Mit Deinen Beobachtungen und Einschätzungen zur gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland liegst Du gar nicht mal so falsch. Nur die daraus resultierenden implizierten Auswirkungen auf die Wahlpräferenz halte ich für etwas fragwürdig.
Inhaltlich bin ich jedoch oft Deiner Meinung. Und das obwohl ich immer schon ein linksgrünversiffter Grünenwähler war und dies - aus Mangel an Alternativen - vermutlich auch bis zu meinem Lebensende bleiben werde.
Ich habe mir die von Dir angehängten Videoschnipsel angesehen und gelange dabei zu Schlussfolgerungen, die sich von Deinen ein wenig unterscheiden.
Angela Merkels "Multikulti ist gescheitert" hat damals schon hohe Wellen geschlagen und würde es heute ebenso tun, wenn führende SPD- oder CDU-Politiker so etwas äußern würden. Die Öffentlichkeit ist gegenüber solchen Äußerungen jedoch viel mehr abgestumpft und so wäre die Halbwertzeit des Skandals wesentlich geringer. Ich würde also behaupten, dass man das heute viel eher sagen könnte, als damals vor 15 Jahren.
Die Äußerung von Merkel reiht sich natürlich ein in eine Reihe etwas unglücklicher Formulierungen in öffentlichen Statements, welche ihre gesamte Karriere geprägt haben, wobei diese seitens staatlicher Führungspersonen eigentlich souveräner vonstatten gehen sollten. Spätestens bei der zweiten Kanzlerschaft hätte man ihr einen Kommunikations-Coach an die Seite stellen müssen. Aber ist jetzt auch egal...
Helmut Schmidt sagt in diesem Interview doch nur, dass Zugewanderte aus dem Nahen Osten im Allgemeinen aus kulturellen Gründen größere Probleme haben, sich in Deutschland zu integrieren, als dies z.B. bei Menschen aus dem EU-Ausland der Fall ist. Da kann man drüber diskutieren und es ist nicht falsch diese Diskussion zu führen. Politiker aller Parteien tun dies heutzutage ebenfalls, und zwar öffentlich. Zwischen den Aussagen von Schmidt in dem Video und den Forderungen gewisser anderer Parteien, dass diese Menschen als Konsequenz daraus gar nicht ins Land gelassen oder abgeschoben werden sollten, liegen jedoch Welten.
Franz-Josef Strauß war der selbsterkorene fleischgewordene Klaus-Maria Brandmauer der deutschen Politik und hat im Laufe seiner Karriere viele Aussagen getätigt, die sich hart am rechten Rand befanden. Damit hat die CSU über viele Jahrzehnte den parlamentarischen Erfolg der NPD und ebenso den einer NPD Light (mit)verhindert. Das muss man dann auch einfach mal anerkennen. Das von Dir verlinkte Video enthält keine solcher Aussagen, ist aber trotzdem sehr lustig. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Bleiben wir auf dem Boden trockener, spröder, notfalls langweiliger, bürgerlicher Vernunft und ihrer Tugenden oder steigen wir in das buntgeschmückte Narrenschiff Utopia ein, in dem dann ein Grüner und zwei Rote die Rolle der Faschingskommandanten übernehmen würden". Ich kenne keinen einzigen Politiker im aktuellen deutschen Bundestag, der rhetorisch dazu in der Lage wäre, solche Sprüche rauszuhauen.
Ich kann Deine Haltung auf Grund Deiner Wahrnehmung jedoch sehr nachvollziehen. Denn diese hängt immer auch von der eigenen Umwelt, Lebenserfahrung und Social Media Blasen ab, in welchen man sich bewegt.
Ich selber kann die Erfahrung aus Ungarn wiedergeben, welches politisch seit 15 Jahren von einer AFD-nahen Regierung geführt wird:
Auf sämtlichen Antragsformularen muss man das Geschlecht auswählen und kann nur zwischen männlich und weiblich auswählen. Alle anderen haben halt Pech gehabt.
In Bücherläden kann man bestimmte Harry Potter Bücher gar nicht oder nur noch unter der Theke erwerben, weil bestimmte Charaktere homosexuell sind. In den Kinderbüchern sind sämtliche Charaktere weiß und nicht behindert. Rollstuhlfahrer können nicht am öffentlichen Nahverkehr teilnehmen, da Bordsteinkanten, Treppen, fehlende Aufzüge und Rampen etc. das nicht zulassen.
Die Gay Pride muss von der Polizei geschützt werden, damit die Teilnehmer nicht von rechten Mobs zusammengeschlagen werden...
Und dies sind nur wenige Beispiele, welche direkt aus der Ideologie der Regierungspartei entstammen, von vielen anderen Problemen im Schul- und Gesundheitswesen oder der Wirtschaft mal abgesehen.
Ich selbst kann in diesem System gut leben, aber auch nur weil ich ein heterosexueller weißer EU-Bürger ohne Behinderungen bin. Andernfalls hätte ich hier ziemlich große Probleme.
Nun lass uns aber mal wieder zum eigentlichen Thema zurückkommen, denn die Inhalte der meisten Filme und Serien werden wohl kaum von der deutschen oder ungarischen Politik oder am Hindukusch entschieden, sondern in den USA, wo die gesellschaftliche Spaltung zwischen links und rechts in den letzten Jahren nochmal wesentlich schlimmer geworden ist, was sich an Bewegungen wie BLM und "Cancel Culture" auf der einen Seite und dem Erstarken von Alt Right, christlichem Fundamentalismus und neokonservativer Ideologie auf der anderen Seite, nicht zuletzt auch an den Wahlergebnissen sehr gut ablesen lässt.
Ich habe den Eindruck, dass sich Hollywood und andere führende westliche Filmindustrien tendenziell immer noch eher in der Hand der Linken befinden, welche dann - teilweise auch aus trotz gegenüber gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen - linke Reizthemen in ihre Produktionen integrieren, mit dem Ziel, ihre jeweilige Agenda (z.B. Schutz von Minderheiten) zu unterstützen, dabei jedoch leider oft das Gegenteil und noch größere Ablehnung erreichen.
Und früher oder später wird es dazu kommen, dass die Rechten und Konservativen auch in Hollywood wieder Fuß fassen werden und ihre eigenen Themen vertreten, was dann - wie ich zuvor angeführt hatte - demographisch und wirtschaftlich bedingt sein wird.