Einst populäre Genres, die es heutzutage (fast) nicht mehr gibt
Verfasst: Fr 5. Feb 2021, 01:25
So, dann mal zu einem Thema, welches wir hier tatsächlich bisher noch nicht besprochen haben (zumindest nicht, dass ich wüsste).
Es gibt ja genügend Genres und auch Subgenres, die sich eine Zeit lang extrem großer Beliebtheit erfreuten, mittlerweile aber so gut wie ausgestorben sind.
Erste Frage: Welche Genres sind das genau?
Zweite Frage: Warum betrifft es diese Genres und andere nicht?
Das vermutlich bekannteste Genre, bzw. das, welches einem dazu wohl als erstes einfallen würde, ist der Western.
Ganz tot, wie der schwarz gekleidete Cowboy an Ende des finalen Duells, ist der Western zwar nicht - daher auch das "fast" beim Thread-Titel in Klammern gesetzt - aber es steht wohl außer Frage, dass der Western ganz deutlich nicht mehr so populär ist, wie bis zum Ende der 70er - wobei die Popularität selbst da schon am Abklingen war.
Aber woran liegt das, dass bestimmte Filmtypen irgendwann nicht mehr interessant für den Zuschauer sind?
Nun, das hat in den meisten Fällen zwei Gründe:
Erstens sind bestimmte Themen aus bestimmten Gründen irgendwann nicht mehr zeitgemäß oder werden von anderen Themen abgelöst, die für das Publikum aus irgendeinem Grund interessanter sind.
Oft haben ja gerade Kinofilme und deren Erfolg oder Misserfolg etwas mit Zeitgeist zu tun.
Etwas ähnliches hatte ich auch schon mal in der Diskussion Filme in Relation zu der jeweiligen (politischen) Epoche angesprochen.
Womit wir schon bei zweitens wären. Denn oft hat ein bestimmter Misserfolg eines Films (manchmal auch der von zweien oder dreien gleichzeitig) dazu geführt, dass die Studios dies als Signal gesehen haben, keine weiteren Filme dieser Art mehr zu produzieren.
Beim Western war es so, dass dieses Genre sowieso eine deutliche Wandlung im Laufe der Jahrzehnte gemacht hat.
Vom Präriewestern in den 40er, zum City-Western in den 50ern, der überging zum Italo-Western und der Western-Parodie in den 60ern, bis wir beim Spätwestern in den 70ern angekommen waren.
Und in diesem letzten Jahrzehnt strauchelte der Western ohnehin schon. Das war ein sehr langgezogener Abgesang auf den Western, der - so sagen es viele - bereits 1962 begann, als mit "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" der erste Western entstand, der im Prinzip eher ein Spätwestern - also ein Abgesang - als alles andere gewesen ist.
Der Sargnagel nach den immer unpopulärer werdenen Spät- und Italowestern der 70er Jahre, die auch in der Anzahl immer stärker zurückgingen, war dann 1980 der Film "Heaven's Gate", der die United Artists in den Ruin trieb, da er vom Publikum völlig gemieden wurde.
Damit war die Zeit des Westerns vorbei.
Klar gab es später immer noch vereinzelt Western zu bestaunen, aber eine richtige Renaissance erlebte dieser definitiv nicht mehr.
Dies trifft auch bei anderen Genres zu.
Zum Beispiel beim:
Sandalenfilm
Bis in die Mitte der 60er Jahre war dieses Genre extrem populär und wurde mit viel Aufwand und Pomp regelmäßig episch umgesetzt.
Egal ob als Gladiatorenfilm oder Bibelstunde, der Sandalenfilm war immer gut dabei. Bis in den 60ern dann sowohl "Der Untergang des römischen Reiches" aber vor allem "Cleopatra" floppten.
Naja, und spätestens mit dem Anfängen des New Hollywood nur wenige Jahre später wären diese großen Epen wohl eh Geschichte gewesen.
Der einzige wirklich nennenswerte Film, der danach noch Erfolg mit dieser Formel hatte, war "Gladiator". Alle, die es danach versuchten, sind gescheitert.
