Good Night, and Good Luck

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Detlef P.
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Good Night, and Good Luck

Beitrag von Detlef P. »

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USA 2005
Regie: George Clooney
Darsteller: David Strathairn, George Clooney, Frank Langella, Robert Downey Jr., Patricia Clarkson

"George Clooney war wütend.Anfang 2003 hatte er auf der Berlinale sein Regiedebüt „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ präsentiert und in Interviews bereitwillig Stellung zur Politik seiner Regierung bezogen, war mit Demonstranten in Berlin und London gegen den Irak-Krieg auf die Straße gegangen. Alser in die USA zurückkehrte, prangte sein Konterfei auf dem Titelblatt einer Zeitschrift: „Verräter!“ George Clooney war so wütend, dass er sich dachte: „Setze ich mich halt hin und schreibe was.“ Das Ergebnis heißt „Good Night, and Good Luck“. Und wenn man bedenkt, unter welchen Umständen das Drehbuch entstand, ist es umso bemerkenswerter, wie präzise der Regisseur George Clooney diesmal zu Werke ging.
Während „Geständnisse“ – über den dubiosen Gameshow-Moderator Chuck Barris – noch überambitioniert und effektheischend wirkte, zeugt der konzentrierte, minimalistische „Good Night“ von einer Selbstsicherheit, die auf Firlefanz verzichten kann.

„Good Night, and Good Luck“ war der Gruß, mit dem sich Edward Murrow von seinem Publikum verabschiedete. Als Radioreporter während des Zweiten Weltkriegs zu Ruhm gekommen, wurde der Pionier zum Aushängeschild des Fernsehkonzerns CBS, der ab 1951 sein Reportagemagazin „See It Now“ ausstrahlte.

Murrow erreicht bis zu 40 Millionen Zuschauer, als er in seiner Sendung Senator McCarthy attackiert, den republikanischen Großinquisitor, der mit fragwürdigen Methoden eine landesweite Kommunistenhatz anstrengt: Schon ein anonymer Hinweis, ein bloßer Verdacht ohne jede Beweisgrundlage reicht aus, um angebliche rote Sympathisanten zu demütigenden Verhören vorzuladen, die teils live im Fernsehen übertragen werden. McCarthy schlägt umgehend zurück, der Senderchef fürchtet um seine Werbekunden, Murrow und sein Team werden drangsaliert und abgestraft.

„Good Night“ ist ein Abgesang auf das goldene Zeitalter des Fernsehens, als Meinungsmache noch mit Journalismus und Integrität zu tun hatte – und ein weltmännischer Moderator wie Murrow vor laufenden Kameras Kette rauchte. Die Aufbruchstimmung im Newsroom weicht bald einer Atmosphäre der Furcht und des Misstrauens. Dazu passt das ungnädige Schwarz-Weiß, das jede Falte betont und alle Gesichter kränklich aussehen lässt: Mit uns geht es zu Ende.

Wenn das Fernsehen seinen Bildungsauftrag dem Gott der Unterhaltung opfert, bleibt „nichts als Drähte in einem Kasten“, so Edward Murrow. Clooney, der selbst mit vornehmer Zurückhaltung Murrows loyalen Produzenten spielt, hat dem Vorkämpfer wider die Korruption und Gleichschaltung der Massenmedien ein Denkmal gesetzt – und indirekt seinem Vater, Nachrichtenmann Nick Clooney. Schönen Gruß auch an jene Medienvertreter, die seinen Sohn einen Vaterlands-„Verräter“ schimpften, weil er einige Fragen hatte, „bevor wir unsere Kids in den Krieg schicken“. Denn wer nicht fragt, bleibt dumm.

Fast beruhigend, dass der ehrenwerte Mr. Clooney trotzdem cool bleibt. Ja, er dreht mit Steven Soderbergh den Politthriller „The Good German“. Aber danach kommt „Ocean’s Thirteen“!" (www.cinema.de)

Sehr guter Film!
Ein Plädoyer gegen falschen Patriotismus und für Idealismus und den Bildungsauftrag der Medien.
Schauspielerisch auf ganzer Linie überzeugend und atmosphärisch tadelos.
Also kein Wunder, dass der Film bei der Oscarverleihung komplett übergangen wurde :twisted:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung der amerikanischen Vergangenheit, und darüber hinaus ein starkes Playdoyer für die Meinungs- und Pressefreiheit, mit reichlich Seitenhieben gegen Wirtschaft, Gesellschaft und das politische System.
Seht es euch selber an!


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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thejackass
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Beitrag von thejackass »

Schon vorher war mir klar, dass man für „Good Night, and Good Luck.“ ein gewisses Interesse an Politik und/oder Geschichte zeigen muss. Denn wem diese Thematik überhaupt nicht anspricht, der wird auch an diesem Film kein Gefallen finden.

Wenn man sich mit der Thematik vorher noch nicht auseinander gesetzt hat, dann ist es sehr wichtig, dass man dem Film die ganze Zeit über eine hohe Aufmerksamkeit schenkt, da man sonst schnell das Konzept verlieren kann. Mir persönlich fiel das nicht schwer, da der Film äußerst spannend aufgebaut ist.

George Clooney, der hier sowohl vor als auch hinter der Kamera stand, hat eine großartige Arbeit geleistet und eine Menge von guten Schauspielern für sich gewinnen können. In Nebenrollen sieht man unter anderem Jeff Daniels und Robert Downey Jr., die jedem bekannt sein sollten. Bis dato leider unbekannt war für mich der Hauptdarsteller David Strathairn, der überaus überzeugend gespielt hat und nicht umsonst für den Oscar nominiert wurde.

Was ich zum Schluss unbedingt noch anmerken muss ist, dass die Idee den Film in schwarz/weiß zu zeigen überaus gut war. Somit wird dem Film ein älterer Touch verliehen, was sich sehr positiv auswirkt. Auch die Originalaufnahmen aus der Zeit, die man zu sehen bekommt, bringen Abwechslung in den Film.

Meiner Meinung nach ist „Good Night, and Good Luck.“ ein überaus guter Film über die Presse- und Meinungsfreiheit, der sich außerdem mit der Vergangenheit Amerikas auseinandersetzt. Jeder, der sich also nur annähernd für Politik oder Geschichte interessiert, wird mit dem Film vollkommen zufrieden sein.

=> 8/10


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Murillo
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Beitrag von Murillo »

großartiger Film. :huld:


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Ich kanns kaum erwarten den zu sehen....
ich fand schon Syriana großartig!!
langsam bekomme ich Hochachtung vor Clooney!!!


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
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