nicht rechtzeitig erschienen, oder ihre Auftritte wegen des Regens verschoben haben wollten, entstand ein regelrechter Stau an Acts, die nun bereits bezahlt waren und Sonntagnacht wieder abreisen wollten. Diese von den auftretenden Künstlern zu ertragenden Unannehmlichkeiten schienen jedoch relativ gering im Vergleich zu denen, die die Zuschauer auf dem Festival erlebten. Nach Jefferson Airplanes Auftritt sehen wir Menschen, die in langen Schlangen stehen, um die öffentlichen Telefone nutzen zu können. Die meisten wollen ihre Eltern beruhigen und ihnen mitteilen, dass es ihnen gut geht. Denn die Medien hatten bereits im Vorfeld sehr negativ über das Festival berichtet und eine humanitäre Katastrophe prophezeit. Der Legende nach brachten die zu Hause anrufenden Jugendlichen und deren Eltern die mediale Berichterstattung erst nach und nach auf die Seite des Festivals und trugen somit dazu bei, den Mythos des friedvollen Festivals zu begründen. Ja, man sei vielleicht etwas nassgeworden, die Toiletten sind, insofern vorhanden, in einem katastrophalen Zustand und es gibt nicht viel zu essen. Was der Film dann auch sehr anschaulich dokumentiert, ist die Kooperation der Autoritäten mit den Veranstaltern. Es sind Armeehelikopter sind zu sehen, die humanitäre Hilfe leisten und unter anderem trockene Kleidung über der Menge abwerfen. Eine Szene, die wohl zum Ausdruck bringen soll, dass Militär und Polizei, obwohl sie dem Festival nicht immer gut gesonnen waren (der Gouverneur von New York wollte die Veranstaltung sogar mit Hilfe der Nationalgarde gewaltsam auflösen), einen gehörigen Beitrag dazu leisteten, dass es nicht in einem Desaster endete. Der Beitrag der Armee wird auch auf der Bühne vom Ansager kommentiert und vom Publikum wohlwollend beklatscht. Es werden zusätzlich sogar noch 45 Ärzte eingeflogen, die ehrenamtlich auf dem Festival arbeiten und Besucher versorgen. Einer dieser Ärzte berichtet in der Szene von einer tödlichen Heroinüberdosis, einer von insgesamt 3 Todesfällen während des gesamten Festivals. Es ist kaum auszudenken, was hätte passieren können, wenn diese humanitäre Hilfe nicht erfolgt wäre. Dann hellt sich die Stimmung wieder etwas auf und ein Heiratsantrag wird über die Bühnenlautsprecher durchgesagt.
Eine Festivalbesuchern - die an einem der von Hippiekommunen organisierten Essensausgabeständen arbeitet – berichtet den Kameras, dass sie gerne mit der Rückreise warten würde. bis sich die Staus aufgelöst haben. Allerdings müsse sie am Montagmorgen schon wieder bei der Arbeit erscheinen. Sie könnte zwar früher aufbrechen, würde dann aber viele Konzerte, sowie den Main Act Jimi Hendrix verpassen. Wer kennt das nicht? Später erzählt sie noch, dass viel Leute an ihren Stand kommen, um Vermisstenmeldungen durchzugeben. Aktuell weiß sie aber selber nicht, wo ihre Schwester ist, seitdem diese sich während des Richie Havens Auftrittes mit Meskalin zugedröhnt hatte und