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Volands Taxi Driver

Verfasst: Do 25. Aug 2005, 20:10
von Voland
Ich stand dem Film immer skeptisch gegenüber. Zum dritten Mal sah ich ihn mittlerweile. Dieses Mal im Original und im Kino. Ich konnte mich also vollkommen auf die Bildsprache konzentrieren. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man von den Worten im Film zu sehr abgelenkt wird.

"Taxi Driver" hat mich dieses Mal überrumpelt. Ich war wie gelähmt nach dem Film. Endlich sah auch ich die Härte, die diesem Film vorgeworfen wird. Die Härte, die man zwar sonst erkennt, aber nicht sieht.

Robert De Niro ist hier wirklich in bester Spiellaune und das sieht man ihm an. Harvey Keitel ist einfach großartig, auch Cybill Shepherd. Aber da gibt es noch das kleine Mädel. Tapfer, tapfer von Jodie Foster. Ein Film aus dem tiefsten Untergrund, aus der Gosse. Eine Parabel über so viele schreckliche Dinge. Aber man kann nicht wegsehen. Man erkennt nicht mal alles auf den ersten Blick. Ein Film, dessen Details sich erst nach und nach erschließen.

Ein armseliges Hirn, so pubertär, diese Travis Bickle. Seine Ansichten sind so weltfremd, wie dieser Film auch ist. Oder ist er es gar nicht? Ist es die grausame Wahrheit? Ich glaube die, die das wissen, können den Film nicht sehen. Vielleicht will der Film wirklich an diese fremde Welt erinnern. Die doch gar nicht so weit entfernt ist - zumindest von den amerikanischen Zuschauern.

Diese 70er Jahre werden mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Eine eigenartige Zeit. Solche Filme können nur diesem Jahrzehnt entstammen. All die Gesinnung, die Ängste und Sorgen. Es ist, als wäre es ein Jack Arnold der 70er. So wie er damals die gegenwärtigen Ängste behandelt hat, so tut dies auch Martin Scorsese mit seinem "Taxi Driver". Die Angst um das eigene Kind, die Großstadt platzt aus allen Nähten. Wo in den Büros die harmlosen Menschen arbeiten lauert auf der Straße Prostitution und Mord. Niemand ist mehr sicher, die Menschen haben Angst.

Ein Zeitzeugnis, kein Thriller oder Drama oder was auch immer. Dieser Film spiegelt die Sorgen der amerikanischen Großstadtbewohner wieder. Sorgen, die unsereiner gar nicht kennt.

Verfasst: Fr 26. Aug 2005, 08:07
von Damien3
Die Art der Filme aus den siebzigern hängt meiner Meinung nach mit dem ersten "verlorenen Krieg" zusammen.
Geblendet von Träumen und der Propaganda rannten Millionen junger Menschen in den Dschungel und wollten Helden werden.
Es gab (bis auf den 11. September) keine Niederlage die so geschmerzt hat wie diese. Obwohl es ja wie in "Pearl Habour " heißt keine Niederlage für Amerika gibt sondern nur eine neue Erfahrung.
Diese "Erfahrung" trug dazu bei das solche Filme die die Ängste und Sorgen projezierten auf dem Markt kamen.
UNd tatsächlich wurde in Taxi Driver die Problematik von Vietnam DIREKT angesprochen das Travis sagt er übernimmt die Nachtschicht da er "sowieso nicht mehr schlafen kann nach dem Krieg"
Die Konfliklösujgen die die Filme dieser Zeit boten sind echt sehr weitreichend:
Travis tötet einen "bösen Menschen"
Bronson verübt selbstjustiz "Ein Mann sieht rot"
und Scheider/Hackmann kämpfen gegen die Drogenhändler "Brennpunkt Brooklyn"
Es gab viele Filme die manchmal unbewußt diese Themen hatten.

Verfasst: Fr 26. Aug 2005, 18:10
von Detlef P.
In dem sehr ausführlichen Making of, dass auf der DVD enthalten ist wird gesagt, dass sich Travis sehr zwiespältig aufführt indem er zum Beispiel wieder anfängt zu trainieren aber gleichzeitig Pillen schluckt, die für ihn nicht gut sind.
Oder einerseits will er mit Betsy zusammensein, andererseits geht er mit ihr in einen Pornofilm.
Außerdem wird gesagt, dass das ein ziemlich typisches Verhalten für Vietnam-Veteranen ist.
Fand ich sehr interessant, erfährt man im Film leider nicht so viel von, aber das war wahrscheinlich auch beabsichtigt.
Scorsese wollte wohl einfach das Lebensgefühl der Vietnam-Heinkehrer wiederspiegeln ohne großartig zu erklären.