Ben-Hur
Verfasst: Sa 20. Feb 2021, 12:11

USA, 1959
Regie: William Wyler
Darsteller: Charlton Heston, Stephen Boyd, Haya Harareet, Jack Hawkins, Hugh Griffith, Martha Scott, Cathy O'Connell, Sam Jaffe, Frank Thring, Finlay Currie, Claude Heater
"Judah Ben-Hur (Charlton Heston) lebt wohlhabend mit seiner Mutter und Schwester in Jerusalem. Eines Tages kommt sein alter Freund Messala (Stephen Boyd) in die Stadt. Er ist kommandierender Offizier der römischen Legionen geworden. Ihre politischen Ansichten haben sich über die Jahre hinweg verändert und so gehen sie getrennte Wege. Während einer Willkommensparade für den Statthalter fällt eine Dachschindel von Judahs Haus und verletzt den Statthalter. Messala beschuldigt Judah und schickt ihn auf eine Galeere. Seine Mutter und Schwester werden ins Gefängnis gebracht. Als Judah Jahre später wieder zurückkommt, schwört er, Rache zu nehmen." (www.moviepilot.de)
Bevor ich etwas zu diesem Meisterwerk schreibe, bei dem ich wirklich fast vom Glauben abgefallen bin, als ich entdeckt habe, dass dieses tatsächlich bisher nicht in unserer schönen Community besprochen wurde, möchte ich bekannt geben, dass dies tatsächlich der insgesamt 1000ste Film ist, der hier im Filmbereich vorgestellt wird.
Was für eine Errungenschaft und in diesem Zusammenhang vielen herzlichen Dank an unsere wunderbaren User, die alle dazu beigetragen haben, alle bisherigen Filme hier vorzustellen, zu analysieren, zu kritisieren oder leidenschaftlich zu loben und anderen Mitgliedern diese dadurch näherzubringen. Ihr seid klasse!
Nun aber zum Film:
Ich habe tatsächlich überlegt, welcher eventuelle Kinomeilenstein hier die vierstellige Film-Anzahl einläuten sollte und es war mir sehr schnell klar, dass es dieser hier sein würde.
Denn ein Film, der 11 Oscars gewonnen hat, kann nicht wirklich schlecht sein, wie wir alle wissen...
So, aber mal im Ernst! Dieser Film ist wohl, völlig zurecht, einer der ganz großen Klassiker des alten Hollywood.
Alleine die extrem beeindruckende Kulisse und Ausstattung, die so sehr nach Pomp schreit, dass es unüberhörbar ist, aber trotzdem die Geschichte nicht in diesem untergehen lässt, sondern immer nur dazu da ist, die lange Odyssee des Judah Ben-Hur zu umspielen, wie das Meereswasser die Galeeren, auf denen er in seiner Zeit als Sklave des römischen Reiches gezwungen ist zu dienen, ist so grandios, dass diese alleine schon ein Markenzeichen dafür ist, von welchem Kaliber dieses Epos eigentlich ist.
Die Handlung selbst und ihre verschiedenen Themen sind dabei jedoch das Kernstück des Films.
Eine Geschichte über Verrat, Schuld, Rache, Vergebung, Erlösung und Glauben. Mit der vielleicht besten Freunde-die-zu-Feinden-werden-Grundprämisse, die es jemals ins Kino geschafft hat.
Ich weiß, dass es solche Geschichten schon immer gegeben hat, auch wenn vermutlich die umgekehrte Variante Feinde-die-zu-Freunden-werden deutlich stärker verbreitet ist - gerade in der heutigen Zeit, wo Anti-Helden immer beliebter werden oder ehemalige Gegenspieler des Helden plötzlich zu Verbündeten werden, weil es noch eine größere Bedrohung gibt, die gestoppt werden muss.
Aber zurück zum Thema: Diese Version der Geschichte von zwei Freunden, die eigentlich wie Brüder sind, funktioniert so hervorragend, weil wirklich zu Beginn gezeigt wird, wie nah Judah und Messala sich sind.
Stephen Boyd hat ja sogar - in Absprache mit Gore Vidal, der das Drehbuch damals überarbeitete - die erste Begegnung nach vielen Jahren mit einem erotischen Subtext gespielt, so als würde er seine große Liebe wiedertreffen.
Da Charlton Heston damals schon eher der konservativen Ecke zugeordnet wurde, hat man ihn nicht eingeweiht und er war dementsprechend entrüstet, als er später davon erfahren hat
Aber genau deswegen ist das folgende Zerwürfnis so intensiv für den Zuschauer. Gerade weil diese Beziehung unzertrennlich erscheint.
Und es wird von beiden - also auch von Heston - grandios gespielt.
Heston hat hier sowieso eine seiner absoluten Sternstunden und gibt den Ben-Hur mit voller Intensität und Hingabe.
Etwas, was er - zumindest in dieser intensiven Form - nicht mal bei "Planet der Affen" hinbekommen hat. Höchstens nochmal bei "Bowling for Columbine"
Die bekannteste Stelle ist ja tatsächlich die mit dem Wagenrennen. Auch wenn man den Film keinesfalls nur auf diese reduzieren sollte.
Die Szene läuft im Film ganze acht Minuten und ich habe, als ich den Film das erste Mal gesehen habe - und auch danach fast jedes Mal - auf die Uhr geguckt, ob es auch wirklich acht Minuten sind. Einfach, weil die Zeit so schnell vorbeigeht, dass man gar nicht glauben kann, dass es tatsächlich acht Minuten sind.
Der Dreh in der bis dato größten Filmkulisse aller Zeiten dauerte zwei bis drei Monate und man drehte 263 mal mehr Filmmaterial, als man am Ende für die Szene verwendete
Es wurden also keine Kosten und Mühen gescheut, um hier einen der spektakulärsten Filme aller Zeiten zu drehen.
Mittlerweile habe ich mich sogar mit dem sehr langen Quasi-Epilog angefreundet, in dem Ben-Hur dann durch die Begegnung mit Jesus geläutert wird und von weiteren Rachegedanken ablässt.
Früher fand ich diesen immer recht in die Länge gezogen und doch sehr pathetisch - im Gegensatz zum restlichen Film.
Heute betrachte ich das Ende als eine etwas schräge, aber humanistische Botschaft, die nur so genau zu dieser Zeit so und nicht anders hätte präsentiert werden können.
Wie ich letztens bereits sagte, ist das einer der am häufigsten gesehenen Filme meinerseits.
Einige Jahre habe ich ihn mit meiner Mutter wirklich jedes Jahr zu Ostern an Karfreitag im ZDF geguckt. Und es wurde nie langweilig.
Als er dort irgendwann nicht mehr ausgestrahlt wurde, habe ich ihn tatsächlich auch gar nicht mehr gesehen, aber eigentlich hätte ich wirklich mal wieder Lust dazu.
Einfach weil es noch richtig großes, episches, überhöhtes Hollywood-Kintopp ist, wie es heutzutage gar nicht mehr gedreht wird.
Und von denen ist "Ben-Hur" deutlich einer der allerbesten
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