dann verschwunden war. Sie macht sich ein bisschen Sorgen, dass sie ihre Schwester nicht rechtzeitig wiederfindet, da diese ebenfalls am Montag arbeiten muss. Aber in dem Fall würde sie dann einfach alleine nach Hause trampen. Eine weitere Festivalbesucherin bricht weinend zusammen, weil sie die Menschenmassen nicht ertragen kann. Der Kameramann nimmt es einfach mal mit und hält die Kamera in Nahaufnahme drauf. Es war halt nicht für alle ein magisches und wunderbares Beisammensein. Die Macher des Filmes werden sich aber sicherlich gefreut haben, all dieses goldene Filmmaterial auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.
Als John B. Sebastian dann die Bühne betritt, gibt der Bühnenansager gerade die Geburt eines Kindes auf dem Festival bekannt. John Sebastian sollte eigentlich gar nicht auftreten, wurde aber per Zufall in der Menge gesehen und darum gebeten, da sonst gerade keiner der gebuchten Acts bereit war zu spielen. Da John Sebastian sich der Legende nach gerade auf einem LSD-Trip befand, konnte oder wollte er sich auch nicht richtig dagegen wehren. Er begrüßt das Publikum mit "This is really a mind fucker of all times, man", bevor er die Menge - sichtlich benebelt und um Orientierung ringend - zur Ordnung aufruft. Sie sollten ihren Müll wieder mit nach Hause nehmen und die Zäune besser nicht niederreisen. Denn wenn es nichts Schlechtes zu berichten gäbe, würde die Presse auch nicht schlecht berichten. Er nimmt die soeben durchgesagte Kindesgeburt zum Anlass, um das Bild einer utopischen Gesellschaft zu zeichnen, die an diesem Ort entstanden sei. Der Film unterspielt seine folgende musikalische Darbietung mit Szenen, in denen Kinder auf den Festival Gelände zu sehen sind, die scheinbar perfekt in die Veranstaltung integriert sind und den Himmel auf Erden erleben. Auf John Sebastian folgt die legendäre Solodarbietung von Country Joe McDonald, der zuvor bereits mit seiner Band (and the Fish) im Film zu sehen gewesen war. Was der Film nicht zeigt: er spielt sein gesamtes Set runter, aber die Menge scheint nicht sonderlich begeistert. Erst als er am Ende nochmal seine Gitarre stimmt und die Menge bittet, ihm ein "F" zu geben, nimmt die Sache an Fahrt auf. Er bittet er auch noch um die Buchstaben U, C und K, eine Variation des Intros zum 1967er Country Joe and the Fish Hits "I Feel Lik I'M Fixing to Die Rag", welchen er darauf hin im zerfledderten Army-Outfit alleine darbietet. Er fordert die Menge auf, laut mitzusingen, denn schließlich wolle man ja ein Zeichen gegen den Vietnamkrieg setzen und dazu beitragen, dass dieser beendet werden möge. Der Film untertitelt den Liedtext, um die politische Aussage auch für den letzten unaufmerksamen Kinobesucher eindeutig zu unterstreichen. Tausende singen begeistert mit und bedenken Country Joes Auftritt am Ende dann doch noch mit Standing Ovations. Ein starkes Zeichen, dass so auch im Film sehr gut transportiert wird.

