Filme und die Gefühle, die man für sie hat

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Detlef P.
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Filme und die Gefühle, die man für sie hat

Beitrag von Detlef P. »

Wodurch genau findet man eigentlich einen Film gut oder schlecht?
Ich würde mittlerweile beinahe sagen, dass ist wie beim Verlieben. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, dass man das oft nur ganz schwer sagen kann.

Und nur dadurch ändern sich manchmal (oder gar häufig) die Gefühle für Menschen, aber auch für Filme.
Und da das hier ein Filmforum ist, lasst uns über die Filme reden.
(Wenn Voland wieder da ist, werde ich im Spam-Thread ausfürlich mit ihm über die Menschen reden, und wie man "erfühlen" und "interpretieren" kann, wer die Richtige für Dich ist :mrgreen: ).

Ich möchte jetzt mal ein kleines Beispiel dessen geben was ich meine.
Als ich damals das erste Mal "Con Air" sah, fand ich den total klasse. Was für ein geiler Film. Dann habe ich ihn später das zweite Mal gesehen...und danach die DVD verkauft. Kann mir mal bitte einer sagen, was ich beim ersten Mal in diesem Film gesehen habe? Sicher, er ist besser als andere Bruckheimerproduktionen (zumindest meiner Meinung nach). Lag es vielleicht daran? Lag es daran, dass meine Erwartungen viel zu niedrig waren? Den als Actionfilm betrachtet liegt "Con Air" tatsächlich über dem Durchschnitt. Aber als bloßer Film betrachtet habe ich keine große Lust ihn wiederzusehen.

Ein anderes, gegensätzliches Beispiel:
Als ich mir "Die fabelhafte Welt der Amelie" das erste Mal ansah mochte ich den Film nicht!!!
Das ist kein Scherz. Heute zähle ich ihn zwar zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, aber damals mochte ich ihn nicht. Warum mochte ich ihn nicht? Weil meine Erwartungen zu hoch, bzw. falsch waren.
Mein Bruder, der den Film schon gesehen hatte, erzählte mir wie sehr und oft er bei dem Film gelacht hätte.
Ich erwartete also eine Top-Komödie, was "Amelie" definitiv nicht ist. Er hat durchaus komische Momente, aber er ist keine Brüller-Komödie wie zum Beispiel "Airplane!". Beim zweiten Mal gucken habe ich den Film dann wesentlich lieber gemocht und dann auch eigentlich erst erkannt worum es in dem Film gehen soll. Seither liebe ich ihn abgöttisch.

Manchmal gibt es auch Filme, die man direkt nach dem gucken total gut findet, wo sich aber die Gefühle im Laufe einiger Tage noch ändern. Weil einem immer mehr Dinge einfallen, die man nicht so gut oder langweilig fand.

Manchmal möchte man einen Film auch einfach gut finden, weil er von einem bestimmten Regisseur gemacht wurde, oder die Fortsetzung eines Lieblingsfilms ist.

Ich hatte auch schon Filme, die ich beim ersten Mal nicht so richtig ("Memento") oder gar nicht ("Solaris") verstanden habe. Und je mehr ich sie verstand, umso besser gefielen sie mir.

Manchmal sind einem Filme aber auch zu verständlich. Bei "Donnie Darko" hätte ich mir damals nach dem ersten Mal gewünscht, dass der Film abgedrehter und unverständlicher gewesen wäre, da ich das aus den Kritiken entnommen und somit erwartet hatte.

Oft legt man sich aber auch selbst zurecht wie ein Film sein soll (oder nicht sein soll). Und wenn man dann glaubt die Komponenten in diesem Film gefunden zu haben mag man ihn (oder auch nicht), und stellt erst später - entweder nach längerem Sinieren oder der zweiten Sichtung - fest, dass man ihn doch nicht mag (oder doch mag). Vielleicht weil das Gehirn das Gesehene jetzt gerade sehen (oder nicht sehen) wollte und man einfach Lust (oder keine Lust) drauf hatte.
Und später stellt man dann erst die eigentliche Qualität des Films in Frage.

Interessant kann es auch sein, wie emotional man in einen Film eingebunden wird. Bei "Vergiss mein nicht!" habe ich schon oft gehört, wie zu Herzen gehend viele diesen Film finden. Ich musste den Film erst dreimal sehen um überhaupt in irgendeiner Weise einen emotionalen Bezug zu bekommen. Bei manchen Filmen ist man ja sofort so im Geschehen drin und kann sich mit der Hauptfigur so gut identifizieren, dass man meint, der Film würde in abstrakter Weise dein eigenes Leben wiederspiegeln.
Bei "Vergiss mein nicht!" kam ich mir hingegen sehr weit weg vor. Wie jemand, der sich im Hochsommer das Gemälde einer Schneelandschaft ansieht. Es gibt wohl keinen Film, den ich so sehr mochte (und mag), bei dem ich trotzdem so lange gebraucht habe um irgendeinen Bezug zu den Figuren zu bekommen.
Aber gerade das mochte ich an dem Film irgendwie. Die nicht übertriebene Emotionalisierung der Charaktere und Situationen, die bei anderen "Liebesfilmen" oft passiert. Gerade dieses Andere und Abwechslungsreiche mochte ich hier.

