Godard brüskiert die Acadamy
Verfasst: Mi 8. Sep 2010, 20:55
Godard hält es nicht für nootwendig, in die USA zu reisen, um seinen Ehrenoskar in Empfang zu nehmen. Wer hätte das gedacht?
Der Spiegel hat geschrieben: Oscars ohne Godard: So weit reisen für ein Stück Metall?
07.09.2010
Es war eine kleine Überraschung, dass die amerikanische Filmakademie ihm einen Ehren-Oscar verleihen will. Über seine Lebensgefährtin ließ Jean-Luc Godard nun wissen, dass er nicht plane, den Preis persönlich entgegenzunehmen - was für Godard-Kenner wohl keine Überraschung ist.
Rolle/Hamburg - Der französische Regisseur Jean-Luc Godard ("Außer Atem") wird seinen Ehren-Oscar nicht persönlich entgegennehmen. "Es sind nicht die Oscars", habe der 79-Jährige seine Ablehnung begründet, sagte seine Lebensgefährtin Anne-Marie Mieville der australischen Zeitung "The Sunday Times". Die Ehrenpreise der Academy of Motion Picture Arts and Sciences werden nicht während der Oscar-Verleihung, sondern bereits am 13. November beim sogenannten Governors Awards Dinner in Los Angeles übergeben.
Seit im August bekannt gegeben worden war, dass Godard einen Ehren-Oscar bekommen solle, hatte die Akademie vergeblich versucht, den ehemaligen Protagonisten der Nouvelle Vague zu erreichen. "Wir haben es per Telefon versucht, per Fax, über E-Mails an verschiedene Freunde und Mitarbeiter. Wir haben einen förmlichen Brief mit FedEx geschickt", erzählte der geschäftsführende Direktor dem Branchenblatt "The Hollywood Reporter" seinerzeit - alles ohne Erfolg.
Nun gelang es den australischen Reportern, den Regisseur in seinem Wohnort Rolle in der Nähe von Genf anzutreffen. "Ich habe den Brief bekommen", sagte Godard zu ihnen - und dann nichts mehr außer einem kurzen "Danke". Für Godards Verhältnisse beinahe ein Wortschwall, wenn den anderen Dorfbewohner zu glauben ist, die die Journalisten der "Sunday Times" sprachen: "Er ist nicht bösartig, man existiert einfach nicht für ihn", zitieren sie einen emeritierten Geologieprofessor: "Wenn man auf einen Baum einredete, bekäme man die gleiche Antwort."
Doch Godards Lebensgefährtin Anne-Marie Mieville war bereit zu etwas ausführlicheren Erklärungen. Sie sagte, der Filmemacher werde zu alt für derartige Veranstaltungen: "Würden Sie nur für ein Stück Metall so weit reisen?" Er werde sich von einem Mitglied seines Produktionsteams vertreten lassen und seine Absage in einem Brief an die Akademie begründen. Der Grund dafür sei aber nicht etwa seine Verachtung der Filmindustrie von Hollywood; auch Spekulationen, dass der Zigarrenraucher Godard Flugreisen grundsätzlich ablehne, wies Mieville zurück: "Einmal ist er für eine Preisverleihung nach Japan geflogen, aber das war wegen der Kohle."
Bei der Academy ist bisher noch keine offizielle Absage eingegangen, wie deren Sprecherin dem "Hollywood Reporter" sagte. Godard werde aber auch ausgezeichnet, wenn er nicht persönlich erscheine. Weitere Auszeichnungen für ihr Lebenswerk erhalten der Schauspieler Eli Wallach ("Die glorreichen Sieben") und der britische Filmhistoriker Kevin Brownlow.
Als Godard 2007 eine Auszeichnung für das Lebenswerk bei den Europäischen Filmpreisen überreicht werden sollte, hatte er ebenfalls darauf verzichtet, den Preis entgegen zu nehmen. Seine Begründung: "Ich habe nicht den Eindruck, eine Karriere gehabt zu haben."
(www.spiegel.de)