"Weepie"
Den Begriff habe ich gewählt, weil der mir seit damals haften geblieben ist, als mein Englischlehrer ihn benutzte.
Er meinte damit diese großen, epischen Schmonzetten wie zum Beispiel "Vom Winde verweht" und "Dr. Schiwago".
Und ich fand die Bezeichnung so klasse, dass ich sie bis heute dafür benutze
Diese verschwanden aber Ende der 60er Jahre ebenfalls und wurden (zum Glück) nur sporadisch mit "Jenseits von Afrika", "Der englische Patient" (obwohl ich den sogar mag) und "Titanic" wiederbelebt.
Allerspätestens der künstlerische Flop "Pearl Harbor" war dann der letzte Sargnagel für dieses Genre.
Who-Dunnit
Abgesehen von einem echt geilen "Knives Out" im letzten Kinojahr (der aber zugleich auch ein wenig als Dekonstruktion des Genres zu verstehen ist), einem Remake von "Mord im Orient Express" (das zumindest so erfolgreich war, dass es eine Fortsetzung geben wird) und vereinzelten Filmen wie "Gosford Park" zu Beginn der 2000er, ist dieses Genre ebenfalls seit Ende der 70er/Anfang der 80er nicht mehr präsent.
Das liegt wohl daran, dass die Konstruktion der Geschichte mit den sehr festgefahrenen formalen Richtlinien nicht unendlich viel Stoff hergibt.
Mitte der 70er Jahre kam auch bereits die passende Parodie "Eine Leiche zum Dessert" dazu, die die ganzen überraschenden Wendungen und hanebüchenen Auflösungen ad absurdum führte.
Und spätestens mit dem Film "Alle Mörder sind schon da", der die witzige Verfilmung des Brettspiels "Clue" (so auch der Originaltitel) darstellte, im Kino aber komplett floppte, war es endgültig aus.
Kriegs-Actionabenteuer
Damit meine ich jetzt nicht Anti-Kriegsfilme. Sondern Filme, die so ein bisschen auf Abenteuerfilm gemacht haben und das Geschehen oder die Missionen im Krieg zwar spannend, aber doch recht locker in Szene gesetzt haben.
Das ebbte deutlich in den 60ern ab, als Vietnam richtig losging und ins Bewusstsein der Bevölkerung drang.
Und ich denke, dass spätestens mit "Apocalypse Now" so eine Art Film komplett vom Tisch war.
Der einzige, der sich da nochmal rangetraut hat, war Tarantino. Das aber auch wieder mal - wie so oft bei ihm - als Hommage an die alten Kracher von früher.
Ehemelodram
Auch die großen Dramen aus der amerikanischen Vorstadt der 50er und 60er gingen irgendwann zu Ende, als der ganze Mief mit der 68er-Bewegung und New Hollywood rausgefegt wurde.
"Rat mal, wer zum Essen kommt" ist wohl die starke Abwandlung dieses Genres, da es hier tatsächlich um mehr geht, als die "dekadenten" Probleme der gehobenen Mittelschicht, aber trotzdem in deren Milieu verankert ist.
Nachdem Regisseure wie Todd Solondz und andere Filmemacher in den 90er und 2000er Jahren nochmal einen Blick als Indie-Filmemacher auf die vermeintliche Idylle der Vorstadt warfen, war der einzige wirklich erfolgreiche Film aus Hollywood, der dies vermochte, aber hingegen in eine beißende Satire verpackte, "American Beauty".
Film-Noir
Die sogenannte "schwarze Serie", die ihre absolute Hochzeit in den 40er und 50er Jahren hatte, dann jedoch plötzlich zu einem absoluten Stillstand kam.
Viele Experten rechnen dies überraschenderweise tatsächlich Hitchcock und seinem Meisterwerk "Psycho" zu, da hier zwar beinahe alle klassischen Elemente des Film-Noir vorkommen, aber so dermaßen durcheinander gewirbelt und dekonstruiert werden und der Film dadurch nach den ersten 40 Minuten in eine komplett andere Richtung läuft, dass dessen Erfolg zu dem sofortigen Ende des Genres führte.
