Die Grauzone
Verfasst: Di 10. Apr 2012, 15:04

USA, 2001
Regie: Tim Blake Nelson
Darsteller: David Arquette, Allan Corduner, Daniel Benzali, Steve Buscemi, Harvey Keitel, Kamelia Grigorova, David Chandler, Michael Stuhlbarg, Natasha Lyonne, Mira Sorvino
"Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Gruppe ungarischer Juden des Sonderkommandos vom Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, die 1944 an der Vorbereitung eines Aufstandes beteiligt sind. Die Planungen geraten in Gefahr, als plötzlich ein junges Mädchen lebend unter den Körpern von Ermordeten in der Gaskammer gefunden wird. Der zweite Handlungsstrang des Films befasst sich mit den weiblichen Lagerinsassen, die in der Munitionsfabrik nahe Birkenau arbeiten müssen und denen es gelingt, Mitgliedern des Sonderkommandos heimlich Schießpulver zukommen zu lassen." (http://www.moviepilot.de)
Eines der härtesten Holocaust-Dramen, die ich je gesehen habe.
Aber dieser Film ist so verdammt gut, dass er sich sofort in die Netzhaut brennt. Es muss schon Wochen her sein, dass ich ihn gesehen habe und trotzdem kann ich mich noch so verdammt gut an alles erinnern.
Hier wird, erfreulicherweise, mal ein anderer Teil der Geschichte gezeigt und nicht wie üblich irgendein mittelmäßiges Drama über die Verblendung der Hitlerjugend oder über irgendwelche Widerstandskämpfer was man schon hunderte von Malen gesehen hat. Hier wird eine Geschichte über höhergestellte Juden in einem KZ gezeigt, die deshalb höhergestellt sind, weil sie für die Aufseher die Drecksarbeit machen. Dafür können sie einige Monate länger leben und haben einige Luxusgüter, die anderen nicht zu Teil werden.
Der Rest ist der Filmbeschreibung oben zu entnehmen. Unfassbar ist der Gedanke daran, dass der Film tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht und dass das alles nicht frei erfunden ist (und ich rede jetzt nicht vom Holocaust an sich, sondern von exakt diesen Geschehnissen in Auschwitz 1944).
Dabei ist der Film so unglaublich gut und ernüchternd inszeniert. Schauspielerisch sowieso der Hammer und absolut einwandfrei gespielt, hat der komplette Film eine so unglaublich abgefuckte und düstere Grundstimmung und im Hintergrund wirklich die komplette Spiellänge über so ein Brummen oder Rumoren in der Tonspur. DAS fand ich wirklich genial. Die Allgegenwertigkeit der Verbrennungsöfen, der Du nirgendwo in diesem verfluchten und absolut kranken Höllenloch entkommen kannst.
Absolut nichts gegen Filme wie "Schindlers Liste" oder "Das Leben ist schön", aber da kann selbst Polanskis "Der Pianist" fast schon einpacken wenn es um schonungslose Darstellung während des Holocausts geht. Kein anderer Film hat es mir jemals möglich gemacht mich so intensiv in diese total aussichtslose Lage versetzen zu können, die die Insassen dort gespürt haben müssen. Und (zum Glück) ist man als Zuschauer ja trotzdem noch verdammt weit weg von der Wirklichkeit.
Das absolut packende Finale mit dem Off-Kommentar des Mädchens klingt mir immer noch in den Ohren und hat mich in totaler Fassungslosigkeit und Ernüchterung aus dem Film entlassen.
Einfach ein grandioses Stück Kino, dem leider die grausamste Realität vorausging.