Damien im "Casino Royale"
Verfasst: Fr 24. Nov 2006, 09:29
Casino Royale
Was liebe ich an Bond Filmen?
Ich liebe die Erinnerung das es 40 Jahre alte Szenen gibt die nichts von ihrer packenden Atmosphäre eingebüßt haben.
Kennt ihr die Zug-Prügel-Szene in "Liebesgrüße aus Moskau"?
DIE Prügelszene aller Zeiten. Das Nonplusultra der gewaltätigen Auseinandersetzungen zweier Agenten.
Im Drehbuch nur eine Minute lang, doch im Film von Terence Young mit einer genialen Schnitttechnik auf fast 3 Minuten gestreckt.
3 Minuten? Kurz? Ja!
Aber diese 3 Minuten haben, denke ich, mit dazubeigetragen Connery als DEN Bond zu charaktisieren.
Diese Szene sehe ich in direktem Zusammenhang mit "Psycho".
Fast zur selben Zeit entstanden und mit dem gleichen Ziel: dem Gegenüber außer Gefecht zu setzen.
Leider ist diese Szene nicht so berühmt geworden, aber in ihrer Brutalität und Perfektion unerreicht...
Filmstudenten lernen noch heute mit dieser Szene wie man einen Kampf zweier Personen auf aller engsten Raum umsetzen kann. Das Zugabteil ist ja nur 2 x 3 Meter groß!!
Oder die Szene mit Gert Fröbe in "Goldfinger" als Bond auf ein Tisch geschnalt wird und ein Laserstrahl ihn teilen soll:
Bond: " erwarten Sie das ich rede , Goldfinger?"
Goldfinger: Nein Mister Bond, ich erwarte von Ihnen das Sie sterben"
Oder Roger Moore der mit seiner "Entenszene" ein Auto "Actiontauglich" machte von dem man es nicht erwartet hätte.
"In tödlicher Mission" hatte eine Verfolgungsjagd in der Bond in einem Renault 2 CV besser bekannt als "Ente" und dieses kleine Auto zeite sich zäher als anderen Verfolger...
Oder Timothy Dalton der seinen Freund Felix Leiter in "Lizenz zum Töten" besuchen will und feststellen muss das sein Freund von Haien zerbissen, sterbend auf dem Sofa seines Hauses liegt...
Der Schrecken erhöht sich als Bond auch noch Leiters Frau Tod auf dem Bett entdeckt.
Hier entwickelt sich , leider viel zu selten, die schauspielerische Qualität eines Dalton.
Oder Brosnan der mit seiner Kollegin "Christmas Jones" in "Die Welt ist nicht genug" im Bett liegt und als Schlußsatz sagt:" Na, ich dachte Weihnachten kommt nur einmal im Jahr..."
Oder Lazenby, der seinen Einstand eher unbekümmert gemacht hat:
Die allererste Szene mit ihm ist eine Schlägerei am Strand, bei der er eine Frau rettet. Nachdem die Angreifer alle außer Gefecht sind stellt er aber fest das die Dame die er beschützen wollte abgehauen war....
Er schaut in die Kamera und sagt:" ..das wäre dem Anderen nicht passiert..."
Eine direkte Anspielung auf den Vorgänger Connery.
Und jetzt stellt euch vor das Bond ein laufendes Computerprogramm ist und 2006 einfach der Stecker gezogen wird.
Reset
Alles ist anders.
Die einzig richtige Antwort auf einen Bond der im letzten Film auf einem Stück Plastik und einer Plane auf einer Riesenwelle surft die durch einen umfallenden Eisberg verursacht wurde den der Bondgegenspieler in die Luft gesprengt hat. Oder einen Bond der von einem Berg aus hinter einem Flugzeug her springt und es einholt.....
Der neue Bond ist grob, brutal, ein wirklicher Pitbull.
Daniel Craig ist so sehr James Bond, das nicht eine Sekunde darüber nachgedacht wird.
Ich erinnere mich das mein Vater und ich bei Dalton und bei Brosnan des öfteren während des Filmes gesagt haben, das derjenige "gut in seine Rolle" passt.
Ich finde das Agentenfilme eigentlich sehr von Bond beeinflusst wurden.