Der Neo Noir bescherte uns zwar später immer wieder zwischendurch großartige Filme wie "Chinatown" oder "L.A. Confidential", aber diese gab es leider immer nur vereinzelt.
Musical/Tanzfilm
Einst aus Hollywood gar nicht wegzudenken, strauchelte das Musical bereits in den 70er Jahren, wurde aber immer wieder durch (ungewöhnliche) Genre-Filme wie "Cabaret" am Leben erhalten.
Mit "Xanadu" und "Can't Stop the Music", die beide 1980 künstlerisch und kommerziell komplett versagten, war es dann aber vorbei.
Anfang der 2000er sah es nach einer kurzen Renaissance mit "Moulin Rouge" und "Chicago" aus. Diese ging aber genauso plötzlich, wie sie gekommen war.
In den letzten Jahren gab es dann mit Disneys Live-Action-Adaptionen ihrer erfolgreichsten Animationsklassiker wie "Die Schöne und das Biest" oder "The Jungle Book" und nicht zuletzt mit "La la Land" nochmal ein kleines Aufpoppen des Genres.
Blaxploitation
Mit "Shaft" ging die Sache allerspätestens richtig los, nachdem "Sweet Sweetbacks Lied" (der im Original den unschlagbaren Titel "Sweet Sweetback's Baadasssss Song" hat
) bereits den Weg geebnet hatte. Es folgten "Cleopatra Jones" oder "Foxy Brown" und das Genre ging in den 70ern richtig ab.
Allerdings folgte dann mit "The Wiz" (einer Art "Der Zauberer von Oz"-Version) das rasche Ende.
In den 80ern und 90ern gab es dann nochmal vereinzelt Filme wie "Action Jackson" oder "Mister Cool", die aber alle immer mit einem ironischen Augenzwinkern und nie allzu ernsthaft gemeint waren.
Eine "Shaft"-Neuauflage/Weiterführung kam dann mit Samuel L. Jackson im Jahr 2000, die tatsächlich 2019 nochmal fortgesetzt wurde.
Bis der grandiose "Black Dynamite" dann Ende der 2000er das Genre nach Strich und Faden durch den Kakao zog...
Parodiefilm
...womit wir auch schon bei nächsten Genre wären.
Parodiefilme gab es natürlich zwar auch vorher bereits, wurden aber in den 70er und 80er Jahren durch Mel Brooks und das ZAZ-Team richtig populär gemacht.
Dies ging dann so bis in die 2000er hinein, als "Scary Movie" eine ganze Reihe von unnötigen Fortsetzungen nach sich zog und zudem die beiden komplett talentlosen Deppen Jason Friedberg und Aaron Seltzer mit ihren komplett unlustigen "Parodien", die fast alle "('bitte wahllos irgendein Wort einsetzen') Movie" hießen, das Genre leider komplett gekillt haben.
Wie gerne würde ich heute mal wieder einen neuen Film von dem Kaliber eines "Airplane" oder "Spaceballs" sehen *seufz*
Slasherfilm
Nachdem "Halloween" die Welle richtig losgetreten hatte, ging es einige Jahre richtig rund in dem Subgenre des Horrors.
Ab Mitte der 80er ging das allerdings ganz deutlich zurück.
Zum einen hatte es einfach ganz klar ein Überangebot gegeben, da nach Halloween - ungelogen - nahezu alle Feiertage und auch andere Festivitäten im Leben amerikanischer Vorstadt-Teens von maskierten Killern zur Hölle gemacht wurden.
Zum anderen ist tatsächlich auch die aufkeimende Popularität des Kaufvideos in den 80ern dafür verantwortlich, da es plötzlich auch billg, bzw. noch billiger runtergekurbelte Slasherfilme als Direct-to-Video zum Ausleihen gab und man für ein bisschen gruseln und währenddessen mit der Freundin knutschen nicht mehr extra ins Kino musste.
Mit "Scream" kam Mitte der 90er eine zweite Hochphase, die aber auch nicht viel länger als bis zum Beginn der 2000er anhielt und diese Art von Filmen häufig eher etwas augenzwinkernd in Szene setzte.
Dann kamen eher wieder die etwas härteren und ernst gemeinten Horrorstreifen zurück, wie ich bereits in der oben verlinkten Diskussion aufgegriffen habe.
R-Rated Actionfilm
Die ganzen krassen Hardcore-Actionstreifen mit teilweise extremer Gewalt, die mit Schwarzenegger, Stallone und all den anderen Typen gedreht wurden, die heute nur noch alle paar Jahre bei "The Expendables" auftreten
, endeten zu Beginn der 90er Jahre, als Schwarzenegger diese in der leider gefloppten, aber deutlich unterschätzten Actionkomödie "Last Action Hero" parodierte.
Seither gibt es zwar immer mal wieder solche Filme, wie die bereits genannten "Expendables"-Filme, wenn Stallone mal wieder eine "Rambo"-Fortsetzung raushauen muss oder die "John Wick"-Reihe, aber heutzutage geht es im Actionbereich eher etwas lockerer zu, da man ja mehrere Altersgruppen gleichzeitig ansprechen möchte, um mehr Kohle einzunehmen
R-Rated Comedy
Hier ist es ähnlich, wie bei den Actionfilmen.
In den 70ern und 80ern gab es haufenweise solche Filme mit wirklich krassem Humor für Erwachsene.
Ende der 80er ging das dann aber ebenfalls deutlich zurück, da selbst etablierte Reihen wie die "Griswold"- oder "Police Academy"-Filme nach anfänglichem R-Rating auf PG-13 umschwenkten und die Filme so noch mehr Zuschauer hatten.
Klar gab es zwischendrin immer mal wieder Komödien für Erwachsene, aber nicht in der Hülle und Fülle, wie bis Ende der 80er.
Teen Sex Comedy
Tja, das Genre wurde wohl Ende der 70er/Anfang der 80er mit Filmen wie "Ich glaub, mich tritt ein Pferd" und "Porky's" sehr beliebt.
In den 80ern sprossen diese Filme dann aus dem Boden wie Unkraut, nur um Ende der 80er wieder zu verschwinden.
"American Pie" gab dem Genre dann Ende der 90er eine unverdiente Renaissance, die aber zum Glück nicht mal zehn Jahre andauern sollte, da "Superbad" diese Art von Film dann komplett auseinanderpflückte und deutlich als Dekonstruktion dessen verstanden werden kann.
Seitdem ist Ruhe im Karton!
Teen Romantic Comedy
Seit Mitte der 90er kamen diese sogenannten Teenie-Liebeskomödien plötzlich zuhauf in die Kinos und erlebten ihre absolute Hochphase wohl mit "Eine wie keine" im Jahr 1999, während im selben Jahr auch noch "10 Dinge, die ich an dir hasse", "Ungeküsst" und "Drive me Crazy" erschienen.
Mit der Parodie "Nicht noch ein Teenie-Film", der gerade dieses Sub-Genre so treffend verarschte und spätestens mit der Dekonstruktion "Mean Girls" war damit jedoch endgültig Schluss.
New Hollywood Auteur Film
Eigentlich nicht zwingend ein richtiges Genre, aber das musste ich einfach zum Abschluss noch bringen.
Etwa zehn Jahre lang, lief es im New Hollywood so traumhaft, dass der Begriff "Traumfabrik" endlich mal gerechtfertigt war.
Regisseuren wurde die komplette kreative Freiheit gelassen und quasi ein Blankoscheck ausgestellt, mit dem sie machen konnten, was sie wollten.
Und auch, wenn es damals lange Zeit so aussah, dass Coppola mit "Apocalypse Now" der Oase den Todesstoß versetzen würde, waren es dann Michael Cimino - noch einmal - mit seinem Riesenflop "Heaven's Gate" und (dann doch wieder) Coppola mit "Einer mit Herz", die den großen Filmemachern, die ihren persönlichen Film oder ihr Herzensprojekt auf die Leinwand bringen wollten, einen Strich durch die Rechnung machten.
So endete die wunderschöne Ära des New Hollywood und die Phase des Blockbusterkinos begann, bei dem häufig nach Schema F produziert, selten bis gar nicht etwas neues ausprobiert und den Filmemachern von Produzenten und Marktanalytikern überall reingeredet wird. Juhu...