Jetzt kommen die Anwohner des Festivalgeländes im Dorf zu Wort. Ein älterer Herr wird befragt, was er von dem Festival hält. Er: "A shitty mess". Nachdem er sich beruhigt hat, korrigiert er auf "disgraceful mess", aber führt weiter aus, dass seine Felder niedergetrampelt wurden und die Ernte dieses Jahr wohl den Bach runter geht. Er ist wohl einer der Verlierer dieses Festivals. Im Gegensatz dazu wird ein Merchandising-Stand gezeigt. Das Konzept hat sich bereits hier und seitdem auf allen folgenden Festivals als sehr profitabel erwiesen und durchgesetzt. Nur die Produktpalette ist noch etwas bescheiden. Zwar kann man hier keine Janis Joplin-T-Shirts erwerben, dafür aber Kunstgegenstände und Pfeifen. Der Standbesitzer sagt, dass das Geschäft sehr gut laufe und er einige Tage brauchen werde, um das eingenommene Geld zu zählen. Ein weiterer Anwohner berichtet nun, wie man in der Nachbarschaft Nahrungsmittel gesammelt habe, die dann mit Hilfe der Polizei und Arme an Festivalbesucher verteilt wurden. Er habe selber Kinder und halte es für richtig, dass Kinder ernährt werden sollten, auch wenn es nicht die eigenen sind. Ein Mann im selben Alter mit errötetem Nixon-Gesicht und wesentlich negativerer Einstellung beschwert sich, dass die Jugendlichen alle bekifft seien und 15-jährige Mädchen auf keinen Fall in einem Zelt auf einem Feld übernachten sollten. Ein älterer Herr geht dazwischen und korrigiert, dass die Besucher, die er gesehen hat, keineswegs bekifft, dafür aber sehr freundlich und dankbar gewesen seien, fast als sehe er sich genötigt, die Festivalbesucher vor den Augen der Welt in Schutz zu nehmen. Während sich auf einem Split Screen also die Anwohner weiter streiten, wie das Geschehen korrekt einzuordnen sei, sieht man auf dem anderen Screen, wie Besucher nackt im See baden. Ein Polizist in Uniform erzählt noch, dass die Menschen in diesem Land sich an diesen Kindern ein Beispiel nehmen sollen. Nicht notwendigerweise daran, wie sie angezogen sind (oder eben nicht) oder ihre Haare tragen, sondern an ihrem friedvollen Verhalten. Es stehe nicht infrage, dass sie gute amerikanische Bürger seien. Als der Reporter anmerkt, dass es überraschend sei, diese Worte ausgerechnet von einem Cop zu hören, antwortet dieser: "Ich bin kein Cop, sondern der Polizeichef".
Die Stadtjugend findet Gefallen an der Viehzucht
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Der Auftritt der zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Band Santana kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt. Es war Samstagnachmittag, das Wetter war ausnahmsweise mal gut, die Menge war euphorisiert und tanzte. Santana trafen den Nerv der Zuschauer, die den Rhythmus mit Gegenständen nachtrommelten. Zum Höhepunkt von "Soul Sacrifice" tanzt jemand im Publikum nackt mit einem Schaf in den Händen. Irgendwie kann ich die Beschwerden des Bauern von vorhin jetzt ein wenig nachempfinden. Es geht dann direkt weiter mit der nächsten Partysequenz und dem Auftritt von Sly & the Family Stone. Sly and the Family Stone waren zu diesem Zeitpunkt bereits eine Legende und für energiegeladene Liveauftritte berüchtigt. Wenn also jemand diese mittlerweile durchnässte und entkräftete Menschenmenge früh morgens um 4 zum Mitsingen und Tanzen animieren kann, sind es eben Sly Stone und seine Crew. Aus filmischer Sicht muss man an dieser Stelle allerdings die grandiose Schnittarbeit hervorheben. Man hat sich hier für 3 Splitscreens entschieden, um die Energie des Auftrittes zu transportieren. Was die Schnittraumcrew hier leistet, grenzt ja fast schon an Masochismus. Die Filmaufnahmen sind nachts bei schwierigen Lichtverhältnissen im Regen entstanden. Es gab außerdem keine richtige Beleuchtungsanlage, sondern nur die Scheinwerfer an den Türmen. Jeder, der schonmal einen Film geschnitten hat, kann zumindest im Ansatz nachvollziehen, wieviel "Spaß" Thelma und Marty im Schnittraum gehabt haben müssen, und das nicht mit Adobe Premiere Pro und After Effects, sondern den analogen Mitteln von 1970. Wie lange musste man bloß an diesen schwarz-blau flimmernden Drecksbildern herumdoktern und die Tonspuren mit den Bildern auf den 3 Splitscreens synchron schneiden, bis irgendwann am Ende etwas Brauchbares daraus entstanden ist? Die Oscarnominierung für den besten Schnitt, die der Film später erhielt, hat man sich spätestens hier wohl mit Schweiß und Tränen erkämpft.