Das ganze Erscheinungsbild eines hochgebildeten Agenten mit vielen Gadgets die das ihm das harte Leben leichter machen sollen usw.
Es kommt mir manchmal vor wie beim Weihnachtsmann!
Das Bild das wir alle kennen, mit rotem Mantel und weißem Rauschebart kommt tatsächlich von Coca Cola.
Es ist mittlerweile so "normal" geworden das der Weihnachtsmann so dargestellt wird das niemand mehr darüber nachdenkt das es eigentlich die Idee eines Werbefachmannes ist.
Die traditionellen Weihnachtsmänner haben nämlich eine Papstähnliche Robe mit einer Bischofsmütze.
Jetzt stellt euch vor das der Weihnachtsmann plötzlich in kurzen Hosen mit Irokesenfrisur seine Geschenke aus einem VW Beetle wirft.
So ungefähr könnte ich mir die Ablehnung vieler Bondfans der ersten Stunde vorstellen wenn sie Craig als Bond sehen.
Da ist NICHTS Gentleman-like. Da NICHTS souveränes, nichts abgeklärtes und vor allem: NICHTS PEINLICH GEKÜNSTELTES.
Mein Gott habe ich mich hier und da über völlig deplazierte amateurmäßig auf Cool gestreckte Oneliner der Bonddarsteller geärgert.
Da gab es in der Vergangenheit unglaublich gute Szenen die durch einen volkommen unnötigen dämlichen Spruch am Ende zerstört wurden.
Oder diese unglaublich bescheuerte Szene in der Brosnan mit einem Speedboot auf Tauchgang geht, nachdem er mehrer Verfolger zugegeben genial spektakulär, abgehängt hat und doch tatsächlich unter Wasser seine Krawatte zurecht rückt. Ich wiederhole unter Wasser!!!!
In Casino Royale gibt es genug Sprüche, doch sehr passend aus der jewiligen Szene und einfach "natürlich " und nicht aufgesetzt.
Das beste Beispiel muss ich verraten:
Bond vermasselt ohne Gnade einen Auftrag und M (sein Chef gespielt von Dame Judi Dench) sagt "Früher wären diese Idioten nach so einem Flop zumindest übergelaufen, mein Gott wie ich den kalten Krieg vermisse..."
Das ist mindestens so messerscharf wie Bond selber in diesem Film.
Insgesamt lässt diese erste Mission tatsächlich soetwas wie eine Mutter-Sohn Bezeihung von Bond und M aufblitzen.
Sie lässt zwar keinen Zweifel daran was sie von Bond denkt "Sie sind eine Waffe auf zwei Beinen, doch nur die Koordination im Kopf klappt nicht" aber andererseits hat man das Gefühl sie fühle sich irgendwie diesem Mann verpflichtet.
Es gibt eine nie gesehene Verbindung zwischen diesen beiden die auch nie angesprochen wird, doch die Schauspielkunst der beiden Akteure lässt des Öfteren auch einfach nur Blicke sprechen.
Apropos Blicke, Eva Green!
Ein Traumbondgirl. obwohl dieses Wort eigentlich eine Beleidigung ist. Bis auf Halle Berry waren die Girls doch nur Ausstattungsmerkmale die einfach austauschbar waren.
Diese Frau in diesem Bondfilm geht weit über die "normale" Frau eines durchschnittlichen Bondfilms hinaus.
Ich zähle die erste Begegnung in einem Zugabteil (wie sich doch alles wiederholt:-)) zum besten Dialog der je in einem Bondfilm zu hören war.
Eine Unterhaltung auf höchstem Niveau die jedem Cineasten noch lange in den Ohren klingen wird.
Eva Green spielt einen Charakter der zwar eine mit Bond ebenbürtige Frau ist, aber trotzdem zerbrechlich wie ein Reh ist.
Die Drehbuchautoren haben ihr alle Möglichkeiten zugesprochen Bond in punkto Anstand und zwischenmenschlichen Beziehungen etwas beizubringen, aber doch eine angreifbare und beschützenswerte grazile Person bleibt.Eine hinreißend Mischung....
Es ist jedesmal ein Genuss wenn Sie erscheint.
Ich dachte das die Beziehung sozusagen das Herzstück dieses Filmes ist.
Doch weit gefehlt.
