Tagebucheintrag (Datum unbekannt):
Vor wenigen Tagen habe ich JUHA von Aki Kaurismäki gesehen. Einige werden vielleicht schon seinen Film "Der Mann ohne Vergangenheit" gesehen haben, der derzeit in den Kinos läuft. Für mich war es das erste Zusammentreffen mit einem sehr bekannten Regisseur Skandinaviens. Vielleicht sogar zur Zeit der Bekannteste. Das tut aber nichts zur Sache. Vielmehr ist es für mich etwas besonders Schönes, wenn ich seinen Versuch (der vor allem mich immer gereizt hat, und den ich selbst einmal vollführen wollte), den er mit JUHA vollzogen hat, sehen kann. Kaurismäki hat in der Welt der Triple-X's und sonstiger ruheloser Streifen eine Art Insel der Seeligen geschaffen.
Die Tatsache, dass es ein Stummfilm ist, hat schon mal eine gewisse Ruhe vorweggenommen. Ein Stummfilm sollte dann natürlich auch noch in schwarz/weiß sein. Die wunderbare, an alte Stummfilme angelegte Musikuntermalung, hat sehr positiv zu dem Gesamtwerk beigetragen. Sogar die teilweise eher untypischen Klänge einer Gitarre haben das Bild nicht zerstört.
Mich erinnert der Film entfernt an Lynch's Blue Velvet. Vor allem André Wilms weist Züge von Dennis Hopper auf.
Das Spiel mit Licht und Schatten, ich erinnere mich hier an das Zimmer Marja's, hat Kaurismäki gekonnt eingebracht. Kati Outinen spielt hervorragend und auch Sakari Kuosmanen, der am Ende die Tragik wunderbar dem Zuschauer zuspielt. Kaurismäki hat seine Protagonisten sehr sorgfältig ausgewählt und mit viel Liebe und Verehrungen an den Stummfilm des beginnenden 20. Jahrhunderts in Szene gesetzt.
Wie gesagt hat es mich sehr überrascht und glücklich gemacht, dass jemand eine derartige Idee aufgegriffen und realisiert hat. Und das in Zeiten, in denen kein Kinofilm mehr ohne die Vorteile (?) des Tons und der Farbe auskommt.
Aki auf dem Weg zurück zu den Wurzeln
Moderator: Damien3