Schrecken oder nicht Schrecken..das ist hier die Frage

Hier könnt ihr diskutieren, was das Zeug hält, jedoch nur über alles, was das Thema Film betrifft.

Moderator: Detlef P.

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Damien3
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Schrecken oder nicht Schrecken..das ist hier die Frage

Beitrag von Damien3 »

Ich habe ein altes Shaekespeare Zitat bemüht weil diese Frage schon so alt ist das Genre des Horrors...

Ich denke das trotz des ironischen Stils vieler Horrorregisseure bleibt immer noch ein wahrer Schrecken bei jedem Horrorfilm.

Heutzutage ist es wirklich so das viel vom Schrecken von einst durch das bloße "ZEIGEN" einfach zerstört wird.Aber der wahre Wert einer Horrorgeschichte hängt davon ab ob der Regisseur dem Zwang widerstehen kann auch die letzte Tür aufzuschlagen. Denn "hinter der geschlossenen Türe ist vielleicht der unfaßbare Schrecken verborgen, doch wenn man die Türe öffnet , würde der Schrecken faßbar werden, zwar ist es immer noch schrecklich aber eben faßbar" Zitat Stephen King.

Eigentlich ist jeder Horrorfilm aus den gleichen alten Mythen zusammengestellt. Vieles wird halt einfach dargestellt und ist sozusagen das "Fast Food" des Genres und vieles wird auch sehr ausgiebig zelebriert und künstlerisch gestaltet. Aber es ist wie mit dem Essen: Man wird von beidem satt.....
Nur ist es heute meiner Meinung viel härter für Horrorfilmer geworden.
Was ist schon ein Geist in einem Schloß gegenüber dem realen Schrecken einer Atombombe in den Händen von Terroristen????????????
Leider lässt uns unsere Gesellschaft keine andere Wahl als immer realer und auch brutaler zu werden.
Mann könnte sogar soweit gehen und die Leute die "Spaß" an einem Horrorfilm haben auch die sind die extra langsam an einem Unfall vorbeifahren um zu glotzen OBWOHL sie wissen das es moralisch bedenklich ist OBWOHl sie wissen das es sich nicht gehört...aber WER kann sich davon freisprechen?
Eigentlich sagt uns unser Geist : Das darfst du nicht interessant finden!
Aber genau diese Zwickmühle lässt die Horrorfilme wirken und funktionieren glaube ich. Mann könnte auch soweit gehen das man Sex und Tod verbindet(wie auch unterschwellig in vielen Horrorfilmen)
Denn es gibt die Parallele zwischen Sex und Angst....
Sexualität dient der Fortpflanzung und die Angst bedeutet nur das begreifen des unabwendbaren Todes...
Die große Frage ist auch: Wie helfen die Gewaltdarstellungen eine reale Gewalt zu vermeiden?
Ich denke das der Schrecken gerade auch bei Splatterfilmen eine wesentlich abschreckendere Wirkung hat als z.B. ein glattgebügleter James Bond der hunderte von Menschen umgebracht hat (ohne Blut, ohne zu überlegen) und sich danach die Krawatte gerade zupft und zum nächsten Fall übergeht...
Die plastische Darstellung von Tod und dessen Schrecken in den Gesichter aller Beteiligten hat für mich schon immer mehr eine "erzieherische Maßnahme" inne gehabt als all die namenlosen Toten in Krimis usw.
DAS ist viel gefährlicher, denn der Tod wird als "Instrument" eingesetzt und nicht als "angsterfülltes Ringen"

Horrorfilme haben es aber auch wirklich schwerer als andere Filme...
Wenn eine Love Stoty daneben geht, ist es Pech. Wenn das mit einem Horrorfilm passiert, geht er ganz schnell unter in der Porno-Billig_Ecke...
Ein Cronenberg z.B geht immer haarscharf an die Grenzen des völlig abgedrehten wird aber auf der ganzen Welt gelobt. Doch ein Tobe Hooper mit Chainsaw Massacre hat (zumindest bei früherern Low Budget Werken von cronenberg) die gleiche Art und Weise gewählt eine Geschichte zu erzählen (die ja bekanntlich fast OHNE Blut erzählt wird). Doch dieser Film wird fast 20 Jahre verboten.Doch beide erzählen nur "sozial" vertrackte Geschichten nur mit dem Unterschied das Hooper eine "soziale" Schicht wählt die eher "unten" anzusiedeln ist, wobei Cronenberg sich des öfteren in den "höheren sozialen Schichten " bewegt...
Das die Darstellung beider Filme anders sein MU? ist doch völlig klar..doch muß man dafür den passenden "billigen"Look eines Massacre verbieten???