So, welche dieser Genres vermisst Ihr ganz besonders oder welche überhaupt nicht?
Bei welchen war Euch vielleicht gar nicht klar, dass deren große Zeit vorbei ist oder dass sie überhaupt eine große Zeit hatten?
Viel Spaß bei der folgenden Diskussion
Es gibt ja genügend Genres und auch Subgenres, die sich eine Zeit lang extrem großer Beliebtheit erfreuten, mittlerweile aber so gut wie ausgestorben sind.
Erste Frage: Welche Genres sind das genau?
Zweite Frage: Warum betrifft es diese Genres und andere nicht?
Das vermutlich bekannteste Genre, bzw. das, welches einem dazu wohl als erstes einfallen würde, ist der Western.
Ganz tot, wie der schwarz gekleidete Cowboy an Ende des finalen Duells, ist der Western zwar nicht - daher auch das "fast" beim Thread-Titel in Klammern gesetzt - aber es steht wohl außer Frage, dass der Western ganz deutlich nicht mehr so populär ist, wie bis zum Ende der 70er - wobei die Popularität selbst da schon am Abklingen war.
Aber woran liegt das, dass bestimmte Filmtypen irgendwann nicht mehr interessant für den Zuschauer sind?
Nun, das hat in den meisten Fällen zwei Gründe:
Erstens sind bestimmte Themen aus bestimmten Gründen irgendwann nicht mehr zeitgemäß oder werden von anderen Themen abgelöst, die für das Publikum aus irgendeinem Grund interessanter sind.
Oft haben ja gerade Kinofilme und deren Erfolg oder Misserfolg etwas mit Zeitgeist zu tun.
Etwas ähnliches hatte ich auch schon mal in der Diskussion Filme in Relation zu der jeweiligen (politischen) Epoche angesprochen.
Womit wir schon bei zweitens wären. Denn oft hat ein bestimmter Misserfolg eines Films (manchmal auch der von zweien oder dreien gleichzeitig) dazu geführt, dass die Studios dies als Signal gesehen haben, keine weiteren Filme dieser Art mehr zu produzieren.
Beim Western war es so, dass dieses Genre sowieso eine deutliche Wandlung im Laufe der Jahrzehnte gemacht hat.
Vom Präriewestern in den 40er, zum City-Western in den 50ern, der überging zum Italo-Western und der Western-Parodie in den 60ern, bis wir beim Spätwestern in den 70ern angekommen waren.
Und in diesem letzten Jahrzehnt strauchelte der Western ohnehin schon. Das war ein sehr langgezogener Abgesang auf den Western, der - so sagen es viele - bereits 1962 begann, als mit "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" der erste Western entstand, der im Prinzip eher ein Spätwestern - also ein Abgesang - als alles andere gewesen ist.
Der Sargnagel nach den immer unpopulärer werdenen Spät- und Italowestern der 70er Jahre, die auch in der Anzahl immer stärker zurückgingen, war dann 1980 der Film "Heaven's Gate", der die United Artists in den Ruin trieb, da er vom Publikum völlig gemieden wurde.
Damit war die Zeit des Westerns vorbei.
Klar gab es später immer noch vereinzelt Western zu bestaunen, aber eine richtige Renaissance erlebte dieser definitiv nicht mehr.
Dies trifft auch bei anderen Genres zu.
Zum Beispiel beim:
Sandalenfilm
Bis in die Mitte der 60er Jahre war dieses Genre extrem populär und wurde mit viel Aufwand und Pomp regelmäßig episch umgesetzt.
Egal ob als Gladiatorenfilm oder Bibelstunde, der Sandalenfilm war immer gut dabei. Bis in den 60ern dann sowohl "Der Untergang des römischen Reiches" aber vor allem "Cleopatra" floppten.
Naja, und spätestens mit dem Anfängen des New Hollywood nur wenige Jahre später wären diese großen Epen wohl eh Geschichte gewesen.
Der einzige wirklich nennenswerte Film, der danach noch Erfolg mit dieser Formel hatte, war "Gladiator". Alle, die es danach versuchten, sind gescheitert.