Nach der atemberaubenden Nummer von Sly und seiner Family sehen wir dann Janis Joplin, die um 2 Uhr morgens (also in der Realität eigentlich vor Sly) endlich dran war. Ursprünglich hätte sie am Vorabend gegen 10 die Bühne betreten sollen, doch auf Grund des Wetters und der technischen Probleme kam es zu einer langen Verzögerung. In der Zwischenzeit vergnügten sich Janis Joplin und ihre Band - wie sie dies immer schon getan hatten - im Backstagebereich, um die Wartezeit auf ihren Auftritt zu überbrücken. Als Folge dessen konnte beim eigentlichen Auftritt dann eigentlich niemand mehr aufrecht stehen, was der Performance auch anzuerkennen ist. Trotz dessen hat der Auftritt seinen ganz eigenen Charme, der ziemlich galaktisch ist, oder sagen wir besser: kosmisch. Am Ende ihrer Show entgleitet Janis in die Dunkelheit.
Thelma Schoonmaker, Michael Wadleigh, Martin Scorsese
Thelma Schoonmaker, Michael Wadleigh, Martin Scorsese
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Im Anschluss an diese musikalischen Highlights geht der Film wieder auf das begleitende Chaos der Veranstaltung ein. Der Chef der Securitytruppe verkündet auf der Bühne den Beginn der kostenfreien Essensausgabe, es gibt Haferbrei aus der Armeeküche: "There's always a little bit of heaven in a disaster area". Er macht dann auch gleich noch etwas Werbung für den abgebrannten Hamburger-Stand und bittet das Publikum, dem Besitzer des Standes durch den Kauf von ein paar Hamburgern beiseite zu stehen. Wir sehen auch den Port-o-San-Toilettenreinigungsmann, der beim Reinigen der mobilen Toiletten gefilmt und interviewt wird. Der Mann hat die Macher des Filmes später verklagt, da er sich in einer Ehre verletzt und erniedrigt sah. Allerdings fragt man sich doch ein bisschen, warum er überhaupt auf die Fragen eingeht und sogar sehr rührenden persönliche Details preisgibt. Einer seiner Söhne sei gerade auf dem Festival, während ein anderer sich zurzeit in Vietnam aufhalte. Er hat dabei ein stolzes Lächeln auf dem Gesicht. Max Yasgur, der Milchbauer, der dafür gesorgt hat, dass das Festival im letzten Moment überhaupt stattfinden kann, darf als nächstes auf der Bühne sprechen. Die Kids hätten der Welt bewiesen, dass man 3 Tage einfach nur Spaß und Musik haben kann. Er wird wie ein Rockstar umjubelt.
Nun kommt aber endlich der eigentliche Rockstar und das langerwartete absolute Finale des Festivals und des Films. Der linkshändige Gitarrengott Jimi Hendrix, einer der Headliner, kommt mit starker Verzögerung am Montagmorgen um 9 auf die Bühne. Die Kamera schwenkt in die Mengenmenge, bzw. dem, was davon überhaupt noch übriggeblieben ist. Man schätzt, dass zu diesem Zeitpunkt noch ca. 30.000 der insgesamt 400-500.000 Festivalbesucher vor Ort waren. Das Menschenmeer hat sich also bereits sichtbar aufgelöst, im Hintergrund sind riesige zugemüllte Brachflächen zu sehen. Ich frage mich, ob das Mädchen von der Essensausgabe letzten Endes noch dageblieben ist, um den Auftritt zu sehen, oder ob sie schon wieder am Schreibtisch in New York City sitzt. Jimi gibt dann noch mal alles und präsentiert am Ende seiner Show die legendäre Vergewaltigung der amerikanischen Nationalhymne, um gegen den Krieg in Vietnam zu demonstrieren. Während des folgenden Solos sitzen einige zurückgebliebene Menschen auf Sonnenbänken und essen Melonen oder liegen auf Planen und sonnen sich. Ein Mädchen mit matschbesudeltem Regebogenregenschirm schreitet über den endlosen Plastikmüll. Einige sammeln tatsächlich Müll ein. Ob dies Festivalbesucher sind, die der Bitte von John Sebastian folgen, oder Mitglieder des Festival-Teams, lässt der Film jedoch offen. Andere probieren zurückgelassene Schuhe an. Nach exzessiver Darstellung dieses ökologischen Desasters neigt sich der Film dann mit einer Kamerafahrt aus der Vogelperspektive über das endlose Menschenmehr zu Beginn des Festivals dem Ende zu. Diese fast schon deprimierende und langgezogene Ausgangssequenz wird dann (allerdings erst durch den Director's Cut) am Ende nochmal konterkariert durch einen fröhlichen (fast Sitcom-artigem) Abspann zu den Klängen von CSNY's Version von "Woodstock", bei welchem alle gezeigten Bands, sowie die Crew vorgestellt werden.