Subjektive Gefühle bei Filmen können einem ziemlich schnell - und manchmal wirklich gemeine Streiche spielen. Welche Erfahrungen habt Ihr auch dem Gebiet gemacht?


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Hey...

das ist einsehr schöner Beitrag, Kompliment.
Aber dieser Beitrag spiegelt glaube ich auch deine Misere ganz gut!
Das ist alles viiiiel zu verkopft.
Dein Verstand lässt es einfach nicht zu die Dinge einfach zu sehen.
Ich glaube es ist schwierig einen Film zu sehen wenn man sich schon vorher so viele Gedanken mcht wie du.
Natürlich gehe ich auch in einen Film wie "Schindlers Liste" und erwarte keine Komödie, nicht das das einer falsch versteht.
Aber ich sehe da immer mehr die technische Seite dieser Filme und Vorschauen und freue mich wenn ich glaube das das was gutes sein könnte.
Und wenn mich dann auch noch die emotionale Seite mitnimmt, haben wir das was mit oft nachgesagt wird.
Schwarz oder Weiß-Malerei. Ihr wisst besser als alle anderen wie ich ticke und ihr wisst das es ebi mir kaum mehr als Supergut oder Superschlecht gibt. Ganz digital einfach.
Wenn es ein Film schafft wie du sagst das ich das gesehene auf mein eigenes Leben projeziere, dann kann er mich nicht mehr enttäuschen.
Wenn es ein Film schafft das ich mich über Dialoge aufrege oder bemerke wie sehr doch die Kamera auf den Keks geht hat dieser kaum eine Chance das ich den supergut finde.
Ausnahmen bestätigen immer die Regel, aber so ist es bei mir.
Selbst ein Kinderfilm wie "Brücke nach Terabithia" kann mich emotional so sehr ansprechen das ich in Sturzbächen heule.
Aber ich stehe dazu! Ich denke dann keine Minute darüber nach das es NUR ein Kinderfilm ist, sondern ich heule und wenn ich danach noch eine Weisheit vom Autor mit auf den Weg bekomme wie man mit gewissen Situationen umgehen muss, umso BESSER!
Ich versperre mir nicht vorher meine Seele mit Balast sondern kann mich einfach fallen lassen. Ich gehe dann nie den rationalen Weg sondern immer den emotionalen Weg!
Und da haben einige Schwierigkeiten mit. Ich bin ein richtiger Fanboy und stolz drauf!

Ich weiß nicht ob du dich schonmal einem richtigen Fan-Wahn hingegeben hast und diese prickelnde ansteckende Aufregung in einem vollgepackten Kino bei einer Star Wars Premiere hast auf dich wirken lassen.
Oder diese Gefühle die ich immer in die Bondreviews einfließen lasse, wenn das wichtigste gar nicht der Film sondern das Erlebnis ist den richtigen Menschen dabeizuhaben.
Ich kann und ích will mir niemals vorstellen müssen wie ich einen Bondfilm ohne meinen Papa gucken könnte.
Wenn ich irgendwann in hoffentlich weitester Ferne alt im Rollstuhl sitze und mein Vater hundert jährig auf die Idee kommt das wir zu alt sind für diesen Scheiß, dann werde ich mich mal damit auseinandersetzen.
Vorher geht das niemals in meinen Schädel.
Und diese Gefühl Kino, ob nun wirklch allein oder in begleitung lieber Personen oder einem Kreis Fanboys ist das größte.
Und selbst der mieseste Drehbuchversager wie George Lucas kann einen Film nciht so vergeigen das man sich nicht gern erinnert wieviele Jahrzehnte man darauf gewartet hatte das DARTH VADER geboren wurde. Und der Jubel der dann im vollen Kino losging......


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Ein ebenfalls schöner Beitrag!
Wusste gar nicht, dass Du sowas kannst :fuckU: (Kleiner Scherz!)

Ich hatte mir fast gedacht, dass von Dir so eine Art Liebeserklärung an das Kino selbst kommen würde.
Ich denke auch, dass Du oft ohne großartig drüber nachzudenken einen Film ansiehst und deine Gefühle entscheiden lässt.
Das habe ich - wie ich ja auch schrieb - ebenfalls ausprobiert. Allerdings war dann das Problem, dass ich, dadurch das ich gar nichts erwartet habe, den Film eventuell nach dem ersten Sehen zu gut fand. Und mir erst später aufgefallen ist, dass der Film doch gar nicht sooo toll war wie ich anfangs dachte.