"Weepie"
Den Begriff habe ich gewählt, weil der mir seit damals haften geblieben ist, als mein Englischlehrer ihn benutzte.
Er meinte damit diese großen, epischen Schmonzetten wie zum Beispiel "Vom Winde verweht" und "Dr. Schiwago".
Und ich fand die Bezeichnung so klasse, dass ich sie bis heute dafür benutze

Diese verschwanden aber Ende der 60er Jahre ebenfalls und wurden (zum Glück) nur sporadisch mit "Jenseits von Afrika", "Der englische Patient" (obwohl ich den sogar mag) und "Titanic" wiederbelebt.
Allerspätestens der künstlerische Flop "Pearl Harbor" war dann der letzte Sargnagel für dieses Genre.
Who-Dunnit
Abgesehen von einem echt geilen "Knives Out" im letzten Kinojahr (der aber zugleich auch ein wenig als Dekonstruktion des Genres zu verstehen ist), einem Remake von "Mord im Orient Express" (das zumindest so erfolgreich war, dass es eine Fortsetzung geben wird) und vereinzelten Filmen wie "Gosford Park" zu Beginn der 2000er, ist dieses Genre ebenfalls seit Ende der 70er/Anfang der 80er nicht mehr präsent.
Das liegt wohl daran, dass die Konstruktion der Geschichte mit den sehr festgefahrenen formalen Richtlinien nicht unendlich viel Stoff hergibt.
Mitte der 70er Jahre kam auch bereits die passende Parodie "Eine Leiche zum Dessert" dazu, die die ganzen überraschenden Wendungen und hanebüchenen Auflösungen ad absurdum führte.
Und spätestens mit dem Film "Alle Mörder sind schon da", der die witzige Verfilmung des Brettspiels "Clue" (so auch der Originaltitel) darstellte, im Kino aber komplett floppte, war es endgültig aus.
Kriegs-Actionabenteuer
Damit meine ich jetzt nicht Anti-Kriegsfilme. Sondern Filme, die so ein bisschen auf Abenteuerfilm gemacht haben und das Geschehen oder die Missionen im Krieg zwar spannend, aber doch recht locker in Szene gesetzt haben.
Das ebbte deutlich in den 60ern ab, als Vietnam richtig losging und ins Bewusstsein der Bevölkerung drang.
Und ich denke, dass spätestens mit "Apocalypse Now" so eine Art Film komplett vom Tisch war.
Der einzige, der sich da nochmal rangetraut hat, war Tarantino. Das aber auch wieder mal - wie so oft bei ihm - als Hommage an die alten Kracher von früher.
Ehemelodram
Auch die großen Dramen aus der amerikanischen Vorstadt der 50er und 60er gingen irgendwann zu Ende, als der ganze Mief mit der 68er-Bewegung und New Hollywood rausgefegt wurde.
"Rat mal, wer zum Essen kommt" ist wohl die starke Abwandlung dieses Genres, da es hier tatsächlich um mehr geht, als die "dekadenten" Probleme der gehobenen Mittelschicht, aber trotzdem in deren Milieu verankert ist.
Nachdem Regisseure wie Todd Solondz und andere Filmemacher in den 90er und 2000er Jahren nochmal einen Blick als Indie-Filmemacher auf die vermeintliche Idylle der Vorstadt warfen, war der einzige wirklich erfolgreiche Film aus Hollywood, der dies vermochte, aber hingegen in eine beißende Satire verpackte, "American Beauty".
Film-Noir
Die sogenannte "schwarze Serie", die ihre absolute Hochzeit in den 40er und 50er Jahren hatte, dann jedoch plötzlich zu einem absoluten Stillstand kam.
Viele Experten rechnen dies überraschenderweise tatsächlich Hitchcock und seinem Meisterwerk "Psycho" zu, da hier zwar beinahe alle klassischen Elemente des Film-Noir vorkommen, aber so dermaßen durcheinander gewirbelt und dekonstruiert werden und der Film dadurch nach den ersten 40 Minuten in eine komplett andere Richtung läuft, dass dessen Erfolg zu dem sofortigen Ende des Genres führte.
