Seite 1 von 1

Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer

Verfasst: So 30. Apr 2006, 19:34
von Nikkita
[img]http://www.cineman.ch/movie/img/3025/poster1.jpg[/img]

Das Erstlingswerk von Regisseur und Produzent Zacharias Kunuk erzählt die Geschichte eines Inuit-Lagers in der kanadischen Arktis zu Beginn des 1. Jahrtausends. Ein Schamane belegt einen Nomadenstamm mit einem Fluch. Fortan ist das harmonische Gleichgewicht der kleinen Gemeinschaft zerstört. Eifersucht, Hass, Rache und Machtgier bestimmen das friedliche Zusammenleben der Ureinwohner.


Zwei Brüder, Amaqjuaq (Pakkak Innukshuk), ein starker Krieger, und Atanarjuat (Natar Ungalaaq), der schnelle Läufer, erfahren am eigenen Leib, welch unheimliche Macht selbst nach zwanzig Jahren von dem Bann ausgeht. Als sich Atanarjuat in Atuat (Sylvia Ivalu) verliebt, nimmt das Drama seinen Lauf. Denn die hübsche Frau ist Oki (Peter-Henry Arnatsiaq) versprochen, dem Sohn des Eskimo-Häuptlings. Der Gehörnte schwört Vergeltung. Mit zwei Helfern überfällt er die schlafenden Brüder und ermordet Amaqjuaq. Atanarjuat kann wie durch ein Wunder dem Gemetzel entkommen, doch ihm wird klar: Die Spirale der Gewalt muss durchbrochen werden. Zum blutigen Showdown der Rivalen im arktischen Eis kommt es aber dennoch nicht.

Erster kanadischer "rundum" Inuit-Spielfilm

Kunuks dreistündiger Streifen ist der erste kanadische Spielfilm, der von Inuits geschrieben, produziert, verkörpert und in Szene gesetzt wurde. Die mit Gesichts-Tattoos geschmückten Darsteller sind allesamt Laien, was dem Werk ein Höchstmaß an Authentizität verleiht.

Dialoge in Inuktitut mit Untertiteln

Die Dialoge in Inuktitut, der Sprache der Inuit, sind mit Untertiteln versehen. Der Regisseur selbst stammt aus dem in der Tundra angesiedelten Volk. Sein mehrfach preisgekröntes Debüt erweckt eine Legende der Urahnen zum Leinwand-Leben. Durch mündliche Überlieferung von Generation zu Generation sollte sie die Jüngeren lehren, wie verheerend es sein kann, persönliche Wünsche über die Bedürfnisse der Gruppe zu stellen.

Offizielle Filmauswahl der documenta 11 in Kassel

Das Werk zählte zur offiziellen Filmauswahl der documenta 11 in Kassel. Zudem erhielt "Atanarjuat" bei den Filmfestspielen in Cannes 2001 die Goldene Kamera. Das gelang in der Kategorie Erstlingswerke zuvor nur Größen des Geschäfts wie Kult- Filmer Jim Jarmusch.

Beeindruckende Schauspieler und Landschaften

Neben der schauspielerischen Leistung beeindrucken gewaltige Landschaftsaufnahmen am nördlichen Polarkreis. Sie zeigen die unberührte, frostige Wildnis in ihrer ganzen Schönheit. Filmfans gewinnen einen Einblick in archaische Rituale, Kultur und Alltagsprobleme der Inuit, wobei liebevoll Details betont werden: Während die Frauen sich der Kindererziehung und Hausarbeit widmen, gehen die Männer auf die Jagd, um Felle und Fleisch zu erbeuten. Schon damals war Kleidung ein Statussymbol, und Tritte sind nicht immer das beste Mittel, um Schlittenhunde zum Laufen zu bewegen.

[url=http://rhein-zeitung.de/magazin/kino/galerie/a/atanarjuat//]Rhein-Zeitung.de[/url]
_____________________________________________________________

Mit seinen 168 Min ist der Film schon teilweise eine Geduldsprobe. Von der ganzen Aufmachung erinnert er stark an Gus Vam Sant´s Gerry. Nur das dieser Film nicht in den endlosen Weiten der Wüste, sondern in den endlosen weißen Weiten der arktischen Tundra spielt. Die Landschaften erscheinen dennoch ähnlich faszinierend wie trostlos.
Ein interessanter Einblick in das harte Leben der Inuits, ein fremde Welt, mit Regeln, die uns unbekannt ja geradzu befremdlich sind. Und denoch erkennt man Parallelen mit jeder anderen Gesellschaft, denn letztendlich sind die existenziellen Dinge des Lebens,das Gut und das Böse, die Liebe und der Hass, vorallem aber auch der Überlebenswille, überall auf der Welt gleich.
Also ich kann den Film allen empfehlen, die sich schon durch Gerry nicht abschrecken liessen, aber auch ein gewisses Interesse gegenüber Dokumentationen indigener Völker mitbringen.