Operation: Kingdom

The Kingdom

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Detlef P.
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Operation: Kingdom

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://img5.allocine.fr/acmedia/medias/nmedia/18/63/78/83/18758590.jpg[/img]

USA 2007
Regie: Peter Berg
Darsteller: Jamie Foxx, Jennifer Garner, Chris Cooper, Jason Bateman

"Es gibt zwei Stellen in diesem Film, an denen wichtigen Personen der Handlung etwas ins Ohr geflüstert wird. Erst ganz am Ende wird der Zuschauer den Wortlaut erfahren. Er ist identisch. Und er fasst in ganz wenigen Worten die ausweglose Situation im Kulturkampf zwischen dem Westen und islamischen Gotteskriegern zusammen.
Peter Bergs Action-Politthriller „Operation: Kingdom“ gehört zu den überragenden Filmen des Jahres, und das erstaunt umso mehr, als sein Regisseur bislang in erster Linie als Schauspieler („Smokin’ Aces“) oder als Macher mäßig sehenswerter Kinokost wie der The-Rock-Prügelei „Welcome to the Jungle“ aufgefallen ist. Ein inszenatorischer Einfluss von „Operation: Kingdom“-Produzent Michael Mann („Collateral“, „Miami Vice“) mag sicher nicht ausgeschlossen sein, doch Berg dürfte nun – nach seiner vierten Regiearbeit – mit Sicherheit zur A-Liga von Hollywood zählen.

Denn „Operation: Kingdom“ ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Kein Film zuvor hat das kollektive Trauma, das die Nation nach dem 11. September 2001 ergriffen hat, unter Aussparung aller elegischer Trauertöne so unmittelbar und schonungslos aufgegriffen. Es ist der erste Film, der die Wut nach dem 11. September zum Ausdruck bringt, was ihn aber bei Weitem nicht zu einem patriotischen Propagandawerk geraten lässt. Berg mutet den Zuschauern Bilder zu, die sich ins Bewusstsein brennen, und gerade der grimmige Realismus der Anschlagsszene zu Beginn des Films lässt den fiktiven Charakter der Story fast vergessen.

Aber Berg zeigt auch die Unvereinbarkeit der Kulturen, den zu allem entschlossenen Hass auf beiden Seiten, der sich durch jeden Toten, durch jedes Attentat nur weiter hochschaukelt. Dies ist nur ein Film, ja. Aber ein Film voller schmerzhafter Wahrheiten.

Nicht umsonst beginnt Bergs Film mit einer fiebrigen Schnittfolge, die das angespannte geopolitische Verhältnis zwischen den USA und Saudi-Arabien rekapituliert. Es geht um Öl, Macht und Einfluss. Eine Einblendung erinnert daran, dass 15 der 19 Attentäter des 11. September Saudis waren.

Dann kommt auch schon die erste Szene, die wie ein Schlag in die Magengrube wirkt: der Angriff einer islamistischen Terrorgruppe auf eine abgesperrte amerikanische Wohnsiedlung in Riad. Dass anschließend eine Elite-Einheit des FBI mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt wird, und nicht etwa ein Geheimdienstkommando, mag man als unwahrscheinlich ansehen. Auch dass dem vierköpfigen Team eine Frau angehört, dürfte angesichts einer derart hochsensiblen Situation wenig realistisch sein. Doch das sind Marginalien, den wichtigsten Punkt macht Berg dafür unmissverständlich klar: Kaum dass die US-Agenten fremden Boden betreten haben, wünscht ihnen fast jeder, der ihnen begegnet, dass sie im Leichensack zurückreisen.

Der leitende Agent Ronald Fleury (Jamie Foxx), Sprengstoffexperte Sykes (Chris Cooper), Forsensik-Spezialistin Mayes (Jennifer Garner) und Analytiker Leavitt (Jason Bateman) führen ab sofort ein Leben an der kurzen Leine ihrer uniformierten Aufpasser – auf deren unbedingte Loyalität sie im Einzelfall wohl auch nicht vertrauen könnten. Nur einer scheint wirklich auf ihrer Seite zu stehen: Colonel Al-Ghazi (eine Entdeckung: Ashraf Barhom), ein hochrangiger Polizeioffizier, der sich streng den Buchstaben des Gesetzes verpflichtet fühlt. Al-Ghazi wird zum wertvollsten Vertrauten von Chefagent Fleury, und zwischen diesen beiden Männern deutet sich endlich einmal an, dass eine Möglichkeit der Verständigung und Annäherung zwischen beiden Kulturen besteht. Doch das ist so ziemlich der einzige optimistische Moment, den dieser Film zu bieten hat.