Der Neo Noir bescherte uns zwar später immer wieder zwischendurch großartige Filme wie "Chinatown" oder "L.A. Confidential", aber diese gab es leider immer nur vereinzelt.
Musical/Tanzfilm
Einst aus Hollywood gar nicht wegzudenken, strauchelte das Musical bereits in den 70er Jahren, wurde aber immer wieder durch (ungewöhnliche) Genre-Filme wie "Cabaret" am Leben erhalten.
Mit "Xanadu" und "Can't Stop the Music", die beide 1980 künstlerisch und kommerziell komplett versagten, war es dann aber vorbei.
Anfang der 2000er sah es nach einer kurzen Renaissance mit "Moulin Rouge" und "Chicago" aus. Diese ging aber genauso plötzlich, wie sie gekommen war.
In den letzten Jahren gab es dann mit Disneys Live-Action-Adaptionen ihrer erfolgreichsten Animationsklassiker wie "Die Schöne und das Biest" oder "The Jungle Book" und nicht zuletzt mit "La la Land" nochmal ein kleines Aufpoppen des Genres.
Blaxploitation
Mit "Shaft" ging die Sache allerspätestens richtig los, nachdem "Sweet Sweetbacks Lied" (der im Original den unschlagbaren Titel "Sweet Sweetback's Baadasssss Song" hat

Allerdings folgte dann mit "The Wiz" (einer Art "Der Zauberer von Oz"-Version) das rasche Ende.
In den 80ern und 90ern gab es dann nochmal vereinzelt Filme wie "Action Jackson" oder "Mister Cool", die aber alle immer mit einem ironischen Augenzwinkern und nie allzu ernsthaft gemeint waren.
Eine "Shaft"-Neuauflage/Weiterführung kam dann mit Samuel L. Jackson im Jahr 2000, die tatsächlich 2019 nochmal fortgesetzt wurde.
Bis der grandiose "Black Dynamite" dann Ende der 2000er das Genre nach Strich und Faden durch den Kakao zog...
Parodiefilm
...womit wir auch schon bei nächsten Genre wären.
Parodiefilme gab es natürlich zwar auch vorher bereits, wurden aber in den 70er und 80er Jahren durch Mel Brooks und das ZAZ-Team richtig populär gemacht.
Dies ging dann so bis in die 2000er hinein, als "Scary Movie" eine ganze Reihe von unnötigen Fortsetzungen nach sich zog und zudem die beiden komplett talentlosen Deppen Jason Friedberg und Aaron Seltzer mit ihren komplett unlustigen "Parodien", die fast alle "('bitte wahllos irgendein Wort einsetzen') Movie" hießen, das Genre leider komplett gekillt haben.
Wie gerne würde ich heute mal wieder einen neuen Film von dem Kaliber eines "Airplane" oder "Spaceballs" sehen *seufz*
Slasherfilm
Nachdem "Halloween" die Welle richtig losgetreten hatte, ging es einige Jahre richtig rund in dem Subgenre des Horrors.
Ab Mitte der 80er ging das allerdings ganz deutlich zurück.
Zum einen hatte es einfach ganz klar ein Überangebot gegeben, da nach Halloween - ungelogen - nahezu alle Feiertage und auch andere Festivitäten im Leben amerikanischer Vorstadt-Teens von maskierten Killern zur Hölle gemacht wurden.
Zum anderen ist tatsächlich auch die aufkeimende Popularität des Kaufvideos in den 80ern dafür verantwortlich, da es plötzlich auch billg, bzw. noch billiger runtergekurbelte Slasherfilme als Direct-to-Video zum Ausleihen gab und man für ein bisschen gruseln und währenddessen mit der Freundin knutschen nicht mehr extra ins Kino musste.
Mit "Scream" kam Mitte der 90er eine zweite Hochphase, die aber auch nicht viel länger als bis zum Beginn der 2000er anhielt und diese Art von Filmen häufig eher etwas augenzwinkernd in Szene setzte.
Dann kamen eher wieder die etwas härteren und ernst gemeinten Horrorstreifen zurück, wie ich bereits in der oben verlinkten Diskussion aufgegriffen habe.