Ich glaube, dass das bei Dir tatsächlich häufiger der Fall ist.
Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich finde das vollkommen in Ordnung, so wie Du das machst. Allerdings passiert es Dir dadurch vermutlich noch öfter, dass Du bei Filmen deine Meinung nach kurzer, oder auch langer Dauer änderst.
Erinnerst Du Dich noch an "Jaaaaaaaaaaaaaaaaa! Der beste Film aller Zeiten"?
Damals nach dem ersten Sichten fandest Du ihn so gut, dass Du ihn sofort zu deinem Lieblingsfilm erklärt hast. Dann hast Du kurz darauf schon revidiert, dass es einer(!) der besten Filme ist. Und seit geraumer Zeit hast Du den Film gar nicht mehr erwähnt. Selbst nicht im "beste Filme des Jahrzehnts"-Thread. Entweder hast Du ihn ebenfalls vergessen zu erwähnen, oder er zählt für Dich einfach nicht mehr so viel.

Dasselbe "Problem" haben glaube ich viele Leute, und mir ging es früher ähnlich. Wie ich ja mal erzählte war "Final Destination" mal einer meiner Lieblingsfilme :knifehead: Und warum? Weil die Anfangssequenz einfach so geil war (und immer noch ist) und ich erstens sowas noch nie gesehen hatte, aber zweitens, was noch viel wichtiger ist, ich damals stärker in der Jetzt-Zeit gelebt habe. Ich fand damals einfach die Filme am besten, die mich als letztes beeindruckt hatten und deshalb mit den Gefühlen, die ich durch sie hatte, meine Gehirnströme überfluteten.
Deswegen bin ich heute auch so versessen auf persönliche Bestenlisten. Denn diese Listen belügen Dich nicht. Wenn ich Filme von wirklich hoher Qualität sehe kommen sie auf diese Listen und es dauert ziemlich lange, bis ein Film, vor allem einer auf hoher Position fällt oder rausfliegt.

Ich habe auch noch nie wirklich vestehen können, wie manche Leute (Du auch) von Filmen, die sie gerade das erste mal gesehen habe, sagen können, dass es einer ihrer absoluten Lieblingsfilme ist.

Das wäre für mich so als würde ich mich alle paar Wochen neu verlieben oder einen neuen besten Freund finden.
Gut manche Menschen tun sogar das, was Du glaube ich nicht machst.
Aber verstehst Du was ich meine? Ich gehe auch gerne mit Gefühl an einen Film ran, muss aber auch sofort wissen woran ich bin und inwiefern er mir nur auf den ersten Blick sympathisch erscheinst oder es eine feste Bindung für´s Leben ist.


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Beitrag von Damien3 »

Aber es sit doch nicht schlimm wenn ich auch meinen Standpukt für einen Film 5 mal ändere...
Es geht doch auch im schlimmsten Horrorfilm nur darum Gefühle beim Zuschauer zu wecken, ob nun positiv oder negativ.
Ud es gibt Situationen die immer wiederkehren auch jeden Tag im Leben und jeden Tag reagierst du anders...Gestern habe ich an einer grünen Ampel gehupt als der vor mir nicht losfuhr. heute habe gar nichts gemacht, ich war gut drauf...hatte Zeit...und schon habe ich anders reagiert.
ich pfeif auf das was andere von mir denken in Bezug auf Filme.
Von meinem Wissen und meiner Sammlung kann mir eh keiner das Wasser reichen.
und wenn ich Armageddon im Kino scheiße fand und ihn jetzt das dritte mal, nämlich als BluRay kaufe, dann ist das halt so!


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Beitrag von Damien3 »

Übrigends hat du bei Jaaaaaaaaaaaaaaaa zwei a noch vergessen!


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Beitrag von Detlef P. »

Damien3 hat geschrieben:Übrigends hat du bei Jaaaaaaaaaaaaaaaa zwei a noch vergessen!
Ich wollte nur mal gucken, ob Du überhaupt aufpasst. :daumen:
Genau dass was Du beschrieben hast (die Situation mit der Ampel) ist ein super Beispiel wie anders wir manchmal in der gleichen Lage, oder auch bei dem gleichen Film, reagieren. Und gerade das möchte ich bei Filmen möglichst vermeiden um sie für mich so neutral wie es geht beurteilen zu können.

Wie gesagt, ich verurteile Dich nicht dafür, dass Du eventuell fünf Mal deine Meinung über einen Film änderst.
Es ist in diesem Fall nur oft schwierig mit Dir eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden, da wir beide ganz unterschiedlich an Filme rangehen.
Aber das hast Du bestimmt auch schon gemerkt.


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