Das Schloss im Spinnwebwald

Kumonosu jô

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Murillo
die graue Eminenz
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Das Schloss im Spinnwebwald

Beitrag von Murillo »

[img]http://www.postermandan.com/images/throne_medium.jpg[/img]
JAP 1957, R: Akira Kurosawa,
D: Toshiro Mifune, Isuzu Yamada, Takashi Shimura, Minoru Chiaki

Das blutige Drama vom Königsmord aus Ehrgeiz, ins mittelalterliche Japan transponiert. Aus Macbeth wird Taketoki, Samurai beim Königsgeschlecht der Kumonosu. Eines Tages kehrt er mit seinem Waffenkollegen Miki von einem siegreichen Feldzug zurück. In einem unwirtlichen Wald begegnen sie einer Hexe. Regungslos, mit eisiger Kälte, verkündet sie den sprachlosen Samurai ihre schreckliche Prophezeiung: Einer von beiden wird die Macht im Reich übernehmen, aber die Söhne des anderen werden ihm folgen... Taketoki, in dem maßloser Ehrgeiz erwacht ist, tötet wenig später den König sowie seinen Freund Miki und setzt sich auf den Thron. Aber schon kurze Zeit darauf wird das Schloss von Mikis Sohn und dessen Armee umzingelt. Es beginnt ein erbarmungsloser Krieg. Taketoki ist siegreich, aber das vergossene Blut soll ihm ein für alle Mal die Seelenruhe rauben.

Der große japanische Regisseur Akira Kurosawa erzählt in diesem beeindruckenden Film eine stilisierte Samurai-Version - mit den Mitteln des japanischen No-Theaters - von William Shakespeares Macbeth. Das Werk gehört zu den berühmtesten Filmen des 1998 verstorbenen japanischen Meisterregisseurs. Kurosawa behielt den Plot des Shakespeareschen Dramas im wesentlichen bei und transponierte vor allem das Dekor. Aus den schottischen Highlands und dem Wald von Birman wird dichtes japanisches Unterholz, der "Wald der Spinnweben". Die drei Hexen aus einer angelsächsischen Legende verwandeln sich in Geister aus japanischen Erzählungen. Die harten Schwarz-Weiß-Kontraste (so zwischen Schnee und Erde) machen einen Großteil der visuellen Kraft des Films aus. Die universelle Botschaft des Shakespeareschen Dramas bekommt durch die ritualisierte japanische Erzählung neue Kraft. Kurosawa, der als der "westlichste" der japanischen Regisseure galt, gelang mit diesem Film (wie mit Ran nach King Lear oder der Verfilmung von Dostojewskis Idioten) die Vermittlung zwischen zwei Kulturen. (Text: arte) (www.tomodachi.de)
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Holla die Spinnwebwaldfee. Eine weitere mehr als herrliche Leistung von Kurosawa und seinem Stammkolaborateur Toshiro Mifune. Dieser Film hat relativ viel Ähnlichkeit mit "Ran", wobei ich diesen hier als deutlich stärker erachte.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Die Ähnlichkeit mit "Ran" ist mir auch sofort aufgefallen, ist auch mehr als offensichtlich.
Toshiro Mifune ist so super genial und legt in diesem Film eine wahre Glanzleistung ab.
Leider schwächelt der Film in der zweiten Hälfte ein wenig, aber es ist trotzdem ein gewohnt guter Kurosawa.


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Voland
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Beitrag von Voland »

Kenne den Film leider nicht. Was mich aber immer besonders an den Kurosawa-Filmen fasziniert sind deren Plakate. Selten so elegante und layouttechnisch geniale Filmplakate gesehen.


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
[René Clair]
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