R-Rated Actionfilm
Die ganzen krassen Hardcore-Actionstreifen mit teilweise extremer Gewalt, die mit Schwarzenegger, Stallone und all den anderen Typen gedreht wurden, die heute nur noch alle paar Jahre bei "The Expendables" auftreten

Seither gibt es zwar immer mal wieder solche Filme, wie die bereits genannten "Expendables"-Filme, wenn Stallone mal wieder eine "Rambo"-Fortsetzung raushauen muss oder die "John Wick"-Reihe, aber heutzutage geht es im Actionbereich eher etwas lockerer zu, da man ja mehrere Altersgruppen gleichzeitig ansprechen möchte, um mehr Kohle einzunehmen

R-Rated Comedy
Hier ist es ähnlich, wie bei den Actionfilmen.
In den 70ern und 80ern gab es haufenweise solche Filme mit wirklich krassem Humor für Erwachsene.
Ende der 80er ging das dann aber ebenfalls deutlich zurück, da selbst etablierte Reihen wie die "Griswold"- oder "Police Academy"-Filme nach anfänglichem R-Rating auf PG-13 umschwenkten und die Filme so noch mehr Zuschauer hatten.
Klar gab es zwischendrin immer mal wieder Komödien für Erwachsene, aber nicht in der Hülle und Fülle, wie bis Ende der 80er.
Teen Sex Comedy
Tja, das Genre wurde wohl Ende der 70er/Anfang der 80er mit Filmen wie "Ich glaub, mich tritt ein Pferd" und "Porky's" sehr beliebt.
In den 80ern sprossen diese Filme dann aus dem Boden wie Unkraut, nur um Ende der 80er wieder zu verschwinden.
"American Pie" gab dem Genre dann Ende der 90er eine unverdiente Renaissance, die aber zum Glück nicht mal zehn Jahre andauern sollte, da "Superbad" diese Art von Film dann komplett auseinanderpflückte und deutlich als Dekonstruktion dessen verstanden werden kann.
Seitdem ist Ruhe im Karton!
Teen Romantic Comedy
Seit Mitte der 90er kamen diese sogenannten Teenie-Liebeskomödien plötzlich zuhauf in die Kinos und erlebten ihre absolute Hochphase wohl mit "Eine wie keine" im Jahr 1999, während im selben Jahr auch noch "10 Dinge, die ich an dir hasse", "Ungeküsst" und "Drive me Crazy" erschienen.
Mit der Parodie "Nicht noch ein Teenie-Film", der gerade dieses Sub-Genre so treffend verarschte und spätestens mit der Dekonstruktion "Mean Girls" war damit jedoch endgültig Schluss.
New Hollywood Auteur Film
Eigentlich nicht zwingend ein richtiges Genre, aber das musste ich einfach zum Abschluss noch bringen.
Etwa zehn Jahre lang, lief es im New Hollywood so traumhaft, dass der Begriff "Traumfabrik" endlich mal gerechtfertigt war.
Regisseuren wurde die komplette kreative Freiheit gelassen und quasi ein Blankoscheck ausgestellt, mit dem sie machen konnten, was sie wollten.
Und auch, wenn es damals lange Zeit so aussah, dass Coppola mit "Apocalypse Now" der Oase den Todesstoß versetzen würde, waren es dann Michael Cimino - noch einmal - mit seinem Riesenflop "Heaven's Gate" und (dann doch wieder) Coppola mit "Einer mit Herz", die den großen Filmemachern, die ihren persönlichen Film oder ihr Herzensprojekt auf die Leinwand bringen wollten, einen Strich durch die Rechnung machten.
So endete die wunderschöne Ära des New Hollywood und die Phase des Blockbusterkinos begann, bei dem häufig nach Schema F produziert, selten bis gar nicht etwas neues ausprobiert und den Filmemachern von Produzenten und Marktanalytikern überall reingeredet wird. Juhu...

So, welche dieser Genres vermisst Ihr ganz besonders oder welche überhaupt nicht?
Bei welchen war Euch vielleicht gar nicht klar, dass deren große Zeit vorbei ist oder dass sie überhaupt eine große Zeit hatten?

Viel Spaß bei der folgenden Diskussion
