Damiens Untergang

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Moderator: Damien3

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Damien3
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Damiens Untergang

Beitrag von Damien3 »

Meine Güte, bin ich enttäuscht!
Da passt was nicht!
Der Untergang, Oscarnominiert, mit ALLEN Leuten die wirklich gut spielen können. Mit dem Bruno Ganz als absolutes Highlight.
Highlight? Hatte ich wirklich gedacht, aber warum zum Teufel muß ich immer grinsen wenn er den Mund aufmacht?
Er spielt zwar mit voller Hingabe und wahrscheinlich sehr real und sehr detailgetreu, aber mitunter hatte ich das Gefühl als habe Hirschbiegel schon fast ein Parodie gedreht....
Es ist ein fürchterliches Gefühl so über einen Menschen zu schreiben der für das größte Leid seit Menschengedenken verantwortlich war, ich schäme mich dafür, aber das sind nunmal meine Gefühle bei diesem Film, auch wenns weh tut...
Es ist Samstag nachmittag, ich habe schon 2 mal bei meiner Videothek angerufen ob er endlich da ist: Der beste deutsche Film seit langem:
Der Untergang.
Ja er war endlich wieder eingetroffen und ich bin sofort los und hab ihn mir geholt. Oh Mann wie lange habe ich darauf gewartet endlich flimmert er vor meinen Augen....
ICH WOLLTE DIESEN FILM LIEBEN.
Ich wollte Hirschbiegel dafür verehren erst das Experiment und dann diesen Oscarnominierten Film absolut genial umgesetzt zu haben!!!
Aber ich kann meine Enttäuschung schon während des Filmes nicht verbergen.
Meine Frau hasst Kriegsfilme und hat sich niemals einen zuende angesehen. Sie ist zwar genauso Filmverrückt wie ich, aber hat nie Soldat James Ryan, Black Hawk Down oder viellleicht Apocalypse gesehen.
Diesesmal habe ich sie genauso wie mich selbst täuschen lassen und ich habe für immer mit Kriegsfilmen bei ihr verschissen...

Du wirst hineingeworfen in die letzten Tage des Führerbunkers.
Alle Personen von denen man in der Schule immer hörte sind mit dabei.
Goebbels, Himmler und Göring usw.
Doch kommen diese Personen einfach nicht näher.
Ich bin vor diesem Film davon ausgegangen das auch die schlimmsten Verbrecher der Geschichte sogar ein wenig menschlich dargestellt würden.
Genau das war doch immer der GROßE Kritikpunkt für viele Kritiker.
Doch kann ich beim besten Willlen nicht verstehen was die meinen.
ALLE ich meine wirklich ALLE kommen einfach rüber wie ferngesteuerte Roboter.
Die geistern da unten in den Höhlen rum, machen nur noch unmenschliche Sachen und sind am ENDE ALLE Tod.
Das ist alles.
Das ist nichts neues.
Das ist kein "neuer" Blickwinkel der Geschichte.
Das bringt keinem etwas mit das von langer dauer ist. Du hast leider immer noch keine Chance auch nur ansatzweise zu verstehen WAAAARUM diese Personen so gehandelt haben wie sie gehandelt haben.
Natürlich ist diese SAche mit den Kindern der Familie Göring wirklich harter Tobak und natürlich ist da ein Kloß im Hals, aber den hatte ich auch als "Trinity" starb.
Versteht ihr was ich meine? Diese ganze Sache kommt einem tatsächlich vor wie eine schlechte Episode in der Matrix.
Da ist doch nicht irgendetwas menschliches. Die sind einfach alle krank und bescheuert. WAS ist denn daran bitte so "fragwürdig"???
Selbst der dümmste dümmste Skinhead müßte sich fragen warum die so abgedreht sind. (Keine Angst die meisten die ich angesprochen habe können bestimmt nicht lesen....:-)
Also ehrlich, dieser Film bietet viele einzelne abgehackte Scheiben von Wahnsinn und man stumpft wirklich schnell ab.
Und wie gesagt, bei den Wutausbrüchen des Herrn Hitler habe ich wirklich manchmal gedacht die nehmen gerade eine neue Folge von Schillerstraße auf.
Da war selbst Chaplins Parodie in "The great Dictator" noch eindringlicher.
Ich kann mich einfach nicht für die Darstellung des von so vielen hochgelobten Herrn Ganz erwärmen.
Die Figuren werden einem halt nicht näher gebracht und man kann weißgott immer noch nicht verstehen wie so viel Leid und Perversion passieren konnte.
Du schaust dir das ganze an wie eine Wochenshow von 1940 die mit ewiggleichem monotonem Sprecher ein paar Fakten auf deine Netzhaut wirft.
Ich frage mich ernsthaft warum es kaum eine Bezugsperson in diesem Film gibt.
Ok , da gibt es wieder ein kleines geblendetes Kind dessen Geschichte mit eingewebt ist, aber HALLOOOO! Ich kann dieses ewige Klischee eines Kindes, das die fiesen fiesen Nazis geläutert überlebt ,genauso wenig mehr ab wie der Hund der immer die Katastrophenfilme überlebt....
Und die Alexandra Maria Lara spielt ihre Rolle genauso nichtssagend wie die vielen Nazimörder die OHNE erkennbaren Grund irgendwelche Leute abknallen.
Ich weiß das das passiert ist.
Ich weiß das das Realismus ist den man sieht.
Nur habe ich das schon HUNDERTTAUSENDMAL GESHEHEN.....
Und ich will endlich wissen WARUM völlig normale Mitteleuropäer mit normaler Bildung und Wissen SOETWAS MACHEN KONNTEN.
Ich habe es satt den bösen deutschen beim abknallen von Omas und Opas zu sehen.
Ich will eine mutige Aufklärung wie es zu sowas kommen kann.
Ich möchte in diese Zeit und diese Epoche eintauchen und nachvollziehen können wie man welche Hebel ziehen muß, damit 60 Millionen Menschen (den Rest der Sympathisanten in Euopa mal nicht mitgezählt) nix hören nix sehen nix TUEN (auch z.B.die Kirchen...).
Ich dachte das wäre uns mit diesem Film gelungen.
Ich dachte DAS wäre der Grund für seine Polisierung....
Na ja, dan heißt es wohl noch ein wenig warten....