Die Dunkelheit ist auch immer ein großer Begleiter des Hororfilmes!
Ganz egal ob nun explitite Darstellungen eines Mordes zu sehen sind oder nicht. Es gibt immer eine Szene die im dunkeln spielt.
Für mich einer der besten "Dunkel" Film :"Warte bis es dunkel wird" in der Audrey Hepburn eine blinde spielt und ihrem Mörder entkommt weil sie am Ende des Filmes (der fast ausschließlich in einem Zimmer spielt) alle Glühbirnen kaputtmacht und dadurch nachts eine ebenbürtige Gegnerin wird. Aber sie vergisst das Licht im Kühlschrank....
Selbst Alien , Helloween und andere Szenen aus Filmen bedienen sich der Urangst Dunkelheit...
Sehr beliebt auch Phobien : Höhenangst (Vertigo) oder Schlangen(Die schwarze Mamba) schwimmen im Meer (der weiße Hai)...
Das schlimme ist : wir haben alles gesehen und versuchen nun fast ausschließlich Horrorfilme zu machen in dem ein Psychopat schlimmer ist als der andere, eine neue Modeerscheinung ist auch die Schoizophrenie!
Fast in jedem Horrofilm lautet die Erklärung : eine Schizo Mörder(meist der Hauptdarsteller bei dem man sich in Sicherheit wiegt) hat alle umgebracht.(Sixth Sense, the Others, Mein Bruder Kain und tausend andere...)
Der Grund einen Horrofilm anzusehen ist einfach...man ist wie ein Kind das zusieht wie eine Fliege in einem Wasserglas ertrinkt.
Zitat King: "Horrofilme sind eine Party für jene, die fühlen, das sie etwas vom Tod verstehen, weil er noch nicht in ihrem eigenen Herzen lebt..."


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Beitrag von Voland »

Ich finde keinen Gefallen daran, immer blutrünstigere Filme zu sehen. Halte das für eine Form von Effekthascherei um wenigstens aus etwas Gewinn herauszuschlagen. Aber das sagte ich ja schon alles zur Genüge.


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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Oh mann, ich habe über eine Stunde an diesen Zeilen gesessen, ist das alles was du zu sagen hast?????


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Beitrag von Voland »

Ich habe ihn nur überflogen, hatte keine Zeit. Aber ich werde es nachholen. ;-)


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Re: Schrecken oder nicht Schrecken..das ist hier die Frage

Beitrag von Voland »