Das Herzstück ist definitv der Mittelteil des Filmes, im Casino Royale.
Das Pokerspiel lässt einen als "Auftragsregisseur" bekannten Martin Campbell zur Form seines Lebens auflaufen.
Die zum Teil nur sekundenbruchteile in denen Bond an den Gesichtern seiner Gegner abliest ob sie bluffen oder nicht, lassen eine wirklich die Nackenhaare zu Berge stehen.
Das man ein mir völlig unbekanntes Kartenspiel so latent spannend visuell so geil umsetzen kann war mir bisher unbekannt.
Insgesamt ist der Film unheimlich elegant aufgenommen.
Kaum zu glauben das hier wirklich dieser Regisseur am Werke war.
Er ist ein typischer "Spielberg" Regisseur.
Wenn ein Mann mit einem Ego wie Spielberg einen Film produziert erhält er immer die Handschrift dieses Mannes. Sehr gut zu sehen in Tobe Hoopers "Poltergeist" oder in Campbells "Zorro" Filmen mit Banderas.
Spielberg könnte gar nicht etwas von Scorsese produzieren da dieser sich nicht dazwischenlabern lässt.
Campbell war bisher leider ein sehr beliebter Hausregisseur von Spielberg weil er sich wahrscheinlich gern in die Suppe hat spucken lassen. Eben der typische Mann der seinen Beruf nicht von Berufung ableitet sondern abends nach Hause geht uns einfach FIlm Film sein lässt.
In seinen bisherigen Werken (auch Goldeneye) ist einfach keine eigene Handschrift zu erkennen. Einfach auswechselbar in Stil und Aufbau des Filmes.
Doch beweißt er hier tatsächlich das erste mal wirklich harte und ungewöhnliche Einschnitte die ich nur als künstlerisch wertvoll erachten kann.
Die Eleganz und vor allem die Übersichtlichkeit seiner Actionsequenzen sind zeitlos schön. Was anderes fällt mir da nicht ein. Eine Wohltat eine Kamera nicht extra verwackelt in den Händen eines Kameramannes zu sehen um ja "authentisch " daherzukommen. Trotzdem wirkt die Kamera nicht altbacken oder langweilig!!!
Es ist einfach sehr kunstvoll arrangiert....
Im Gegensatz zu den gezeigten Kampfszenen!
Diese Kampfszenen ohne technische Gimmicks oder Spielereien werden so gezeigt wie es muss: Ich bin ein Agent und muss den anderen Töten bevor er mich tötet.
Diese Szenen in diesem Film sind nicht da um dem Publikum zu zeigen welche Arten der Selbstverteidigung Bond kann oder irgendwelche Jackie Chan mäßigen Moves zu zeigen, sondern es geht darin um nackte Überleben....
Das wird geschlagen, getreten und gebissen.
Das wird die Treppe heruntergeschmissen und Leute werden brutal zu Tode gewürgt. Diese Tode sind keineswegs auf normalem Bondniveau.
Es sind beinharte Beispiele warum WIR keine Agenten geworden sind und Bond schon. Es wird knallhart gezeigt wie ein menschliches Wesen gestrickt sein muss um diesem Job auszuüben.
Keine Beweihreucherung oder Bewunderung für eine "geile" Prügelszene mag sich einstellen wenn Bond in diesem Film tötet. Ein absolutes Novum!!!
Es geht dreckig abstoßend und fürchterlich brutal zu.
Und wenn Eva Green das erste mal dem Tod in die Augen sieht und "ihren James" nicht wiedererkennt weil er plötzlich zum brutalen Mörder mutiert, findet Bond sie umgehend danach in voller KLeidung zitternd unter der kalten Dusche wieder.
Eine wunderbare Szene die wie der ganze Film bis ins kleineste Detail stimmt. Wenn Bond sich dann mit unter die Duche setzt, und sie in den Arm nimmt sehen wir Zuschauer die zerschundenen angschwollenen Handknochen die von der sobeben gezeigten Prügelszene rühren.
Ein weinender Bond, der sich nach den härtesten Kämpfen die Wunden leckt? Ein Bond der seinen blutverschmierten Körper reinigt und seine Schmerzen mit einem randvollen Whiskeyglas runterschluckt?
Ein Bond der sich nach einer Giftattacke selber reanimieren muss?
