Niemals selten manchmal immer

Never Rarely Sometimes Always

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Detlef P.
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Niemals selten manchmal immer

Beitrag von Detlef P. »

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USA/UK, 2020
Regie: Eliza Hittman
Darsteller: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Theodore Pellerin, Sharon Van Etten, Ryan Eggold

"Das Leben der 17-jährigen Autumn (Sidney Flanigan) verläuft so normal wie unspektakulär. Auf dem Land in Pennsylvania geht sie ihrer Arbeit in einem Supermarkt nach und führt ein bescheidenes Leben. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sie bemerkt, dass sie ungewollt schwanger ist. Auf die Hilfe ihrer Eltern kann sie allerdings nicht bauen. Genauso wenig helfen ihr die Broschüren im Gesundheitszentrum weiter, auf Autums Fragen haben die Hefte keine Antworten. Was das junge Mädchen durch ihre eigenen Nachforschungen über reproduktive Dienstleistungen erfährt, ist nicht ermutigend: Als Minderjährige kann sie in ihrem Bundesstaat ohne Zustimmung der Eltern keine Abtreibung erhalten. Das lässt sie über die jahrhundertealten Methoden nachdenken, die Frauen angewendet haben, wenn sie mit ungewollten Schwangerschaften konfrontiert wurden. Autumns Cousine Skylar (Talia Ryder) sieht sie jeden Tag in der Schule und bei ihrem Teilzeitjob als Kassiererin – und schon bald ist für sie die Sache klar: Kurzerhand reist sie mit ihr nach New York. Dort angekommen, wollen die beiden eine Klinik aufsuchen, die bei Autumn die Abtreibung vornehmen soll..." (www.filmstarts.de)

Schon lange hat mich kein Film mehr so sehr in Mark und Bein getroffen, wie dieser.
Er wurde mit unbekannten Schauspielern und zum Teil gar mit Laiendarstellern inszeniert und ist durch seinen fast schon dokumentarischen Stil sehr in der Nähe des Neorealismus angesiedelt.
Die Erzählung der Geschichte geschieht mit dem nötigen Ernst, wobei jedoch sämtliche Melodramatik außen vor gelassen wird.
Die beiden Hauptdarstellerinnen sind absolut auf den Punkt besetzt und gerade Sidney Flanigan ist eine wahre Offenbarung. Interessanterweise ist sie eine Laiendarstellerin, die vor diesem Filmdreh als Hausmeisterin gearbeitet hat :aosjao:

Man hat einfach die ganze Zeit über das Gefühl, ganz nah an den Figuren zu sein.
Auch erweckt der Film nie den Eindruck, dass etwas weggelassen oder andererseits ausgeschmückt wird.
Die Reise in die Großstadt und das damit verbundene Erlebnis wird mit der nötigen Ernsthaftigkeit, aber nicht als die ultimative, einschneidene Erfahrung dargestellt, die ein Leben für immer verändert.
Und das fand ich hier wirklich großartig.
Es wurde einfach genau das richtige Maß in der Erzählung gefunden, um es so realistisch wie möglich zu gestalten.
Auch die Sozialarbeiterin im Film, die mit der Hauptfigur den Fragenkatalog mit den vier Antwortmöglichkeiten, aus denen sich der Filmtitel zusammensetzt, durchgeht, ist eine echte Sozialarbeiterin gewesen.
Man spürt als Zuschauer den Realismus einfach in jeder einzelnen Pore des Films.

Dafür bekam er auch später zurecht den Großen Preis der Jury auf der Berlinale verliehen.
Ich habe wirklich lange gewartet, um mal wieder ein so grandioses und ehrliches Stück Kino erleben zu können und wurde hier absolut nicht enttäuscht.
Großartiger Film!


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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