Damien3 hat geschrieben:Ich habe ein altes Shaekespeare Zitat bemüht weil diese Frage schon so alt ist das Genre des Horrors...
Da hast Du dem armen Shakespeare aber ordentliche Dinge in den Mund gelegt *g*
Damien3 hat geschrieben:Ich denke das trotz des ironischen Stils vieler Horrorregisseure bleibt immer noch ein wahrer Schrecken bei jedem Horrorfilm.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt richtig verstanden habe. Ein ironischer Stil ist mir noch nicht so unbedingt aufgefallen, wenn ich Horrorfilme sah. Ich würde es nicht Ironie nennen, die in solchen Filmen gezeigt wird.
Der Schrecken ist aber tatsächlich ein wichtiger Bestandteil dieses Genres. Oder auch nicht? Wo ist der Unterschied bei den Empfindungen eines Horrorfilms und eines Thrillers. Diese beiden Filme liegen ja teilweise knapp zusammen. Aber Schrecken trifft es wohl gut, wobei der Schrecken eher auf Ekel und Schock aufgebaut ist - im Gegensatz zu der Spannung bei Thrillern.
Damien3 hat geschrieben:Heutzutage ist es wirklich so das viel vom Schrecken von einst durch das bloße "ZEIGEN" einfach zerstört wird.
Das würde meine Theorie über die Empfindungen nun umschmeißen. Denn gerade in Horrorfilmen war es doch schon immer so, dass es um Brutalität und Ekel ging. Das "nicht zeigen" ist doch eher Bestandteil eines Thrillers. Ein gutes Beispiel wäre hier "M" und der Mord an der kleinen. "Nosferatu" (um bei den Anfängen des Kinos zu bleiben) ist dann eher Grusel - also Softhorror, wenn man es so nennen will. Die richtigen Horrorfilme sind dann in Richtung Monster (Ekel) und Brutalität. Das sind alles recht einfache Thesen, aber man könnte ganze Foren füllen mit einer Diskussion über die Definition eines Genres. Wo wir aber schon bei softem Horror waren, gibt es dann noch den Hardcore-Horror (Splatter).
Also denke ich nicht, dass gerade das "Zeigen" von bestimmten Szenen einen Horrorfilm zerstört. Vielmehr macht es einen Horrorfilm und Schrecken aus. Spannung wird jedoch üblicherweise anders aufgebaut.
Damien3 hat geschrieben:Aber der wahre Wert einer Horrorgeschichte hängt davon ab ob der Regisseur dem Zwang widerstehen kann auch die letzte Tür aufzuschlagen. Denn "hinter der geschlossenen Türe ist vielleicht der unfaßbare Schrecken verborgen, doch wenn man die Türe öffnet , würde der Schrecken faßbar werden, zwar ist es immer noch schrecklich aber eben faßbar" Zitat Stephen King.
Ein Zwang die Grenzen einzuhalten? Nun, sowas gab es doch schon überall. Standards und Normen gibt es schon seit Anbeginn des Kinos. Und immer wieder kommen Regisseure - egal welcher Stilrichtung - und werfen alles um, versuchen an diesen Grenzen zu rütteln und mit dem Kopf durch die Wand zu stoßen.
Dieses Zitat von King ist an sich recht nett, stimmt auch. Aber gerade eben für Horrorfilme finde ich es nicht so passend. Wie schon gesagt geht es in Horrorfilmen darum, Dinge zu zeigen und damit die Grenzen auszuloten und herauszufordern.
Damien3 hat geschrieben:Eigentlich ist jeder Horrorfilm aus den gleichen alten Mythen zusammengestellt. Vieles wird halt einfach dargestellt und ist sozusagen das "Fast Food" des Genres und vieles wird auch sehr ausgiebig zelebriert und künstlerisch gestaltet.
Horror, Komödien und Dramen sind ja wohl die am häufigsten auftretenden Stile eines Films. Im Grunde besteht alles aus diesen drei Säulen (wenn wir schon bei den Mythen sind). Da diese aber so häufig auftreten, wurde alles schon mal gezeigt und wird immer nur aufgewärmt. Gerade deshalb ist es wichtig, das ganze individuell zu interpretieren. Das ist die Aufgabe des Regisseurs. Und wenn das ganze einfach nur abgefilmt wird, dann ist das auch nicht gut.
Damien3 hat geschrieben:Aber es ist wie mit dem Essen: Man wird von beidem satt.....