Das ist völlig anderes Bondfeeling als je zuvor....
Und Craig nutzt wirklich jede Gelegenheit um in jeder Leinwandsekunde zu überzeugen.
Er ist der Bond den sich jeder als Kumpel wünscht wenn man in Schwierigleiten ist. Jemand der die Dinge in die Hand nimmt anstatt darüber lange zu diskutieren.
Ich sage es jetzt mitten in dieser Review : er ist der beste Bondfilm aller Zeiten.
Mein Vater und ich waren in zwanzig Jahren nie so fix und fertig nach einem Bondfilm.
Dieser Film schafft nicht nur eine großartige Unterhaltung sondern fordert dich richtig!
Dieser Bonddarsteller scheint zu sagen, "Hey, das ist nur der Anfnag Mutherfuckers"
Und eine in der Vergangenheit sehr wichtige Sache, nämlich die Vorstellung des neuen Charakters mit den berühmten Worten "Mein Name Bond, James Bond" wird in diesem Film so kongenial und zur solch exakt richtigen Zeit verwendet das ihr vom Sitz fallen werdet....
Spätestens in 20 Jahren wird sich herausstellen welche Kultverehrung diesem Auftritt gebührt wird.
Ich werde jedenfalls meinem ungeborenen Sohn als aller aller ersten Bondfilm DIESEN Bondfilm zeigen, wenn er im richitgen Alter ist.
Daniel Craig wird , wenn er wie viele vor Ihm für eventuell 5 Filme zur Verfügung steht in seinem letzen Abenteuer eventuell noch für meinen Sohn im Kino zu bewundern sein, ich hoffe er kann das Niveau hier und da nochmals toppen. Es wird sehr schwierig das gesehene in diesem Jahr 2008 zu toppen......
Alles in allem bleibt zu sagen das dieser Film unseres 20 jährigen Jubiläums mehr als würdig war!
Daniel Craig hat diesen Tag noch besonderer gemacht, das werd ich ihm nie vergessen...
Und, ich weiß das mein Vater diese Review lesen wird:
Danke das du mich in dieses Universum vor zwanzig Jahren hast eintauchen lassen, ich hab dich lieb...
Was liebe ich an Bond Filmen?
Ich liebe die Erinnerung das es 40 Jahre alte Szenen gibt die nichts von ihrer packenden Atmosphäre eingebüßt haben.
Kennt ihr die Zug-Prügel-Szene in "Liebesgrüße aus Moskau"?
DIE Prügelszene aller Zeiten. Das Nonplusultra der gewaltätigen Auseinandersetzungen zweier Agenten.
Im Drehbuch nur eine Minute lang, doch im Film von Terence Young mit einer genialen Schnitttechnik auf fast 3 Minuten gestreckt.
3 Minuten? Kurz? Ja!
Aber diese 3 Minuten haben, denke ich, mit dazubeigetragen Connery als DEN Bond zu charaktisieren.
Diese Szene sehe ich in direktem Zusammenhang mit "Psycho".
Fast zur selben Zeit entstanden und mit dem gleichen Ziel: dem Gegenüber außer Gefecht zu setzen.
Leider ist diese Szene nicht so berühmt geworden, aber in ihrer Brutalität und Perfektion unerreicht...
Filmstudenten lernen noch heute mit dieser Szene wie man einen Kampf zweier Personen auf aller engsten Raum umsetzen kann. Das Zugabteil ist ja nur 2 x 3 Meter groß!!
Oder die Szene mit Gert Fröbe in "Goldfinger" als Bond auf ein Tisch geschnalt wird und ein Laserstrahl ihn teilen soll:
Bond: " erwarten Sie das ich rede , Goldfinger?"
Goldfinger: Nein Mister Bond, ich erwarte von Ihnen das Sie sterben"
Oder Roger Moore der mit seiner "Entenszene" ein Auto "Actiontauglich" machte von dem man es nicht erwartet hätte.
"In tödlicher Mission" hatte eine Verfolgungsjagd in der Bond in einem Renault 2 CV besser bekannt als "Ente" und dieses kleine Auto zeite sich zäher als anderen Verfolger...
