Hab mal wieder ein kleines Review zu einem Film geschrieben, den ich euch sehr ans Herz legen möchte. Aber ist wahrscheinlich auch ein bisschen eine politische Geschmackssache, jenachdem auf welcher Seite man ist :)
Die Fetten Jahre sind vorbei
Fast Zeitgleich mit Hartz 4 Reformen präsentierte der deutsche Regisseur Hans Weingartner sein sozialkritisches Werk "die fetten Jahre sind vorbei", das in Cannes Standing Ovation erhielt.
Durch den Tag gehen Jan (Daniel Brühl) und Peter (Stipe Erceg) an Demos, in der Nacht brechen sie in Villen ein; der Clou, die beiden klauen nicht. Stattdessen bauen sie mit Stühlen Pyramiden, schmeissen das Sofa in den Swimming Pool und hinterlassen Nachrichten wie "Die Fetten Jahre sind vorbei" oder "Sie haben zu viel Geld". Der Zweck; die reichen Säcke sollen wissen, dass sie nicht tun und lassen können was sie wollen, und dass sie immer beobachtet werden.
Das ganze läuft gut, bis Peter in die Ferien fährt und Jan dessen Freundin Jule (Julia Jentsch) näher kennen lernt. Er weiht sie in sein nächtliches Doppelleben ein und erlaubt ihr sogar bei einem Einbruch mitzuhelfen. Gemeinsam steigen sie in die Villa ein, dessen Besitzer Jules finanzielles Leben nach einer Autocarambolage zerstört hat. Leider kommt der Eigentümer Hardenberg (Burghart Klaußner) schon ein paar Tage früher als geplant zurück und erwischt die beiden Einbrecher inflagranti. Überstürzt schlagen sie den überraschten Rückkehrer zu Boden um ihn danach zu kidnappen und mit dem inzwischen zurückgekehrten Peter, in eine abgelegene Berghütte zu bringen. Ein Ort, an dem es kein Entrinnen mit der Konfrontation der Konsequenzen gibt.
Obwohl die Hauptprotagonisten zu Jung sind um die 68er selbst miterlebt zu haben, stehen sie, dieser durch Idealismus geprägten Generation, in nichts nach. Der Entwicklungsprozess, der in einem weitgehendst pazifistischen Wiederstand gegen das Etashlibment beginnt und von Leuten wie Dutschke und Teufel proklamiert wurde, endet bei den drei Schauspielern schliesslich im Extremismus. So wird der etwas geschichtsinteressierte Zuschauer nach Sehen des Filmes auch Parallelen zu Baader und Co. herstellen können. Hardenberg ist Hanns Martin Schleyer, Stellvertreter für das autoriatäre vom Kapitalismus umschlungene System, das Trio stellt Monhaupt, Klaar und Books dar. Doch die Gruppe ist beliebe keine Kopie der zweiten RAF Generation oder die Bildung einer neuen Vierten. Soviele Parallelen man auch ziehen kann, so viele Unterschiede gibt es auch. Während der Entführung wird den dreien zum Beispiel immer klarer, das Gewalt gegen Menschen niemals das geheiligte Mittel für den Zweck sein darf.
Der Film ist eine Hommage an die Ideologie der 68er, in einer Welt in der die früheren Rebellierer nun am Hebel der Macht sitzen. In der eine Umkehrung im Denkverhalten von jungen aufziehenden Reformer stattfand. Aus den einstigen Reaktionären wurden vermögende Aktionäre. So entpupt sich auch in den Gesprächen mit Hardenberg, dass dessen Weltbild früher einmal gar nicht so weit, von dem die ihn nun anprangern, entfernt lag.
Hans Weingartner macht mit seinem Film vieles richtig. Er hat sich zum einen ein Thema ausgesucht, dass in unserer heutigen leistungsorientierten Welt, die von Lobbyisten geschickt unterwandert wird, immer wichtiger wird. Ein Grundthema des Films stellt beispielsweise die Solidarität mit Schwächeren dar. Andererseits kann er mit drei talentierten Jungschauspielern aufwarten, angeführt von einem Daniel Brühl der in einem Film selten mehr überzeugen konnte. Untermalt wird das ganze Spektakel mit einem gut gewählten und passendem Soundtrack.
qeds fette Jahre sind vorbei
Moderator: Damien3
Hervorragender Film und ebenso deine Kritik
Es gibt schon einen Thread im Filmbereich. Murillo und ich haben uns den nämlich damals im Kino genemigt und waren hellauf begeistert.

Es gibt schon einen Thread im Filmbereich. Murillo und ich haben uns den nämlich damals im Kino genemigt und waren hellauf begeistert.
"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)
"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)
"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)
Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)
Las-Vegas-Ambiente
(Insider)
"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)
"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)
Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)
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