Rein theoretisch wird man von Scheiße auch satt. Würdest Du es trotzdem essen?
Damien3 hat geschrieben:Nur ist es heute meiner Meinung viel härter für Horrorfilmer geworden.
Es ist für alle Regisseure schwieriger geworden - und diese Schwierigkeit steigt rapide an im Laufe der Zeit. Es gibt kaum mehr neue Themenbereiche - alles wurde schon gezeigt. Der Film ist an einem Totpunkt angelangt, an dem die Effekthascherei nicht mehr weiterkommt. Intelligenz ist gefragt, Filme die aktuelle Themen aufgreifen und intelligent verarbeiten (kein Moore-Schrott!). Man muss schön langsam umdenken - sowohl auf Seiten der Regisseure, als auch auf Seiten der Zuschauer.
Damien3 hat geschrieben:Was ist schon ein Geist in einem Schloß gegenüber dem realen Schrecken einer Atombombe in den Händen von Terroristen????????????
Leider lässt uns unsere Gesellschaft keine andere Wahl als immer realer und auch brutaler zu werden.
Also dem kann ich nicht zustimmen. Einerseits bist Du absolut gegen die Filme angeblicher Kinderschänder aber scheinst an einer immer brutaler werdenden Gesellschaft nichts zu finden. Aber vielleicht findest Du es ja auch bedenklich, dass die Gesellschaft brutaler wird. Bloß sollte man dann auch darüber nachdenken, weshalb sie so ist. "Gib dem Affen Zucker" heißt es doch so schön. Weshalb die Filme immer wieder anpassen, der Gesellschaft immer schlimmere Dinge vorlegen. Man versucht die brutaleren Filme mit der brutaleren Gegenwart zu verteidigen. Aber das ist falsch. Brutale Filme lassen die brutale Gegenwart schwächer erscheinen als sie ist. Im Kino laufen Dinge, die man als "cool" ansieht - oder von mir aus als spannend. Aber dass sowas tatsächlich passiert registriert man nicht. Es ist halt so wie im Film, die Relation fehlt hier.
Damien3 hat geschrieben:Mann könnte sogar soweit gehen und die Leute die "Spaß" an einem Horrorfilm haben auch die sind die extra langsam an einem Unfall vorbeifahren um zu glotzen OBWOHL sie wissen das es moralisch bedenklich ist OBWOHl sie wissen das es sich nicht gehört...aber WER kann sich davon freisprechen?
Sensationssucht ist etwas, dass ich nicht mag. Dennoch ist es eine Neugierde, die in Ordnung ist. Man will wissen, wie etwas aussieht. Und es ist besser, man sieht es real, als man sieht es hunderte Male im Film - dann denkt man auch, dass es real halt nur eklig ist oder was auch immer. Aber die tatsächliche Breite der Gefühle, die einen dann überfallen, erahnt man nicht. Das ist ein großes Problem - wie schon oben angesprochen.
Damien3 hat geschrieben:Eigentlich sagt uns unser Geist : Das darfst du nicht interessant finden!
Aber genau diese Zwickmühle lässt die Horrorfilme wirken und funktionieren glaube ich.
Die Kirche sagt, dass man das nicht interessant finden darf. Ich glaube es entspricht eher unserem Glauben, von so etwas wegzusehen. Aber das ist wieder eine andere Diskussion.
Ob Horrorfilme das nutzen? Ich glaube eher nicht. Horrorfilme bauen eher darauf auf, dass man sich vor Ekel abwendet oder vor Angst nicht hinsieht. Oder seht Ihr Horrorfilme weil es interessant ist, zu wissen, wie man einen Menschen zerstückelt? Denn genau das wäre wiederum bedenklich - es ist (wenn überhaupt) bloß im Film interessant und relativiert die Realität.
Damien3 hat geschrieben:Mann könnte auch soweit gehen das man Sex und Tod verbindet(wie auch unterschwellig in vielen Horrorfilmen)
Nekrophile sind schon seit Anbeginn aller Zeiten unter den Menschen. Sogar berühmte Künstler unterhielten derartige Bedürfnisse. Wobei ich aber denke, dass dies mittlerweile mehr zu einem Tabu geworden ist als früher. Die Gesellschaft hat eine ziemlich durchsichtige Welt geschaffen in der sowas schnell auffliegt - man denkt auch gar nicht an sowas. Das war beispielsweise im Mittelalter anders.
