Source Code

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Detlef P.
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Source Code

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2011
Regie: Duncan Jones
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Farmiga, Jeffrey Wright

"Ein Mann erwacht in einem Personenzug. Verwirrt sieht er sich um. "Ich habe deinen Rat befolgt", sagt die junge Frau, die ihm gegenübersitzt. Sie lächelt vertraulich, fast scheint es, als würde sie sogar mit ihm flirten. Aber er kennt die Frau nicht, hat sie nie gesehen. Was ist das für ein Zug? Er kann sich nicht einmal daran erinnern, eingestiegen zu sein. Da rast in Gegenrichtung ein Vorort-express vorbei, und für Sekunden sieht er in einer Reflexion der Scheibe sein Gesicht. Ein eisiger Schrecken durchzuckt seine Glieder. In seinem Spiegelbild starrt ihn ein wildfremder Mann an. Und das ist erst der Anfang des Albtraums...

So beginnt der nervenaufreibende Science-Fiction-Cyberthriller "Source Code" von David-Bowie-Sohn Duncan Jones, der vor zwei Jahren sein Regiedebüt "Moon" vorlegte. Beide Filme weisen bemerkenswerte Parallelen auf: Ihre Helden sind isolierten Extremsituationen ausgesetzt, die funktionale Technik scheint endgültig die Kontrolle über den Menschen erlangt zu haben. Wären da nicht die Geister in den Maschinen. "Source Code" basiert auf einem Drehbuch von Ben Ripley ("Species" III und IV), das längere Zeit durch Hollywood geisterte und durch Zufall in die Hände von "Brokeback Mountain"-Cowboy Jake Gyllenhaal gelangte, der wiederum Jones für das Projekt begeisterte. Der ungewöhnliche Zeitreisethriller wird oft als Actionvariante der Bill-Murray-Komödie " ...und täglich grüßt das Murmeltier" bezeichnet, doch in der cleveren Storykonstruktion stecken auch vielschichtige "Matrix"- und "Déjà Vu"-Bezüge: Das nächste Paralleluniversum ist nur einen Steinwurf entfernt. Gyllenhaal spielt den hochdekorierten Militärpiloten Colter Stevens, der eben noch in seinem Hubschrauber über Afghanistan kreiste und plötzlich in der Haut eines anderen im Frühzug nach Chicago aus dem Dämmerschlaf schreckt. Bevor Colter die Situation richtig erfassen kann, fliegt der Zug in die Luft. Niemand überlebt die Katastrophe, die Nachrichten vermelden ein entsetzliches Blutbad. Colter selbst findet sich kurz darauf wie durch ein Wunder schweißgebadet und an einen Sitz gezurrt im Inneren einer rätselhaften Kapsel wieder. Vor sich erkennt er allerlei Kabel, Technokram und einen Monitor, der das besorgte Gesicht einer Frau in Uniform zeigt, die ihn fragt, ob er sich an seinen Namen erinnere.

Ohne es zu wissen, ist Colter Stevens unfreiwilliger Teilnehmer eines streng geheimen militärischen Experiments, das "Source Code" genannt wird. Dabei geht es im weitesten Sinn um die Übertragung (gedanklicher) Materie durch Zeit und Raum. "Testpilot" Colter soll herausfinden, wer die Bombe im Zug versteckt hat, denn es besteht der begründete Verdacht, dass derselbe Täter eine weitaus größere Bombe in der Innenstadt von Chicago zu zünden plant. Deshalb versetzt ihn der "Source Code" jeweils acht Minuten in die Zeit vor der Explosion zurück. Zunächst widerstrebend, dann seinen Spürsinn einschaltend, beginnt der Zeitreisende wider Willen unter den übrigen Passagieren nach einem Verdächtigen Ausschau zu halten. Erste Versuche scheitern, alle acht Minuten explodiert der Zug. Als Colter schließlich eine Entdeckung macht, hat er längst aufgehört, den Befehlen seiner anonymen Auftraggeber zu folgen: Er will das Leben seiner Begleiterin, der schönen Christina (Michelle Monaghan aus "Eagle Eye - Außer Kontrolle") retten, die jeden seiner Time-Flashs mit den Worten eröffnet: "Ich habe deinen Rat befolgt." Nur ist Christina in exakt acht Minuten tot.

