Sie küssten und sie schlugen ihn

Les quatre cents coups

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Murillo
die graue Eminenz
die graue Eminenz
Beiträge: 3520
Registriert: Sa 9. Okt 2004, 15:31
Wohnort: Budapest
Kontaktdaten:

Sie küssten und sie schlugen ihn

Beitrag von Murillo »

Bild
F 1959, R: Francois Truffaut
D: Jean-Pierre Léaud

"Antoine (Jean-Pierre Léaud), im Film zwölfeinhalb Jahre alt, lebt bei seiner Mutter Gilberte (Claire Maurier), die ihn nie wollte, und seinem Stiefvater Julien (Albert Rémy), der mal freundlich zu Antoine ist, mal deutlich zeigt, wie wenig Interesse er eigentlich an dem Jungen hat. Ähnlich ergeht es Antoine in der Schule. Der Französisch-Lehrer (Guy Decomble) führt ein hartes, patriotisches Regiment, durchsetzt mit oberflächlicher Zuneigung in wenigen Situationen. Antoine ergeht es in der Schule nicht viel anderes als seinen Mitschülern, aber dennoch hat er das Pech, für viele "Vergehen" verantwortlich gemacht zu werden, ob er es nun war oder nicht. Denn Antoine ist nicht besonders gut, und er hat - aus welchen Gründen auch immer - einen Ruf weg als unzuverlässig, faul und desinteressiert.
Anstatt in die Schule zu gehen, schlendert er lieber mit seinem Freund René (Patrick Auffay) durch die Stadt, fälscht Entschuldigungsschreiben, die er dann doch nicht benutzt, oder verbringt aus Angst vor Strafe durch die Eltern und Lehrer auch mal eine Nacht in einer alten Fabrik. Seine "Vergehen" sind aus der Nähe betrachtet geringfügig und unbedeutend. Doch das Erziehungssystem und seine Protagonisten sehen das anders. Antoine lügt, behauptet gar einmal, er sei nicht in die Schule gekommen, weil seine Mutter gestorben sei, stiehlt eine Schreibmaschine aus dem Büro, in dem sein Stiefvater arbeitet, bringt sie - als René und er sie nicht verkaufen können - wieder zurück und wird dabei dann erwischt..." (http://www.filmzentrale.de)
[hr]

Habe diesen Film nun auch endlich sehen dürfen.
Eigentlich eine ganz solide, stilsichere und unterhaltsame Angelegenheit von Truffaut. Jedoch war ich ein wenig enttäucht, denn der Film hätte für meine Begriffe noch viel radikaler und konsequenter ausfallen müssen.
Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich schon zu viele Filme von Godard gesehen habe und die anderen Nouvelle Vague-Sachen mir langsam zu langweilig werden.
Ohne pervers klingen zu wollen halte ich mal fest: Ein paar Morde und Misshandlungen hätten diesem Film garantiert gut getan. Aber da war der werte Herr Truffaut, den ich trotzdem sehr respektiere, leider viel zu zurückhaltend.
Abgesehen davon ein klasse Film.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6861
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Beitrag von Detlef P. »

Hm, hätte auch gedacht, dass er dir besser gefällt (ich klinge schon fast wie Voland :mrgreen: )
Dieser war meine allererste Berührung mit der Nouvelle Vague vor vielen vielen Jahren. Und seit damals denke ich, dass der Film heutzutage doch sehr angestaubt wirkt. Es gab einfach schon viele zu viele Filme mit dieser Thematik als dass dieser heute noch so herausstechen könnte.
Man merkt auch stark, dass die Nouvelle Vague noch in den Kinderschuhen steckte, genau wie bei "Außer Atem", dort nur nicht ganz so stark.
Vielleicht sollte ich mir den Film heute nocheinmal ansehen um ihn besser beurteilen zu können. Aber bisher hatte ich dazu absolut keine Lust. Obwohl ich gerne mal Truffauts Fortführungen dieses Films sehen würde.
Naja, was soll´s!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten