Ist 1999 das beste Kinojahr aller Zeiten?
Verfasst: Sa 14. Mai 2022, 20:19
So, zu meiner Filmreihe, die ich diese Woche von Montag bis Freitag vorgestellt habe, möchte ich an dieser Stelle noch eine direkte Diskussion einleiten.
Das Kinojahr 1999 war ohne Frage eines der allerbesten, die es jemals gegeben hat.
Guckt man sich mal im Rückblick die Filme an, die in dem Jahr rausgekommen sind, fällt man fast in Ohnmacht und fragt sich, wie ein einziges Jahr so viele großartige Filme und absolute Klassiker hervorbringen konnte.
Darüber wurde auch vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben. Hier ein Interview mit dem Autor:
https://www.newsweek.com/bestmovieyeare ... ks-1383713
Drei Punkte finde ich daran besonders interessant.
1. 1999 wird hier als der Höhepunkt von allem, was vorher kam, bezeichnet. Es wurde viel Geld für neue, frische Ideen ausgegeben, die häufig sogar existentialistische Themen hatten.
Auch experimentelle Erzählweisen fanden mehr und mehr Anklang.
Man stelle sich mal vor, dass heute ein Film wie "Matrix" oder "Fight Club" geplant wäre. Die Macher würden vermutlich das Geld gar nicht zusammenbekommen, weil keiner sowas riskieren wollen würde.
Damals wurde es noch riskiert, da die Produzenten merkten, dass sie mit ihren festgefahrenen Konzepten nicht weiterkamen und neue Wege gehen mussten.
Dem kann ich einfach nur zustimmen. Bevor der Fortsetzungsboom in den 2000ern immer schlimmer und schlimmer wurde, hat man auch zu der Zeit tatsächlich noch an neue Ideen gewagt und dafür zum Teil auch wirklich Geld springen lassen, was mich zu Punkt 2 führt.
2. Es gab noch ein Mittelfeld an Budgets. Heute gibt es fast nur noch ganz billige Indie-Filme für 2 Millionen oder halt den Mega-Blockbuster für mindestens 200 Millionen, was wirklich schade ist.
Denn viele der wirklich herausragenden Filme dieses Jahres waren sogenannte Mid-Budget-Filme.
Auch die großen Stars von damals sind gewichen.
Heute sind die Darsteller eines Films oft gar nicht mehr das ausschlaggebende Element, weswegen die Zuschauer in die Kinos strömen.
Diese wurden durch Franchises ersetzt, die dem Fortsetzungsboom Hollywoods entsprangen und zumeist die 200 Millionen plus-Produktionen sind.
Der x-te Teil von einem Franchise könnte noch so wenige Stars haben und noch so beschissen sein und trotzdem gäbe es genug Leute, die in die Kinos laufen würden.
Da ist es mittlerweile fast egal, wer überhaupt mitspielt.
3. Diesen Punkt finde ich am interessantesten und wichtigsten.
Das Jahr 1999 kommt einem wohl unter anderem deswegen im Rückblick so grandios und atemberaubend vor, weil es eines der letzten Kinojahre war, das so eine Fülle und Bandbreite an Qualität hervorgebracht hat.
Denn 1999 war zugleich auch das Startjahr des sogenannten "Golden Age of Television".
Und auch das habe ich geliebt, weil endlich mal horizontal erzählte Geschichten so ausführlich erzählt werden konnten, wie sonst noch nie in einem audiovisuellen Medium.
Zu Beginn waren das auch Geschichten, die so nie in Filmform hätten gegossen werden können.
Man denke nur an "Lost", "24" oder natürlich "Breaking Bad".
Als Serien hervorragend, als Filme undenkbar.
Leider ist es heutzutage so, dass viele der Serien und ganz besonders Mini-Serien wie unnötig in die Länge gezogene Filme anmuten.
Das heißt, was ein richtig guter Kinofilm hätte sein können, wird durch überflüssige Nebenhandlungen zu einer mittelmäßigen (Mini-)Serie gestreckt.
Und DAS ist der verdammte Grund, warum es heute sowohl weniger gute Filme, als auch (besonders bezogen auf die Größe des Angebots) weniger gute Serien gibt, als früher.
Denn die Geschichten, die in Serien erzählt werden, müssten nicht so aufgeplustert sein, wie sie es sind und sehr oft könnte man sie locker in Filmform erzählen.
Aber weil Serien mittlerweile halt angesagter sind, wird alles nur noch so gemacht.
Schade, dass es immer nur diese Extreme geben kann.
Früher hat man Bücher, aus denen man locker drei Serienstraffeln hätte machen können in eineinhalbstündige Kinofilme gepresst, weil Filme lukrativer waren.
Und heute füllt man Serien mit einem Hauch von Nichts, weil diese lukrativer sind.
1999 war das noch nicht so und ich bin froh darüber. Wären "Fight Club", "The Sixth Sense", "The Green Mile" oder gar "American Beauty" besser, wenn man eine zehnteilige Netflix-Serie daraus gemacht hätte?
Ich wage es zu bezweiflen!
So, das sind - meiner Meinung nach - sehr gute Gründe, warum dieses Kinojahr als eines der letzten so unglaublich herausragend war.
Natürlich wird mit Sicherheit auch eine Rolle spielen, dass ich zu der Zeit groß geworden bin und dass einige meiner Lieblingsfilme - und sogar mein Nummer 1-Lieblingsfilm überhaupt - aus diesem Jahr stammen.
