
D 2008, R: Uli Edel,
R: Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck, Bruno Ganz
"Als Antwort auf Amerikas Krieg in Vietnam, den die deutsche Elite in Politik, Industrie und Justiz unterstützt, gründen linksextreme Radikale 1970 die RAF - die Rote Armee Fraktion. Andreas Baader (Moritz Bleibtreu), Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) erklären dem neuen Faschismus und der BRD den Krieg. Horst Herold (Bruno Ganz) jagt die Gruppe, deren brutale Terrorkampagnen im heißen Herbst 1977 gipfeln.
Stefan Austs Standardwerk über Deutschlands berüchtigtste Terrorzelle liefert die Vorlage für die dramatische Kinoadaption von Uli Edel ("Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"). Ein Staraufgebot sondergleichen veredelt den Thriller über Deutschlands klammes, jüngstes Geschichtskapitel." (http://www.kino.de)
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Ich habe mir diesen Film letztens im Kino angesehen und war doch sehr angetan.
Zunächst einige Kommentare zu filmtechnischen Belangen:
Die Geschichte der ersten beiden RAF-Generationen und sozio-kulturelle Umweltbedingungen wurden hier sehr geschickt in einen kompakten und straff durchgeprügelten Spannunhgsbogen gepackt, der trotz seiner 2einhalb Stunden nie langweilig wird.
Die Schauspieler sind außergewöhnlich hochkarätig besetzt und überzeugen durch ihre Leistungen ohne dabei die Originalcharaktere überzeichnet wirken zu lassen. Hier gibt es jedoch einige Ausnahmen. Am Anfang des Films wird die RAF als chaotische Spaßtruppe dargestellt, die Rennen auf Deutschlands Autobahnen veranstaltet (anstatt sich um ihre eigentlichen Belange zu kümmern), während die Polizei fleißig nach ihnen fahnded. Zwar sind mir die genauen historischen Tatbestände nicht bekannt, jedoch gehe ich davon aus, dass die Gruppe um Baader und Ennsslin in Wahrheit ein wenig zielstrebiger und ernsthafter bei der Sache war. Dies jedoch nur als Randbemerkung.
Technisch gesehen ist der Film voll und ganz überzeugend und hat mir sehr gefallen.
Nun zu der bereits teilweise angesprochenen Beziehung zwischen historischen Fakten und filmischer Darstellung: Der Film ist ja sehr in die Kritik geraten, da die RAF hier angeblich heroisiert und durch sehr charismatische Darsteller wie Bleibtreu personifiziert wurde. Diese Kritik ist in meinen Augen kaum haltbar, da die Vorgehensweise der RAF im Film doch sehr stark auseinandergenommen wird und die Terroristendarsteller so dargestellt werden (ideologisch verblendet, inkonsequent, naiv und bezogen auf die eigentlichen Ziele komplett gescheitert), dass kaum ein Zuschauer sich ernsthaft mit diesen identifizieren dürfte (abgesehen von jenen, die vorher schon mit Baader und co sympathisiert haben.)
Auf der anderen Seite übt der Film auch Kritik an der westdeutschen Polizei und politischen Umständen der 60er und 70er Jahre.
Meiner Meinung nach wird hier generell ein sehr realistisches und neutrales Bild gezeichnet (von kleinen Ausnahmen wie oben abgesehen), wofür man den Machern eigentlich nur Respekt zollen kann.
Im großen und ganzen ist dies ein sehr actiongeladener, spannender, historisch nicht volkommen verfehlter und pädagogisch wertvoller Film, der durchaus weitezuempfehlen ist.