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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

[img]http://www.cinoche.com/images/actualites/2004/munich.jpg[/img]

USA 2005
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Eric Bana, Daniel Craig, Geoffrey Rush, Mathieu Kassovitz, Ciaran Hinds, Hanns Zischler

"Es war der "Tag der Schakale", titelte die New Yorker Daily News, und "Die schlimmste Nacht der Bundesrepublik", so die Hamburger Zeit. Als am 5. September 1972 palästinensische Guerillas der Gruppe "Schwarzer September" in München die israelische Olympia-Mannschaft überfielen und ein Blutbad auslösten, waren mit einem Schlag gleich mehrere Illusionen zerstört: der Glaube an das Völker versöhnende Element des olympischen Feuers und die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts.
Steven Spielberg hat sein lange angekündigtes Vorhaben wahr gemacht und das Massaker von München sowie dessen Folgen für die Leinwand aufbereitet.

"Hulk" Eric Bana spielt den Anführer einer Gruppe von Geheimagenten, die in inoffiziellem Auftrag der israelischen Staatschefin Golda Meir ausziehen, um die Hintermänner des Terroranschlags zu liquidieren. Das Attentat selbst wird in der ersten Viertelstunde überwiegend aus der Perspektive der zeitgenössischen medialen Wahrnehmung gezeigt: zuckende, verrissene "Tagesschau"-Bilder, schockierte Nachrichtensprecher, entsetzte Zuschauer vor den Bildschirmen. Erst später wird der Film das Geschehen in Rückblenden bis in blutigste Details ausbreiten und immer albtraumhaftere Züge annehmen lassen. Doch im Lauf der minutiös geschilderten Rachemorde rückt eine ganz andere Frage in den Vordergrund: Rechtfertigt der schmerzliche Verlust der Israelis den Einsatz von Killerkommandos?

Oder erzeugt Gewalt nur Gegengewalt?

Spielberg bedient sich ausgiebig der stilistischen Vielfalt des Thriller-Genres - die Szene, in der ein kleines Mädchen Opfer der Bomben zu werden droht, bietet reinste Hitchcock-Suspense - , doch Botschaft und Haltung des Films weisen über Thriller-Grenzen weit hinaus. "München" ist ein quälendes, kontroverses Drama über die Frage, ob ein demokratisches System bestehende Rechte außer Kraft setzen darf, wenn es seinen äußeren und inneren Bestand bedroht wähnt. An diesen anderen "Krieg gegen den Terror" erinnern nicht umsonst die - noch stehenden - Twin Towers im Schlussbild." (www.cinema.de)

Sowohl Woody Allen als auch Steven Spielberg brachten im letzten Sommer je einen Film in die deutschen Kinos, die aber leider beide eher enttäuschend waren.
Nur ein halbes Jahr später bringen beide wieder je einen Film in die Kinos. Zudem sind beide Filmtitel nicht sonderlich lang und beide Filmtitel fangen mit dem Buchstaben "M" an.
Woody Allen machte mit "Match Point" einen seiner besten Filme seit Jahren. Das hätte ein gutes Omen dafür werden können, dass Spielberg nach seinen Rohrkrepierern "Terminal" und "Krieg der Welten" dasselbe hinbekommt.
Leider ist dies nicht eingetroffen!

Spielberg kündigte schon vor langer Zeit an das Münchener Olympiamassaker von 1972 zu verfilmen, was ich von vornherein für eine blöde Idee hielt, gab es doch schon vorher einen sehr guten Dokumentarfilm zu diesem Thema der "Ein Tag im September" heißt.
Wenn ich jetzt behaupte, dass mir dieser Dokumentarfilm wesentlich besser gefallen hat als Spielbergs Machwerk wird hoffentlich nicht wieder ein bestimmter Herr in diesem Forum behaupten, dass ich mich lächerlich mache... :cityofgod:
Aber weiter im Text!
Ich werde jetzt als erstes die guten Aspekte des Films aufzählen.
Die Schauspieler sind sehr gut, allen voran Eric Bana, der die Rolle des immer verzweifelter werdenen Mossad-Agenten wunderbar verkörpert.
Außerdem vermag der Film über weite Teile sehr zu unterhalten.
Leider war es das auch schon im Großen und Ganzen!

Der Konflikt zwischen Israel und Palästina wird bis auf zwei oder drei kleine Szenen überhaupt nicht thematisiert und der Film handelt letztenendes davon, dass ein paar Agenten durch die Weltgeschichte fahren und Leute umbringen.
Wenn Spielberg den Film nur als bloßen Agententhriller aufgezogen hätte wäre er schon nichts besonderes gewesen. Da sein bestreben jedoch war das Massaker und somit in gewisser Weise auch den israelisch-palästinensischen Konflikt zu thematisieren muss ich Spielberg leider einmal mehr filmisches Vollversagen bescheinigen, denn diese zwei oder drei Szenen reichen absolut nicht aus um den Film noch zu retten.
Zudem strotzen die Hinrichtungsszenen nur so von Blut und Gewalt, sodass man sich fragen muss, ob man das ganze nicht hätte subtiler zeigen können. Der Film wirkt trotz oder vielleicht auch wegen seiner übertriebenen Gewalt und auf Grund der Tatsache, dass bei jedem neuen Auftrag irgendwas schief läuft an den meisten Stellen unfreiwillig komisch, sodass man sich teilweise fast in die billigen Splatstick-Trashfilme von Peter Jackson versetzt fühlte.
Zu guter Letzt gibt es viele sinnfreie Rückblenden zu dem Olympiamassaker, wobei ich mich frage, wie die Hauptfigur sich an all das erinnern kann wo sie doch überhaupt nicht dabei war.

Fazit: Spielberg hat es anschinend darauf angelegt nach Ed Wood die neue Trashfilm-Ikone zu werden.

Userkritik (Murillo)
Zuletzt geändert von Anonymous am Mi 14. Jun 2006, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.


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Voland
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Beitrag von Voland »

Weshalb man immer wieder Filme guckt, von denen man schon vorher weiß, dass sie einen nicht interessieren? :mrgreen:


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Murillo hatte noch zwei Freikarten, die sonst abgelaufen wären.
Und da dachten wir uns, tun wir uns doch mal das neueste Machwerk von Spielberg an, damit wir wieder einen Grund haben Damien zu ärgern.

Murillo wird übrigens in den nächsten Tagen noch eine eigene Kritik zu diesem Film verfassen.
Man darf sich also auf weiteres Rumgepöbel gegen Mr. Spielberg freuen :mrgreen:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Das Fazit des Herrn Detlef P. ist Wunschdenken und hat rein gar nichts mit diesem Film zu tun.
Dieser Film ist absolut zu empfehlen und sollte nicht von Leuten angeschaut und grundlos niedergemacht werden, weils mal Spass macht,
Das hat dieses Thema und der Regisseur nicht verdient.
Herr Spielberg hat sich nun mal entschieden eher die moralischen Aspekte solcher Taten in den Vordergrund zu stellen.
Wenn das nicht der "Wunschfilm" oder das "Wunschthema" einiger Zuschauer ist, tut es mir leid, aber das ist kein Grund einen guten Film niederzumachen.


9/ 10 Punkte


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Lass uns Murillo und Spielberg in München besuchen und die Sache dort ein für allemal klären. *Die Augen zusammenkneif und mit den Fingern am Revolver rumspiel*


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