Oder Timothy Dalton der seinen Freund Felix Leiter in "Lizenz zum Töten" besuchen will und feststellen muss das sein Freund von Haien zerbissen, sterbend auf dem Sofa seines Hauses liegt...
Der Schrecken erhöht sich als Bond auch noch Leiters Frau Tod auf dem Bett entdeckt.
Hier entwickelt sich , leider viel zu selten, die schauspielerische Qualität eines Dalton.
Oder Brosnan der mit seiner Kollegin "Christmas Jones" in "Die Welt ist nicht genug" im Bett liegt und als Schlußsatz sagt:" Na, ich dachte Weihnachten kommt nur einmal im Jahr..."
Oder Lazenby, der seinen Einstand eher unbekümmert gemacht hat:
Die allererste Szene mit ihm ist eine Schlägerei am Strand, bei der er eine Frau rettet. Nachdem die Angreifer alle außer Gefecht sind stellt er aber fest das die Dame die er beschützen wollte abgehauen war....
Er schaut in die Kamera und sagt:" ..das wäre dem Anderen nicht passiert..."
Eine direkte Anspielung auf den Vorgänger Connery.
Und jetzt stellt euch vor das Bond ein laufendes Computerprogramm ist und 2006 einfach der Stecker gezogen wird.
Reset
Alles ist anders.
Die einzig richtige Antwort auf einen Bond der im letzten Film auf einem Stück Plastik und einer Plane auf einer Riesenwelle surft die durch einen umfallenden Eisberg verursacht wurde den der Bondgegenspieler in die Luft gesprengt hat. Oder einen Bond der von einem Berg aus hinter einem Flugzeug her springt und es einholt.....
Der neue Bond ist grob, brutal, ein wirklicher Pitbull.
Daniel Craig ist so sehr James Bond, das nicht eine Sekunde darüber nachgedacht wird.
Ich erinnere mich das mein Vater und ich bei Dalton und bei Brosnan des öfteren während des Filmes gesagt haben, das derjenige "gut in seine Rolle" passt.
Ich finde das Agentenfilme eigentlich sehr von Bond beeinflusst wurden.
Das ganze Erscheinungsbild eines hochgebildeten Agenten mit vielen Gadgets die das ihm das harte Leben leichter machen sollen usw.
Es kommt mir manchmal vor wie beim Weihnachtsmann!
Das Bild das wir alle kennen, mit rotem Mantel und weißem Rauschebart kommt tatsächlich von Coca Cola.
Es ist mittlerweile so "normal" geworden das der Weihnachtsmann so dargestellt wird das niemand mehr darüber nachdenkt das es eigentlich die Idee eines Werbefachmannes ist.
Die traditionellen Weihnachtsmänner haben nämlich eine Papstähnliche Robe mit einer Bischofsmütze.
Jetzt stellt euch vor das der Weihnachtsmann plötzlich in kurzen Hosen mit Irokesenfrisur seine Geschenke aus einem VW Beetle wirft.
So ungefähr könnte ich mir die Ablehnung vieler Bondfans der ersten Stunde vorstellen wenn sie Craig als Bond sehen.
Da ist NICHTS Gentleman-like. Da NICHTS souveränes, nichts abgeklärtes und vor allem: NICHTS PEINLICH GEKÜNSTELTES.
Mein Gott habe ich mich hier und da über völlig deplazierte amateurmäßig auf Cool gestreckte Oneliner der Bonddarsteller geärgert.
Da gab es in der Vergangenheit unglaublich gute Szenen die durch einen volkommen unnötigen dämlichen Spruch am Ende zerstört wurden.
Oder diese unglaublich bescheuerte Szene in der Brosnan mit einem Speedboot auf Tauchgang geht, nachdem er mehrer Verfolger zugegeben genial spektakulär, abgehängt hat und doch tatsächlich unter Wasser seine Krawatte zurecht rückt. Ich wiederhole unter Wasser!!!!
In Casino Royale gibt es genug Sprüche, doch sehr passend aus der jewiligen Szene und einfach "natürlich " und nicht aufgesetzt.
Das beste Beispiel muss ich verraten:
Bond vermasselt ohne Gnade einen Auftrag und M (sein Chef gespielt von Dame Judi Dench) sagt "Früher wären diese Idioten nach so einem Flop zumindest übergelaufen, mein Gott wie ich den kalten Krieg vermisse..."