Das war also der Film, 184 Minuten im originalen Kinofilm von 1970 und geschlagene 228 Minuten im heute sehr viel weiter verbreiteteren 1994er Director's Cut. Und dennoch merkt man dem Film eigentlich die ganze Zeit über an, dass vieles nicht gezeigt werden konnte oder sollte, einfach auch weil man das Material kinotauglich zusammenstreichen musste. Das ist den Editoren am Ende auch sehr gut gelungen und ich hätte nur ungern in den Schuhen von Marty, Thelma und Co. gestanden, die damals im Schnittraum sehr schwierige Entscheidungen zu treffen hatten. Sie entschieden sich dazu, die Vorgänge des Festivals nicht chronologisch zu zeigen, sondern in Motiven zu gruppieren und dann jeweils die passende Musik dazu zu zeigen: die fernöstliche Esoterik, die Schlammrutschparty, der Drogenrausch, etc. und das hat hier wirklich ausgezeichnet funktioniert.

Aus den Szenen, die im Film nicht zu sehen waren, könnte man dann letzten Endes einen eigenen Film machen, was bei 120 Stunden Filmmaterial und dieser besonderen Veranstaltung auch kein Wunder ist. Dass die Auftritte von Grateful Dead und Creedence Clearwater Revival im Kinofilm nicht gezeigt wurden, hatte zum Beispiel handfeste Gründe. Am zweiten Festival-Tag regnete es in Strömen, was dann spätestens am Abend katastrophale Auswirkungen auf die technische Infrastruktur zur Folge hatte. Dead-Gitarrist Bob Weir wurde von einem Stromschlag umgenietet, als er ans Mikrofon trat. Sein Kollege Jerry Garcia hatte es nicht viel besser. Er wurde während des Auftrittes immer wieder von Stromschlägen über seine Gitarrensaiten traktiert, was seine spastisch-zittrigen Bewegungen erklärt. Am Ende implodiert sogar ein Verstärker, was man auf einem - erst sehr viel später auf Sondereditionen veröffentlichten Clip - ganz gut sehen kann. Der Typ, der am Anfang ihrer Show esoterischen Quatsch labert, ist übrigens irgendein Freak aus dem Publikum, dessen Identität bis heute unbekannt ist. Die Band hat den Auftritt später als einen der schlechtesten in ihrer jahrzehntelangen Performance-Geschichte betrachtet und wollte eine Veröffentlichung daher unbedingt verhindern. CCR's John Fogerty beschwerte sich über die resultierende Überlänge des Grateful Dead Auftritts und verglich die im Schlamm schlafende Menschenmenge später mit einem Hieronymus Bosch Gemälde. Der Auftritt seiner Band war aber ganz ordentlich, auch wenn die Band das dem Vernehmen nach anders gesehen hat. John Fogerty, der auch in den vorhandenen Filmaufnahmen sichtlich angepisst ist, bat darauf hin das Filmteam, den Auftritt seiner Band nicht im Film zu verwenden. Bei anderen Bands hatte es eher rechtliche Gründe, dass sie nicht im Film gezeigt worden. The Band z.B. hatten am Sonntagabend eine spektakuläre Performance abgeliefert und wurden von der begeisterten Menge um 2 Zugaben gebeten. Das Management der Band verweigerte allerdings seine Zustimmung zur Verwendung des Materials, wodurch es nicht im Film verwendet werden durfte. Ähnlich lief es bei Janis Joplin, so dass ihr Auftritt erst im Director's Cut gezeigt wurde. Mehrere Bands hatten beachtliche Auftritte, die aber ebenfalls nicht verwendet wurden, so z.B. Melanie, die die Veranstalter erst überreden musste für eine Minigage auf dem Festival auftreten zu dürfen. Während ihres Auftrittes hielten die Zuschauer dann ihre Feuerzeuge in die Luft, was der Legende nach überhaupt die Geburtsstunde des Feuerzeugschwenkens gewesen war. Die Liste der weiteren vom Film ignorierten und von der Geschichte vergessenen Interpreten umfasst u.a. auch noch Blood, Sweat & Tears, Incredible String Band, Johnny Winter, Mountain und Paul Butterfield. Die Liste der Künstler, die eingeladen waren, es aber nicht zum Festivalgelände schafften oder von vornherein absagten und sich dafür später in den Arsch bissen, ist sogar nochmal wesentlich länger. Aber das ist eine ganz eigene Geschichte.

