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Volands Tag ohne Ende

Verfasst: Sa 23. Jul 2005, 15:05
von Voland
Weshalb denkt jeder, dass brutale Action einen authentischen Film ausmacht? Dass es eigentlich umgekehrt ist, verstehen nur sehr wenige. Einer der Regisseure, der in der Ruhe die Kraft sucht, ist Anthony Mann. Von seinem Western "Nackte Gewalt" war ich schon angetan, aber mit "Tag ohne Ende" hat er dies noch übertroffen und sich in meinen persönlichen Olymp gefilmt.

Wie schon erwähnt strahlt hier die Macht aus der Ruhe. Und diese Macht vermag uns an einer intensiven Odyssee durch Kriegsgebiet teilhaben zu lassen.
Schon zu Beginn steht geschrieben, dass man die Auswirkungen und Ausmaße eines Krieges ausschließlich an den gewöhnlichen Soldaten erkennen kann. Das klingt logisch, da eine Statistik von beispielsweise einem Toten in einem Bataillon ja nicht übel klingt. Bloß wenn man nun aber auf die Hinterbliebenen bzw. die Umwelt des gefallenen Kriegers fokussiert, wendet sich dieser Eindruck. Einer ist schon zuviel.

Diese Erklärung galt nur dem Zitat zu Filmbeginn. "Tag ohne Ende" ist kein Tränenzieher, der sich des Dramas der zurückgebliebenen Verwandten behilft. Ganz im Gegenteil kommen bei dem Film sehr wenig Gefühle von Trauer oder Freude auf. Diese Kraft, die vom Film ausging, zielte scheinbar nicht auf das Herz der Zuseher ab, sondern auf die Gehirnwindungen. Wir kennen alle genug Kriegsdramen und haben doch sicher alle einige Tränen dabei zerdrückt. Doch was bringt all das, wenn man darüber nicht nachdenkt?

Die Ruhe in diesem Film lässt einen nachdenken. Ein klarer Film, der zulässt, die Bilder auch anders zu sehen. Sie teilweise wie eine Dokumentation aufzunehmen - und dennoch nicht die Einzelschicksale aus den Augen zu verlieren.
So lässt uns Anthony Mann allein mit seinem Film. Aber es tut gut. Damit ist der Film für mich auf einer Stufe mit Filmen wie "Die Lebenden und die Toten" und "Man wird nicht als Soldat geboren".