Montana Sacra - Der heilige Berg

[Murillo]

Montana Sacra - Der heilige Berg (La montaña sagrada)

Mexiko 1973
Regie: Alejandro Jodorowsky
Darsteller: Alejandro Jodorowsky, Horacio Salinas, Zamira Saunders

Handlung: Eine Jesus nachempfundener Charakter (Horacio Salinas) erwacht in der Wüste und macht sich mit einem neu gewonnenen Freund ohne Arme und Beine auf den Weg in das nächste Dorf. In dem Dorf findet aktuell ein Festival statt, welches von Exekutionen und spontanen Vergewaltigungen geprägt ist, sowie von Geschäftsleuten, die seltsame religiöse Reliquien verkaufen. Der Hauptcharakter besteigt dort einen geheimnisvollen Turm, in welchem er auf einen „Alchemisten“ (Alejandro Jodorowsky) mit außergewöhnlichen chemischen Fähigkeiten und seine Entourage trifft. Der Alchemist versammelt Jesus und 7 weitere Personen um sich, von denen jeder einen der Planeten im Sonnensystem personifiziert. Sie sollen sich gemeinsam auf den Weg zum heiligen Berg machen, um dort von den „Unsterblichen“ das Rätsel der Unsterblichkeit zu entwenden. Wird ihr „Abenteuer“ von Erfolg gekrönt sein…?


So! Hier haben wir jetzt zur Abwechslung mal keinen europäischen Film, sondern einen mexikanischen Kunstfilm.
Den habe ich aber keineswegs spontan ausgewählt, sondern folge einer langfristigen und wohl bedachten Planung. Es ist nämlich gut möglich, dass hier in Kürze eine Kritik zu diesem Film erscheinen wird.
Morgen stelle ich übrigens einen weiteren Film über einen Berg vor.

Userkritik (Murillo)

[Johnny-le-Fou]

Sehr schöne Review, Murillo! Ich kann sämtliche Kritik an diesem Film absolut nachvollziehen. Aber für mich ist Montana Sacra etwas ganz Besonderes. Ich würde ihn sogar zu meinen Lieblingsfilmen zählen, aber ich mag auch Salt-and-Vinegar-Chips und Pizza Hawaii.
Ich habe den Film glaube ich das erste Mal mit 14 gesehen und seitdem unzählige Male (bestimmt so an die 15 Mal). Ich muss aber zugeben, dass für mich dabei die visuellen Qualitäten des Films ausschlaggebend sind. Die Bildwelten die Jodorowsky hier erschafft sind wirklich absolut einzigartig. Ich verstehe wenn man den Film sehr verstörend findet, aber eben nicht in einem Sinne wie man Evil Dead oder Salò verstörend findet, sondern eher wie den albtraumhaften Surrealismus eines Dalí-Bildes.
Ich empfehle dir dann noch unbedingt El Topo und vor allem Santa Sangre. Zweiterer ist Jodorowskys Hommage an Hitchcocks Psycho und in meinen Augen sein definitiv "unterhaltsamster" Film, büßt aber trotzdem nichts von dem o.g. albtraumhaften Surrealismus ein.

[Damien3]

mein Gott...der Trailer sieht schon so unglaublich Scheisse aus
Ich habe die ersten 30 min geschaut...ihr habt doch VOLL einen an der Waffel.
Welche Drogen muss man nehmen?

[Murillo]

Danke, Johnny! Es freut mich, dass Dir der Film ebenfalls gefallen hat und dass ich mit Dir darüber reden kann.

Zwar habe ich ihn bisher nur 1 mal komplett gesehen. Allerdings kann ich schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es nicht das letzte mal war. Einige der Szenen brennen wirklich ziemlich nach, so dass ich sie unbedingt nochmal sehen möchte.
Und damit meine ich nicht unbedingt nur die Szene mit den Vogelspinnen, auch wenn ich diese dreimal in meiner Kritik erwähnt hatte. Viele andere Szenen waren mindest ebenso beeindruckend.

Normalerweise kann ich mich nicht dagegen wehren, dass ich analytisch an Filme herangehe. Das liegt wohl daran, dass ich schon lange über Filme schreibe und dann immer auch ein bisschen (wenn auch unterbewusst) darüber nachdenke, wie ich den Film später beurteilen werde, bzw. wie ich zum Beispiel hier im Forum darüber schreiben werde. Da achte ich dann auf die Handlung, die Bildkomposition, die Schauspielleistung, den Einsatz von Musik und Soundeffekten etc.. Ein bisschen so, wie wenn man im Urlaub etwas schönes sieht und sofort ein Foto davon macht, um es später Freunden und Familie präsentieren zu können. Ich achte dann unter anderem auch darauf, wie genau ich ein Foto komponiere, aus welchem Blickwinkel, mit welchem Inhalt. Und dadurch vergesse ich in diesen Augenblicken dann schon mal das eigentlich Wesentliche, nämlich mich auf das hier und jetzt zu besinnen. Das ist sehr schade, ist mir aber schon oft passiert und komplett abschalten kann ich es leider auch nicht.

Bei diesem Film ist es nun so, dass ich gleich nach wenigen Augenblicken das Gefühl habe, dass es Jodorowsky ziemlich egal ist, wie man seinen Film nach den herkömmlichen Filmbewertungs-Maßstäben beurteilen wird. Das visuelle und das metaphorische stehen absolut im Vordergrund. Ich habe auch den Eindruck, dass man einige Szenen öfter sehen kann und dann jedesmal etwas neues darin entdeckt.
"Albtraumhafter Surrealismus eines Dalí-Bildes" trifft es eigentlich ganz ausgezeichnet. Und ja, damit ist dieser Film tatsächlich etwas vollkommen anderes, als der Waldhüttenzombiefilm und und das Spätwerk von Pasolini.