Ich glaube aber, Du meintest, dass man Erotik mit dem Tod verbinden kann. Nämlich einen Mord erotisch machen. Erotik erfordert Ästhetik - und die gibt es zuweilen in Horrorfilmen. Demnach ist Erotik nicht weit entfernt davon, trifft des Öfteren auch in Horrorfilmen auf.
Das hat aber nichts mit Filmen zu tun, die teils Porno und teils Horror sind. Die wären dann tatsächlich einfach nur Effekthascherei. Etwa im Stile diverser leichten Komödien Deutschlands und auch Frankreich. Bloß in einem anderen Genre angesiedelt.
Damien3 hat geschrieben:Denn es gibt die Parallele zwischen Sex und Angst....
Sexualität dient der Fortpflanzung und die Angst bedeutet nur das begreifen des unabwendbaren Todes...
So ganz verstehe ich nicht, was Du damit meinst. Oder etwa doch? Geburt und Tod, zwei sich ähnelnde Lebensabschnitte und dennoch grundverschieden?
Aber hat man nur Angst vor dem Tod? Ich glaube nicht. Ob ein Baby kurz vor der Geburt eigentlich auch Angst empfindet?
Ebenso dient die Sexualität nicht nur der Fortpflanzung. Mittlerweile, in einer aufgeklärteren und offeneren Gesellschaft ist die Sexualität ein Zeichen von Zuneigung und Vertrauen. Sexualität schließt nicht nur den Akt der Kinderzeugung ein, sondern alles darum herum. Und genau das lässt die Sexualität mehr sein als nur Mittel der Fortpflanzung - wir sind ja keine Tiere.
Damien3 hat geschrieben:Die große Frage ist auch: Wie helfen die Gewaltdarstellungen eine reale Gewalt zu vermeiden?
Ich denke das der Schrecken gerade auch bei Splatterfilmen eine wesentlich abschreckendere Wirkung hat als z.B. ein glattgebügleter James Bond der hunderte von Menschen umgebracht hat (ohne Blut, ohne zu überlegen) und sich danach die Krawatte gerade zupft und zum nächsten Fall übergeht...
Die plastische Darstellung von Tod und dessen Schrecken in den Gesichter aller Beteiligten hat für mich schon immer mehr eine "erzieherische Maßnahme" inne gehabt als all die namenlosen Toten in Krimis usw.
DAS ist viel gefährlicher, denn der Tod wird als "Instrument" eingesetzt und nicht als "angsterfülltes Ringen"
...und man guckt Pornos auch nur wegen der Handlung. In James Bond ist die Gewalt gar nicht Gegenstand des Films. Vielmehr geht es darum, technische Finessen zu erfinden. Zumindest kam mir das immer so vor.
Dass hier Morde geschehen ist klar, will ich auch nicht bezweifeln. Aus diesem Grund sind die Filme ja erst ab 16 Jahren freigegeben. Weil man hier nicht mehr so alles in sich reinsaugt - ohne nachzudenken - wie ein Kind.
Ich halte die Abstumpfung durch den direkten Horror für viel bedenklicher. Es geht nicht darum, was wir sehen. Denn - ich nehme an - wir reden von Personen, die in einem Alter sind, wo man diese Filme auch sehen darf. Diese Personen denken und neigen nicht dazu, Filme nachzuahmen. Das ist bloß Pressequatsch, wenn sie nicht wissen, was sie zu einem Mordfall schreiben sollen. Niemand nimmt sich Vorbilder in dieser Hinsicht.
Worum es eben vielmehr geht ist die Abstumpfung. Man verliert Hemmungen in jeder Hinsicht, die Schmerzgrenzen der Moral werden gesenkt. Das ist das Bedenkliche!
Damien3 hat geschrieben:Horrorfilme haben es aber auch wirklich schwerer als andere Filme...
Wenn eine Love Stoty daneben geht, ist es Pech. Wenn das mit einem Horrorfilm passiert, geht er ganz schnell unter in der Porno-Billig_Ecke...
Ich glaube Du hast Unrecht. Wenn ein Horrorfilm daneben geht, dann hat er in der Billig-Ecke nochmal die Chance zum Trashfilm zu avancieren und Kult zu werden. Wenn eine Love Story scheiße wird, dann kann höchstens sein, dass eine Frau ihren ersten Kuss im Kino damit verbindet und ihn guckt. Demnach haben Horrorfilme mehrere Chancen - "normale" Filme bloß eine.