Ist es gerechtfertigt, ein Leben zu opfern, um das von Hunderten zu retten? Kennt das menschliche Gehirn ein Leben nach dem Tod? Das sind nur einige von vielen Fragen, die der perfekte Spannungsreißer von Duncan Jones aufwirft. Der viel gelobte Newcomer mischt in seinem zweiten Spielfilm Mystery-Nervenkitzel mit Hightech-Spannung und einer mehr als ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Sowohl was den Einsatz visueller Stilmittel als auch Schnitt und Musik angeht, orientiert sich Duncan Jones an ganz großen Vorbildern. Wenn Alfred Hitchcock heute Filme drehen würde, käme etwas Ähnliches heraus wie "Source Code". Zugegeben, die CGI-Effekte sehen etwas lausig, wenn nicht suboptimal aus, aber das ist auch schon die einzige Schwäche des raffiniert verschachtelten Mindfuck-Thrillers. Duncan schürt geschickt die Spannung und streut sparsam dosierte Hinweise über die Manipulatoren im Hintergrund ein: Vera Farmiga ("Up in the Air") entwickelt als Colters Betreuerin Colleen mütterliche Beschützerinstinkte, Neu-007-"Felix Leiter" Jeffrey Wright wirkt als gehbehinderter Objektleiter Dr. Rutledge wie ein moderner Viktor Frankenstein.

"Source Code" ist der innovativste Thriller seit Christopher Nolans Gedankenrätsel "Inception", auch wenn der Zuschauer am Schluss einige Dinge akzeptieren muss, die physikalische Lehrmeinung gelinde gesagt leicht verbiegen. Was das 8-Minuten-Mysterium aber nur aufregender macht. Das menschliche Gehirn ist vielleicht doch ein unentdeckter Planet." (www.cinema.de)

Letztens habe ich mir den zweiten Spielfilm von Duncan Jones angesehen, der vor zwei Jahren mit "Moon" ein sehr beeindruckendes Regiedebut hingelegt hatte.
Lustigerweise gibt es auch bei diesem Film starke Parallelen zu bereits bestehenden Werken. Bei "Moon" war es "2001" und bei "Source Code" ist es die sehr geniale Serie "Zurück in die Vergangenheit" aus den 80er/90er-Jahren. Dabei hat es Jones jedoch beide Male geschafft nicht einfach ein billiges Plagiat zu erschaffen, sondern sich eine eigene Welt mit eigener Atmosphäre, eigenen Gesetzen und eigener Geschichte zu kreieren.
Auch bei "Source Code" gibt es wieder viele geniale Wendungen und überraschende Handlungsverläufe. Immer wenn man denkt man weiß was Sache ist wird man eines besseren belehrt.
Der Clou ist jedoch das Finale, indem wirklich alles auf den Kopf gestellt wird und nahezu alles möglich erscheint. Das einzige Element, das am Ende etwas gestört hat war die übertriebene orchestrale Untermalung der Geschichte, die ich so eher in Hollywood vermutet hätte. Das hätte man gerne zurück schrauben können.
Abgesehen davon ein faszinierender Film mit tollen Darstellern und einer wirklich mal wieder originellen Idee.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

FÜR MICH DER FILM DES JAHRES BISHER!

Ich habe keinen einzigen Film gesehen der mich nacher so lange hat aufbleiben lassen um über das Ende und das Universum nachzudenken.
Und das Ende ist das beste das ich je sah!
Es hat ein bischen gebraucht um die Komplexität zu begreifen doch hat man es einmal...ist das wie eine Neugeburt! Phantastisch!!!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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