
USA, 2006
Regie: Mel Gibson
Darsteller: Rudy Youngblood, Gerardo Taracena, Raoul Trujillo, Dalia Hernández, Carlos Emilio Báez
"Mittelamerika, gegen Ende des 15. Jahrhunderts: Der junge Bauer Jaguar Paw (Rudy Youngblood) lebt mit seinem Sohn und seiner schwangeren Frau friedlich in den Regenwäldern Mexikos - bis sein Dorf eines Abends von einer Horde fremder Krieger überfallen wird. Nachdem Paw seine Frau und sein Kind in Sicherheit bringen kann, fällt er selbst den Angreifern in die Hände und wird in die große Maya-Stadt verschleppt. Dort soll er in einer feierlichen Zeremonie den Göttern geopfert werden. Doch Paw kann entkommen und hetzt auf der Suche nach seiner Familie durch den dichten Dschungel - umgeben von tödlichen Fallen, wilden Tieren und verfolgt von dem unerbittlichen Jäger Zero Wolf (Raoul Trujillo). Eine große Zivilisation kann erst von außen erobert werden, wenn sie sich von innen bereits selbst zerstört hat", schrieb der amerikanische Philosoph Will Durant Anfang des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von dieser Aussage, erzählt nun Oscar-Preisträger Mel Gibson ("Braveheart") vom Untergang einer der ältesten Kulturen der Geschichte: die der Maya. Denn nicht allein der Einfall der Spanier vor rund 500 Jahren besiegelte das Schicksal des indigenen Volkes, das mit einem ausgeklügelten Gesellschaftssystem und technischen Errungenschaften wie Bewässerungsanlagen die Ebenen Mittelamerikas über 3000 Jahre lang beherrschte: Sozialökonomische Katastrophen wie anhaltende Dürreperioden und Kriege führten gleichermaßen zum Verfall der bestehenden Ordnung. Die Mayas vernichteten ihre Kultur zu großen Teilen selbst. "Als ich auf den Stufen des Tempels von El Mirador in Guatemala stand, war ich fasziniert: Von dort oben aus konnte man rund 26 verschiedene Städte im Regenwald erkennen. Man sah imposante Pyramiden, die aus den Baumwipfeln herausragten. Damals habe ich zum ersten Mal begriffen, wie mächtig diese Gesellschaft gewesen sein muss", erzählt Mel Gibson. Genauso ehrfurchtsvoll, wie der 51-Jährige damals den Bauten der Maya gegenüberstand, inszenierte er auch seinen vierten Kinofilm - und zwar ganz ohne das konservative Bibel-Getöse von "Die Passion Christi". Vielmehr setzt sich Gibson in "Apocalypto" weniger plakativ mit Religion auseinander, schildert den Glauben an Götter und Heilige als ultimatives Machtinstrument der Herrschenden - ob der hohen Maya-Priester oder der späteren spanischen Konquistadoren und Missionare. In Sachen Brutalität bleibt sich Regisseur Mel Gibson indes treu: Abgeschlagene Köpfe und herausgerissene Herzen bestimmen zu Beginn des wuchtigen Films die Szenerie. Dabei dominiert die Gewalt jedoch zu keinem Zeitpunkt die Handlung. Sie unterstreicht vielmehr den ambivalenten Charakter einer Epoche zwischen Archaik und der aufkommenden Zivilisation. Dank derart drastischer Bilder, in Verbindung mit dem im Film gesprochenen Maya-Dialekt Mayathan, gelingt es Gibson schließlich, den Zuschauer 600 Jahre in die Vergangenheit zu katapultieren. Dafür sorgen auch die zurückhaltend eingesetzten Toneffekte, wie zum Beispiel die Geräusche der Urwald-Trommeln, und die atemberaubend gefilmten Naturaufnahmen von Oscar-Preisträger Dean Semler ("Der mit dem Wolf tanzt"). Die größte Überraschung jedoch ist der indianisch-stämmige Newcomer Rudy Youngblood als Jaguar Paw, dessen kraftvolle Darstellung dem drohenden Untergang der Mayas ein menschliches Gesicht gibt." (http://www.cinema.de)
Ich wollte den Film schon seit langer Zeit einfach mal aus Interesse sehen und hatte mir da gar nicht soviel erhofft. Nachdem ich ihn jetzt gesehen habe muss ich erstmal sagen: Wow!
Das hätte ich Mad Mel nach seinem mega-grottigem und lachhaft-überzogenem "Passion Christi"-Debakel wirklich nicht zugetraut.
Er schafft es hier den Zuschauer schon in der ersten Minute in diese fremde, faszinierende Kultur hineinzuziehen und lässt ihn auch bis zum Ende nicht mehr los.
Die Geschichte ist im Grunde genommen ein alter Hut und würde keinen Hund hinter´m Ofen hervorlocken, wenn sie nicht im 15. Jahrhundert in Lateinamerika angesiedelt wäre. Soll heißen, die Kultur selbst und das Eintauchen in diese ist definitiv wichtiger als die Handlung. Aber das gelingt wirklich ganz vorzüglich. Ohne übertriebenes Gepose, pathetische Zeitlupenaufnahmen oder miese Orchestermusik. Dazu mit einem wirklich einnehmenden, charismatischen Hauptdarsteller, mit dem man einfach mitfiebern muss. Selbst die Gewaltszenen wirken nicht wie zum Selbstzweck inszeniert, sondern unterstreichen nur den Wahnsinn, den man hier erleben muss.
Natürlich würde sich kein Arsch für den Film interessieren, wenn er nicht von Mel Gibson wäre, sondern beispielsweise von irgendeinem unbekannten Indio-Regisseur. Aber das macht ja nichts. Wir verurteilen hier ja zum Glück niemanden, weil er Erfolg hat.