„Operation: Kingdom“ begründet zusammen mit den Irak-Kriegs-Dramen „In the Valley of Elah“ und „Redacted“ sowie „Rendition“, einem Thriller um CIA-Geheimgefängnisse mit Jake Gyllenhaal, eine ganze Reihe thematisch verwandter Filme, die darauf schließen lassen, dass die kommende Oscar-Verleihung unter starkem politischen Akzent stehen wird. Die Schamfrist ist vorbei, Hollywood stellt sich dem Terror – und den damit verbundenen landeseigenen Verstrickungen in Kriegsgräuel, Folter und Vergewaltigungen. Oliver Stone hat fünf Jahre nach den Anschlägen mit „World Trade Center“ die Tür aufgestoßen. Kurz nach ihm folgte der Brite Paul Greengrass mit „Flug 93“, der dramatischen Rekonstruktion der Vorgänge an Bord des vierten entführten Flugzeugs, das über einem Feld in Pennsylvania abstürzte. Beide wurden hochgelobt, waren aber keine Kassenerfolge. Auch Angelina Jolies „Ein mutiger Weg“ über die Ermordung des Journalisten Daniel Pearl durch Al-Qaida-nahe Kreise, blieb hinter den kommerziellen Erwartungen zurück, weshalb die Zeitschrift „Newsweek“ bereits spekulierte, ob die Amerikaner dem Krieg gegen den Terror im Kino bewusst aus dem Weg gehen würden.

Vor diesem Hintergrund wird „Operation: Kingdom“ zu einem interessanten Experiment. Regisseur Berg kombiniert erstmals Motive des klassischen Actionfilms mit einer ernsthaften kritischen Kommentierung der Folgen des 9/11-Schreckens. Wenn Berg Schießereien oder die Attacke auf einen amerikanischen Konvoi inszeniert, ist das von unglaublicher dynamischer Wucht. Ein US-Kritiker merkte gar an, seit Sam Peckinpah die Kamera zur Seite gelegt hätte, sei kein Regisseur gewalttätiger gewesen. Wenn derselbe Filmemacher sich aber der politischen Tragödie des Stoffs zuwendet, rührt er mühelos an große Genre-Vorbilder wie „Under Fire“ oder „Ausnahmezustand“ und erreicht eine dramatische Aussagekraft, wie man sie sonst in Action-filmen vergeblich sucht. Insofern ist Berg ein ungewöhnlicher Zwitter gelungen: Jerry-Bruckheimer-Kino mit Niveau, „Black Hawk Down“ ohne Sonnenuntergänge, dafür mit gewichtiger Botschaft.

Woraus diese Botschaft besteht, erklärt sich am Ende, wenn die eingangs erwähnten geflüsterten Worte laut ausgesprochen werden. Es ist der zweite Faustschlag, den der Film seinen Zuschauern versetzt, und jeder wird eine Weile brauchen, um sich davon zu erholen. Das Schlimmste aber: Der Krieg gegen den Terror läuft genau auf den Inhalt dieser geflüsterten Worte hinaus.

Denn eines macht „Operation: Kingdom“ auch klar: Einen Sieger in diesem Krieg wird es nicht geben." (www.cinema.de)

Nachdem ich mehreren Quellen entnommen hatte, dass dieser Film ziemlich amerika-kritisch die Geschehnisse im nahen Osten illustrieren soll hatte ich schon überlegt ihn mir anzusehen.
Da mein Bruder mich gestern mit zwei Freikarten ins Kino einlud überzeugte ich ihn, dass wir uns "Operation: Kingdom" ansehen, aus den bereits genannten Gründen.
Nun ja, was ich da zu sehen bekam strotzte nun nicht gerade SO stark von Kritik. Eigentlich sind der Anfang und der Schluss das einzige einigermaßen Kontroverse an dem Film.
Sonst kriegen wir die ganze Zeit über extrem coole und abgeklärte Amis zu sehen, die in Saudi-Arabien nach einem Terroranschlag die Schuldigen finden wollen. Flotte Sprüche und Actionsequenzen inklusive.
Das geilste und klischeehafteste war jedoch eine Szene am Ende in der (SPOILER)Der einzige Saudi-Araber, der den Amis helfen darf unter lustigen Bedingungen stirbt während die Amis natürlich alle überleben.(SPOILERENDE)
So gesehen bestand der Film aus den üblichen Zutaten aus denen amerikanische Actionfilme so gemacht werden. Nur nicht mit so starkem Patriotismus-Gehampel.


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
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