Aber auch rein objektiv sticht dieses Jahr wirklich enorm heraus.
Wie seht Ihr das Ganze?
Das Kinojahr 1999 war ohne Frage eines der allerbesten, die es jemals gegeben hat.
Guckt man sich mal im Rückblick die Filme an, die in dem Jahr rausgekommen sind, fällt man fast in Ohnmacht und fragt sich, wie ein einziges Jahr so viele großartige Filme und absolute Klassiker hervorbringen konnte.
Darüber wurde auch vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben. Hier ein Interview mit dem Autor:
https://www.newsweek.com/bestmovieyeare ... ks-1383713
Drei Punkte finde ich daran besonders interessant.
1. 1999 wird hier als der Höhepunkt von allem, was vorher kam, bezeichnet. Es wurde viel Geld für neue, frische Ideen ausgegeben, die häufig sogar existentialistische Themen hatten.
Auch experimentelle Erzählweisen fanden mehr und mehr Anklang.
Man stelle sich mal vor, dass heute ein Film wie "Matrix" oder "Fight Club" geplant wäre. Die Macher würden vermutlich das Geld gar nicht zusammenbekommen, weil keiner sowas riskieren wollen würde.
Damals wurde es noch riskiert, da die Produzenten merkten, dass sie mit ihren festgefahrenen Konzepten nicht weiterkamen und neue Wege gehen mussten.
Dem kann ich einfach nur zustimmen. Bevor der Fortsetzungsboom in den 2000ern immer schlimmer und schlimmer wurde, hat man auch zu der Zeit tatsächlich noch an neue Ideen gewagt und dafür zum Teil auch wirklich Geld springen lassen, was mich zu Punkt 2 führt.
2. Es gab noch ein Mittelfeld an Budgets. Heute gibt es fast nur noch ganz billige Indie-Filme für 2 Millionen oder halt den Mega-Blockbuster für mindestens 200 Millionen, was wirklich schade ist.
Denn viele der wirklich herausragenden Filme dieses Jahres waren sogenannte Mid-Budget-Filme.
Auch die großen Stars von damals sind gewichen.
Heute sind die Darsteller eines Films oft gar nicht mehr das ausschlaggebende Element, weswegen die Zuschauer in die Kinos strömen.
Diese wurden durch Franchises ersetzt, die dem Fortsetzungsboom Hollywoods entsprangen und zumeist die 200 Millionen plus-Produktionen sind.
Der x-te Teil von einem Franchise könnte noch so wenige Stars haben und noch so beschissen sein und trotzdem gäbe es genug Leute, die in die Kinos laufen würden.
Da ist es mittlerweile fast egal, wer überhaupt mitspielt.
3. Diesen Punkt finde ich am interessantesten und wichtigsten.
Das Jahr 1999 kommt einem wohl unter anderem deswegen im Rückblick so grandios und atemberaubend vor, weil es eines der letzten Kinojahre war, das so eine Fülle und Bandbreite an Qualität hervorgebracht hat.
Denn 1999 war zugleich auch das Startjahr des sogenannten "Golden Age of Television".
Und auch das habe ich geliebt, weil endlich mal horizontal erzählte Geschichten so ausführlich erzählt werden konnten, wie sonst noch nie in einem audiovisuellen Medium.
Zu Beginn waren das auch Geschichten, die so nie in Filmform hätten gegossen werden können.
Man denke nur an "Lost", "24" oder natürlich "Breaking Bad".
Als Serien hervorragend, als Filme undenkbar.
Leider ist es heutzutage so, dass viele der Serien und ganz besonders Mini-Serien wie unnötig in die Länge gezogene Filme anmuten.
Das heißt, was ein richtig guter Kinofilm hätte sein können, wird durch überflüssige Nebenhandlungen zu einer mittelmäßigen (Mini-)Serie gestreckt.
Und DAS ist der verdammte Grund, warum es heute sowohl weniger gute Filme, als auch (besonders bezogen auf die Größe des Angebots) weniger gute Serien gibt, als früher.
Denn die Geschichten, die in Serien erzählt werden, müssten nicht so aufgeplustert sein, wie sie es sind und sehr oft könnte man sie locker in Filmform erzählen.
Aber weil Serien mittlerweile halt angesagter sind, wird alles nur noch so gemacht.
Schade, dass es immer nur diese Extreme geben kann.
Früher hat man Bücher, aus denen man locker drei Serienstraffeln hätte machen können in eineinhalbstündige Kinofilme gepresst, weil Filme lukrativer waren.
Und heute füllt man Serien mit einem Hauch von Nichts, weil diese lukrativer sind.
1999 war das noch nicht so und ich bin froh darüber. Wären "Fight Club", "The Sixth Sense", "The Green Mile" oder gar "American Beauty" besser, wenn man eine zehnteilige Netflix-Serie daraus gemacht hätte?
Ich wage es zu bezweiflen!
So, das sind - meiner Meinung nach - sehr gute Gründe, warum dieses Kinojahr als eines der letzten so unglaublich herausragend war.
Natürlich wird mit Sicherheit auch eine Rolle spielen, dass ich zu der Zeit groß geworden bin und dass einige meiner Lieblingsfilme - und sogar mein Nummer 1-Lieblingsfilm überhaupt - aus diesem Jahr stammen.
Aber auch rein objektiv sticht dieses Jahr wirklich enorm heraus.
Wie seht Ihr das Ganze?