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Vergiss thejackass nicht!
Verfasst: Mi 31. Aug 2005, 21:13
von thejackass
Als ich gehört habe, dass „Vergiss mein nicht!“ zu den besten Dramen des letzten Jahres zählt, musste ich ihn mir unbedingt einmal ansehen. Was ich aber dann sah, war komplett anders als erwartet.
Die Eröffnungssequenz mit Jim Carrey am Bahnsteig und danach mit Kate Winslet im Zug gehört wirklich zu den schönsten Szenen die ich je gesehen habe. Auch die restlichen Schauspieler wie Kirsten Dunst spielen ihre Rollen sehr mit Gefühl.
Allerdings geht es im späteren Verlauf des Filmes nicht um Joel und Clementines folgendes, sondern um ihr vergangenes Liebesleben, da man erst wieder einsteigt, als sich Joel die Gedanken löschen lässt. Man befindet sich also im Kopf von ihm und bekommt mit, was für schöne Tage er mit Clementine hatte. Anfangs wirkte das etwas verwirrend, aber machte den Film trotzdem wirklich gut.
Leider war es für mich kein Drama, bei dem man Tränen vergießen kann, dennoch ist er sehr zu empfehlen, vor allem für richtige Cineasten. Denn die Kamera- und Lichttricks die in diesem Film eingesetzt wurden muss man einfach mal gesehen haben. Und für frisch getrennte Paare ist es bestimmt gut, über den Schmerz hinweg zu kommen und sich ebenfalls nur an die schönen Momente erinnern zu können.
=> 8/10
Verfasst: Do 1. Sep 2005, 08:01
von Damien3
für mich geht dieser Film so tief wie kein anderer zuvor.
Ich wollte schon lange was darüber schreiben, aber ich konnte das nicht in Worte fassen. Ich glaubeich hätte 5 Seiten schreiben müssen um alles in Worte zu fassen
Verfasst: Do 1. Sep 2005, 14:38
von Detlef P.
Kennt ihr eigentlich die fast legendäre Cinema-Kritik zu diesem Film?
Falls nicht, hier ist sie:
"Was nützt die Liebe in Gedanken? Rein gar nichts, befindet Joel Barrish (Jim Carrey) - und sucht Dr. Mierzwiak (Tom Wilkinson) auf, der Hirnsegmente im wahrsten Sinne leer fegt. Wer konkrete Erinnerungen loswerden will, weil er unter ihnen leidet wie ein Hund, kann sie sich von dem zwielichtigen Doktor einfach löschen lassen. Joel bekommt also ein Gerät aufgesetzt, das entfernt an eine Trockenhaube erinnert, und wird in Tiefschlaf versetzt. Um dann per Gehirn-Scanner von den Erinnerungen an seine Exfreundin Clementine (Kate Winslet) befreit zu werden. So jedenfalls ist der Plan ...
Man ahnt es schon: Der neue Jim-Carrey-Film ist nichts zum Lachen. In seinen besten Momenten ist "Vergiss mein nicht!" sogar entsetzlich traurig. Und wahr. Etwa dann, wenn Joel (zu spät?) bewusst wird, dass seine Liebe beim Verlöschen praktisch erst beginnt. Als ihm dämmert, dass die Erinnerung an Clementine alles ist, was ihm noch bleibt. Oder wenn ihre wahnsinnig komplizierte, hochgradig neurotische Beziehung vor seinem geistigen Auge vorüberzieht, während sie gleich-zeitig zerstiebt und verweht wie ein Spinnennetz.
Zum zweiten Mal haben der französische Regisseur Michel Gondry und US-Drehbuchautor Charlie Kaufman ("Adaption") gemeinsam einen Film gedreht. Wie schon bei "Human Nature - Die Krone der Schöpfung" (2001) ist ein cineastisches Kuriosum entstanden: Lovestory? Science-Fiction? Existenzialistisches Drama? Absurde, surreale Komödie gar? Von jedem etwas, ist "Vergiss mein nicht!", aber vor allem ein Experiment wider klassische Sehgewohnheiten und traditionelles Erzählen: Die Handlung spult anti-chronologisch ab. Ungezügelt wirbeln Realitäts-, Bewusstseins- und Wahrnehmungsebenen durcheinander. Ein dramaturgischer Kniff jagt den nächsten. Und die zugegebenermaßen raffinierten Spezialeffekte stellen das Geschehen ein ums andere Mal in Frage.
Irgendwo tief drinnen in diesem effekthaschenden Wirrwarr steckt eine bewegende Romanze. Doch Gondry und Kaufman, wie zwei pubertierende Jungs, die cleverer und avantgardistischer sein wollen als andere Jungs, nehmen ihr die Luft zum Wachsen. Wobei die Stars Jim Carrey und Kate Winslet keine Schuld trifft: Im Verlauf der ersten, untypisch geradlinigen Viertelstunde spielen sie so voller Energie und dünnhautig zugleich, dass Joel und Clementine einem sofort ans Herz wachsen.
Dann legen Gondry und Kaufman los - auf ihre manisch verkopfte Art, mit diesem bemühten Stilwillen, der zum Selbstzweck ausartet. Als fürchteten sie sich davor, direkt und unverfälscht von Gefühlen zu erzählen. Fürwahr, was nützt die Liebe in Gedanken?"
Verfasst: Do 1. Sep 2005, 22:23
von Murillo
Soso. Weil er chronologisch in einer anderen Reihenfolge erzählt ist und er sich stilistisch von anderen Filmen zu sehr unterscheidet, fehlt der Lovestory also die Luft zum atmen und deswegen ist der Film nutzlos...........
Interessantes Fazit.
Erinnert mich gerade an die FAZ-Kritik zu "Titanic":
"Die Balance zwischen der Horrorkinetik des Katastrophenablaufs und den 'lyrisch' retardierenden Elementen ist perfekt...Wasser steht für das Prinzip des Horizontalen, doch das Heck der Titanic wird hier zum Inbegriff der todbringenden Vertikale, eine Art maritimes Matterhorn. Auch dies ist ein Paradigmen-Shifting, das emotional eindeutig Wirkung zeigt."
Was Filmkritiker sich aus den Fingern saugen, wenn sie nicht wissen, wie sie einen Film am besten hochjubeln oder verreißen sollen, ist immer wieder erstaunlich.