Die kulturellen Auswirkungen des Films auf die Film- und die Musikindustrie waren sicherlich enorm. Michael Wadleigh beschrieb seinen Film später als linkes Pendant zu "Triumph des Willens", also einen Propagandafilm ganz im Sinne der Hippiebewegung. Aber war er das wirklich? Die Besucher rissen die Zäune nieder, ignorierten den Eintrittspreis, ließen sich von der Armee und den Anwohnern durchfüttern und hinterließen dann am Ende auch noch einen riesigen Müllberg. Das alles verheimlicht der Film ja keineswegs, sondern stellt es sogar sehr offen zur Schau. Nichtdestotrotz liefen aber scheinbar nur wenige Festivals liefen so friedvoll ab, wie das erste Woodstockfestival. Das Altamond Festival, welches nur wenige Wochen nach Woodstock von denselben Veranstaltern ausgerichtet wurde, gipfelte in Schlägereien und einen Mordfall direkt vor der Bühne, was übrigens in dem ebenfalls sehr sehenswerten Film "Gimme Shelter" festgehalten wurde. Hier auch wieder dabei: Festivalorganisator Michael Lang, der dieses Mal weniger Glück hatte und mit erneuten Verfehlungen organisatorischer Art zu dem Desaster beigetragen hatte. Auch das Isle of Wight Festival 1970 gipfelte in Gewalt, da viele Besucher mit dem Zahlen von Eintrittsgeldern grundsätzlich nicht einverstanden waren. Und ähnliches widerfuhr im selben Jahr dem Festival Train, in welchem viele Bands, die auch schon in Woodstock dabei waren, mit dem Zug durch Kanada tourten. Beide Veranstaltungen sind ebenfalls in eigenen Filmen festgehalten, welche auch ziemlich sehenswert sind, "Message to Love" und "Festival Train". Oder denken wir zum Beispiel ausgerechnet an das Revival-Event Woodstock 1999. Die Organisation war fast so fehlgeleitet wie beim Original. Allerdings kam es hier zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Gewaltexzessen. Rage Against The Machine spielten "Killing in the Name of", während sie eine amerikanische Flagge in Brand steckten und in der Ferne die von wütenden Besuchern angezündeten Wurstbuden loderten. Das hatte mit den angeblichen Idealen von Woodstock rein gar nichts mehr zu tun. Nur die überteuerten Merch-Stände waren geblieben.
Das Festival, das in diesem Film dokumentiert wurde, hat mit den Musikveranstaltungen der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte also wohl nur noch eher wenig gemein, auch wenn vieles übernommen und im Laufe der Zeit weiterentwickelt und perfektioniert wurde. Und wie ein Mitforist wohl auch treffend formulierte, ist niemand von uns - die gar nicht dabei gewesen sind - auch nur annähernd dazu in der Lage richtig einzuschätzen, wie es nun wirklich war. Dennoch liegt auf der Hand, welch einen gewaltigen Impact sowohl das Festivals selbst, als auch der Kinofilm auf unsere Welt gehabt haben. Unabhängig davon, wie groß dieser Impact tatsächlich war, ist "Woodstock" aber auf jeden Fall ein großartiger und sehr unterhaltsamer Musikdokumentarfilm, den man sich trotz seiner Länge mehr als einmal anschauen kann und sollte.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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Re: Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Beitrag von Damien3 »