Das ist mindestens so messerscharf wie Bond selber in diesem Film.
Insgesamt lässt diese erste Mission tatsächlich soetwas wie eine Mutter-Sohn Bezeihung von Bond und M aufblitzen.
Sie lässt zwar keinen Zweifel daran was sie von Bond denkt "Sie sind eine Waffe auf zwei Beinen, doch nur die Koordination im Kopf klappt nicht" aber andererseits hat man das Gefühl sie fühle sich irgendwie diesem Mann verpflichtet.
Es gibt eine nie gesehene Verbindung zwischen diesen beiden die auch nie angesprochen wird, doch die Schauspielkunst der beiden Akteure lässt des Öfteren auch einfach nur Blicke sprechen.
Apropos Blicke, Eva Green!
Ein Traumbondgirl. obwohl dieses Wort eigentlich eine Beleidigung ist. Bis auf Halle Berry waren die Girls doch nur Ausstattungsmerkmale die einfach austauschbar waren.
Diese Frau in diesem Bondfilm geht weit über die "normale" Frau eines durchschnittlichen Bondfilms hinaus.
Ich zähle die erste Begegnung in einem Zugabteil (wie sich doch alles wiederholt:-)) zum besten Dialog der je in einem Bondfilm zu hören war.
Eine Unterhaltung auf höchstem Niveau die jedem Cineasten noch lange in den Ohren klingen wird.
Eva Green spielt einen Charakter der zwar eine mit Bond ebenbürtige Frau ist, aber trotzdem zerbrechlich wie ein Reh ist.
Die Drehbuchautoren haben ihr alle Möglichkeiten zugesprochen Bond in punkto Anstand und zwischenmenschlichen Beziehungen etwas beizubringen, aber doch eine angreifbare und beschützenswerte grazile Person bleibt.Eine hinreißend Mischung....
Es ist jedesmal ein Genuss wenn Sie erscheint.
Ich dachte das die Beziehung sozusagen das Herzstück dieses Filmes ist.
Doch weit gefehlt.
Das Herzstück ist definitv der Mittelteil des Filmes, im Casino Royale.
Das Pokerspiel lässt einen als "Auftragsregisseur" bekannten Martin Campbell zur Form seines Lebens auflaufen.
Die zum Teil nur sekundenbruchteile in denen Bond an den Gesichtern seiner Gegner abliest ob sie bluffen oder nicht, lassen eine wirklich die Nackenhaare zu Berge stehen.
Das man ein mir völlig unbekanntes Kartenspiel so latent spannend visuell so geil umsetzen kann war mir bisher unbekannt.
Insgesamt ist der Film unheimlich elegant aufgenommen.
Kaum zu glauben das hier wirklich dieser Regisseur am Werke war.
Er ist ein typischer "Spielberg" Regisseur.
Wenn ein Mann mit einem Ego wie Spielberg einen Film produziert erhält er immer die Handschrift dieses Mannes. Sehr gut zu sehen in Tobe Hoopers "Poltergeist" oder in Campbells "Zorro" Filmen mit Banderas.
Spielberg könnte gar nicht etwas von Scorsese produzieren da dieser sich nicht dazwischenlabern lässt.
Campbell war bisher leider ein sehr beliebter Hausregisseur von Spielberg weil er sich wahrscheinlich gern in die Suppe hat spucken lassen. Eben der typische Mann der seinen Beruf nicht von Berufung ableitet sondern abends nach Hause geht uns einfach FIlm Film sein lässt.
In seinen bisherigen Werken (auch Goldeneye) ist einfach keine eigene Handschrift zu erkennen. Einfach auswechselbar in Stil und Aufbau des Filmes.
Doch beweißt er hier tatsächlich das erste mal wirklich harte und ungewöhnliche Einschnitte die ich nur als künstlerisch wertvoll erachten kann.
Die Eleganz und vor allem die Übersichtlichkeit seiner Actionsequenzen sind zeitlos schön. Was anderes fällt mir da nicht ein. Eine Wohltat eine Kamera nicht extra verwackelt in den Händen eines Kameramannes zu sehen um ja "authentisch " daherzukommen. Trotzdem wirkt die Kamera nicht altbacken oder langweilig!!!
