Dogville

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Murillo
die graue Eminenz
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Dogville

Beitrag von Murillo »

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DK/S/F/Norw/NL 2003, R: Lars von Trier
D: Nicole Kidman, Chloë Sevigny, James Caan, Patricia Clarkson, Udo Kier

Eine leere Studiohalle, ein paar Requisiten, Lichteffekte - und ein hochkarätiges Schauspielerensemble inklusive Nicole Kidman, Paul Bettany und Lauren Bacall: Das ist alles, was Regisseur Lars von Trier braucht, um das kleine Städtchen Dogville zur Zeit der großen Rezession zum Leben zu erwecken. Straßen und Häuser sind mit Kreide auf dem Boden markiert, ebenso Büsche und Bäume, sogar der Hund des fiktiven Dorfs in den Rocky Mountains existiert nur als weiße Markierung - und als Bellen aus dem Off. "Die Häuser sind deswegen nicht da, damit man nicht von den Figuren abgelenkt wird", begründet der 47-jährige dänische Regie-Provokateur sein theaterhaft anmutendes Inszenierungskonzept.

Klingt verschroben und ist es auch, aber nach kurzer Eingewöhnung funktioniert's: Wie unter einem Brennglas seziert von Trier die Psyche seiner Figuren und ihre Beziehungen zu der rätselhaft-schönen Grace (Nicole Kidman), die sich auf der Flucht vor Gangstern in dem Kaff Dogville versteckt. Die armen, aber rechtschaffenen Dorfbewohner reagieren zunächst ängstlich, dann hilfsbereit - und entdecken schließlich, dass sich aus der Not von Grace trefflich Kapital schlagen lässt. Am Ende wird sie regelrecht versklavt.

Kritiker haben von Trier immer wieder seine hingebungsvoll leidenden Frauenfiguren vorgeworfen. Nach Emily Watson ("Breaking the Waves") und Björk ("Dancer in the Dark") schlüpft diesmal Nicole Kidman in das von-Trier-typische Outfit aus Strickjäckchen und Kopftuch - aber nicht in die Opferrolle. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen weiß sie sich schließlich zu wehren. Und sorgt so für das furiose Finale eines faszinierenden Filmexperiments, das sich am Ende als universelle Fabel über Gut und Böse entpuppt. (www.cinema.de)
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Kaum zu glauben, dass hier noch kein Thread zu diesem Film existiert. Der bislang beste Film, den ich von Lars von Trier kenne (Habe ja "Breaking the Waves" und "Dancer in the Dark" noch nicht gesehen). Vor allem das (Achtung Spoiler:)Rumgesplattere am Ende hat sich in mein Gehirn eingebrannt.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Fabian
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Beitrag von Fabian »

Wieder einer dieser Filme, die ich unbedingt im Kino sehen wollte...dann aber mal wieder zu lange gezögert habe. Den muss ich ich mir auf jeden Fall mal anschauen!!


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Es IST der beste Film von Lars von Trier und neben "Das Fest" und den Moodysson-Filmen einer der besten skandinavischen.

Warum hast du so eine Spoiler-Warnung gemacht?
Hast doch nichts verraten.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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Murillo
die graue Eminenz
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Beitrag von Murillo »

Ich will mal trotzdem nicht zuviel verraten für diejenigen, die diesen Film noch nicht gesehen haben. :xmas:


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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Nikkita
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Beitrag von Nikkita »

Absolut der genialste Film von Lars von Trier !!!

Am Anfang erscheint er noch etwas gewöhnungsbedürftig, man sieht ja nicht alletage eine improvisatorische Bühne als Filmkulisse. Doch lässt man sich auf den Handlungsstrang ein und vorallem auf die meisterhafte schauspielerische Leistung, wird man so in den Film hineingezogen, dass man die Bühne eigentlich nicht mehr wahrnimmt. Was zählt ist einzig und alleine die Handlung und die Schauspielkunst vom Feinsten.

Bevor ich Dogville gesehen habe, hatte ich immer so meine Vorurteil gegen Nicole Kidman, nach Dogville zählt sich für mich zu den besten Schauspielerinnen überhaupt.

Der Film ist einzigartig, gewagt, kompromisslos und brilliant.

Es ist ein hochkomplexes Thema auf das sich Trier hier eingelassen hat. Die "dunkle Seite" eines zivilisierten Menschen, er führt sie beinah wie auf einem Silbertablett vor. So präzise zeichnet er den Weg vom zivilisierten Menschen zum despotischen, gewaltätigen Tyrannen, dass man sich unweigerlich selbst anfängt zu fragen, wie man anstelle der Dorfbewohner reagiert hätte. Hätte man stumm zugeschaut, hätte man tatkräftig mitgemacht oder hätte man versucht das "arme Mädchen" zu retten?
Klar ist man versucht von sich zu glauben man hätte versucht zu helfen, aber Trier zeigt die Verwandlung zum Tyrann in so selbstverständlicher, subtiler Weise, dass ernsthafte Zweifel an der eigenen altruitischen Einstellung bleiben. Und das ist meiner Meinung nach die Meisterleistung des Films, nicht nur zu zeigen ja es gibt böses Menschen, sondern den Zuschauer wirklich dazu zubewegen, sich ernsthaft über die eigenen "Dämonen" Gedanken zu machen.

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme !!!! :mrgreen:


"Film ist die Übermittlung von Gedankeninhalten durch Bilderreihen, die zur Projektierung bestimmt sind."
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