Volands Mystery Train

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Moderator: Damien3

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Voland
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Volands Mystery Train

Beitrag von Voland »

Wie oft ärgert man sich über die fehlende Authentizität in länderübergreifenden Filmen? Mancher Ärger lässt sich durch Erhalt der Originalfassung kompensieren. Ein Regisseur jedoch lässt erst gar keine Synchronisation zu - Jim Jarmusch. Er spielt bewusst mit unterschiedlichen Nationalitäten und verleiht seinen Filmen dadurch einen unbeschreiblichen Realismus. Ich kann meine Faszination für diesen Realismus ja ohne weiteres zugeben.

Aber nicht nur der Realismus macht einen Jarmusch aus. Auch seine Liebe zur Musik ist in seinen Filmen unweigerlich verankert. Und diese Liebe zur Musik spielt vor allem in seiner unbekannteren Hommage an den King of Rock'n'Roll eine wichtige Rolle. "Mystery Train" heißt der Film - genau wie auch einer von Elvis Presleys bemerkenswertesten Songs.

Die beiden Standbeine Jarmuschs verweben sich hier besonders eng. Ich halte den Film sogar für seinen deutlichsten, was seinen Stil anbelangt. Denn nicht nur einmal wird hier die Musik mit dem Realismus verknüpft. Jarmusch strickt ein Netz voller Zusammenhänge - und um dieses Netz nicht auch allein stehen zu lassen, verbindet er auch die Handlungsstränge noch miteinander. Dieses Verknüpfen trat ja auch schon bei "Down by Law" in ähnlicher Form auf - zumindest anfänglich.

Japanische Touristen geben dem Film die Einleitung und die erste Episode. Beziehungsprobleme scheinen sich breit zu machen. Japaner also in Memphis! Da ist die Komödie ja schon vorhersehbar. Zwei völlig unterschiedliche Kulturen treffen aufeinander. Man kennt Amerika bloß durch den King. Und genau wegen ihm sind sie da.

Elvis bestimmt die Atmosphäre des Films ungemein. Es ist ein Portrait über seine Heimat gelungen, die wohl mehr als eine Doku aussagt. Dabei hält sich die Sache mit Elvis trotzdem im Hintergrund. Den eigentlichen film bilden - wie in den meisten frühen Jarmusch-Filmen - die Personene und deren Alltag.

Mit den Japanern ist es aber noch nicht getan. Der Film stellt eine Art Trilogie dar, die teilweise sogar Ähnlichkeiten mit Kieslowskis Farben aufweist. Aber so ähnlich ist sie der Trilogie dann doch nicht. Ich würde sie eher mit "Short Cuts" vergleichen. Denn der Charakter einer Trilogie ist zwar vorhanden und "Mystery Train" hat auch die Form der drei Farben. Doch beim Episodenfilm ist er besser aufgehoben.

Ungern verrate ich Dinge aus Filmen und versuche stets alle Details zu umschreiben. Das hat den Vorteil, dass man als Nichtkenner noch die Freude am Film erhalten und ihn als Kenner nur dezent ins Gedächtnis gerufen bekommt.

Hier jedoch habe ich schon ein wenig zuviel verraten - sei es auch nur der Handlungsverlauf. Daher schließe ich jetzt meinen Vertrag zu diesem Film mit der Hoffnung, auch Interesse geweckt zu haben.


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