Es ist einfach sehr kunstvoll arrangiert....
Im Gegensatz zu den gezeigten Kampfszenen!
Diese Kampfszenen ohne technische Gimmicks oder Spielereien werden so gezeigt wie es muss: Ich bin ein Agent und muss den anderen Töten bevor er mich tötet.
Diese Szenen in diesem Film sind nicht da um dem Publikum zu zeigen welche Arten der Selbstverteidigung Bond kann oder irgendwelche Jackie Chan mäßigen Moves zu zeigen, sondern es geht darin um nackte Überleben....
Das wird geschlagen, getreten und gebissen.
Das wird die Treppe heruntergeschmissen und Leute werden brutal zu Tode gewürgt. Diese Tode sind keineswegs auf normalem Bondniveau.
Es sind beinharte Beispiele warum WIR keine Agenten geworden sind und Bond schon. Es wird knallhart gezeigt wie ein menschliches Wesen gestrickt sein muss um diesem Job auszuüben.
Keine Beweihreucherung oder Bewunderung für eine "geile" Prügelszene mag sich einstellen wenn Bond in diesem Film tötet. Ein absolutes Novum!!!
Es geht dreckig abstoßend und fürchterlich brutal zu.
Und wenn Eva Green das erste mal dem Tod in die Augen sieht und "ihren James" nicht wiedererkennt weil er plötzlich zum brutalen Mörder mutiert, findet Bond sie umgehend danach in voller KLeidung zitternd unter der kalten Dusche wieder.
Eine wunderbare Szene die wie der ganze Film bis ins kleineste Detail stimmt. Wenn Bond sich dann mit unter die Duche setzt, und sie in den Arm nimmt sehen wir Zuschauer die zerschundenen angschwollenen Handknochen die von der sobeben gezeigten Prügelszene rühren.
Ein weinender Bond, der sich nach den härtesten Kämpfen die Wunden leckt? Ein Bond der seinen blutverschmierten Körper reinigt und seine Schmerzen mit einem randvollen Whiskeyglas runterschluckt?
Ein Bond der sich nach einer Giftattacke selber reanimieren muss?
Das ist völlig anderes Bondfeeling als je zuvor....
Und Craig nutzt wirklich jede Gelegenheit um in jeder Leinwandsekunde zu überzeugen.
Er ist der Bond den sich jeder als Kumpel wünscht wenn man in Schwierigleiten ist. Jemand der die Dinge in die Hand nimmt anstatt darüber lange zu diskutieren.
Ich sage es jetzt mitten in dieser Review : er ist der beste Bondfilm aller Zeiten.
Mein Vater und ich waren in zwanzig Jahren nie so fix und fertig nach einem Bondfilm.
Dieser Film schafft nicht nur eine großartige Unterhaltung sondern fordert dich richtig!
Dieser Bonddarsteller scheint zu sagen, "Hey, das ist nur der Anfnag Mutherfuckers"
Und eine in der Vergangenheit sehr wichtige Sache, nämlich die Vorstellung des neuen Charakters mit den berühmten Worten "Mein Name Bond, James Bond" wird in diesem Film so kongenial und zur solch exakt richtigen Zeit verwendet das ihr vom Sitz fallen werdet....
Spätestens in 20 Jahren wird sich herausstellen welche Kultverehrung diesem Auftritt gebührt wird.
Ich werde jedenfalls meinem ungeborenen Sohn als aller aller ersten Bondfilm DIESEN Bondfilm zeigen, wenn er im richitgen Alter ist.
Daniel Craig wird , wenn er wie viele vor Ihm für eventuell 5 Filme zur Verfügung steht in seinem letzen Abenteuer eventuell noch für meinen Sohn im Kino zu bewundern sein, ich hoffe er kann das Niveau hier und da nochmals toppen. Es wird sehr schwierig das gesehene in diesem Jahr 2008 zu toppen......
Alles in allem bleibt zu sagen das dieser Film unseres 20 jährigen Jubiläums mehr als würdig war!
Daniel Craig hat diesen Tag noch besonderer gemacht, das werd ich ihm nie vergessen...
Und, ich weiß das mein Vater diese Review lesen wird:
Danke das du mich in dieses Universum vor zwanzig Jahren hast eintauchen lassen, ich hab dich lieb...