No Country for Old Men
Verfasst: Di 18. Mär 2008, 14:57
USA 2007
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson, Kelly Macdonald, Barry Corbin, Garret Dillahunt, Tess Harper
"Der chronisch abgebrannte Vietnam-Veteran Llewelyn Moss gelangt durch Zufall in den Besitz von zwei Millionen Dollar, die aus dem Besitz einer mexikanischen Drogengang stammen. Er will das Geld behalten, aber die Gangster spüren ihn auf, und Llewelyn bleibt nur noch die Flucht. Verfolgt von einem eiskalten Killer, taucht er im nahen Mexiko unter. Auch der kurz vor seiner Pensionierung stehende Polizeichef Ed heftet sich auf die Spuren Llewelyns. Blut wird fließen, viel Blut ...
„No Country for Old Men“, der neue Film von Joel und Ethan Coen, gehört neben „There Will Be Blood“ zu den Favoriten der diesjährigen Oscar-Wahl und wurde acht Mal für den Goldzwerg nominiert. Mit dem grimmigen Westernthriller kehren die Coens nach Ausflügen ins Komödienfach („Ein (un)möglicher Härtefall“, „Ladykillers“) zurück zum hartgesottenen Stil ihrer frühen Erfolgsfilme „Blood Simple“ und „Fargo“.
Lange nicht mehr wurde auf der Leinwand so lakonisch und nebenbei gestorben. Der Tod ist ein ständiger Begleiter des von Josh Brolin dargestellten Losers Llewelyn Moss, der gleich am Anfang in einem einsamen Wüstenstrich über Unmengen von Leichen stolpert. Es handelt sich um die blutigen Überreste eines Drogendeals, der offenkundig unerwartet eskaliert war. Niemand hat das Massaker überlebt, selbst die Hunde wurden erschossen. In der Nähe des Shoot-outs findet Llewelyn eine prall gefüllte Geldtasche, mit der er sich aus dem Staub macht. Ein Fehler. Denn ab jetzt ist ein Teufel in Menschengestalt hinter ihm her.
Der Killer Anton Chigurh hat nicht nur einen seltsamen Namen, sondern pflegt noch befremdlichere Umgangsformen. Er tötet seine Opfer mit einem Pressluft-Bolzenschussgerät, das sonst beim Schlachten von Vieh verwendet wird. Gefühle sind ihm fremd, menschliches Leben verachtet er, und manchmal entscheidet er durch das Werfen einer Münze, wer davonkommt und wer ins Gras beißt.
Dargestellt wird dieser Ultra-Psychopath vom Spanier Javier Bardem, der derzeit auch in „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ zu sehen ist – und für den Part des Anton Chigurh ebenfalls eine Oscar-Nominierung erhielt.
Der Pressluftkiller lässt auf der Suche nach Llewelyn allerlei Leichen zurück, die den gutmütigen, alten Polizeichef Ed (Tommy Lee Jones) auf den Plan rufen. Gleichzeitig wird Llewelyn von einem Kopfgeldjäger (Woody Harrelson) aufgespürt, der den Flüchtigen eindringlich vor Chigurh warnt, denn dieser habe „Prinzipien“. Aber da ist es für Llewelyn Moss schon fast zu spät ...
„No Country for Old Men“ basiert auf dem Roman von Cormac McCarthy (siehe Kasten rechts). Die Coen-Brüder setzen den abgrundtiefen Pessimismus des Buches in Bilder poetisch-brutaler Melancholie um. Bisweilen blitzt trockener, lakonischer Humor auf, aber getragen wird der Film von einer bitteren, fast resignativen Grundstimmung.
Es ist vergeblich, gegen die Gewalt und das Morden anzugehen, so die untergründige Botschaft von „No Country“, denn Gewalt und Mord sind nicht mehr einzudämmen und haben das Land überflutet, wie in einer Schlüsselszene mit Tommy Lee Jones und einem Ex-Cop suggeriert wird. Der neue Film der Coens ist daher wie der Blick in einen Abgrund – und er wirft uns mitten hinein." (www.cinema.de)
Gestern habe ich das neueste Meisterwerk von den Coen-Brüdern gesehen. Der Film, der dieses Jahr vier Oscars für Film, Regie, Drehbuch und Nebendarsteller gewonnen hat.
Ich kann definitiv sagen, dass der Film der mit Abstand beste Film der Coens seit Jahren ist.
Im Grunde ist es ein Film mit doppeltem Boden. Anfangs ist es ein üblicher, da er von den Coen-Brüdern ist, jedoch makabrer und recht gewaltvoller Thriller, der sich jedoch im Verlauf mehr und mehr als Abgesang auf das amerikanische Gesellschaftssystem versteht. Und erst da Begann ich endlich den Titel des Films zu begreifen, der mich die ganze Zeit über extrem stutzig gemacht hatte.
Was mich ganz besonders beeindruckt hat, war die unglaubliche Langsamkeit und Ruhe, mit welcher der Film erzählt wurde, wodurch er jedoch auch seine Spannung zog. Eine absolute Seltenheit bei heutigen Filmen, welche sich bei diesem ruhig mal eine Scheibe abschneiden sollten.
Und auch wenn der Film absolut herausragend ist hätte es mich mehr gefreut, wenn "There Will Be Blood" die Awards gewonnen hätte.