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Nikkita´s Match Point

Verfasst: Do 7. Sep 2006, 12:53
von Nikkita
Eine englische Tragödie

Kurz zum Inhalt:
Chris Wilton ist Tennisspieler, der inzwischen aber als Tennislehrer sein Geld verdient, weil er sich, nach eigener Aussage, nicht wieder in den Turnierzirkus begeben will. Er lernt Tom Hewett kennen, der ihn in die Kreise der Upper Class einführt. Toms Schwester Chloe verliebt sich in Chris, dieser wiederum in Nola Rices, Toms amerikanische Verlobte. Trotzdem heiratet Chris Chloe und fügt sich fortan perfekt den Anforderungen, die seine neue Umgebung an ihn stellt. Dann trennen sich Tom und Nola und Chris sieht seine große Chance Nola näher zu kommen.

Woody Allens Protagonist Chris Wilton in Match Point erinnert doch irgendwie stark an den talentierten Mr. Ripley. Gleichermaßen intelligent wie skrupellos! Durch diese Parallele kommt der Film dem Zuschauer aber nicht mehr ganz so neu vor, sonder vielmehr als etwas Bekanntes im neuen Gewand. Irgendwie kennt man die Geschichte schon! Ein erstes Indiz, wie sich der Film weiterentwickeln wird, ist Fjodor Dostojewskis Schuld und Sühne in den Händen von Chris gleich zu Anfang. Man ahnt dass hier eine Tragödie bevorsteht und dass wir es mit einem innerlich zerrissenen jungen Raskolnikow zutun haben. Und diesen verkörpert Jonathan Rhys-Meyers wirklich außergewöhnlich gut. Wie ein Wolf im Schafspelz schleicht er sich in die Herde der High Sociaty. Auch die Darstellung von Scarlett Johansson muss positiv hervorgehoben werden. Die Rolle der Nola Rices hat es Johansson erlaubt ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Zentrales Thema bei Match Point ist das Begehren! Der Mensch begehrt soviel, er begehrt andere, er begehrt Geld, er begehrt gesellschaftliche Anerkennung, sozialen Status, Macht, usw. Die wichtigste Frage dabei ist, was er bereit ist zu tun um sein Begehren zu stillen? Wie weit kann man gehen, wie weit soll man gehen, um die Begierde zu befriedigen? Nun, dass muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Allen zeigt uns aber welchen Preis man zahlt, wenn man zu weit geht. Ohne Zeigefingermoral führt Allen dem Zuschauer vor Augen, dass jede Handlung ihre Konsequenzen hat, in der einen oder anderen Form muss JEDER zahlen.

So interessant sich die Geschichte auch gestaltet, so sehr Allen auch versucht mit überraschenden Wendungen den Zuschauer zu bannen und so sehr er auch mit den verschiedenen Genren spielt, so sehr wirkt das Ganze irgendwie „zusammengeklatscht“, nicht ganz rund. So in der Art, hier haben wir bisschen Raskolnikow, hier etwas Mr.Ripley und zum Schluss würzen wir das Ganze mit etwas „Eine amerikanische Tragödie“ und heraus kommt Match Point. Trotzdem ist Woody Allen mit Match Point ein guter Film gelungen, der einiges an Respekt verdient. Vielleicht nicht den Vergleich mit einem Meisterwerk, aber doch Respekt.

Verfasst: Fr 8. Sep 2006, 11:54
von Detlef P.
Also ich erachte diesen Film als einen der Top 5-Woody Allen-Filme. Für mich war er einfach grandios.
Aber schön zu hören, dass dir der Film trotzdem irgendwie gefallen hat.