Schräger als Fiktion

Stranger Than Fiction

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Detlef P.
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Schräger als Fiktion

Beitrag von Detlef P. »

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USA/UK, 2006
Regie: Marc Forster
Darsteller: Will Ferrell, Maggie Gyllenhaal, Emma Thompson, Dustin Hoffman, Queen Latifah, Linda Hunt, Tony Hale, Tom Hulce, Kristin Chenoweth

"Das Leben von Harold Crick (Will Ferrell) verläuft in sehr vorhersehbaren Bahnen. Er ist der perfekte Arbeiter, hat bisher keinen Arbeitstag verpasst. Doch auf einmal hört dieses einwandfrei funktionierende Zahnrad auf zu funktionieren. Denn plötzlich hört Harold eine Stimme in seinem Kopf und alles wird anders. Was Harold Crick anfangs nicht ahnt: Sein Leben ist die Geschichte, an der die Erfolgsautorin Karen Eifel (Emma Thompson) seit zehn Jahren arbeitet. Diese steht kurz vor der Fertigstellung ihres Meisterwerks. Eifel wiederum hat keine Ahnung, dass es in der wirklichen Welt eine echte Person mit Namen ihres Hauptcharakters gibt, der genau das widerfährt, was sie in ihrem Buch schreibt, und dass diese Person die Stimme der Erzählerin – ihre Stimme – hören kann. Für Harold spitzt sich die Lage noch mal zu, als er auf diesem Weg von Karens Entschluss hört, ihr Buch auf eine für ihn ganz unschöne Weise enden zu lassen: mit seinem Tod. Zumal dieser für den Steuerbeamten in einem gänzlich unpassenden Moment kommt - schließlich ist er gerade dabei, sich in die schöne Steuersünderin Ana Pascal (Maggie Gyllenhaal) zu verlieben!" (www.filmstarts.de)

Sooo, wir sind am Ende der dieswöchigen Filmreihe angelangt.
Für alle Zuschauer, die jetzt erst zugeschaltet haben: Die Reihe hieß "Was? Den hatten wir noch nicht?" und es wurden genau solche Filme - sogar in alphabetischer Reihenfolge - hier vorgestellt, bei denen man sich wundert, dass sie hier bisher nicht besprochen wurden.

Am fünften und letzten Tag springen wir auch endlich, wie gestern angekündigt, in die zweite Hälfte des Alphabets zum Buchstaben S.
Zwar nicht bis ganz ans Ende nach Z, aber immerhin.
Und auch bei diesem Film kann ich nicht verstehen, warum ich den niemals hier reingestellt habe, denn ich weiß noch ganz genau, als wäre es gestern gewesen, wie begeistert ich von dem Film war.

Leider weiß ich gar nicht mehr genau, was mich dazu bewogen hat, ihn mir anzusehen. Aber eigentlich muss es - wie so oft - die hervorragende Bewertung bei IMDb gewesen sein.
Wahnsinn, wenn ich bedenke, was für Perlen ich mir ohne diese Seite oft gar nicht zu Gemüte geführt hätte.

Direkt als erstes muss ich wohl den Elefanten im Raum ansprechen.
Ja, ein Will Ferrell spielt tatsächlich die Hauptrolle und da musste ich damals auch erst schwer schlucken, als ich das las.
Aber ich muss sagen, dass das hier dann der erste Film war, in dem ich ihn erträglich und um ganz ehrlich zu sein sogar relativ gut fand.
Es mag keine Leistung eines Sandlers oder gar Carreys sein, die, wenn sie in ernsthafteren Filmen mitwirken, mal so richtig zeigen, was sie so drauf haben.
Aber Ferrell funktioniert hier insgesamt ziemlich gut und er ist bei weitem nicht dabei, den Film kaputt zu machen, was ja im schlimmsten Fall hätte passieren können.

Die Idee des Films mag jetzt auch nicht 100%ig neu sein, wird aber so schön präsentiert und ausgespielt, als wäre sie hierfür erfunden worden.
Es wurde wirklich alles rausgeholt, was es rauszuholen gab.
Das ist zum einem dem gelungenen Drehbuch, zum anderen aber auch der zurückhaltenden aber detailierten Regie zu verdanken.
Marc Forster hatte ja vorher schon bewiesen, dass er stilistisch gesehen eine große Bandbreite hat, bevor er dann später sogar Blockbuster wie "Ein Quantum Trost" und "World War Z" drehen durfte.
Und der Mann kommt sogar aus Deutschland, wohlbemerkt :klugscheiss:

Über all die anderen Darsteller neben Ferrell muss man eigentlich kaum noch etwas sagen, denn alle wurden hier absolut perfekt besetzt und in einigen Rollen sind ja sogar richtige Hochkaräter wie Emma Thompson und Dustin Hoffman zu sehen.
Auch Maggie Gyllenhaal ist in ihrer rebellischen, aber liebenswerten Art wieder absolut klasse.
Eigentlich ein echtes Wunder, dass Ferrell neben diesen großartigen Schauspielern so bestehen konnte.
Aber manchmal ist das einfach so.

So ist der Film einerseits eine originelle "Was wäre, wenn..."-Geschichte, indem die Welten der Realität und der Fiktion auf humorvolle wie zugleich experimentelle Art und Weise aufeinandertreffen.
Andererseits handelt es sich hier aber auch um ein tragikomisches Porträt einer im Alltag festgefahrenen Figur, die nach und nach aus ihrem selbstgebauten Käfig auszubrechen vermag.
Und das alles wird nahtlos und erstklassig miteinander kombiniert.
Ein echter Gehimtipp, für alle, die ihn vielleicht noch nicht kennen.

So, das war es dann auch schon mit der aktuellen Filmreihe.
Und ich hoffe, dass nicht nur mir bei dem einen oder anderen Film leise der Satz über die Lippen kam: "Was? Den hatten wir noch nicht?" :mrgreen:


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