
GB/USA 2006
Regie: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Woody Allen, Hugh Jackman
"Kaum ist Scarlett Johansson aufgetreten, lässt Woody Allen sie auch schon verschwinden.
Der drittklassige Magier Sid Waterman alias „der große Splendini“ (Allen) braucht eine Freiwillige aus dem Publikum und bittet die New Yorker Studentin Sondra (Johansson), Sommergast in London, zu sich auf die Bühne. Es ist natürlich ein ganz billiger Trick – trotzdem zweifelt Sondra an ihrem Verstand: Während sie in Sids Magic Box ausharrt, materialisiert sich neben ihr der Geist des kürzlich verstorbenen Starreporters Joe Strombel (Ian McShane aus der Serie „Deadwood“). Er ist dem Sensenmann von der Fähre gesprungen, um eine letzte Sensationsstory anzuschieben: die Enttarnung des mysteriösen „Tarot-Killers“, der London in Angst versetzt wie einst Jack the Ripper. Da Strombel in der Welt der Lebenden nichts mehr ausrichten kann, dient sich Sondra ihm als Medium an. Um die magische Verbindung zu ihrem jenseitigen Informanten aufrechtzuerhalten, braucht sie Splendini. Obwohl der ein einziges Nervenbündel ist und glaubt, dass man Infos im Internet „dudelt“, spürt das kuriose Duo, das sich als Vater und Tochter ausgibt, schnell den Hauptverdächtigen auf: Peter Lyman (Hugh Jackman) ist der Sohn eines echten Lords, ein vollendeter Gentleman. Sondra ist hin und weg. Dieser Traummann soll ein Mörder sein? Lächerlich. Aber kann sie da wirklich ganz sicher sein? Ehrgeiz, Hochmut, Heuchlertum, Verbrechen: Diese Themen hat Woody Allen bereits in seinem letzten Film, dem grandiosen Psychodrama „Match Point“, behandelt – wenn auch ungleich hinterhältiger. Wie in „Match Point“, in dem Scarlett Johansson die Affäre mit einem gewissenlosen Emporkömmling zum Verhängnis wird, muss in „Scoop“ erneut die britische Upper Class als Zielscheibe herhalten. Und so hat der leidenschaftliche New Yorker, der Manhattans Leinwand-Image prägte wie kein anderer, abermals in London gedreht – trotz der „Sprachbarriere“ und des mörderischen Linksverkehrs.
„Scoop“ nun, Allens 37. Kinoregie in 40 Jahren, wartet mit zwei Knüllern auf: 1. Allen hat seinen unvergleichlichen Humor wiedergefunden und schenkt uns inmitten der typischen Power-Dialoge wieder Sätze wie: „Ich bin zum Narzissmus konvertiert. Aber erzählen Sie das bloß keinem, sonst werde ich sofort des Antisemitismus beschuldigt!“ 2. Der 70-Jährige hat sich getraut, diesmal selbst neben Johansson vor die Kamera zu treten – obwohl sie „so viel begabter ist als ich“. Zumindest inspiriert sie ihn. Die Idee zu „Scoop“ hatte Allen lange bevor er seine neue Muse kennenlernte. Als sie zusagte, bedankte er sich mit einem maßgefertigten Skript. Lenkte Johanssons Sexappeal in „Black Dahlia“ noch zu sehr von der Handlung ab (wie US-Kritiker allen Ernstes monierten), hat Allen seinen Star sanft entschärft: Mit kluger Brille, naiv und durchtrieben zugleich, zeigt er die 21-Jährige bezaubernder denn je.
Während Allen sich noch vor zehn Jahren in „Everyone Says I Love You“ von der halb so alten Julia Roberts anschmachten ließ, sind seine Tage als romantischer Held unwiderruflich vorbei. Galant lässt er der Jugend den Vortritt und stellt Scarlett den attraktivsten Nicht-briten zur Seite, der überzeugend einen aristokratischen Briten spielen kann: den australischen „X-Man“ Hugh Jackman. Noch dazu ließ „Onkel Woody“, wie Scarlett ihn zärtlich nennt, seinem Augenstern am Set jede Freiheit. „Jeden meiner Filmküsse mit Hugh wollte ich zigmal wiederholen“, gesteht Miss Scarlett lachend: „‚War das wirklich überzeugend? Das geht noch besser!‘ Woody war sehr geduldig mit mir.“
So leicht bringt man einen Woody Allen nicht aus dem Konzept. Für den Regisseur, dem man bis zu der Überraschung „Match Point“ regelmäßig vorwarf, dass er nur mehr blasse Variationen seiner alten Klassiker abliefere, ist „Scoop“ kaum mehr als eine Fingerübung, ein „Ach komm, einen hab’ ich noch“. Trotzdem – oder gerade deshalb – ist dieser sein charmantester, lustigster Film seit Jahren. Oft genug hat Allen bereitwillig zugegeben, dass er sich wiederholt und seine Filme vor allem zu seinem eigenen Vergnügen dreht. Aber so mitreißend wie hier hat sich das Vergnügen lange nicht mehr auf das Publikum übertragen. Manchmal kann der große Woodini nämlich doch ein bisschen zaubern. Freiwillige vor." (http://www.cinema.de)
Der neueste Film eines Groß-Meisters!
Woody Allen variiert hier praktisch die Grundidee von "Match Point" wechselt die Perspektiven und macht daraus eine zauberhafte Komödie.
Somit dürfte er endgültig bewiesen haben, dass er mit seinen 71 Jahren immer noch nicht zum alten Eisen gehört.