Die Passion der Jungfrau von Orléans

La passion de Jeanne d'Arc

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Detlef P.
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Die Passion der Jungfrau von Orléans

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://1.bp.blogspot.com/_hgArvKqmxrQ/TAIoGFV4O1I/AAAAAAAABQk/_r5ayTYB04M/s1600/passionofjoanfr.jpg[/img]

F, 1928
Regie: Carl Theodor Dreyer
Darsteller: Maria Falconetti, Eugene Silvain, André Berley, Maurice Schutz, Antonin Artaud, Michel Simon

"Der Film zeigt zu Beginn die Akten des Prozesses gegen Johanna, wie sie im Archiv überliefert sind, und behauptet mit diesem Verweis auf eine angeblich genaue Wiedergabe der Geschehnisse seine eigene historische Verbürgtheit. Danach setzt der Film unvermittelt mit dem Beginn der Gerichtsverhandlung ein.

Johanna behauptet, ihre Mission habe sie vom Erzengel Michael, der ihr erschienen sei. Das Ziel sei die Befreiung Frankreichs. Sie weigert sich, die Erscheinung als Trugbild des Teufels zu deuten und ein entsprechendes Geständnis zu unterschreiben. Das Zeigen der Folterwerkzeuge beantwortet sie mit der Aussage, etwaige Geständnisse würde sie später widerrufen. Da sie in Ohnmacht fällt, bleibt ihr die Folter erspart.

Sie wird ein erstes Mal auf den Scheiterhaufen gebracht und unterschreibt schließlich das Geständnis (bzw. der Richter führt mit ihrer stillen Genehmigung ihre Hand). So wird sie zu lebenslangem Kerker begnadigt, was dem englischen Hauptmann offensichtlich missfällt. Vor der Einkerkerung aber bereut sie das Geständnis und lässt die Richter rufen, um es zurückzunehmen. Daher wird Johanna am Ende doch noch auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Englische Soldaten schlagen einen Volksaufstand nieder, nachdem ein alter Mann gerufen hatte, es werde eine Heilige verbrannt.

Bereits bei der Befragung durch die Richter am Anfang der Handlung hält einer der Anwesenden Johanna für eine Heilige und wirft sich ihr zu Füßen, woraufhin er entfernt wird. Einige weitere Geistliche sympathisieren mit ihr und wünschen sich den Großen Sieg (Frankreichs), aber es ist undeutlich, ob sie an Johannas göttlichen Auftrag glauben. Als Johanna zum ersten Mal auf dem Scheiterhaufen steht, ermuntern sie sie zum Geständnis, als Johanna selbst noch ihrer Mission treu bleiben will.

Johanna ist fromm und sehnt sich nach den Sakramenten; die Richter wollen sie sogar mit Messe und Kommunion erpressen, damit sie gestehe. Ihr Leiden wird teilweise der Passion von Jesus Christus nachempfunden, so wird sie von groben Gesellen verspottet und erhält sogar eine geflochtene Krone." (www.wikipedia.de)

Schon seit Jahren wollte ich mir diesen Film ansehen, der als ein großer Filmklassiker in die Geschichte einging.
Leider bin ich nun ein klein wenig enttäuscht.
Der Film ist nicht schlecht und insgesamt auch wirklich gut umgesetzt. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet dass es sich nur um den Gerichtsprozess von Jeanne D'Arc handelt. Ich hatte eigentlich mit ihrem ganzen Leben gerechnet.
Tja, aber dann ging es doch nur 80 Minuten lang um die letzten Stunden in ihrem Leben, was sich gegen Ende schon ein bisschen hinzog.
Gut der Film ist nach original Gerichtsdokumenten gemacht worden, da kann man nicht einfach so was auslassen. Aber trotzdem... .
Außerdem fand ich, dass die Schauspieler - und gerade Maria Falconetti - oft zu übertrieben gespielt haben, was einem teilweise ein bisschen auf die Nerven ging.
Sonst ist der Film eigentlich gar nicht mal übel, aber leider entsprach er nicht so ganz meinen Vorstellungen.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Webster
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Beitrag von Webster »

Das kann ich verstehen, dass der Film dich in der Hinsicht etwas enttäuscht hat, ein Historienepos ala Luc Bessons "Johanna von Orleans" ist der Film in der Tat nicht, sondern wie gesagt ein kammerspielartiges Drama.

Deine Meinung zu den schauspielerischen Qualitäten teile ich allerdings nicht. Natürlich kann man schon vom Overacting sprechen, aber das ist nunmal dem Medium Stummfilm geschuldet, wo man Emotionen eben hauptsächlich durch Mimik ausdrücken kann und diese deswegen bewusst übertrieben wirkt.

Was Maria Falconetti als Jeanne angeht, so finde ich ihr Schauspiel eine der beeindruckensten Leistungen der Filmgeschichte. Noch nie habe ich einen Film gesehen, bei dem eine Person allein durch ihre Mimik und Gestik ein Bild von Qual, Niedergeschlagenheit, Angst und Naivität so in sich vereint. Die Tränen, die schiefe Kopflage (deutlich als Jesus-Anleihe zu erkennen), das Wimmern und Schluchzen, natürlich kann das auf manchen etwas over the top wirken, aber ich finde es einfach nur bedrücken und beeindruckend, wie real sie in dieser Rolle wirkt. Immer wieder gerne schaue ich mit den Anfang des Filmes an, wo Jeanne gefragt wird, wer ihr das Vaterunser beigebracht hat und sie mit "Meine Mutter" antwortet. Ihr Blick ins Leere und die Träne, die ihr dabei aus dem Auge läuft, dazu noch die wundervolle Musik ("Voices of Light")... einfach ein Meisterwerk!

Also ich kann den Film jedenfalls jedem wärmstens empfehlen, außer er erwartet Action oder einen Historienstreifen mit epischen Schlachten. Wer aber einen absoluten Klassiker und eine (meiner Meinung nach) unglaubliche schauspielerische Leistung sehen will, der sollte sich "Die Passion" unbedingt angucken!


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Uhuhuhuhuuuuu

das hättest du besser MIR schreiben sollen. ich bin für die Abteilung "scheiß auf Kunstfilme wenns doch auch krachen kann" zuständig :-))))
Also der Herr P. ist definitv jemand der das Feingefühl besitzt "langeweile" und "kunst" zu unterscheiden.

Und der Tenor seiner Review ist, das der Film eher befremdlich als einladend wirkt. Und allzu großen Geesten auch in einem Stummfilm dazu führen können abgelenkt zu werden und sich so davon gestört zu fühlen das man sich unweigerlich daran erinnert "nur einen Film" zu schauen.
Siehe Max Schreck, auch Stuimmfilm, aber sehr viel zurückhaltender in der Mimik.
Okok der Vergleich Johanna von Orleans und Vampyr hinkt..aber ich kann das nachvollziehen!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Tja, da kann ich nur sagen: Vielen Dank mein Lieber! :beer:
Da kennst Du mich doch tatsächlich schon so gut und ich habe das nie richtig gemerkt.

Ich kann dem eigentlich nichts mehr hinzufügen. Ich möchte nur nochmal betonen, dass ich den Film nicht grundsätzlich schlecht fand, sondern lediglich etwas in die Länge gezogen fand, da ich mit ihrem kompletten Leben in filmischer Form gerechnet hatte - was für mich nicht nur Action auf dem Schlachtfeld, sondern zum Beispiel auch Kindheit und Jugend geheißen hätte.
Darüber war ich etwas enttäuscht. Ich weiß nicht, wie ich den Film gefunden hätte, wenn ich das gewusst hätte. Aber ich vermute mal, dass ich ihn auch dann nicht viel besser finden würde.


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