Volands Yanks - Gestern waren wir noch Fremde

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Moderator: Damien3

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Voland
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Volands Yanks - Gestern waren wir noch Fremde

Beitrag von Voland »

John Schlesinger hat sich mittlerweile bei mir schon bewährt. Längst sehe ich als einen hervorragenden Regisseur - wo ich ihn doch erst vor kurzer Zeit kennen gelernt habe. Nun hat er mit diesem Werk hier seinen "Asphalt Cowboy" nicht übertroffen, doch das versucht dieser Film auch gar nicht.

Ein ruhiges Kriegsdrama, sehr rührend gehaltend. Hier wird auf Pomp und Glorie verzichtet, wie es doch so häufig in Kriegsdramen vorkommt. Ähnlich wie bei "Die durch die Hölle gehen" ist auch hier der Krieg nur Bühnenbild. Sogar noch weniger als in jenem Film wird hier darauf geachtet.

Vielmehr ist es eine Geschichte von Verlust, von Heimweh und von Ausnahmesituationen. Der Krieg wird hier nicht nur als menschenmordendes Ungetüm dargestellt, sondern auch als psychische Belastung - und das sogar in Zeiten der Waffenruhe. Eine ganz andere Seite wird gezeigt, die um nichts harmloser ist. Der Krieg hat seine eigenen Regeln. Wie fühlt man sich, wenn man so weit von seinem Zuhause Menschen töten muss? Was tut man, wenn man sich nicht gerade damit beschäftigt? Ich glaube der Film versucht absichtlich harmloser zu wirken, nur die Überlegungen anzuregen.

Richard Gere, von mir nicht gerne gesehen, liefert hier eine erstaunlich positive Leistung ab. Auch von Lisa Eichhorn und Vanessa Redgrave bin ich sehr begeistert. Ein Liebesdrama? Ich weiß es nicht. Es scheint beinahe so, wenn da nicht diese unterschwellige Bildsprache wäre. Der Film behandelt mehr als nur die Liebe und den Verzicht. Hier geht es um den Sinn vom Krieg, aber dermaßen subtil gezeichnet, dass man ihn nicht gleich als typisches Kriegsdrama abtut.

Ein wundervoller Film, bewegend, berührend und sehr anregend.


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
[René Clair]
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