Dedales -Würfle um dein Leben

Dédales

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Nikkita
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Dedales -Würfle um dein Leben

Beitrag von Nikkita »

[img]http://www.powermetal.de/video/cover/617.jpg[/img]

Regisseur: Réne Manzor
Jahr: 2003
Land: Frankreich/Belgien


Gefangen im Labyrinth von Knossos….

Claude leidet an einer Persönlichkeitsstörung, an der sog. multiplen Persönlichkeit. Dabei hat sie ihre einzelnen Persönlichkeiten der griechischen Mythologie entliehen. Einmal ist sie Ariadne, die „Ministerin für äußere Angelegenheiten“, einmal ist sie Dädalus, der hier ganz deutlich das Über-Ich zum Vorschein bringt, ferner kommen auch der verängstigte Theseus und der gewalttätige Minotaurus zum Vorschein. Insgesamt also 4 Persönlichkeiten die Claude verdrängt haben, sich ihres Körpers bemächtigt haben und um ihre Daseinsberechtigung kämpfen.

Claude hat 27 Menschen umgebracht und soll sich nunmehr vor Gericht für ihre Taten verantworten. Doch bevor ein Prozess anfangen kann, soll ihr Geisteszustand untersucht werden, um die Frage der Schuldfähigkeit zu klären.

Der Weitere Handlungsverlauf wird in einer Art Parallelmontage erzählt. Einerseits werden die letzten sieben Tage bis zu ihrer Verhaftung rekapituliert, andererseits läuft die 3 Monats Frist zum Abschluss des psychiatrischen Gutachtens. Durch geschickt eingeflochtene Rückblenden wird immer wieder der Bezug zwischen Gegenwart und Vergangenheit dargestellt. Der Zuschauer wird in ein Labyrinth von verschiedenen Persönlichkeiten, Visionen, Träumen, Erinnerungen und Vorsehungen hineingezogen und verliert gleichsam der Protagonisten immer mehr den Blick fürs Reale. Verzweifelt sucht auch er nach dem Faden der Ariadne, sucht nach Orientierungspunkten nach einem Ausweg ….doch eine Differenzierung zwischen Sein und Schein wird zusehends schwieriger.

In diesem Sinne bringt es auch der Einführungsmonolog auf den Punkt:

Das Individuum besteht aus der Summe der zahlreichen Möglichkeiten die es in sich birgt. Nur um das völlige Chaos zu vermeiden, haben sie sich daran gewöhnt, den Eindruck von Einheit nach Außen zu vermitteln. Was andere ihren Charakter nennen, ist in Wirklichkeit nur der Panzer, der schützen soll was sie wirklich sind. So werden sie zu dem, was sie wirklich sind. Sobald sie einer Gefahr ausgesetzt sind, enthüllen sie für einen kurzen Augenblick das, was sie mit so viel Mühe zu verbergen suchen. Das nein ist ein schlechterer Lügner als das ja...

Fazit: Ein düsterer und raffinierter Psycho-Thriller, der vor allem auch durch die schauspielerische Leistung von Sylvie Testud (Claude) zu überzeugen vermag.


"Film ist die Übermittlung von Gedankeninhalten durch Bilderreihen, die zur Projektierung bestimmt sind."
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