Danke auch für die Filmempfehlungen. "El Topo" stand eh schon weit oben auf meiner Liste. Aber "Santa Sangre" werde ich mir jetzt ebenfalls vormerken.


@Damien: hätte ich Dir vorher sagen können. Schau Dir lieber die ersten 10 Minuten von "Underground" an. Ich glaube, der ist viel eher was für Dich.

[Damien3]

glaub ich auch;-))

[Detlef P.]

Morgen stelle ich übrigens einen weiteren Film über einen Berg vor.

Da wir sowohl "Fitzcarraldo" (Schiff über den Berg tragen unso...), als auch "Brokeback Mountain" schon hier haben, tippe ich auf diesen Film :



So, da die Diskussionsaction hier abgeht, schreibe ich jetzt auch mal hier rein, wie absolut hervorragend ich Deine Kritik fand.
Ich habe diesen Film vor vielen, vielen Jahren bereits gesehen. Kurz nachdem ich Jodorowskys "El Topo" sah.
Während letztgenannter mich total beeindruckt hat und ich ihn damals sogar hier vorgestellt habe, fand ich "Der heilige Berg" tatsächlich recht mittelmäßig bis ganz in Ordnung - also insgesamt!
Denn einige Sachen fand ich super genial, während ich andere Elemente ziemlich langweilig fand.
Sonderlich skandalös oder polarisierend habe ich den tatsächlich gar nicht in Erinnerung und er hat mich auch nicht schockiert oder verstört. Ich habe mich eher gelangweilt!
Ja, das habt Ihr richtig gelesen, Ihr Verstörten und Diesen-Film-als-Lieblingsfilm-Haber
An manchen Stellen war ich GELANGWEILT!!!
Gut, solche Sachen gucke ich schon seit ewigen Jahren zum Frühstück, was nur insofern nicht ganz der Wahrheit entspricht, als dass ich nie frühstücke.
Aber direkt nach dem Aufstehen, habe ich mir sowas schon reingezogen. Ganz normal für mich also

Zustimmen muss ich jedoch einmal Johnny darin, dass manche Szenen so wunderschön anzusehen sind, dass es einem den Atem verschlägt.
Deshalb finde ich es auch so schade, dass der nicht in allen Momenten zündet.
Womit ich zu dem Punkt komme, wo ich Murillo leider zustimmen muss, denn der Film hat wirklich einige sehr interessante Ansätze, die aber tatsächlich oft nicht zu Ende gedacht werden.
Manches ist brillant, manches total unverständlich und prätentiös und am Ende fragt man sich, was das Ganze sollte.
Daher war es insgesamt eher ein Mittelding für mich, obwohl ich ihn eher positiv als negativ sehe.

Auf "Santa Sangre" hatte ich nie richtig Bock, aber vielleicht gebe ich dem doch mal eine Chance.
Ich warte mal ab, wie Muri den fand und entscheide mich dann. Vorkoster, walte Deines Amtes!

Übrigens, falls Ihr die Doku "Jodorowskys Dune" nicht kennt, seht Euch diese unbedingt an.
Neben Kubricks "Napoleon" wohl der "Greatest Movie Never Done" und ich hätte ihn so gerne von unserem Droogie Alejandro gesehen.
Besonders nach dieser Doku!

PS:

@Damien: Schau Dir lieber die ersten 10 Minuten von "Underground" an. Ich glaube, der ist viel eher was für Dich.

Nein!

PPS: Salt-and-Vinegar-Chips sind der Hammer!

[Murillo]

Morgen stelle ich übrigens einen weiteren Film über einen Berg vor.

Da wir sowohl "Fitzcarraldo" (Schiff über den Berg tragen unso...), als auch "Brokeback Mountain" schon hier haben, tippe ich auf diesen Film :
>>Lustiger Film<<

Knapp daneben ist auch vorbei. Lass Dich überraschen.

Sonderlich skandalös oder polarisierend habe ich den tatsächlich gar nicht in Erinnerung und er hat mich auch nicht schockiert oder verstört. Ich habe mich eher gelangweilt!
Ja, das habt Ihr richtig gelesen, Ihr Verstörten und Diesen-Film-als-Lieblingsfilm-Haber
An manchen Stellen war ich GELANGWEILT!!!

Das ist eigentlich auch immer eine sehr subjektive Angelegenheit. Manche Filme, die andere Menschen schockieren oder verstören, lassen einen komplett kalt. Wieder andere, die eher überhaupt nicht als solche Filme gelten, ziehen Dir dann komplett unerwartet die Unterhose über den Kopf und lassen Dich sprachlos zurück. Ich hatte das bei diesem Film und zum Beispiel auch bei "Barfuß durch Hiroshima". Den hatte ich damals vor einigen Jahren im Büro gesehen. Damals hatte ich so einen Sitzplatz, bei dem niemand auf meinen Bildschirm blicken konnte, mit dem Rücken zum Fenster. Aber meine Kollegen haben dann von der anderen Seite des Tisches gesehen, wie mir ganz langsam die Kinnlade heruntergekippt ist und ich muss für einige Zeit ausgesehen haben, als hätte ich einen Schlaganfall oder so etwas in der Art. Die Kollegen dann so: "Martin, Martin! (Name geändert, die Red.) Geht es Dir gut, sollen wir Dich an die frische Luft begleiten...?"

Übrigens, falls Ihr die Doku "Jodorowskys Dune" nicht kennt, seht Euch diese unbedingt an.
Neben Kubricks "Napoleon" wohl der "Greatest Movie Never Done" und ich hätte ihn so gerne von unserem Droogie Alejandro gesehen.
Besonders nach dieser Doku!

Klingt absolut geil. Auch diese Doku werde ich mir mal vormerken.