Abbitte

Atonement

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Detlef P.
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Abbitte

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://www.mickey07.com/kinoclub/Filme/Abbitte/Hauptplakatjpeg_kl.jpg[/img]

GB 2007
Regie: Joe Wright
Darsteller: James McAvoy, Keira Knightley, Romola Garai, Saoirse Ronan

"Es ist der heißeste Tag des Sommers 1935. Auf dem englischen Landsitz der Tallis herrscht gepflegte Langeweile. Mama hat sich mit Migräne zurückgezogen, Tochter Cecilia arrangiert Blumen. Nur Nesthäkchen Briony ist aufgeregt. Gerade hat die ernste 13-Jährige ihr erstes Theaterstück vollendet. Cousine Lola und ihre Brüder sollen es unter Brionys Regie aufführen. Doch dazu wird es nie kommen.
Lola und die Jungs haben keine Lust zum Proben. Missmutig beobachtet Briony am Fenster einen seltsamen Vorfall im Garten. Am Springbrunnen sieht sie Cecilia mit Robbie Turner, dem Sohn der Haushälterin. Briony begreift nicht, warum ihre Schwester im Unterrock dasteht. Aber ihre Neugier ist entfacht. Und ihr Ehrgeiz.

Noch einmal dieselbe Szene am Brunnen. Diesmal ist der Zuschauer bei Cecilia und Robbie, hört mit, was Briony nicht hören konnte. Der erste Bruch, beispielhaft für die gewagte Erzählstruktur der Literaturverfilmung „Abbitte“: abrupte Zeitsprünge, Wiederholungen aus verschiedenen Perspektiven, die sich nach und nach zu einem oft trügerischen, schockierenden Gesamtbild fügen.

Dieser drückend heiße Tag, der die Menschen träge und ein bisschen verrückt macht, ist noch nicht vorbei. Robbie schreibt Cecilia einen Brief, und ausgerechnet Briony soll ihn überbringen. Am Ende des Abends wird Briony ihn eines Verbrechens beschuldigen, dass er nicht begangen hat. Ein furchtbares Missverständnis. Oder besser: die Interpretation eines verzogenen Kindes mit reger Fantasie, das um Aufmerksamkeit buhlt. Es ist eher ein tragischer Irrtum als eine boshafte Lüge, die Robbie ins Gefängnis bringt. Aber Briony zerbricht damit drei Leben: Robbies, Cecilias und ihr eigenes.

Ian McEwan gilt als größter englischer Schriftsteller der Gegenwart, und „Abbitte“ ist sein Meisterwerk. Joe Wright, der mit der Jane-Austen-Adaption „Stolz und Vorurteil“ sein Kinodebüt gab, ist das Wagnis eingegangen, den komplexen Roman zu verfilmen. Drehbuchautor Christopher Hampton („Gefährliche Liebschaften“) hat die 530 Seiten starke Vorlage klug komprimiert. So bewältigt Regisseur Wright in 138 packenden Minuten, worauf andere mindestens drei Stunden verwenden würden: ein Epos in betörenden Bildern einerseits, eine intime Psychostudie andererseits. „Abbitte“ ist mehr als eine große Romanze: ein abgründiges, hinterhältiges Werk um Schuld, Sühne und die Macht der Fantasie.

Briony spielte an jenem verhängnisvollen Abend, als ihre Fantasie mit ihr durchging, Schicksal. Doch die „glättende Hand der Zeit“ (McEwan) heilt nicht alle Wunden. Als Robbie endlich aus dem Gefängnis kommt, trennt ihn der Zweite Weltkrieg erneut von seiner Cecilia. Joe Wright illustriert den Irrsinn ohne Granaten und zerfetzte Körper. Allein die sensationelle Sequenz, in der Robbie den französischen Hafen Dünkirchen erreicht, dürfte Wright und Kameramann Seamus McGarvey Oscar-Nominierungen sichern: Die eingekesselten Soldaten warten auf die Evakuierung. Feuer, Randale, Chaos, tausend Komparsen – fünf surreale Minuten, gefilmt in einer einzigen nahtlosen Steadicam-Fahrt.

Briony, mittlerweile 18, büßt unterdessen als Krankenschwester in London. Jeder Soldat, den sie pflegt, könnte Robbie sein. Cecilia hat mit der Familie gebrochen. Erneut ist Brionys Fantasie gefordert: Sie muss einen Weg finden, um bei ihrer Schwester Abbitte zu leisten.

Drei Kapitel, drei Protagonisten, ein Paar, das immer wieder getrennt wird. Bei diesem Konstrukt wäre es nicht fair, in Haupt- und Nebendarsteller zu unterteilen. Romola Garai, die uns zuletzt in „Angel“ bezauberte, teilt sich Brionys Part mit der 13-jährigen Newcomerin Saoirse Ronan, und beide hinterlassen großen Eindruck. Wrights „Stolz und Vorurteil“-Star Keira Knightley erscheint als Cecilia wundersam gereift. Und das liegt nicht allein an der eleganten Mode der 30er, die jede Göre zur Dame macht. Doch der Film gehört Robbie-Darsteller James McAvoy („Der letzte König von Schottland“). Joe Wright über seinen tragischen Helden: „Wenn er lacht, muss man lächeln. Wenn er weint, weint man mit ihm.“ Jeder noch so raffinierte Film braucht eine Seele. „Abbitte“ hat sie in James McAvoy." (www.cinema.de)

Ein ziemlich interessanter und guter Film mit einigen überraschenden Wendungen von welchen vermutlich die Wendung am Schluss die mit Abstand überraschenste ist.
Darsteller und Regie sind top und das absolute Highlight war für mich eine einzige lange Kamerafahrt mit tausenden von Statisten an einem Strand entlang.
Eine sehr komplexe Geschichte aus mehreren Blickwinkeln erzählt.
Hervorragend!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Absolut genialer Film, der erst wie ein Historiendrama aussieht, dann einige kranke Wendungen nimmt und insgesamt als ziemlich abgedrehter Psychotrib betrachtet werden kann.

Sehr gute Schauspieler, atemberaubend schöne und (oder) verstörende Szenen, dazu eine sehr abwechslungsreiche handlung und ein merkwürdiger aber genialer Soundtrack.

Für mich der bislang beste Film des Jahres
(was bei dem bisherigen Kinojahr keine herausragende Auszeuchnung ist)


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Für mich der größte Scheißdreck den ich seit langem gesehen hab. Jeder Cent den ich für diesesn Schund ausgegeben habe ta mir weh,
Was für ein dämlicher Scheißmüll


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Aber die Kamerafahrt in der Mitte war doch wohl übergenial. Das musst Du zugeben, oder?


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