Das ist dein Monolith Muri.
Sprachlos...gigantische Review!
Ich habe die original 3er LP von 1970 in meiner Sammlung und liebe diese Doku auch!
Was soll man da noch "ergänzen" es ist ALLES gesagt.
Wer das jetzt nicht sehen will hat Corona und ist des Tooooooodesssssss.....


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Re: Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Beitrag von Murillo »

Danke für die Anerkennung, Damien. Ich lerne hier halt von den Besten, hehe. *schleim* :bang:


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Re: Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Beitrag von Detlef P. »

Puh, das ist mal eine Kritik.
10 Minuten zum lesen ist gut. Hahaha :lol:

Ja, auch ich war irgendwie von diesem Festival fasziniert, seitdem ich als Kind davon gehört hatte.
Gerade weil es als so bedeutsam galt.
Und als Kind dachte ich immer, dass es schade ist, dass man nicht selbst dabei war und es ebenfalls schade ist, dass es nicht mal einen Film darüber gibt...
...bis ich dann irgendwann erfuhr, dass es tatsächlich eine Mammut-Doku über das Festival gab :aosjao:

Die Doku habe ich mir vor vielen Jahren an zwei Abenden (für einen Abend war die einfach zu lang) angesehen und war völlig begeistert.
Und, genau wie Muri in seinem Magnum Opus erklärt, ist es zum einen absoluter Wahnsinn, wer da alles aufgetreten ist und zum anderen absolut unvorstellbar, dass das wirklich alles so unglaublich friedlich und mit so wenigen dramatischen Zwischenfällen ablaufen konnte.
Eigentlich zu schön, um wirklich wahr zu sein, wodurch das Festival wohl auch seinen legendären Ruf hat.

Und ich stimme absolut zu, dass man wohl wirklich keinesfalls beurteilen kann, wie es war, wenn man nicht dabei war (bei dem Drogenkonsum können das vermutlich nicht mal einige Leute DIE dabei waren :mrgreen: ), aber ich denke, dass der Film die beste, nächste und purste Art ist, das Festival zu erleben, wenn man nicht live dabei war.
Und darüber bin ich wirklich glücklich.
Zuletzt stimme ich Muri noch einmal zu, wenn ich mich der Aussage anschließe, dass man diesen Film wirklich häufiger sehen kann.
Sollte ich vielleicht auch mal wieder tun...


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Re: Murillo gleitet nur mit einer Melone bekleidet die Schlammrutsche hinab: Woodstock

Beitrag von Murillo »

Yeah, glaub mir, Baby, Du würdest tierisch drauf stehen. :mrgreen:

Dass die Sache damals nicht komplett eskaliert ist, war wahrscheinlich größtenteils wirklich Glück.
Dass es im Normalfall furchtbar daneben gehen kann, wenn man die Planung irgendwelchen Leuten überlässt, die nicht in den Gelben Seiten stehen, hat man dann ja ein paar Monate später in Altamont gesehen.
Fast die selben Leute im Organisationsteam, fast die gleichen Bands, die selbe Zielgruppe, wie bei Woodstock. Das Ende ist ja leider bekannt.

Michael Lang scheint echt ein cooler Typ zu sein, mit dem man sich gerne mal einen durchziehen und dann im Keller "2001" gucken kann. Aber wenn er mein Nachbar wäre, würde ich ihm nicht einmal die Verantwortung dafür übertragen, meine Blumen zu gießen, wenn ich über 3 Tage verreise. :mrgreen:
Hatte ich erwähnt, dass der Typ "Woodstock 1999" auch auf dem Gewissen hat. Man kann vielleicht von Glück sprechen, dass seine Pläne für Das Jubiläumsevent 2019 auch gescheitert sind, weil er sich mal wieder viel zu spät um die Location gekümmert hat... Aber jetzt genug gelästert, beim Ursprungsevent ist ja immerhin fast alles gut gegangen. :smoker:


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