Damien3 hat geschrieben:Ein Cronenberg z.B geht immer haarscharf an die Grenzen des völlig abgedrehten wird aber auf der ganzen Welt gelobt. Doch ein Tobe Hooper mit Chainsaw Massacre hat (zumindest bei früherern Low Budget Werken von cronenberg) die gleiche Art und Weise gewählt eine Geschichte zu erzählen (die ja bekanntlich fast OHNE Blut erzählt wird). Doch dieser Film wird fast 20 Jahre verboten.Doch beide erzählen nur "sozial" vertrackte Geschichten nur mit dem Unterschied das Hooper eine "soziale" Schicht wählt die eher "unten" anzusiedeln ist, wobei Cronenberg sich des öfteren in den "höheren sozialen Schichten " bewegt...
Das die Darstellung beider Filme anders sein MU? ist doch völlig klar..doch muß man dafür den passenden "billigen"Look eines Massacre verbieten???
Cronenberg kann man aber nicht wirklich mit Hooper vergleichen. Mir stellt sich aber die Frage, wer bekannter ist. Hooper und sein Film sind doch sehr sehr bekannt. Dass Cronenberg in der ganzen Welt gelobt wird, ist mir aber neu.
Weshalb Hoopers Film verboten wurde? Ich glaube dieser Absatz ist eher bloß Provokation - denn es ist doch klar, was den Unterschied zu normalen Filmen ausmacht. Und es ist auch klar, welche Gesellschaft den Film verboten hat.
Damien3 hat geschrieben:Die Dunkelheit ist auch immer ein großer Begleiter des Hororfilmes!
Ganz egal ob nun explitite Darstellungen eines Mordes zu sehen sind oder nicht. Es gibt immer eine Szene die im dunkeln spielt.
Die Dunkelheit schränkt unser Sehen ein. Genau deshalb ist es in Horrorfilmen immer dunkel. Man soll gar nichts anderes sehen als den Film und man soll auch im Film nicht weit blicken können. Erst Nachts sieht man die Geister - das erkennen ja schon die kleinen Kinder.
Damien3 hat geschrieben:Für mich einer der besten "Dunkel" Film :"Warte bis es dunkel wird" in der Audrey Hepburn eine blinde spielt und ihrem Mörder entkommt weil sie am Ende des Filmes (der fast ausschließlich in einem Zimmer spielt) alle Glühbirnen kaputtmacht und dadurch nachts eine ebenbürtige Gegnerin wird. Aber sie vergisst das Licht im Kühlschrank....
Selbst Alien , Helloween und andere Szenen aus Filmen bedienen sich der Urangst Dunkelheit...
Habe den Film zwar nicht gesehen, aber ich denke es ist wohl kein richtiger Horrorfilm.
Damien3 hat geschrieben:Sehr beliebt auch Phobien : Höhenangst (Vertigo) oder Schlangen(Die schwarze Mamba) schwimmen im Meer (der weiße Hai)...
Das schlimme ist : wir haben alles gesehen und versuchen nun fast ausschließlich Horrorfilme zu machen in dem ein Psychopat schlimmer ist als der andere, eine neue Modeerscheinung ist auch die Schoizophrenie!
Fast in jedem Horrofilm lautet die Erklärung : eine Schizo Mörder(meist der Hauptdarsteller bei dem man sich in Sicherheit wiegt) hat alle umgebracht.(Sixth Sense, the Others, Mein Bruder Kain und tausend andere...)
Schizophrenie ist so neu nicht. Aber eine Modeerscheinung, das kann stimmen. Klar benutzt man in Horrorfilmen Dinge, vor denen man Angst hat. Vertigo ist aber nicht unbedingt ein Horrorfilm - eher ein Krimi bzw. Suspense.
Horror kann nur sein wenn man bekannte Ängste aufbereitet oder unbekannte Ängste schürt. Andere Mittel gibt es nicht, um jemandem Schrecken einzujagen.
Damien3 hat geschrieben:Der Grund einen Horrofilm anzusehen ist einfach...man ist wie ein Kind das zusieht wie eine Fliege in einem Wasserglas ertrinkt.
Das wäre bedenklich. Horrorfilme sieht man also aus Sensantionsgeilheit? Wenn ich Horrorfilme gucke, dann weil ich ein wenig Angst empfinden will.
Damien3 hat geschrieben:Zitat King: "Horrofilme sind eine Party für jene, die fühlen, das sie etwas vom Tod verstehen, weil er noch nicht in ihrem eigenen Herzen lebt..."
Hä? King hat relativ laue Weisheiten auf Lager. Bestätigt mir nur, dass ich ihn nicht mag.