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Wow, das ist ja mal ein Verriss. :lol:
Ich kann es kaum erwarten, mir diesen Film endlich anzusehen, ich muss unbegingt erfahren, warum den jeder entweder total hochjubelt oder ihn hasst.


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Re: Damiens Untergang

Beitrag von Detlef P. »

Der Titel ist schon gut gewählt, das wird jetzt nämlich dein Untergang (kleiner Scherz!).
Ich sehe die Sache genau andersrum. Dieser Film ist: PERFEKTION!!!
Ich wüßte nicht wie man diesen Film hätte besser machen können.
Meine Ansicht werde ich im Folgenden begründen:

Bruno Ganz ist fast wie für die Rolle geboren, obwohl man es ihm, wenn er normal aussieht, gar nicht ansieht.
Allerdings hätte ich auch manchmal fast laut losgelacht, als er seine cholerischen Anfälle bekam.
Das liegt jedoch nicht an ihm, sondern an der Figur die er spielt.
Wenn ich Hitler im Original erlebe lache ich auch meistens über den Typen, da er über die Jahre eigentlich zur Witzfigur gemacht wurde und auch an und für sich ziemlich lächerlich erscheint.
Wenn der Typ nicht einer der größten Massenmörder aller Zeiten wäre, würde ich ihn fast als unfreiwilligen Entertainer bezeichnen.

Alexander Maria Lara ist spitze!
Mit ihr und Bruno Ganz steht und fällt der ganze Film und auch sie hat mich nicht enttäuscht.
Sie spielt halt nicht so eine pathetische Scheiße nach wie man es aus Hollywood gewohnt ist, sondern kommt halt mehr und mehr, still und leise dahinter, dass alles im Arsch zu sein scheint. Und das macht sie Perfekt, zumal Traudl Junge diejenige war, die schon damals alles mehr oder weniger dokumentiert hat. Sie ist so eine Art Geschichtenerzählerin des Films.
Damien3 hat geschrieben: Ich bin vor diesem Film davon ausgegangen das auch die schlimmsten Verbrecher der Geschichte sogar ein wenig menschlich dargestellt würden.
Das wurde meiner Meinung nach auch getan. Nur eben nicht übertrieben emotional, was auch absolut nicht nötig war.
Der Film will nämlich nicht mehr sein als ein Zeitdokument und da wäre übertriebene Emotionalität fehl am Platz gewesen.
Damien3 hat geschrieben: Das ist kein "neuer" Blickwinkel der Geschichte.
Das bringt keinem etwas mit das von langer dauer ist. Du hast leider immer noch keine Chance auch nur ansatzweise zu verstehen WAAAARUM diese Personen so gehandelt haben wie sie gehandelt haben.
Woher sollte man das auch wissen?
Und in diesem Film irgendwelche lächerlichen Mutmaßungen aufstellen hätte zu nichts geführt.
Man hätte sich höchstens genauso blamiert wie die Idioten die "From Hell" gemacht haben.

Wie bereits gesagt, der Film ist ein Zeitdokument, im dem die wichtigsten Ereignisse der letzten Tage des dritten Reiches zusammengefasst wurden, und das wurde Perfekt gelöst.
Damien3 hat geschrieben: Ich frage mich ernsthaft warum es kaum eine Bezugsperson in diesem Film gibt.
Ok , da gibt es wieder ein kleines geblendetes Kind dessen Geschichte mit eingewebt ist, aber HALLOOOO! Ich kann dieses ewige Klischee eines Kindes, das die fiesen fiesen Nazis geläutert überlebt ,genauso wenig mehr ab wie der Hund der immer die Katastrophenfilme überlebt....
Bezugspersonen in einem Film zu finden, indem die "Bösen" die Hauptrolle haben ist ziemlich schwierig.
Meiner Meinung nach war Traudl Junge eine ziemlich gute Bezugsperson, da man zusammen mit ihr langsam den Zerfall dieses Schreckensreiches beobachten kann.

Mit diesem kleinen Kind muss ich dir allerdings Recht geben, dass brauchte kein Schwein.
Zumal das die einzige Geschichte im Film ist, die nicht auf historischen Fakten beruht und insofern nicht richtig mit dem Rest in Verbindung gebracht werden kann.
Aber zum Glück kam das Kind nur kurz in wenigen Szenen vor, sodass man sich 2 1/2 Stunden mit dem Untergang der Nazidiktatur beschäftigen konnte und zutiefst fasziniert wurde.

Am beeindruckensten fand ich allerdings die finalen Worte der echten Traudl Junge, in dem sie eine kurze Erklärung zu ihrer Tätigkeit unter Hitler abgibt.
Mit ihren Worten endet dieser hervorragende Film und ich war einfach paralysiert und begeistert.
So etwas erlebt man bei einem Film nicht oft, ich habe es erlebt und zwar bei diesem Film.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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