Jetzt hoffe ich nur noch, dass das so angezeigt wird, wie ich es erhoffe. Aber wird schon klappen ;-)


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Beitrag von Damien3 »

Wenn ich an den ersten Titel von Cronenberg denke ist schon verdammt viel Ironie in diesem Film...unbedingt ansehen....


Du kannst nicht <Horrorfilm und Thriller so eindeutig trennen. Für viele ist das einsperren in eine Zelle (Papillon z.B.) schon der absolute Horror. Und Horror und Thriller nur durch mehr Gewalt zu trennen ist auch nicht richtig.
Stell dir mal die Szene von de Palmas "Dre..ed to k..l " vor in der im Fahrstuhl jemand mit einem Rasiermesser o.ä. zerschnitten wird. Das sind drastischere Bilder als sie je in "Ch..s.w Mass....e" vorkommen...


Das der schrecken faßbar gemacht wird und nicht hinter der geschlossenen Türe bleibt ist aber ein roter Faden der sich durch ALLE Genre führt, das sollte man nicht nur dem Horrorfilm anlasten. Schau dir mal die graphische Gewalt von einem Thriller von 1960 (Psycho) an und dagegen die graphische Gewalt eines "Roter Mond"oder wie hieß noch der dritte Teil von Schweigen der Lämmer?
Auch in der Komödie lacht man nicht mehr über Torten die ins Gesicht geschmiert werden sondern jetzt ist in den Torten Hundesperma und diese Torten werden dann gegessen...also hackt nicht soooo auf dem Horrorfilm rum....

Die Sache mit den Terrorristen hat ja nicht meine Zustimmung! Das sit natürlich genauso verwerflich wie ein Kinderschänder, aber leider Gottes sind die naiven Zeiten eines grinsenden Kindes auf dem Brandtzwieback vorbei...jetzt heißt es um Werbung(oder erfolg) zu haben muß man auffallen...und wie will man zwischen sooo viel Abschaum noch auffallen? Indem man die Grenzen fallen lässt...
Das unterstütze ich nicht, ist aber fakt...

Ich sehe Horrorfilme da sie eine ganz bestimmte Art und Weise haben wie sie auf mich wirken...nicht mehr nicht weniger...aber es ist bei einem Horrorfilm für die Gewalterziehung eines jungen Menschen förderlich wenn er sich wegdrehen MU? als nur unzählige Tote in sekunden sterben zu lassen ohne Qual und ohne Blut DAS IST NICHT REALITÄT. Horrorfilme sind realistischer mit diesem Thema...

Cronenberg kann ich sehr wohl mit Hooper vergleichen, Cronenberg hatte nur das Glück nicht von einem anderen Mentor (wie Spielberg bei Hooper) an die Wand gedrückt zu werden. Er konnte sich frei entfalten..Spielberg hat Hooper kaputtgemacht und mir kann man viel erzählen, aber Spielberg hat auch "Poltergeist " gemacht....


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Beitrag von Voland »

Ach, deshalb mochte ich "Poltergeist" nicht *lach*.

Mehr dazu später, muss erst mal wieder Zeit finden ;-)


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Beitrag von Damien3 »

ich bin immer noch Stolz auf meinen Artikel und es ist eine Schande nicht eure beiden Meinungen zu hören...
Was haben Voland und ich uns ins Zeug gelegt!!


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Beitrag von Detlef P. »

Naja, Diskussionen die verschiedene der von Euch angesprochenen Themen aufgreifen hatten wir schon öfter.
Diese hier zum Beispiel:

http://www.ufc-filmforum.de/viewtopic.php?t=1316
http://www.ufc-filmforum.de/viewtopic.php?t=1870

Und ich finde es blöd mich zu wiederholen.
Um Dich glücklich zu machen werde ich trotzdem ein paar Worte dazu sagen.

Der Horrorfilm war für mich schon immer das Genre wo am schnellsten etwas schief gehen kann.
Das liegt zum einen daran, dass es in Horrorfilmen desöfteren, zwar nicht immer, aber desöfteren extreme Gewaltdarstellungen gibt, die mir ehrlich gesagt noch nie sonderlich gut gefallen haben.
Zum anderen haben Horrorfilme oft das Problem schnell unrealistisch zu wirken, da sie häufig mit okkulten und übersinnlichen Dingen zu tun haben. Und wenn sich die Filmemacher dann in ihren Fantastereien verrennen können ziemlich schnell komplett unlogische Handlungen entstehen. Man denke nur mal an das Ende von "H*gh T*ns*on".
Und zusätzlich muss ein Horrorfilm auch noch unterhalten und Horror in irgendeiner Weise, egal ob subtil oder hart und laut, vermitteln.

Aus diesem Grund gibt es, meiner Ansicht nach, auch so wenige richtig gute Horrorfilme. Denn es gehört schon eine ganze Menge dazu alle Punkte, die hier bereits aufgeführt wurden zu beachten und trotzdem gut, interessant und unterhaltsam zu sein.
Deshalb halte ich den Horrorfilm tatsächlich für eine der schwierigsten Filmformen - zumindest wenn man ihn gut machen will.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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